Hallo zusammen,
in den letzten Wochen hatte ich mal wieder die Gelegenheit, von Südafrika aus den Südsternhimmel zu beobachten. Leider habe ich deswegen das diesjährige DeepSky Meeting verpasst. Aber jetzt komme ich endlich dazu, mal einen Beobachtungsbericht bzw. Erlebnisbericht darüber zu schreiben.
Bin zwar öfters in Südafrika, hatte bisher aber höchstens einen 60 mm Refraktor oder Feldstecher dabei, aber ich hatte noch einen alten 8-Zoll Orion SkyQuest Spiegel übrig, den Matze (Mr_beteigeuze) nach dem letztjährigen DSM mit seinem Interferometer vermessen hatte (97% Strehl-Wert - an dieser Stelle nochmals vielen Dank für die Messung, Matze!). So habe ich mich entschlossen, von Reinhard Schulten einen Reisedobson aus der vorhandenen Optik bauen zu lassen, der auseinandergebaut im Handgepäck transportiert werden kann.
Bisher war ich noch nie auf einer der Astrofarmen, aber bin sehr gerne irgendwo in der Wildnis unterwegs, und wollte das mal wieder mit dem Astronomie-Hobby verknüpfen...
Dieses Mal hatte ich die Gelegenheit, einige Nächte im ziemlich abgelegenen Tankwa Karoo National Park zu verbringen. Hier gibt es ein paar einfache Hütten zum Übernachten, die keinen elektrischen Strom haben. Kochen und Warmwasser geht mit Gas, Raumbeleuchtung mit Petroleumlampen. Nahrungstechnisch muss man sich selbst verpflegen, herumfahren sollte man hier nur mit Allradantrieb. Die nächste Siedlung (Middelpos) ist Luftlinie 40 km entfernt, 80 km östlich bei Sutherland (zweitnächste Siedlung) befindet sich das große SALT Teleskop, das ich später auch besichtigen konnte.
8-Zoll Reiseteleskop vor Hügelkulisse
Erdschatten nach Sonnenuntergang
Zu nichtastronomischen Tätigkeiten, man sieht hier allerhand Wildlife (Vögel, Raubvögel, Red Hartebeest, Springbok, Oryx). In der Dämmerung lief eine Afrikanische Wildkatze in ein paar Metern Entfernung vorbei. Gehört hab ich nachts auch noch ein anderes Tier. Mehr dazu später...
Bisher war ich an wenigen Standorten, an denen man quer über den Himmel das Zodiakalband sehen konnte, das hier war einer davon. Das Zodiakalband war bis knapp über den Horizont erkennbar, bis es mit horizontnahem Airglow überlappte. Leider befand sich zu dem Zeitpunkt Jupiter in Opposition und somit direkt hinter dem Gegenschein. Wenn man aber mit zwei Fingern einer ausgestreckten Hand den zu hellen Jupiter wegblendete, sah man um ihn herum auch den Gegenschein, deutlich heller als die angrenzenden Bereiche des Zodiakalbands. Das Zodiakalband konnte man ansonsten über den gesamten Himmel mit Ausnahme des Bereiches sehen, in dem es die Milchstraße kreuzte.
Ich habe mir einige Zeit genommen, um die Grenzgröße im Zenit zu bestimmen, und stellte fest, dass ich 7.6 mag Sterne noch erkennen konnte. Daher fragte ich mich, ob das Stufe 1 auf der Bortle Skala entspreche. Dazu sollten ja folgende Kriterien erfüllt sein:
Zodiakallicht über den gesamten Himmel gesehen? Ja, außer da, wo es das Airglow und die Milchstraße kreuzt.
M 33 mit bloßen Augen einfach? M 33 war hier unterhalb des Horizonts, aber ich konnte z.B. NGC 5128 oder die oben erwähnte LMC-Lichtbrücke sehen. Ich denke, da dürfte auch M 33 gut sichtbar sein.
Schattenwurf durch Milchstraße? Ja.
