16 Zoll MF Dobson Lights und Beobachtungsberichte

  • Endlich war es soweit am 14. Juni konnte ich den (damals letzten) MF-Dobson in Empfang nehmen.


    Nach einer langen Sparphase ist es ein 16 Zoll Dobson geworden. Die Planung hat eine gewisse Zeit in Anspruch genommen und nach einer Zangengeburt – dank Michael (ist ein Supertyp) und wunderbar, dass er nicht aufgegeben hat - konnte der Photonenempfänger fertiggestellt werden.










    Quiz: Experten – was fällt euch auf, schaut mal die Bilder genau an!
    Ja, die Farbe ist abgestimmt mit dem Gartenzaun.


    Leider hatte ich nur einmal Mal Zeit, um dem Dobson die nahliegende Bergluft zu gönnen.
    Pre-lights gab es nunmehr schon einige.


    Nach der Abholung aus dem Badischen Ländle, zurück ins Ländle nach Liechtenstein, also vom Ex-Grossherzogtum ins Fürstentum, gab es das obligatorische Neue-Teleskop-Regenwetter, so dass nur weit entfernte Bäume und langweilige Tannzapfen für einen Optik- und Dobsontest zur Verfügung standen.


    Da dies mein erster Dobson war, so stellte ich gleich einmal fest, für terrestrische und horizontnahe Beobachtungen liegt anstatt steht ein Dobson auf dem Boden.


    Das nächste: aus dem Keller in die Stube, gab für es für den grossen Spiegel eine Temperaturdifferenz zu bewältigen, daher Vergrösserungen über 300 Fach zeigten gut nach einer Stunde das wesentlich bessere Bild der immer noch langweiligen Tannzapfen als am Anfang.


    Dann der erste Test anfangs Juni in der Dämmerung an den tiefliegenden Planeten Venus, Jupiter und Saturn: hier kamen die zusammengesparten die Klonenkrieger zum Einsatz (ES 9, 14 und TS 20 mm alle 100 Grad). Dann noch ein 4mm TS Planetary. Die Luft war relativ ruhig und trotz Horizontnähe, Dämmerung und trotz einfachster Kolminationskenntnisse meinerseits: Jupiter mit einigen Wolkenbändern und Details, Venus eine wunderbare scharfe Sichel und Saturn, satte Farben, Cassinitrennung und mehrere Monde.


    Und weiter dem Vollmond trotzend, M13 rein, schon im 20mm die Auflösung in Einzelsterne. Eine weitere Erkenntnis, dass 4mm TS Planetary ist am grossen Dobson gelinde ausgedrückt eher grenzwertig und ich bin auf der Suche nach einem feinen Okular im Bereich von 5-7 mm. Die Kandidaten: Morpheus, Delos oder andere helle und dunkle Gestalten der griechischen Sagenwelt.


    Ja, und für alle die es interessiert, das 14 ES mit dem Komakorrektor ist am 16 Zöller ein exquisites Okular.


    Dann noch eine kurze Stunde kurz vor den Juliferien, bei einem besseren Himmel. M13 wunderbar bei höheren Vergrösserungen aufgelöst, Ringnebel in der Leier als dicker Zigarrennebelring und sonst nach ein paar Photonenstrahler des Messier Katalogs.


    Leider befinde ich mich am tiefen Punkt des relativ lichtverschmutzten Rheintales und die durchschnittliche Grenzgrösse liegt bei 4 bis 4.5 Magnitudo. Manchmal nach Mitternacht knapp über 5 M.


    Nach den Sommerferien einige weitere Beobachtungen im Tal, die weitere Erkenntnis, trotz Lichtverschmutzung ist vor allem bei den üblichen Verdächtigen des Messierkatalogs viel mehr sichtbar und der Mond, wenn auch blendend hell macht einfach Spass.


    Dann dazwischen einmal mit Kollegen gemütlich bei ein paar Bierchen die Standardobjekte zum Besten gegeben.


    Die nüchterne Erkenntnis aber: ohne Sternenkarte geht gar nichts mehr. Mit dem 20 mm TS XWA 100 Grad als Übersichtsokular und dem ES Komakorrektor wir man trotz des schlechten Himmels mit Sternen erschlagen und eine Orientierung ist nicht mehr so leicht wie mit den kleinen Himmelskanonen.


