Lebenserwartung CCD Kamera

  • Hallo,


    das ist jetzt vielleicht eine komische Frage aber: wie lange funktioniert eine CCD Kamera normalerweise ungefähr? CCD Kameras sind ja nicht wirklich günstig.


    Ich hätte an eine mit KAF8300 Chip gedacht da dieser noch relativ groß ist. Diese Kameras kosten mit Filterrad ca 2500€ - dazu kommen natürlich noch die Filter (diese können aber nicht kaputt gehen). Sind die Kameras für die Ewigkeit gebaut, oder gehen sie doch recht häufig nach wenigen Jahren in die Ewigen Jagdgründe ein?


    LG


    Konrad

  • Naja, ohne jetzt Experte für CCD Kameras zu sein, würde ich mal sagen, dass die Wahrscheinlichkeit lange Freude an einer CCD Kamera zu haben, doch höher ist, als bei einer DSLR z.B.
    CCDs haben im Gegensatz zur herkömmlichen Kamera relativ wenig mechanische Bauteile, kommen zum Teil sogar ohne einen mechanischen Verschluss aus und haben keine Fokuseinrichtungen. Alles, was an einer DSLR gerne mal kaputt geht.
    Das heisst aber nicht, dass Du nicht auch Pech haben kannst und ein Montagsgerät erwischst, die genau 1 Tag nach Ablauf der Gewährleistung die Grätsche macht.


    MfG

  • Hallo Konrad !


    Anfangs fing ich mit einer 300D DSLR an und danach die EOS1000D.
    Beide wurden umgebaut und nutze sie ab und zu immer noch (auch die mittlerweile ca. 13 Jahre alte 300D.
    Beide habe schon einiges mitgemacht und funktionieren immer noch.
    Als ich dann zur Astro-CCD umgestiegen bin (also vor einem Jahr genau) dachte ich genau so wie Du darüber nach.
    Auch diese tut noch ihren Dienst.
    Aber wie beim Vorredner schon erwähnt...würde rein technisch eine CCD logischwerweise länger halten, da keine mechanischen
    Teile verbaut sind (sofern kein mechanischer Shutter vorhanden ist).
    Ist halt Typenabhängig.
    Aber mal ehrlich....wie oft kommt eine CCD-Astrocam oder eine DSLR heutzutage zum Einsatz??
    Eine DSLR wird da schon wesentlich mehr genutzt, sofern diese auch am Tage zum Einsatz kommt.
    Bei einer Astro-Cam eher weniger.


    Wirklich nutzbare Nächte sind hierzulande erschreckend selten geworden, was der CCD inpunkto Abnutzung
    nur zugute kommt.


    Also eigentlich kann man sehr lange Freude an einer CCD haben, da sie weniger genutzt wird.
    Zum Ärger des Hobby-Astronomen, wenn man den Kosten-Nutzen-Faktor sieht.


    Dennoch kann auch hier nicht garantiert werden, wie lange sie halten wird.
    Meine Astro-Cam kam mit einem Defekt zu mir nach Hause (Keine Bildübertragung).
    Also Umgetauscht und nun alles O.K.
    Klingt jetzt entmutigend...kann vorkommen muss aber nicht...eher recht selten.
    Aber dafür gibt es die Garantie.
    Auch elektronische Bauteile unterliegen einem Verschleiss.
    CCD oder CMOS-Chips altern zulasten der Empfindlichkeit oder Abbildung.
    Thermische Schwankungen durch die Kühlung in Bezug auf diverse Leiterbahnen.
    Aber das kann lange dauern.
    Bis man diese Zeit erreicht hat, kommt bei den einen oder anderen eh eine neue Cam an´s Teleskop.
    Ich spreche dann von einen Zeitraum von ca. 5-10 Jahren.
    Sind wir mal wieder ehrlich....wer hat eine CCD länger als 10 Jahre?
    Ich denke mal sehr wenige bis fast gar keiner.


    Ich habe jetzt etwas weit ausgeholt.
    Also ich kenne in unserem Astrokollegium keinen der den Kauf seiner Astro-CCD bereut hat.
    Einige liefern damit schon einige Jahre ansehnliche Resultate ab.


    Man kommt halt nicht drum herum, den Schritt zu wagen.
    Für manche ist das schon aus Kostengründen eine Überwindung.
    Aber man muss Nägel mit Köppen machen und (Jetzt oder Nie) umsteigen.