Grenzgröße mit bloßen Augen im Zenit 7.6 – 8.0 mag? Ja, 7.6 mag.
Jupiter stört Dunkeladaption? Ja, würde ich aber auch bei schlechteren Bedingungen behaupten.
Airglow sichtbar? Ja.
Teleskop / Strukturen am Boden fast unsichtbar? Nein, weil alles durch Airglow und Milchstraße leicht aufgehellt wird. Ich habe es noch nie erlebt, dass ich mich nicht draußen orientieren konnte, auch bei dunkelstem Himmel nicht. Insgesamt würde ich sagen, dass das gerade noch ein Bortle 1 Himmel ist, wenn man das mit den Strukturen am Boden nicht so eng sieht... Ist jemand mal an einem Standort gewesen, wo wirklich alles dunkel ist? Evtl. wenn die Milchstraße nicht so hoch steht und wegen Minimum der Sonnenaktivität das Airglow schwächer ist?
Zum Thema Schattenwurf durch die Milchstraße: Man konnte tatsächlich den diffusen, aber deutlichen Schatten eines Dreibeinstativs auf dem Boden sehen, der durch die hellen Bereiche der Milchstraße in der Region Carina/Crux hervorgerufen wurde. Sowas ist mir noch nie zuvor irgendwo aufgefallen.
Alle beobachteten Deepsky-Objekte zu beschreiben, würde hier den Rahmen sprengen. Daher beschreibe ich einfach mal eine Auswahl davon.
LMC-Lichtbrücke
Vor einiger Zeit hatte ich auf der amastro Yahoo-Mailingliste einen Bericht von Timo Karhula gelesen, der eine Lichtbrücke zwischen der Großen Magellanschen Wolke und der Milchstraße beobachtet hatte. Hat jemand von euch mal diese Struktur gesehen? Ich war gespannt, ob ich das auch erkennen konnte...
https://groups.yahoo.com/neo/g…onversations/topics/22741
http://www.iceinspace.com.au/f…ve/index.php/t-68088.html
Diese Struktur ist nicht zu verwechseln mit dem Magellanic Stream, einer H-I-Wolke, die man im Radiowellenbereich erkennt und die aber in die entgegengesetzte Richtung am Himmel verläuft.
Tatsächlich konnte ich unter diesen im Wesentlichen idealen Beobachtungsbedingungen die gleiche Struktur mit bloßen Augen und indirektem Sehen erkennen. Ein schmales Band, etwa so breit wie die Große Magellansche Wolke, verläuft von der Großen Magellanschen Wolke weg in richtung Sternbild Musca, knickt aber etwa in der Nähe des Sterns alpha Chamaeleontis ab in Richtung alpha Trianguli Australis. Im Sternbild TrA geht es in die Milchstraße über. Diese Struktur rotierte im Laufe des Abends (20:40-0:30 Uhr Ortszeit) im Uhrzeigersinn um den Himmelssüdpol. Diese Rotation beobachtete auch Timo Karhula, von daher würde ich ausschließen, dass ich das eine Struktur im Airglow gesehen habe. Dieses Band war sehr lichtschwach, vergleichbar mit den schwächsten Bereichen des Zodiakalbandes, kam mir aber eindeutig heller vor als der Himmel zwischen den beiden Magellanschen Wolken und zwischen Großer Magellanscher Wolke und Canopus.
Auch wenn andere Beobachter ebenfalls diese Struktur beobachten konnten, ist mir noch nicht klar, was genau man da sieht. Ist es intergalaktischer Cirrus („integrated flux nebula“, Hagensche Wolken), also Staub über und unter der Milchstraße, der von der Milchstraße angestrahlt wird und das Licht zurückstreut? Oder eine dichtere Ansammlung von Sternen in der Richtung, die fürs bloße Auge als flächige Struktur erscheinen, ähnlich der Milchstraße aber lichtschwächer? Oder gibt es drumherum einige Dunkelwolken, die dieses Band vortäuschen, quasi als optische Täuschung?
