Ratschlag: Einstiegsrausrüstung Deepsky Fotografie

  • Hallo allerseits,


    ich hatte heute Gelegenheit, den SA auf dem heimischen Balkon zum ersten Mal richtig zu benutzen. Das Einnorden war mittels Winkelsucher und entsprechender App tatsächlich erfreulich einfach. SA ausgerichtet, eingenordet, eingeschaltet, L-Schiene mit Kugelkopf und Kamera drauf, fertig.


    Ich habe mich dann über Kassiopeia an M31 herangetastet, wobei die extreme Lichtverschmutzung bei uns selbst das visuelle Erkennen der nahestehenden Konstellationen immens erschwert (in den nächsten Tagen gehts auf jeden Fall raus aus der Stadt). Ich habe schließlich mehrere Belichtungsserien (30 Sekunden mit ISO 1600, 60 Sekunden mit ISO 800) durchgeführt, wobei ich beim am PC dann feststellen durfte, dass mir das Scharfstellen misslungen ist [:I]. Immerhin - die Sterne wären punktförmig wenn scharfgestellt, dass zeigt mir jedoch auch dass die bereits erwähnte Bahtinov-Maske ein gutes Hilfsmittel wäre und das Einnorden offenbar funktioniert hat.


    Wie werden diese auf Kameraobjektiven verwendet? Wo kriege ich solche? In den einschlägigen Shops finde ich irgendwie nur Masken für Teleskope. Wenn ich herausgefunden habe wie, kann ich das erste (leider misslungene) Endergebnis auch posten.


    /Kurzer Nachtrag: Wie ich herausgefunden habe, kann ich über die Canon EOS Utilities direkt am PC/Laptop das Scharfstellen im Live View überwachen. Ich hoffe das dies Abhilfe schafft.


    Grüße und danke,


    Christian

  • Hallo,


    ich dachte mir das es für manch einen interessant sein könnte zu erfahren, was aus dem Vorhaben geworden ist zu welchem ich so tatkräftige Beratung erfahren habe. Seitdem sind gut 3 Monate vergangen, in welchen ich möglichst jede Gelegenheit einer klaren Nacht genutzt habe um Erfahrungen zu sammeln. Bisher war es ein erwartungsgemäß steiniger Weg, auf welchem ich gefühlt so ziemlich jedes Fettnäpfchen mitgenommen habe - sowohl was die Bilderfassung, als auch Bildbearbeitung betrifft. Das bringt nicht selten Frust, lehrt aber auch Geduld und Demut vor vermeintlich einfachen sowie unbekannten Dingen.


    Ich möchte an dieser Stelle unbedingt <b>ein großes Dankeschön</b> an alle ausrichten, die mir hier mit Rat und Tat den Weg in die richtige Richtung gewiesen haben. Ich habe zwar noch immer mit manchen technischen Aspekten zu kämpfen, aber die ausgewählte Ausrüstung bringt genau das, was ich mir vorgestellt habe. Ich habe seit Jahren nicht mehr so enthusiastisch Zeit in ein Hobby gesteckt, geschweige denn eines mit einem derartigen Lern- und Stauneffekt.


    Viele Fragen und Probleme konnte ich durch eifriges Recherchieren beantworten wie bewältigen, andere sind noch offen.


    Ich konnte in der Zwischenzeit auch auf das ersehnte 200mm Objektiv aufrüsten, mit welchem ich mittlerweile fast ausschließlich arbeite. Die größere Brennweite hat leider auch mein bisher größtes Problem verstärkt aufgezeigt, Stichwort Einnordnung des Star Adventurers. Trotz penibler Einstellung mittels der Android-App Polarfinder, welche mich dazu anweist gemäß dem gültigen Jahr 2016 Polaris zwischen den beiden äußeren Ringen zu platzieren, zeichnen sich ab 60 Sekunden Belichtung, manchmal später, Strichspuren bzw. eierförmige Sterne (habe auch darauf geachtet das die Polhöhenwiege in Waage mit dem Untergrund ist). Nun bin ich ein wenig hin und her gerissen, denn der letzte Ratschlag diesbezüglich lautete hier, den äußersten Kreis der Strichplatte zu verwenden. Ist die Angabe bezüglich der Jahreszahlen auf der Strichplatte inkorrekt, oder hat es eine andere Bewandnis, warum momentan der äußere Kreis zu verwenden ist? Momentan habe ich auf Grund des Wetterumschwungs leider nicht die Möglichkeit, entsprechende Versuche am Nachthimmel durchzuführen.


