58 Leo: Veränderlichkeit?

  • Was war am 10./11.03.2016 mit 58 Leo los?


    58 Leo ist nicht als Veränderlicher bekannt, und ich nutze ihn zZ für ein anderes Beobachtungsprojekt (Überstrahlung beim Jupiter http://forum.meteoros.de/viewtopic.php?f=1&t=56343; hier auch Karte mit Vergleichssternen). Am Abend des 9.3. hatte ich endlich einen klaren Himmel, und konnte meine ersten Schätzungen durchführen; sie erfolgten mit bloßem Auge (BA). Dabei stellte ich fest, dass 58 Leo mir heller erschien, als er sein sollte. Aber das tut hier nichts zur Sache. Vielmehr war ich am folgenden Abend sehr überrascht, dass 58 Leo deutlich schwächer war als am Vortag. Diesmal erfolgte die Beobachtung zufällig und mit 12x60 von meinem Balkon aus. Er war erheblich schwächer als die beiden anderen Sterne, Chi und c Leo, die am Tag zuvor mit bloßem Auge schwächer als 58 erschienen. Nur eine Viertelstunde später, als ich mich an eine Schätzung der Helligkeit machen wollte, stellte ich verblüfft fest, das er bereits heller geworden war. Der Helligkeitsanstieg hielt eine knappe halbe Stunde an, dann hatte der Stern offenbar wieder seine "Normalhelligkeit" erreicht. Diesselbe hatte er in der folgenden Nacht. Auffällig ist auch, dass mir der Stern mit BA heller erscheint als mit dem Fernglas.
    Dieses Verhalten ist mir rätselhaft. Erstens ist 58 Leo nicht als veränderlich bekannt. Zweitens erfolgte der Helligkeitsanstieg in (sehr) kurzer Zeit, was im Falle eines Bedeckungsveränderlichen auf eine kurze Periode hinweisen würde. Aber als solcher sollte 58 Leo schon längst bekannt sein! Der Anstieg war auch viel zu rasant, um zu einem langperiodischen Algolstern zu gehören, der der Entdeckung bisher entgangen wäre. Daher möchte ich zunächst eine Verfinsterung ausschließen.
    Aber auch eine Bedeckung durch einen anderen (näheren) Himmelskörper kann ausgeschlossen werden – dazu war der Helligkeitsanstieg viel zu langsam.


    Wer hat eine weiterführende Idee??


    Die Beobachtungsdaten:


    09.03.16
    22:45 UT #8776;4.5v (BA)


    11.03.16
    00:31 UT #8776;5.15v (12x60)
    00:45 UT #8776;5.10v (12x60)
    00:51 UT #8776;4.9v (12x60)
    00:57 UT #8776;4.85v (12x60)
    01:07 UT #8776;4.85v (12x60) und #8776;4.5v (BA)


    11.03.
    22:20 UT #8776;4.82v (12x60) und #8776;4.5v (BA)
    23:35 UT 4.6v (BA)


    13.03.
    23:20 UT 4.6v (BA)
    14.03.
    01:05 UT #8776;4.78v (12x60)


    Helligkeiten der Vergleichsterne:
    Stern: vis(korr); V (B-V)
    chi Leo: 4.69v; 4.62 (0.33)
    c Leo: 5.01v; 4.98 (0.17)
    tau Leo: 5.15v; 4.95 (1.00)


    Hinweise:
    1. Ich verwende die nach dem Johnson-Faktor (also nach dem Farbindex B-V) korrigierten Helligkeiten (v), da diese i.A. viel besser die wahrgenommene Helligkeit wiederspiegeln als die reinen V-Helligkeiten.
    2. Ich gebe die Helligkeiten auf 0.01 mag an, auch wenn dies weit unter der Genauigkeit liegt, die mit bloßem Auge zu erreichen ist. So können jedoch Tendenzen festgestellt werden, da die Beschränkung auf 1/10 (0.1) mag mir noch zu "grob" ist – bei geeigneten Vergleichsternen sind Genauigkeiten im Bereich von 1/20 (0.05) mag durchaus möglich.