Später, an einem anderen Standort mit 6.9 mag Grenzgröße im Zenit mit bloßen Augen, konnte ich diese Struktur nicht erkennen.
Ich habe den Eindruck, diese Struktur auch auf dem Milchstraßenpanorama von Axel Mellinger ekennen zu können:
http://home.arcor-online.de/axel.mellinger/
Auf der einen Seite abgetrennt durch eine Ansammlung von Dunkelwolken, die etwa von alpha Pictoris bis zum Sternbild Musca verläuft. Auf der anderen Seite ist dort die obere Hälfte des Bereichs zwischen Großer und Kleiner Magellanscher Wolke dunkler als diese Struktur.
NGC 3372 (Eta Carinae Nebel, Carina, Emissionsnebel, 3.0 mag, 120 x 120 arcmin)
Diesen riesigen hellen Emissionsnebel habe ich nun erstmals mit 8-Zoll Öffnung beobachtet, zunächst mit 32x Vergrößerung (im Übersichtsokular). Sieht sehr beeindruckend aus, noch besser als der Orionnebel. Riesige Nebelflächen, die von Dunkelwolken durchzogen sind. Im hellsten Bereich befindet sich der Stern eta Carinae. Beobachtung ohne Filter. Eine einfache Skizze beschreibt das besser als viele Worte.
Bei 120x Vergrößerung sieht man neben eta Carinae deutlich eine Dunkelwolke in der Form eines Schlüssellochs, den sogenannten Schlüssellochnebel. Bei 400x Vergrößerung sieht man direkt um eta Carinae zwei gegenüberliegende Ausbeulungen mit zusammen wenigen Bogensekunden Ausdehnung, den Homunculus-Nebel, in der Form einer acht.
NGC 3324 (Carina, offener Sternhaufen, 12 x 12 arcmin)
Etwas nordwestlich von NGC 3372 befindet sich dieser kleine schüttere offene Sternhaufen.
Cederblad 108 (Carina, Emissionsnebel, 15.5 x 14 arcmin)
Etwa 1.3 Grad nordwestlich von NGC 3372 sieht man einen weiteren Nebelfetzen, der eine separate Katalogbezeichnung hat und ebenso ein Emissionsnebel ist. Er befindet sich im offenen Sternhaufen NGC 3324.
Mittlerweile mache ich seit 16 Jahren zu allen beobachteten Deepsky-Objekten Skizzen, aber habe nich noch nie getraut, die hier zu veröffentlichen. Irgendwann muss man ja mal den Anfang machen.
Alpha Centauri (Dreifachsternsystem)
Komponente 1: 0.00 mag, Spektraltyp: G2V
Komponente 2: 1.33 mag, Spektraltyp: K1V
Scheinbarer Abstand: Jahr 2016: 4“, Jahr 1994: 18“ (minimaler scheinbarer Abstand geschah im November 2015)
Positionswinkel: Jahr 2016: ca. 260°, Jahr 1994: 217°
Umlaufperiode: 79.9 Jahre
Komponente 1 erschien weißlich-gelb ähnlich unserer Sonne, Komponente 2 gelb-orange und weniger hell; bei 120x Vergrößerung deutlich voneinander getrennt; viel schwieriger als im Dezember 1993, als ich ihn als Kind vom australischen Outback aus mit einem 60 mm Eschenbach Novalux Refraktor bei 20x Vergrößerung leicht trennen konnte. Es ist beeinduckend zu sehen, dass man innerhalb weniger Jahrzehnte derartige Veränderungen am „Fixsternhimmel“ erkennen kann.
Proxima Centauri
Dieser ist der unserer Sonne nächstgelegene Stern (Abstand 4.24 Lichtjahre) und bildet mit den beiden Komponenten von alpha Centauri zusammen ein Dreifachsternsystem. Er ist etwa 2.2° von den anderen beiden Komponenten entfernt.