    Aber auch unter einem lichtverschmutzten, schlechten Himmel geht einiges, vor allem mit dem O3 Astronomik Filter, so das ganze Gezirre im Schwan, sogar Pacman oder der Sichelnebel sind gut sichtbar.
    Ich konnte diese Objekte das erste Mal im Leben mit eigenen Augen sehen und so fühlte ich mich wie ein kleines Kind im Spielzeugladen: möglichst viele Objekte ansteuern, mit einer eher einer kurzen Verweildauer.


    Zum Dobson selbst gibt es zum Glück nicht viel zu sagen. So genau muss ein astronomisches Gerät sein: deutsche solide Handarbeit, leichtfühlig, stabil, ohne Nachschwingen. Der Auf- und Abbau benötigt keinerlei Werkzeug. Ist auch für Dummies unter zwei Minuten machbar. Super gelöst, dass das Gestänge untereinander verbunden ist und nur unten auf die Box eingesteckt werden muss.


    Komakorrektor und mittlere Okulare werden gut getragen, bei schweren Okularen, wie dem TSWA sackt der Dobson ab 45 Grad leicht ab, da werde ich noch ein Gegengewicht installieren müssen. Die Spanndrähte habe ich durch Polyesterschnüre ersetzt, in naher Zukunft werde ich auf Aramidseil (für Alternativvorschläge habe ich durchaus ein offenes Ohr) umsteigen. Die Lösung mit den Spannseilen verleiht dem Dobson eine kompakte Stabilität.


    Optimierungen wie Schwärzen der Kante des Fangspiegels, Socke, alternativer Sucher (der kleine, leichte geniale Rigel erzeugt einfach Nackenstarre)stehen sicherlich noch an.


    Dann sicherlich die nächste Frage, wie hoch ist die Qualität des Spiegels. Den Experten im Forum ist sicherlich beim genauen Betrachten der Bilder der leicht schräg montierte MoonlLiteauszug aufgefallen: ja, ein moderater Lowrider.


    Der Grund ist nicht etwa, dass ich sehr klein bin, sondern ich habe den auf der Rückseite konischen Pyrex Spiegel von TS montiert:


    http://www.teleskop-express.de…X---beugungsbegrenzt.html


    Versprochen habe ich mir Gewichtsreduktion, schnellere Auskühlzeit, gutes Preis-Leistungs Verhältnis etc. Leider musste dadurch die Speigelzelle höher gesetzt werden, so dass es eine moderate Lowrider Konstruktion wurde, da ich nur 181 cm gross bin.


    Der Fangspiegel ist dann ein 90 mm Orion Pyrex geworden, damit bin ich unter der magischen 25% Obstruktionsgrenze geblieben (Ja, ich habe die endlosen Diskussionen im Forum mitverfolgt).



    <b>Zuerst mal alles falsch machen, dann kommt es richtig oder das Wunder der Kollmination.</b>



    Ein Astigmatismus Ausschlusstest lag bei und ein Strehl von 0.99 mit dem Kommentar „glatter und hochwertiger“ Spiegel liessen eine gewisse Vorfreude aufkommen. Aber Werte auf dem Papier sind genau so viel Wert wie das Papier selbst und erst der Test am Himmel mit den eigenen Augen ergibt eine gewisse Verlässlichkeit über die Qualität eines Spiegels.


    Da mein Laser just mit der Abholung des Dobson futschikato ging, so bestellte ich einen neuen und nach Neulieferung stellte ich fest, dass ich gut 10 cm neben dem Mittelpunkt beobachtet hatte und trotzdem das Bild für gut befunden hatte.


    Doch wie einen grossen Dobson einstellen? Also etliche Justieranleitungen(Pteng etc.) inkl. Youtubefilmchen studiert und ausprobiert, dann mit den Konterschrauben und Fangspiegelschrauben, Position des FS etc. „herumexperimentiert“. Erst nach der 6. oder siebten Session gelang es mir Einigermassen, das Zusammenspiel Fangspiegel und Spiegel zu bestimmen.


    Testkandidat war der berühmte berüchtigte Doppelstern E Lyrae, auch darüber gibt es etliche Threads, vor allem über die Trennung mit einem grossen Dobson.