    Nichts desto trotz möchte ich die ersten halbwegs vorzeigbaren Resultate nicht vorenthalten. Ich weiss auch, dass noch etliche Makel in jedem Bild enthalten sind aber ich denke dennoch das ich auf dem richtigen Weg bin. Ratschläge und Hinweise sind ausdrücklich erwünscht. Die nachfolgenden Bilder wurden allesamt mit einer astromodifzierten Canon EOS 1200D samt Canon EF 200mm f/2,8 L USM geschossen. Die Bildbearbeitung erfolgte sowohl mit Fitswork und GIMP2.




    M81/M82, nachdem bis dahin ich ausschließlich den nächtlichen Stadthimmel vor der Linse hatte, nutzte ich das perfekte Wetter der ersten Maiwoche aus indem ich mich als Stadtkind unter den nächtlichen Landhimmel wagte - und staunen durfte.
    Aufnahmedaten: ISO 400, f/4, 31x100 Sekunden, Flats, Darks


    Ausschnitt:



    M101, ebenso in der ersten Maiwoche unter Landhimmel entstanden.
    Aufnahmedaten: ISO 800, f/4, 50x80 Sekunden, Flats, Darks


    Ausschnitt:



    Cirrusnebel, eigentlich nur ein Experiment um herauszufinden, wieviel ich mit der Kamera ohne spezielle Filter und noch dazu unter - einem in dieser Nacht zugegeben sehr guten - Stadthimmel auf den Film bannen kann. Bemerkbar macht sich vor allem der Blausaum an den Bildrändern, bei welchem ich mir noch immer nicht so recht sicher bin ob dieser von der Kamera, oder Streulichtquellen herrührt.
    Aufnahmedaten: ISO 400, f/4.5, 42x100 Sekunden, Flats, Darks



    Sadr-Region - Nachdem ihm Ruhrpott drei, vier Wochen lang gefühlt garnichts ging, hat sich die zweite Juniwoche von ihrer besten Seite gezeigt, was gleich für einen Ausflug nach außerhalb genutzt wurde. Leider bot die Nacht dennoch eher bescheidenes Seeing und aufziehende Schleierwolken haben die geplante Aufnahme dauert kurzerhand halbiert. Dennoch habe ich versucht das Beste draus zu machen.
    Aufnahmedaten: ISO 400, f/4.5, 24x100 Sekunden, Flats, Darks



    Messier 11 (Wildentenhaufen), Region zwischen Sternbild Adler und Schild - Ein paar Tage später ging es erneut aufs Land. Die überraschend klare Sicht nutzte ich um ein über dem südöstlichen Horizont befindliches Gebiet zu erfassen. Ich hatte aufgrund der Horizontnähe besonders mit dem Einnorden zu kämpfen und auch dieses Mal zogen Schleierwolken auf, die der eigentlich geplanten Belichtungsdauer in die Quere kamen. Ursprünglich wollte ich Antares ablichten, welcher zu diesem Zeitpunkt jedoch über der kilometerweit entfernten und doch erheblich störenden Lichtkuppel der Scholvener Kraftwerke stand - schade eigentlich.
    Aufnahmedaten: ISO 400, f/4.5, 37x60 Sekunden, Flats, Darks




    Ich hoffe damit einen interessanten Einblick gegeben zu haben. Weitere Ergänzungen zu den bisher gemachten Erfahrungen folgen in Kürze.


    Grüße


    Christian

  • Hallo und danke Thomas!



    Die Lernkurve ist in der Tat sehr steil und selbst kleine Fehler strafen einen selbst rigeros ab. Alles in allem ist der Star Adventurer gerade für Einsteiger ein herausragendes Gerät, welches jedoch genauso sorgfältig bedient werden will wie größere Montierungen und Optiken, wenn man sich an Brennweiten &gt;=200mm heranwagt.