Guten Aufsuchkarten gibt es hier:
http://aswa.info/images/charta.gif
http://aswa.info/images/chartb.gif
Als roter Zwergstern ist er recht unauffällig und bildet mit zwei Sternen etwa 9. Größe ein spitzes Dreieck. Ich hatte bei 120x Vergrößerung den Eindruck, dass das Dreieck spitzer war als auf der verlinkten Aufsuchkarte, was auf die Eigenbewegung von 0.85 arc sec pro Jahr zurückzuführen sein dürfte.
Eine Star Hopping Tour führte mich von gamma Hya über Messier 83 weiter in den Centaurus. Die ersteren Objekte sind theoretisch von Mitteleuropa sichtbar, aber in der Regel nur horizontnah im Dunst.
NGC 5042 (Galaxie, 12.6 bmag, 4.2 x 2.2 arcmin, SABc, 1389 km/s Fluchtgeschwindigkeit)
Diese Galaxie befindet sich ca. 1 Grad westlich von gamma Hydrae und ist auffällig, elongiert und hat einen hellen Kern (48x Vergrößerung). Sie befindet sich neben der Spitze einer auffälligen Raute von Sternen 8. bis 12. Größe.
NGC 5085 (Galaxie, 11.3 mag, 3.4 x 3 arcmin, Sc, 1828 km/s)
Bei 48x Vergrößerung sieht man einen diffusen, elongierten, strukturlosen Fleck.
NGC 5061 (Galaxie, 11.3 bmag, 3.5 x 3 arcmin, E0, 1897 km/s)
Bei 48x Vergrößerung sieht man einen hellen Zentralbereich, umgeben von einem diffusen Randbereich, auffällig.
Nun geht es weiter zu einer kleinen Gruppe von 3 Galaxien: NGC 5078, IC 874 und NGC 5101. Diese liegen alle in einem Bereich von etwa einem Grad Ausdehnung.
NGC 5078 (Galaxie, 12.0 bmag, 4.0 x 1.9 arcmin?, Sa, 2144 km/s)
Diese Galaxie erschien bei 48x Vergrößerung als kleiner, strukturloser, diffuser Fleck. Interessant sind die sehr unterschiedlichen Katalogangaben der Ausdehnung: 4.0 x 1.9 arc min bis 19.5 x 5.8 arcmin. Auf Fotos erscheint sie mit einem Staubband ähnlich der Sombrero-Galaxie. Diese Galaxie sollte ich unbedingt nochmal ausführlicher und mit höherer Vergrößerung aufsuchen.
IC 874 (Galaxie, 13.5 bmag, 1.3 x 1.1 arcmin, S0, 2293 km/s)
Bei 48x Vergrößerung sieht man einen kleinen diffusen Fleck.
NGC 5101 (Galaxie, 10.6 mag, 5.7 x 4.7 arcmin, S0-a, 1852 km/s)
Ebenso bei 48x Vergrößerung ein diffuser, strukturloser Fleck.
Galaxien des Galaxienhaufens Abell 1736
Dieser Galaxienhaufen liegt ca. 400 Millionen Lichtjahre von uns entfernt und verteilt sich über ca. einen Grad Ausdehnung. Mit 8 Zoll Öffnung unter diesen guten Bedingungen konnte ich 9 der hellsten dieser Galaxie sehen, die alle etwa 14. Größe und kleine diffuse Flecken waren, also echte "Faint Fuzzies": PGC 46970, PGC 47051, PGC 47115, PGC 47080, IC 4252, IC 4253, IC 4261, PGC 47071, PGC 47013.
Messier 83 (Galaxie, 7.5 mag, 13.1 x 12.2 arcmin, Sc, 385 km/s)
Bei 120x Vergrößerung sieht man eine spektakuläre, große und helle Galaxie. 2 Spiralarme sind ansatzweise erkennbar. In der Mitte ein leicht elongierter heller Kern (sieht fast aus wie eine Balkenspirale), daneben ein „leerer“ Bereich, die Spiralarme „entspringen“ aus dem Kern etwa in Richtung W und O und verlaufen dann gegen den Uhrzeigersinn heraus.