    Christoph

  • Hallo Namensvetter und willkommen im Astrotreff!
    Ich denke eine reale Veränderlichkeit können wir bei einem so hellen Stern ausschließen.
    Die geschätzte Amplitude von nur 0,2 mag kann schon mal außerhalb der visuellen Genauigkeit liegen.
    Mit welcher Methode hast Du den geschätzt? AAVSO/Pickering? Probier es doch mal mit der Argelandermethode.
    Die ist im allgemeinen genauer, da jeweils zwei unabhängige Schätzungen gemacht werden.
    Außerdem lässt sich damit der mittlere Fehler einer Schätzung berechnen.
    Gruß und CS Christoph

  • Hallo Christoph,
    das ist ja nicht alltäglich, daß man so eine Entdeckung macht (dein Beitrag vom 16.3., 23.00 Uhr). Ich versuche mal, näheres herauszubekommen. Bei der AAVSO ist der Stern jedenfalls nicht als "Veränderlich" geführt.
    Als Veränderlichen-Beob. (und das seit 1969) interessiert mich schon so eine Beobachtung.


    Gruß Guenther

  • Hallo,


    Bei Simbad steht der Stern als konstant mit V = 4.852 mag, Spektralklasse K Es handelt sich um einen Doppelstern evtl auch um ein Mehrfachsystem. Die Titel der zahlreichen Veröffentlichungen zu dem Stern deuten auf einen Barium-Stern hin.


    Da der Stern seit vielen Jahrzehnten wohl dauernd beobachtet wird, jedenfalls legen dies die Veröffentlichungen nahe, halte ich eine spontane Veränderlichkeit im Optischen von mehreren Zehntel Größenklassen erst einmal für unwahrscheinlich.


    Jetzt kann ich natürlich die Qualität des Himmels in den Nächten nicht beurteilen, würde aber in jedem Fall CCD-Aufnahmen / DSLR-Fotos von dem Gebiet empfehlen.


    Aus eigener langjähriger Erfahrung mit visuellen Beobachtungen würde ich selbst eine Genauigkeit von unter 0.2 mag niemals angeben. Es gibt vermutlich weltweit nur sehr wenige visuelle Beobachter, deren Angaben mit einer Genauigkeit von 0.05 mag vertrauenswürdig sind.

  • Hallo Christoph,


    2 der 3 Vergleichssterne sind deutlich bläulicher. Das ist wegen dem Purkinje-Effekt sehr ungünstig, wenn man eine hohe Genauigkeit erreichen will. Wenn die Sterne mal mehr direkt oder mehr indirekt beobachtet werden, dann kommt man zu unterschiedlichen Schätzungen. Bei so einem Farbunterschied könnte auch eine Blendung mit einer roten Taschenlampe die Schätzungen schon etwas verfälschen.


    Gruß, Ronny

  • Vielen Dank für eure Rückmeldungen!


    Normalerweise würde ich mich nicht bei Differenzen von 0.2 mag aufhalten – aber in diesem Fall geht es mir ja gerade um "zuverlässige" Helligkeiten, da 58 Leo für dieses "Projekt" einer der Hauptvergleichssterne sein wird. Und da geht es mir schon um Genaugkeiten von 0.1 mag. Dass solche Genauigkeiten möglich sind weiss ich seit S. Otero (AAVSO) den Beginn (!) der Veränderlichkeit von Delta Sco visuell (!) entdekt hat. Voraussetzung ist, dass die Vergleichssterne auch entsprechend günstig sind, also nicht mehr als 0.2–0.3 mag Helligkeitsunterschiede haben. Natürlich ist das aber keine Garantie, dass die einzelne Beobachtung dann tatsächlich so genau ist. Von Otero habe ich auch den Hinweis auf die Johnson-Korrektur, und seitdem kann ich recht zuverlässige Helligkeiten ableiten und mir meine Karten erstellen. V-Helligkeiten und B-V entnehme ich dem Hipparcos Catalogue (http://apm5.ast.cam.ac.uk/hipp/hipparcos.html) - und fahre damit sehr gut. Meistens entspricht das dem, was ich tatsächlich sehe (zumindest was die Abfolge der Sterne bzgl. deren Helligkeit angeht). Und es reicht ja nicht, einfach "rote" Sterne zu meiden: schon gelbe Sterne mit B-V von +0.5 erscheinen 0.1 mag schwächer und orangene mit +1.0 bereits 0.2 mag. Daher wundert es mich überhaupt nicht, dass visuelle Schätzungen oft nicht genauer als 0.2 mag sein können: weil die V-Helligkeiten nicht den v-Helligkeiten des Auges entsprechen. Mir ist es ein Rätsel, dass Vergleichshelligkeiten immer noch (nur) in V angegeben werden, anstatt in V (oder v) mit der dazugehörigen (B-V). Dann würden m.E. nach Schätzungen auch deutlich genauer ausfallen. Wie soll ich auch zu Genauigkeiten von 0.1 kommen, wenn der eine Vergleichsstern heller ist, mir aber der andere heller erscheint?


