Mit Cleopatras Eye zum Spirographen schauen

  • Hallo Freunde,


    da hat sich ja lange nichts Neues mehr getan hier im visuellen Board!
    Keine Lust mehr oder keine klaren Nächte?


    Hier in Altea/Spanien war es die letzte Woche fast immer klar mit guten Spechtelbedingungen.
    Leider steht mein 20" lowrider in Südafrika und der 21" lowrider in Deutschland. So'n Pech aber auch!


    Ein spanischer Astrofreund hat nach meiner Justierschulung nun ja einen
    gebrauchsfähigen 12" Dobson mit 1500mm Brennweite.
    Dazu einen Satz Delos-Okulare, die keine (oder kaum) Wünsche offen lassen.
    Drei Nächte habe ich mit ihm beobachten können. Leider muss der arme Mensch
    noch arbeiten und kann nicht länger als bis Mitternacht spechteln.
    Dafür aber sehr bequem von seiner Terrasse aus, außerhalb der Lichtglocke Alteas.


    Der Dobson steht tagsüber in einer Garage und ist so gut der Temperatur angepasst.
    Hier in der Costa Blanca stehen alle Objekte 10° höher als bei mir im Schwarzwald.
    Da drängen sich im Winter die Objekte rund um Orion förmlich auf!


    Die Bedingungen waren letzte Woche sehr gut. Temperatur zwischen 10° und 15°,
    wenig Wind, Mond noch nicht aufgegangen. Das seeing war gut bis sehr gut.
    Die Transparenz auch, nur die Lichtaufhellungen von Calpe, Altea und Benidorm störten etwas.
    Blöderweise sieht man sie genau im Süden!
    Da helfen auch die 750m über NN nicht viel.


    Zum Beginn war natürlich der M42 angesagt.
    Damit waren wir fast eine halbe Stunde beschäftigt.
    Unglaublich, was so ein 12" Dobson chinesischen Ursprungs leisten kann!
    Im Trapez waren alle hellen Sternchen zu sehen, also auch E und F.
    Die umgebenden Gasmassen erschienen sehr strukturiert und leicht grünlich.
    Wir probierten natürlich auch den UHC und OIII Filter und konnten uns kaum sattsehen.
    Alberto hatte noch nie den Pferdekopfnebel gesehen und auch noch nie probiert,
    da er noch keinen H-Beta-Filter hat. Ich probierte seinen UHC und siehe da...
    der Pferdekopf war zwar schwach, aber deutlich zu erkennen. Für mich wenigstens!
    Alberto brauchte 10 Minuten geduldiges Hinführen und Augenverdrehen, bis er es
    geschnallt hatte. Er hatte den Pferdekopf viel kleiner und viel heller erwartet.


    Danach ging es etwas schneller weiter.
    Zuerst ein Versuch den Hexenkopf zu sehen, was aber nicht klappte, denn da braucht man einen sehr schwarzen Himmel.
    Danach stellte ich Cleopatras Eye ein (NGC1535) und damit schauten wir auf den Spirographennebel (IC418).
    Ui,ui, ui, der ist recht klein, da braucht man schon eine höhere Vergrößerung. Er erscheint als ein winziges Scheibchen.
    Leider ist man von Hubbles Foto auf eine falsche Fährte geschickt!


    Es ging weiter im Hasen zu M79. Ein kleiner aber feiner Kugelhaufen, der aus dem Schwarzwald nicht so prickelnd ist.
    Dann folgte etwas von Deutschland nicht sichtbares: NGC1851.
    Der Kugelhaufen ist aber so südlich, dass man ihn am besten von der Südhalbkugel ansehen sollte.
    Mach ich... in drei Wochen! [:p]


    Weiter ging es mit einigen spektakulären Objekten:
    Thors Helm im OIII... eine Wucht! Dann kam M46 mit dem kleinen Planetary NGC2438, ein wunderbaren Anblick!
    Danach der schön hoch stehende Rosettennebel, für den ein OIII-Filter nötig ist.
    Den sieht man mit Albertos niedrigster Vergrößerung, 50fach im 30mm Erfle, leider nicht komplett.
    Da wäre ein Superweitwinkel-Okular besser.
    Mit OIII-Filter konnten wir sogar Abell12 sehen, besonders, wenn man My aus dem Blickfeld nimmt.
    Nicht weit weg ist der kleine Planetary NGC2022. Man sieht bei hoher Vergrößerung einen zarten Ring.
    Kein Zentralstern, aber eine leichte Verdickung im Ring.


    Dann folgte M78, der mich immer an ein Gespenst erinnert, das mit zwei Augen
    durch die Nebelschwaden schaut.