NGC 5102 (Galaxie, 9.6 mag, 8.6 x 2.7 arcmin, E-S0, 466 km/s)
Diese Galaxie befindet sich 17 arc min von iota Centauri entfernt und erscheint bei 67x Vergrößerung elongiert. Man sieht einen hellen Kern, umgeben von einem länglichen Außenbereich. Trotz der Nähe zu iota Centauri (2.8 mag) ist die Galaxie schon bei 32x Vergrößerung hell und auffällig.
NGC 5367 (Reflexionsnebel, Centaurus, 4 x 3 arcmin)
Bei 32x Vergrößerung sieht man um zwei Sterne 9. Größe herum einen diffusen Schleier. Mit UHC-Filter unterdrückt man diesen, weil es ein Reflexionsnebel ist. Hier befinden sich auch die Kometaren Globulen CG12, allerdings bleiben die wohl langbelichteten Aufnahmen (oder sehr großen Öffnungen?) vorbehalten.
NGC 5139 (omega Centauri, Kugelsternhaufen, 3.9 mag)
Bei 32x Vergrößerung riesiger Kugelsternhaufen mit riesigem Zentralbereich und schmalerem Randbereich; überall körnige Bezirke gerade aufgelöster Sterne. Mit bloßen Augen als auffälliger heller flächiger Fleck erkennbar. Sieht viel beeindruckender aus als M 13.
NGC 5128 (Galaxie, Centaurus, 6.8 mag, E-S0, 398 km/s)
Bei 120x Vergrößerung eine sehr große, helle Galaxie. Beeindruckende Erscheinung. Erscheint zweigeteilt ähnlich einem bipolaren Nebel, was an dem Staubband liegt, das quer durch die Galaxie verläuft. Dieses Staubband erscheint scharf abgegrenzt und auf der einen Seite deutlich breiter als auf der anderen Seite erscheint. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich inmitten des Staubbands eine schmale helle „Zunge“ der Galaxie. Man sieht zwei helle Zentralbereiche, die scharf abgegrenzt sind, sowie einen groß ausladenden Randbereich.
Diese Galaxie konnte ich bei indirektem Sehen auch mit bloßen Augen erkennen. Sie ist etwa 13 Millionen Lichtjahre von uns entfernt.
Die Galaxie wird laut Wikipedia von manchen als elliptische Galaxie und von manchen als linsenförmige Galaxie klassifiziert. Anscheinend ist es schwierig, das genau festzulegen, weil hier eine Galaxie mit einer anderen „fusioniert“ ist.
Beim Beobachten dieser Galaxie hörte ich plötzlich ein tiefes raues Tiergeräusch irgendwo in der Weite der Landschaft, das immer wieder aufhörte, wenn ich kurz umherlief oder aufstand, um das Okular zu wechseln. Demnach müsste mich das Tier wahrgenommen haben. Das ging einige Minuten lang so weiter, bis ich mich entschied, von der Terasse der Hütte aus weiter zu beobachten. Vorsichtig transportierte ich das Teleskop und Zubehör dort hin, war auch nur ein paar Meter entfernt. Unter solchen Umständen darf man auf keinen Fall wegrennen, um nicht Jagdinstinkte zu wecken. Was auch immer das Geräusch machte… Später wurde mir klar, dass es sich um einen Leoparden handelte… Es klang ziemlich genau so wie das hier:
Ganz schön abenteuerlich….
Vela-Supernovaüberrest
Ich hatte gelesen, dass Teile des Vela-Supernovaüberrests auch schon mit kleineren Öffnungen zu sehen sein sollten, da war ich sehr gespannt drauf.
http://astroimg.org/articles/Vela-SNR-JulAug1994.pdf
NGC 2736 (Herschels Bleistift, Supernovaüberrest, Vela, 30 x 7 arcmin)
Mit 32x Vergrößerung sieht man einen recht hellen auffälligen Nebel, der mit UHC bzw. O-III-Filter verstärkt wird. Er erscheint lang, schmal und spitz. Die Form erinnert tatsächlich ein wenig an einen Bleistift.