    Was mich am Star Adventurer tatsächlich, gerade zu Beginn, immens gestört hat war die Polsucherbeleuchtung, welche eigens für diese kleine Montierung zum Kauf angeboten wird. Nicht nur ist der Nutzen dieses Bauteils an der Grenze des Duldbaren (ungleichmäßig, matschige Ausleuchtung), es sitzt auch noch dermaßen fest, dass die Chancen gutstehen die vollzogene Einnordung zunichte zu machen wenn man die Polsucherbeleuchtung wieder entfernen muss um den Aufbau zu vervollständigen. Will man intelligent vorgehen und L-Schiene nebst Kamera und Verkabelung bereits vor dem Einnorden befestigen, steht man vor der ernüchternden Tatsache das die unverschämt teure Plastik-Polsucherbeleuchtung nicht in die Aussparung der L-Schiene passt, welche ebenso als für den SA zugeschnittenes Zubehör ausgeschrieben wird. Ich habe mir eine ganze Zeit lang mit dem Handy beholfen und indirekt in den Polsucher geleuchtet, aber da man streng genommen 3 Stellschrauben hat ist es ein in meinen Augen unnötiges Gefummel das ganze Einhändig zu vollziehen. Ich habe mir schließlich Abhilfe verschafft, indem ich einen kleinen Schlüsselanhänger mit integrierter roter LED und Klettband besorgt habe - Kostenpunkt ~4€. Dieser lässt sich bequem befestigen, ein- und ausschalten und erfüllt seinen Zweck um Längen besser als die ursprüngliche Beleuchtung während ich meine Hände frei habe um den SA einzunorden.


    Der nächste Punkt ist das Ausrichten der Kamera auf das gewünschte Fotomotiv. Der empfohlene Leuchtpunktsucher ist dabei eine enorme Hilfe, welche ich auch jedem anderen Anfänger nur wärmstens empfehlen kann. Weniger angenehm ist jedoch die Nachkorrektur, um das Wunschmotiv auch wirklich mittig zu platzieren. Der bisher genutzte Kugelkopf erwies sich dabei als eher unbefriedigendes Werkzeug. Einmal in Position gebracht hält er die Kamera zwar bombenfest, allerdings läuft man ob der beim Korrigieren freilaufenden Kamera Gefahr, das Ziel wieder aus dem Fokus zu verlieren wenn man kurzzeitig eine unruhige Hand hat. Schlimmer ist es zudem, dass ein Halten und Ausrichten der Kamera dazu führen kann, das man die Einnordung zunichte macht wenn man ungewollt zuviel Druck ausübt. Das wird natürlich schwieriger, je größer das genutzt Teleobjektiv ist. An dieser Stelle sehe ich noch Besserungsbedarf und habe auch schon überlegt, ob ein 3-Wege Neiger sich nicht eher anbieten würde um besonders Feinkorrekturen vornehmen zu können. Was mich bisher davon abgehalten hat war unter anderem meine Sorge, ob ein solcher Neiger gerade bei leichtem Wind die Kamera schwingungsanfälliger macht als ein Kugelkopf. Da würde mich interessieren, ob schon jemand Erfahrungen mit einem 3-Wege Neiger auf dem SA gemacht hat und ob ein solcher empfehlenswert ist.


    Eine weitere Beobachtung die ich gemacht habe ließ mich stutzen und erneut im Netz recherchieren. Es scheint nämlich so, als würde der SA je nach Zuladung eine leicht korrigierte Polsucherjustage erfordern, dies betrifft auch die Verteilung/Schwerpunkt der aufgebrachten Zuladung (Position Gegengewicht, Ausrichtung der Optik). Das fällt bei kurzen Brennweiten natürlich weniger ins Gewicht, bei größeren Brennweiten jedoch umso mehr. Ist meine Beobachtung korrekt, oder habe ich da etwas grundsätzlich falsch gemacht/falsch verstanden? Ich konnte diesbezüglich nur auf englischsprachige Quellen zurückgreifen. Das Handbuch des SA ist ja leider äußerst spartanisch was Einstellungen und praktische Gebrauchsanweisungen betrifft.