    Dann zeigte ich Alberto, was ich unter Schnellspechteln mit Teflonqualm verstehe.
    Ich kenne die meisten Objekte ja aus dutzenden, ja hunderten Beobachtungen.
    So macht es mir unheimlich viel Spass, die Objekte schnell zu finden.
    Besonders, wenn ich die Sternkarte weglasse und nur mein Hirn benütze.


    Dann läuft es wie geschmiert!
    Das geht dann so: Das Zett (NGC1365 im Fornax), dann Hubbles Variable (NGC2261),
    M47 und daneben noch einmal M46, hoch in die Zwillinge zum Eskimonebel,
    weiter zum Peanutnebel (NGC 2371/72), runter zu M35 und NGC2158, dann der Medusanebel (Abell21).
    Atem holen, dann zu NGC2419, dem intergalaktischen Wanderer.
    Gleich weiter zu M44 und zwei Hintergrundgalaxien, von denen aber nur eine indirekt sichtbar ist.
    Gegen 23 Uhr steht der Löwe schon recht hoch und so geht es nach einem schnellen,
    die Adaption verderbenden Blick auf Jupiter, mit NGC2903 weiter.
    Keine auffälligen Details, weil: siehe oben!
    Dann gehts weiter zu M95, M96 und M105, danach gleich zum Leo-Triplett.
    Schnell einen Eimer Wasser zur Kühlung über die Teflonpads gekippt [:D] und weiter geht es zu Hickson 44.
    Alle 4 Galaxien sind nach etwas genauerem Hinschauen deutlich sichbar.
    So, nun schnell anders rum: Der große Bär steht sehr hoch!
    Also alle M's abgeklappert von M81/82 über M108 zur Eule und zu M101.
    Ja, da geht noch mehr und es folgten noch M51 (mit Spirale), M109, M106, M63, M94 und
    zum Abschluss die Nadel NGC4565. Puh, da kommt was zusammen!
    Alberto kam aus dem Staunen nicht heraus und brauchte deutlich länger zum Schauen, als ich zum Finden.
    So macht es Spass! [:p]


    Da Alberto früh raus musste, haben wir Mitternacht Schluss gemacht und uns für die nächste
    Nacht verabredet. So sind dann drei Nächte daraus geworden und Alberto kann
    nun auch recht schnell die Objekte der Begierde finden.
    Er weiß nun, Übung macht den Meister!


    cs
    Timm

  • Hallo Timm,


    TEFLONQUALM - das kommt mir bekannt vor [:D]. Da helfen in der Regel nur Objektwünsche, die Du nicht aus dem Effeff kennst [;)] Aber ich gebe zu, dass es auch sehr angenehm sein kann, mal nicht selbst zu fahren und als Beifahrer alle vorgesetzten Objekte genießen zu dürfen.
    Wenn du jetzt zurück nach D kommst, wirst Du schon sehen, warum zuletzt so wenig geschrieben wurde.


    Beim Spirographen würde mich interessieren, ob mit 12" vielleicht schon ein Ansatz von Farbe zu sehen gewesen ist.


    Beste Grüße und bis nächste Woche


    Rene

  • Hi Tim,


    danke für Deinen Überbrückungsbericht. Hier in D reicht ein kleiner ED auf 'ner Giro Mini. Mehr lohnt nicht das (dieses) Winterhalbjahr.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    ...
    Da Alberto früh raus musste, haben wir Mitternacht Schluss gemacht...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    DER WAR GUT [:o)]!


    Guten Flug denn demnächst,
    Walter

  • Hallo Timm,


    Danke für deinen Bericht und die tollen dienste in sachen "Astronachhilfe" bei den spanischen Kollegen.
    Die Region unterhalb des Orions wird auch von mir oft vernachlässigt was aber rein an der Höhe liegt.
    Und hat man mal gut Horizont Bedingungen vergisst man es und wird durch ein Bericht z.b. hier im Board daran
    erinnert und ärgert sich die chance nicht genutzt zu haben.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Timm</i>
    <br />
    da hat sich ja lange nichts Neues mehr getan hier im visuellen Board!
    Keine Lust mehr oder keine klaren Nächte?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Also ich kann da nur für mich sprechen. Von Montag 22:00 bis Donnerstag 5:00 konnte ich jede dunkle Stunde nutzen
    davon zwei 1A Nächte in der Rhön (teilweise überm Hochnebel). Jetzt sitze ich hier und streichel mir den Bauch und
    verarbeite die tollen Erlebnisse und Sichtungen.