Gum 16 (Teil des Vela-Supernovaüberrests)
Bei 32x Vergrößerung mit UHC-Filter sieht man einen langen, gekrümmten Nebelfetzen. Erinnert ein wenig an eine gebogene Version des Cirrus-Nebels, wenn auch lichtschwächer. Sehr beeindruckend, ich hätte nicht gedacht, diesen Nebel so deutlich sehen zu können. Liegt wahrscheinlich an den außerordentlich guten Bedingungen.
In der direkten Umgebung sah ich auch die offenen Sternhaufen vdB-Hagen 34, Pismis 4 und Trümpler 10, die ich jedoch nicht weiter beachtete, weil mir der Vela-Supernovaüberrest spannender erschien.
Katalogbezeichnung?
Um den Stern TYC 7688-00479-1 (bei 8h51m50s -44°09') sah ich bei 32x Vergrößerung mit UHC-Filter ein diffuses Glühen. Dieses sieht man auch deutlich auf diesen Schmalbandaufnahmen:
http://www.iceinspace.com.au/forum/showthread.php?t=19966
In diesem Gebiet gibt es noch so viel zu beobachten, da mache ich weiter, wenn ich das nächste mal an so einem dunkeln Südhimmelstandort sein werde… Fortsetzung folgt hoffentlich…
Star Hopping von gamma CMa bis Messier 46
Hier gibt es eine Menge offener Sternhaufen, von denen ich einige nur kurz überflog, um hier hauptsächlich ein paar Nebel anzuschauen.
NGC 2359 (Thor's Helm,Wolf-Rayet-Nebel, Canis Major, 10 x 5 arcmin)
Schon ohne Filter bei 32x Vergrößerung sieht man einen auffälligen großen kontrastreichen Nebelfleck, bei 48x Vergrößerung mit Skyglow-Broadband-Filter fällt im Norden eine scharf abgegrenzte Einbuchtung auf.
Messier 46 (Puppis, offener Sternhaufen, 6.6 mag, 20 arc min)
Sehr viele Sterne, schwierig zu zeichnen, sehr schöner offener Sternhaufen. In der gleichen Blickrichtung steht der Planetarische Nebel NGC 2438, der mit 5400 Lichtjahren aber weiter entfernt ist als Messier 46 mit 2900 Lichtjahren (Angaben. lt. Wikipedia).
NGC 2438 (Puppis, Planetarischer Nebel, 10.1 mag, 1 arcmin)
Dieser Planetarische Nebel befindet sich hinter dem offenen Sternhaufen Messier 46, die beiden gehören also nicht physisch zusammen. Schon bei 67x Vergrößerung sieht man einen auffälligen Fleck in Messier 46. Bei 120x Vergrößerung sieht man eine schöne Ringstruktur ähnlich wie bei Messier 57, ein Kreisring mit einem dunklen Bereich in der Mitte, der mit O-III-Filter besonders deutlich erscheint. Er ist viel einfacher aufffindbar als Pease 1 in Messier 15.
PNG 231.4+04.3 (Minkowski 1-18, Puppis, Planetarischer Nebel, 14.4 mag, 0.6 x 0.5 arcmin)
Dieser Planetarische Nebel befindet sich ca. 23 arc min nördlich von NGC 2438 und ist nicht mit diesem zu verwechseln. Er befindet sich ein ganzes Stück außerhalb des offenen Sternhaufens Messier 46 und im Hintergrund ca. 150000 Lichtjahre entfernt.
Bei 200x Vergrößerung sieht man ein kleines Scheibchen, das einem defokussierten Stern ähnelt. Einsatz eines O-III-Filters lässt dieses Scheibchen deutlich heller erscheinen als die umgebenden Sterne.