    Beim Thema Zuladung möchte ich auch einen weiteren Punkt aufgreifen, nämlich die Grenzen der Belastung des SA. Der Gedanke liegt nahe, gerade was Galaxien und andere kleine Objekte betrifft mehr Brennweite zu nutzen als bisher. Während dies natürlich eine umso genauere Einnordnung erforderlich macht, stehe ich spätestens hier vor der Frage welche Optik sinnvoller ist - ein 300mm f/4 Teleobjektiv von Canon, oder ein APO von entsprechender Brennweite. Spätestens hier ist mir aufgefallen, dass man für weniger Geld mehr Brennweite über den APO erhält, selbst wenn man ein Modell mit bereits vorhandener Bildebenung in Erwägung zieht. Da ein APO jedoch auch mehr als solch ein Kameratele wiegt, nämlich 2-3kg, landet man ziemlich schnell an der Belastungsgrenze des SA wenn man L-Schiene, Gegengewicht, Kamera und Kugelkopf (oder äquivalente Montagehilfen) einrechnet. Wahrscheinlich wird man sogar etwas mehr Gegengewicht aufbringen müssen um die Montierung auszubalancieren, sodass wenn überhaupt nur ein kleiner APO in Frage käme. Dennoch: Wieviel Sinn macht es, etwas derartiges mittelfristig mit dem SA anzupeilen? Es ist reine Neugierde und ich selbst habe kein Problem damit, solch ein Ziel weiter nach hinten zu stellen, um irgendwann auf eine größere Montierung zurückzugreifen. Doch der Reiz des SA liegt ja vor allem darin, möglichst mobil zu sein.


    Soviel erstmal dazu. Ansonsten würde ich mich noch über Hinweise bezüglich des Einnordens freuen - nämlich auf/zwischen welchen der Ringe Polaris platziert werden sollte. Ebenso suche ich gegenwärtig noch nach der Fehlerquelle, welche mir je nach Belichtungsdauer am unteren linken Bildrand den mehr oder weniger ausgeprägten Blausaum ins Bild zaubert. Dieser macht sich auch dezent am linken Bildrand bemerkbar, je nachdem wie stark das Bild in der Bearbeitung aufgehellt wird. Mein Verdacht ist momentan, dass es am durchgängig genutzten USB Anschluss der Kamera liegen könnte und/oder am Laptop, welchen ich stets hinter der Montierung aufbaue, denn mit Darks kriege ich diesen Störeinfluss nicht entfernt.


    Grüße


    Christian

  • Hallo,


    das Thema ist zwar schon ein wenig älter aber vielleicht benötigt jemand noch zusätzliche Ideen.
    Ich hatte immer Schwierigkeiten Polaris im Polsucher des SA zu finden. Das Gehäuse aufmachen und aufbohren und einen Sucher fix montieren wollte ich auch nicht. Deshalb habe ich mir einen günstigen Leuchtpunktsucher besorgt https://teleskop-austria.at/index.php?produkt=starp und mit einem Kabelbinder und Gummiband einfach an die Montierung befestigt. Den Kabelbinder durch die 2 Schrauben des Suchers fädeln und dann seitlich des Einschubschachtes der Polhöhenwiege befestigen.
    dies ist bestimmt nicht die stabilste und beste Lösung aber es funktioniert ;). Den Leuchtpunktsucher einfach vorher ein wenig ausrichten und schon klappt es mit dem Auffinden von Polaris. Dies muss ja in der Regel nur einmal erfolgen. Somit ist es nicht schlimm wenn die Justage mit der Zeit nicht mehr ganz genau ist. Gestern habe ich mir die Metalausführung des Leuchtpunktsuchers https://teleskop-austria.at/index.php?produkt=starpMETALL für meine DSLR gekauft und mit dem passenden Blitzschuhadapters auf der Kamera befestigt. Dieser ist um Klassen besser als das Plastik Teil.

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