    Zuerst den Halbmond angesteuert mit dem ES 9mm 100 Grad (200 Fach) und Komakorrektor ein gutes Bild mit zahlreichen Rillen. Der Mond stand nicht sehr hoch und das Seeing mässig, die Luftunruhe deutlich zu sehen. Dann E Lyrae im Zenit, Trennung höchstens erahnbar.


    Also Justierarbeit, tatsächlich wenige Zentimeter trennten mich von meinem Glück. Wieder auf den Mond zurück, wesentlich schärfer und wieder zurück auf Epsilon und immer noch nicht getrennt. Was für ein Frust: gut die Fangspiegellage war gefühlsmässsig immer noch nicht perfekt korrekt, sollte das so viel ausmachen oder war das mässige seeing schuld?

    Dann aus Frust, Komakorrektor raus und ein 7 mm Baader rein und wie bitte? perfekt in vier grössere Sternchen getrennt. Zwar nicht mehr so knackige Sterne wie mit dem Komakorrektor, aber deutlich getrennt. Zurück zum Mond und siehe da, ein schöner Schärfegewinn. Gut erster Schärfetest bestanden, weitere Teste werden dann noch folgen.



    <b>Himmel und Zwirn: Die fast unauffindbare Nadel NGC 891</b>



    Dann endlich Gebirgsluft für den Dobson: gut und vor allem schnell verpackt ist der Dobson im Auto. Also ab auf dem Parkplatz beim Stausee im Steg (1295 m) ungefähr 15 Autominuten von dem trautem Heim entfernt. Die Sicht wird zwar von den Bergen begrenzt, aber schön dunkel ist es dort.


    Das Mekka in meiner Umgebung wäre sicherlich Palfries mit 1700 Meter, aber mühsam zu erreichen, sicherlich 40 Minuten und nur über eine abenteuerliche Strasse zu erreichen.


    Doch angekommen am Parkplatz beim Stausee, war es doch nicht so dunkel, wie ich es vom letzten Mal im Winter in Erinnerung hatte. Oje, vergessen, es war ja noch Halbmond, der zwar weit hinter den Bergen steckte und erst zu später Stunde untergehen wollte und mir den Himmel ganz leicht griselig zeigte.


    Also Standartobjekte rein, hier oben nochmals wunderbarer die Zirren im Schwan und hier oben zeigte sich der Andromeda mit Staubbändern und mit zunehmender Höhe immer mehr Aussenbereiche der Galaxie. Doch leider ruft die Arbeit am Morgen und so gegen 23h00 Uhr war mein persönliches Timelimit.


    M33 ging auch locker, aber mein Ziel war NGC 891. Ich graste die Gegend erfolglos etliche Male ab, ein Blick auf die Sternenkarte bestätige mir, dass ich in der richtigen Region sein musste.


    Zum Verzweifeln, klar gab es noch ein bisschen Mondlicht, aber M33 ging doch auch.
    Als dann der Zeitpunkt zur Heimreise kam, aber auch der Untergang des Mondes bevorstand, wurde der Himmel doch noch ein klein wenig dunkler.
    Und auf zum letzten Versuch, tatsächlich wurde es eine Happyend, da war die Nadel, schwebte wunderbar fast drei-dimensional im Raum im 20er Okular, eigentlich verdammt gross und mit erkennbarem Staubband. Der Himmel jetzt vielleicht bei 5.5, also noch lange kein Nirwana, aber eine tolle Transparenz des Gebirgshimmel. Da wird in Zukunft noch einiges mehr gehen.


    Jetzt verstehe ich den Satz, dass diese Galaxie äusserst empfindlich auf die Lichtverschmutzung reagiert.


    Ein bärtiger Hillbilly, der plötzlich aus der Dunkelheit trat, bestätigte, dass vor allem der Winterhimmel um einiges dunkler hier wird und er übrigens ganzjährig hier oben wohnt. Was für ein Glückspilz.


    Also noch ein Schluck Tee mit dem feinen Unterthurner Marillenschnaps angereichert und ein Prosit auf das Fundstück NGC 891 und ab nach Hause.