Noch ein paar Objekte in den Sternbildern Segel und Kompass
NGC 2818 (Pyxis, offener Sternhaufen, 8.2 mag, 9 arcmin)
Dies ist ein weiterer offener Sternhaufen mit Planetarischem Nebel. Laut Wikipedia handelt es sich ebenfalls um eine zufällige Anordnung auf Sichtlinie.
Bei 32x Vergrößerung sieht man einen auffälligen, kompakten offenen Sternhaufen mit hoher Sterndichte; bei 67x Vergrößerung ist er etwas weniger auffällig und schön in viele Einzelsterne aufgelöst.
PNG 261.9+08.5 (Pyxis, Planetarischer Nebel, 13.3 mag, 0.8 arcmin)
Dieser Planetarischen Nebel, der auf Sichtlinie mit dem offenen Sternhaufen NGC 2818 erscheint, ist bei 120x Vergrößerung mit O-III-Filter als diffuser Fleck erkennbar. Mit indirektem Sehen sieht man einen sehr lichtschwachen Außenbereich.
NGC 3132 (Südlicher Ringnebel, Vela, Planetarischer Nebel, 8.2 mag, 0.5 arcmin)
Bei 32x Vergrößerung erscheint dieser Planetarische Nebel wie ein unscharfer Stern und ist schon sehr auffällig. Er ist umgeben von einer halbkreisförmigen Kette von Sternen etwa 10. bis 12. Größe, die an das Sternbild Corona Borealis erinnert. Im Nebel sieht man bei 200x Vergrößerung einen Stern 10. Größe, dies ist jedoch laut Wikipedia nicht der Zentralstern.
Bei 200x Vergrößerung mit O-III-Filter sieht der Nebel beeindruckend und strukturreich aus. Man sieht eine ringnebelartige Struktur, umgeben von einem lichtschwachen Außenbereich. In der Innenseite wirkt der Nebel zweigeteilt mit einem helleren und einem lichtschwächeren Bereich.
NGC 3201 (Vela, Kugelsternhaufen, 6.8 mag, 29 arcmin)
Bei 120x Vergrößerung wirkt dieser Kugelsternhaufen sehr beeindruckend. Er füllt fast das gesamte Gesichtsfeld; sehr viele Sterne am Rand und sogar im Zentrum sind aufgelöst. Im Zentrum sieht man zusätzlich einen elongierten Fleck nicht aufgelöster Sterne; wirkt eher wie ein sehr dichter offener Sternhaufen.
Aus dem Rückweg heraus aus dem National Park hatte ich Gelegenheit, das Southern Africal Large Telescope bei Sutherland zu besichtigen. Hier werden mehrmals pro Woche öffentliche Führungen gegeben, man kann sogar in die große Kuppel herein, kommt aber nicht direkt an das Teleskop, sondern ist in einem durch Fensterscheibe abgetrennten Vorraum. Hier steht man fast unter dem Hauptspiegel, der leider für Wartungsarbeiten von uns weggedreht war. Die Dimensionen der Kuppel und des Hauptspiegels aus lauter 6-eckigen Segmenten (insgesamt 11 Meter Durchmesser) sind echt beeindruckend.
Meine Wenigkeit unter dem riesigen Kuppelgebäude des SALT
11 Meter Primärspiegel von schräg unten
Hier stehen die kleineren Teleskope. Da würde ich gerne mit Dobson-Teleskop dabeistehen.
Der Komet 252P/LINEAR zog in diesen Wochen nur wenige Millionen km entfernt an der Erde vorbei und war eines Morgens als etwa vollmondgroße Wolke mit bloßen Augen sichtbar, aber das gehört ja ein Board weiter nach oben:
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=194422
EDIT: Zuvor falschen Link verlinkt... Habs nun korrigiert.
Es gibt noch so viel, was man am Südhimmel anschauen kann, ich freue mich schon drauf, bald wieder hinzufliegen...
Clear skies
Robin