Hallo zusammen,
wie ein Blick auf die Mondsichel oder die Milchstraße im Fernglas zeigt geht von der binokulare Beobachtung ein ganz besonderen Reiz aus. Auf diesen Luxus und die Bildästhetik wird wegen zusätzlichem Gewicht und erhebliche Mehrkosten ganz häufig zu Gunsten des Wunsch nach einem größeren Teleskopen verzichtet.
Doppelrefraktoren kombinieren die Vorteile eines Fernglases mit denen eines Teleskops und sind im Gegensatz zu Newton-basierten Lösungen (z.B. http://arieotte-binoscopes.nl/Image53%20fullb.JPG) einfach und bequem zu handhaben und zu transportieren, allerdings gibt es nur wenig kommerziell erhältliche Geräte. So wundert es nicht, dass im Selbstbaubereich viele interessante Projekte (hier nur eine kleine Auswahl) entstehen oder entstanden sind, im Hinblick auf maximale Lichtstärke :
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=186666
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=183195
oder auch in Richtung hohe Auflösung:
http://www.doppelteleskope.de/c11.html
http://www.page.sannet.ne.jp/mazmoto/ap2.jpg
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=167847
für die Sonnenbeachtung:
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=188576
Übrigens, ein einzigartiger Doppelrefraktor kann durch aus preiswert gebaut werden:
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=186666
Vor 6 Jahren habe ich mit der Planung und dem Bau eines Doppelrefraktors begonnen, der nun hoffentlich endgültig fertig ist. Bevor ich mich hierzu entschloss, hatte ich nach mehr als 20 Jahren Astro-Beobachtungs-Abstinenz einen kommerziellen Doppelrefraktor mit 115 mm Öffnung erworben. Seinerzeit war die Alternative entweder ein möglichst großes Fernglas oder ein großes Spiegelteleskop anzuschaffen. Ich entschied mich damals für die Fernglas-ähnliche Lösung. Mein drittes Selbstbauprojekt beim Übergang von Schule zum Studium, ein 250 mm Cassegrain - nach kleinen Schiefspieglern und Astrokameras - war wegen der Größe viel zu selten zum Einsatz gekommen.
Obwohl das 115 mm Bino ein super Gerät ist kam schnell der Wunsch nach mehr Öffnung, für Galaxien ist 115 mm doch recht knapp und so begann ich mit der Planung eines größeren Doppelrefraktors. Ursprünglich sollte es ein 180 ED f/6 Gerät werden, doch die die Objektive wurden nie geliefert und so wich ich dann auf 'nur' 160 mm aus. Eine wichtige, ehrgeizige Randbedingung, das neue sollte wenn möglich nicht schwerer als das kleinere Bino werden.
Die erste Version des Bino war bereits 2011 fertiggestellt. Seinerzeit habe ich nach heutigen Standards nur recht knapp berichtet
http://www.astrotreff.de/topic…HIVE=true&TOPIC_ID=113552
ich war mit vielen Punkten noch nicht so zufrieden und hoffte bald bessere Lösungen zeigen zu können, doch dies zog sich immer weiter hinaus. Jetzt ist das Teleskop scheinbar fertig gestellt (wird es jemals ganz fertig ? ) und ich möchte daher etwas ausführlicher auf die Konstruktion und auch einige Details eingehen.
Ich werde keinen super-langen Bericht zu verfassen - den mag vermutlich niemand lesen - sondern werde in unregelmäßiger Folge wenn ich Zeit finde auf die verscheiden Aspekte eingehen:
- der Doppelrefraktor, was ist überarbeitet
- die Montierung und das Stativ, beide sind ganz neu, über das Stativ habe ich hier schon einiges geschrieben
- Zubehör
Zum Einstieg etwas über die Optik des Teleskops, zwei 160 mm f/6.5 Apo Linsen von GPU Optical gefertigt, Pal Guylai designt die Optik für die CFF-Refraktoren
http://www.cfftelescopes.eu/optical-design.html
Bei den Linsen handelt es sich um ölgefüllte Tripletts mit FPL 53 Glas von Ohara als zentrales Element von zwei N-ZK7 Menisken eingeschlossen. Mit dieser Glas Kombination werden chromatische Fehler selbst bei f/6.5 in der Praxis bedeutungslos. Im Hinblick auf minimales Gewicht im Bino hat Pal das mittlere Glas deutlich dünner als üblich dimensioniert, so dass die Optiken zusammen 7 kg statt 8.5 kg auf die Waage bringen. Um bei dem recht großen Öffnungsverhältnis einen Strehlwert von besser als 0.95 zu erzielen waren asphärische Korrekturen notwendig. Heutzutage sind ölgefügte Tripletts nicht so verbreitet, vielleicht auch da das korrigierte Bildfeld nicht so groß wie bei Luftspalt-Tripletts ist. Der visuellen Beobachter wird dafür neben dem geringen Gewicht mit maximalem Kontrast und Transmission belohnt, bei nur zwei Glas-Luftgrenzflächen werden Reflexe minimiert, die theoretische Transmission bei 532 nm beträgt 98.5%. (irgendwann schaffe ich vielleicht mal dies nach zu messen). Wenn man mit einem Laserpointer in die Objektive hinein leuchtet erkennt man neben den Reflexen an den beiden Luft-Glas-Übergängen Streulicht von den beiden N-ZK7 Menisken, aber keine Reflexe und auch kein Streulicht an der zentralen FPL53 Linse. Die Tripletts verfügen über keine Justierschrauben, Pal hat mir seinerzeit versichert, dass mit Justierschrauben das Risiko der Dejustierung steigt und mir als ich skeptisch war angeboten, nachträglich welche anbringen zu können. Nach 4 Jahren Einsatz, Transport im Auto über Feldwege und im Flugzeug habe ich Anfang Dezember die Tripletts am künstlichen Stern auf einem 70 m langen, gleichmäßig temperierten Flur bei 450 facher Vergrößerung überprüft. Das Beugungsscheibchen zeigt nach wie vor makellose Ringe, ob die bemerkenswerten Strehlwert der beiden Linsen von anfänglich 0.99 erhalten sind zeigt so ein Test natürlich nicht. Anderseits zeigen die Messprotokolle und der visuelle Test, dass eine maßvoll dünnere mittlere Linse die Leistung nicht signifikant mindert. Thermische Problem habe ich höchsten im Winter in der ersten Viertelstunde bemerken können, hier sind die ölgefügten Linsen den Luftspalt-Tripletts, die ich vorher hatte deutlich überlegen.
Hier der Glasblock aus dem die Menisken Linsen gefertigt wurden:
Abb. 1
Die Fassungen sind sehr schlank und werden direkt in die Tuben eingesetzt
Abb. 2
Viel Spaß beim Lesen, Fortsetzung folgt.
Beste Grüße
Thomas