    In meiner Jugend hatte ich bereits das 1/10-Stufensytem über die AAVSO kennengelernt und verwendet. Für Genauigkeiten von ±0.1 mag halte ich das für völlig ausreichend – und ich habe sofort die Schätzhelligkeit, was bei der Argelander-Methode ja nicht der Fall ist (was noch gar nichts über die Genauigkeit dieser Methode aussagen soll) - aber das tut ja hier nichts zur Sache. Den Purkinje-Effekt habe ich schon oft erlebt, er ist aber nicht die einzige Tücke, die sich dem Beobachter stellt (vgl. zB den Positionswinkel-Effekt). Daher bin ich seit langem gewohnt und bemüht, gleiche Bedingungen für ein Beobachtungsobjekt zu schaffen ("Horizontalität", Art der Beobachtung, etc).


    An jenem Abend war mir jedoch aufgefallen, dass mit 58 Leo etwas nicht "stimmte". Natürlich ist es das Einfachste, so eine Abweichung als "Schätz-Ungenauigkeit" abzutun und den Fall einfach zu vergessen. Aber der rasche und in sich konsistente Helligkeitsanstieg waren mir dann doch zu "glatt", um das einfach zu ignorieren. Da ich über den VSX nichts zu diesem Stern gefunden hatte (und auch sonst keinen Hinweis auf eine Veränderlichkeit), entschloss ich mich, hier in diesem Forum mal darauf aufmerksam zu machen (mein "Heimforum" ist ja seit Jahren meteoros.de). Möglicherweise bleibt es ein "ungelöster Fall", vielleicht entpuppt er sich tatsächlich als "Beobachtungsfehler". Aber vielleicht war doch etwas los...


    Günter: ich habe etwa 1978 mit astronomischen Beobachtungen begonnen - und mich v.a. auf Veränderliche gestürzt. Allerdings habe ich mich seit etwa 15 Jahren zunehmend der Meteorbeobachtung gewidmet und die Veränderlichen bis auf wenige Ausnahmen gestrichen und konzentriere mich fast ausschließlich auf Beobachtungen mit dem bloßen Auge. Auf der Suche nach Dingen, die mit BA zu beobachten sind, bin ich nun auf den Überstrahlungseffekt beim Jupiter gestoßen.


    Vorgestern hat die "mondlose" Zeit begonnen, und in den beiden vergangenen Nächten konnte ich Chi Leo und seine Nachbarsterne beobachten: noch scheinen sie nicht vom Jupiter beeinflusst. Das wird sich in den kommenden Tagen –enge Konjunktion Jupiter/chi am 7.4.– ändern! Und 58 Leo erscheint mir mit dem BA weiterhin konstant heller, als er sein sollte. Der Vergleich mit zwei verschiedenen Sternpaaren lieferte gestern +4.8v (entspricht +4.6V statt +4.8V).



    (Ich glaub´, ich hab´ jetzt genug geschrieben...)


    Gruß,
    Christoph

  • Hallo Christoph,
    schon 1969 hatte ich mich auf die Veränderlichen konzentriert: Klein angefangen mit einem Bino 7x50. das macht heute keiner mehr....
    Die letzten Monate habe ich intensiv die Var. im Orion-Nebel-Bereich beobachtet, ausschließlich mit dem 12.5" Dobson/Rockerbox. Der ruhigste Vertreter von den überwachten Sternen, in Bezug eine LK abzuleiten, war T Ori. Ermachte mir die Freude mit einem Min., daß bei 12.6mag endete und gleich wieder aufstieg.
    Über die versch. Var. könnte man sich stundenlang unterhalten. Sofern man sich dafür interessiert: auf der AAVSO-Seite werden ja "hunderte von Veränderlichen" aufgelistet, wie sie in der Helligkeit lagen bzw. aktuell liegen.
    Interessant dann der Klick auf die Anfänge eines Sternes: Mira z.b. schon aus dem 16. Jahrhundert usw.....
    Für einen Außenstehenden alles nüchterne Zahlen, jedoch kann man auch seine selbst ermittelten Werte über das Beob.-Kürzel wiederfinden (wie gesagt bei mir seit 1969....)


    Gruß Guenther

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