    Liebe Grüße
    Mathias

  • Matthias,


    das interessiert mich jetzt: warst Du gestern in der Rhön oben - und das war über dem Hochnebel?
    Ich hab auch in die Richtung gedacht, aber 140km Fahrt (einfach) auf einen Versuch hin, war mir zu
    heikel. Wie war die Transparenz in der Stratosphäre? In Rhein Main war mir nicht klar, kommt das Weisse
    vom Bodendunst, oder von vermatschten Zirren (von den Fliegern).


    Gruß,
    Walter

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: stardust3</i>
    <br />Matthias,


    das interessiert mich jetzt: warst Du gestern in der Rhön oben - und das war über dem Hochnebel?
    Ich hab auch in die Richtung gedacht, aber 140km Fahrt (einfach) auf einen Versuch hin, war mir zu
    heikel. Wie war die Transparenz in der Stratosphäre? In Rhein Main war mir nicht klar, kommt das Weisse
    vom Bodendunst, oder von vermatschten Zirren (von den Fliegern).


    Gruß,
    Walter
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Walter,


    Überm Hochnebel war ich dort in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch.
    Die letzte Nacht war kein Hochnebel. Die Bedingungen waren ziemlich gut und
    auch das Seeing hat gepasst. Fast alle Wetterdienste hatten das vorhergesagt
    echt schade das du es nicht gewagt hast.


    Liebe Grüße
    Mathias

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: mikuneko</i>
    <br />Hallo Timm,




    Beim Spirographen würde mich interessieren, ob mit 12" vielleicht schon ein Ansatz von Farbe zu sehen gewesen ist.


    Beste Grüße und bis nächste Woche


    Rene
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Rene,


    nein, keine Farbe... muss beim nächsten Mal genauer schauen.
    Ich hatte mich nur auf die Form konzentriert und wollte die Ringform erkennen.
    Das war leider nicht möglich.

    Bis demnächst beim DSM!



    Hallo Mathias,


    ja, in Spanien hat man es etwas leichter unterhalb des Orion.
    Blöderweise haben die Spanier seit einigen Jahren die Straßenbeleuchtung sogar im kleinsten Bergdorf ausgebaut.
    Man muss schon weit fahren, um richtig gute Bedingungen zu haben.
    So gut wie in der Rhön ist es in meiner Umgebung nicht.


    cs
    Timm

  • Hallo Timm,


    das ist eine schöne Auswahl an Objekten vom Spätwinter- bis tief in den Frühlingshimmel hinein, die du da hergezeigt hast ! Und wenn man die Leute ...


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Alberto kam aus dem Staunen nicht heraus und brauchte deutlich länger zum Schauen, als ich zum Finden. So macht es Spass! <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    ... dabei begeistert und zum Staunen bringen kann, ist das eine große zusätzliche Motivation - geht mir genauso.


    Servus
    Ben

  • Servus Timm!
    Bei mir trifft zweites zu und arbeiten tue ich auch noch.
    Ich betreibe Astronomie auch schon länger, aber man lernt bekanntlich nicht aus, nun ist mir der Begriff "Teflonqualm" auch bekannt[;)]!
    Also doch, man sieht mit 12" auch schon viel, da muß es nicht unbedingt so um die 20" sein - - oder doch, aber das können wir beim DSM gerne näher ausführen [:D].


    Grüße aus dem Allgäu,
    Roland

  • Hallo Timm,


    ein schöner Bericht, der Spass macht zu lesen.
    Ja, auch ich habe schon festgestellt, in den visuellen Boards ist immer weniger los.
    Ich selbst ertappe mich auch immer mehr dabei, lieber in meiner Sternwarte photographisch tätig zu sein, als zu beobachten oder Beobachtungsberichte zu schreiben, obwohl ich das eigentlich schon gerne mache.
    Aber die Fotosucht...


    Viele Grüße


    Markus



    ____________________________________________________


    Quidquid agis, agas prudenter et respice finem!
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    Juniper Hill Observatory


    Markus A. R. Langlotz
    Dr.-Bruno-Sahliger-Str. 8
    D-93096 Köfering


    Die Astroseite: http://www.N-T-L.de
    Die Sternwarte: http://sternwarte.N-T-L.de
    Die Mailadresse: ntl.observatory (at) freenet.de

  • Hallo Markus,


    wer soll denn auch was hier im Board schreiben, wenn das Wetter drei Monate (oder länger) schlecht ist?
    Da müssen halt alle aushelfen, die in südlichen Gefielden beobachten können.
    So wie etwa der Oliver, der von La Palma berichtete.
    Demnächst kommt von mir noch einiges aus Südafrika, wo ab April beste Wetterbedinungen herrschen.
    Am Dienstag flieg ich runter und beobachte mit 20" [:p]


    cs
    Timm

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