    Fazit: Also Galaxien nehmt euch in Acht, es gibt einen neuen Jäger im Revier (Na ja, falls ich euch dann finde, bei den Galxien bin ich ein echtes Greenhorn). Weitere Berichte folgen.


    Gruss Paul Happy Dobson Besitzer [:D]

  • Hallo Paul,


    klasse geschriebener, sehr anschaulicher Bericht, hab Dank für´s Einstellen!
    Der MF- Dobson scheint ja wirklich ein feines Gerät zu sein.
    Nächstes Jahr soll es bei mir ein 12 Zöller aus deutscher Produktion sein und neben Spacewalk kam auch MF in die engere (engste)Wahl.
    Umso bedauerlicher, dass Michael jetzt doch die Produktion seiner Dob´s eingestellt hat. Schade...

  • Hallo Paul,


    herzlichen Glückwunsch zum dem schönen Geräterich! Und ein schöner Bericht, macht Vergnügen es zu lesen.


    Tja NGC891 habe ich mit einem 8" auch erst unter einem 6mag Himmel erwischt. Natürlich ohne Staubband, aber immerhin in Direktsicht.


    Ich musste schmunzeln, als Du beim Hillbily vom Glückspilz schriebst. Du selbst bist Einer, 15min zu den Alpen, da bleibt einem der Atem weg.
    Ich muss 50min zu so einem Himmel fahren. Und in 40min auf 1700m, Menno...auch haben will!


    CS ;-),
    Walter

  • Hallo! Ein gelungener schöner Beobachtungsbericht. Auch von mir Gluckwusch zu dem neuen Dobson :)! (==&gt;)stardust. Du armer :) Ganze 50min :) Bei ist richtig guter Himmel kaum zu erreichen. Das einzige gute sind die Eifel als auch der Vogelsberg .Jeweils mindestens 2h Fahrzeit :) Und der Himmel ist sicher nicht mit Aplenhimmel vergleichbar [;)] Neidisch auf den Himmel wird man aber wirklich ![:D]

  • Hallo,


    ich habe mir auch einen MF-Dobson zugelegt, allerdings nur einen 12-Zöller. Man wird ja nicht jünger und man soll die Teile auch noch in ein paar Jahren transportieren können. Bin sehr zufrieden damit, und auch schon etliche Beobachtungsstunden damit verbracht. Ja NGC 891 ist schon ein wenig eine harte Nuss. Man fährt x-mal drüber und sieht das Ding nicht. Aber ich hab mir mal die Position der nahen Umgebung gemerkt und seither klappt das Auffinden wesentlich besser. Am besten prägt man sich ausgehend von dem hellen letzten Andromedastern in Verbindung zu Algol die schwachen Umgebungssterne ein die zu 891 führen. Wie schon oben angesprochen, sie braucht wirklich einen dunklen Himmel. Was Epsilon Lyrae angeht, da hatte ich keine Probs mit der Trennung. Hängt halt auch immer ein wenig von der Luft(un)ruhe ab.


    Gruß Franz

  • Hallo, danke euch allen.
    Ich wollte schon lange einen Beobachtungs- und Gerätebericht schreiben, deshalb ist dieser nun ausführlicher geworden.
    Das Thema Alpenhimmel ist so eine leidige Sache, einerseits stimmt es schon, man hat ihn quasi vor der Haustüre und nimmt diesen Vorteil gar nicht mehr wahr.
    Andererseits wird es immer schwieriger einen unberührten, nicht lichtverschmutzten Fleck zu finden. Die Lichtimssionen im Tal werden immer zahlreicher und in den Alpentälern wird immer mehr für die Tourismusindustrie gebaut.
    Zusätzlich locken die Skigebiete wie mit Nachtskifahren, beleuchtete Eislaufbahnen etc. immer mehr Touristen an, letztendlich zum Nachteil von den Amateurastronomen. Die Österreicher und Schweizer Kollegen kennen diese Problematik.


    Als Ü-50 gehöre ich auch der möglichst leichte Geräte Fraktion an und denke mit dem MF habe ich einen noch tragbaren Kompromiss gefunden. Und noch am Schluss eine Sache, ein Alpenhimmel im Winter ist fabelhaft, aber arschkalt.


    Gruss Paul

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