    Soweit meine Meinung


    CS


    M.f.G.
    Thomas

  • Hallo Konrad,


    neben der Frage wie lange die Kamera selbst funktioniert ist vielleicht auch ein Blick auf die Software wichtig. Es ist für die Hersteller nicht wirklich einfach der technischen Entwicklung auf der PC-Seite zu folgen. Oft laufen die alten Treiber oder die Camerasoftware die man mal mit der Kamera bekommen hat in den neueren Betriebssystemversionen nicht mehr, man muß sich also ein altes System erhalten um die Kamera weiter nutzen zu können. Mitunter werden auch Schnittstellen abgelöst. Beispielsweise ist FireWire kaum noch zu finden.
    Bei der Kaufentscheidung ist es sicher gut mal folgende Punkte mit zu prüfen:
    - Liefert der Hersteller für seine älteren Kameras noch Treiber für die aktuellen Betriebssysteme
    - Kann man die Kamera nur mit einer proprietären Software steuern
    - Welche Standards werden unterstützt für die es auch aus anderen Quellen Software gibt
    - Kann man mehrere Betriebssysteme nutzen (Windows, MAC, Linux)
    - Wird ein wechselbares Speichermedium benutzt (Verbreitung, Kosten, Lieferbarkeit, Einsatz in aktuell erscheinender Technik)


    Wenn die Kamera eine weit verbreitete Speicherkarte nutzt kann man recht sicher sein, das diese noch lange auch mit neueren PC's lesbar sein wird. Es kommt aber vor, dass beispielsweise ein altes Gerät mit den aktuellen SD-Karten mit 4 und mehr GB nicht mehr umgehen kann und kleinere nach dem alten Standard nicht mehr im Handel sind.


    Beispielsweise sind die Kameras von Kodak die ich für meine Basteleien gefleddert habe technisch in tadellosem Zustand. Verwenden kann man den Entwicklungsstand von ca. 1995 aber kaum noch da man die nötigen FrameGrabber-Karten für den PC kaum noch bekommt und für aktuelle Betriebssysteme auch keine Treiber mehr geschrieben worden sind.


    Viele Grüße, Thomas.

  • Hallo allerseits,
    vielleicht noch was Interessantes (wahrscheinlich aber ohne große Relevanz). Es gibt Untersuchungen bezüglich dem Einfluss von cosmic rays auf die Funktionsweise von CCDs, siehe hier: http://www.harvestimaging.com/…rrestrial_cosmic_rays.pdf Kosmische Strahlung beeinflusst selbst auf Meereshöhe die Anzahl der Hotpixel und den Dunkelstrom nachweisbar. Im Weltraum ist natürlich nochmal alles um Größenordnungen schlimmer. Kurzum, CCDs und natürlich auch CMOS-Sensoren altern mit der Zeit. Auch hat bspw. ein längerer Transport im Flugzeug einen Einfluss, da die Höhenstrahlung zuschlägt. Diese Effekte sind aber schon recht gering, sodass nur die Prifi-Astronomen davon Notiz nehmen. Es gab beispielweise beim Flugzeugtransport einer Kamera zu einem hawaianischen Großtelekop ein Problem mit höhenstrahlungsinduzierter Radioaktivität, welche das Edelstahl-Dewar-Gehäuse der Kamera leicht radioaktiv werden ließ. Dies war anscheinend reproduzierbar zu messen.
    Gruß Tino

  • > Sind wir mal wieder ehrlich....wer hat eine CCD länger als 10 Jahre?


    ich denke mehr als man denkt - in meinem Umfeld sind es mehrere. Ich selber benütze zwei CCD-Kameras des japanischen Herstellers Bitran seit 14 bzw. 9 Jahren! Und die Gasfüllung (gegen internen Beschlag etc.) ist bei beiden immer noch vorhanden, obwohl nur 1 Jahr garantiert [:)].


    Grüsse
    Jan

  • Hallo,


    das mit der Software-Aktualität ist für mich nicht sooo wichtig. Ich werde ohnehin einen Mittelprächtigen Laptop anschaffen müssen auf dem in der Nacht nur die Aufnahmesoftware läuft - da kann auch Win 95 drauf laufen, habe ja sonst mit dem Ding nichts vor :)


    Das einzige was erneuert wird ist der Standpc daheim, und auch da vermeide ich Updates nach Möglichkeit weil ich nicht die Nerven habe alles wieder zu konfigurieren etc - vor allem bei Betriebssystemwechsel. Das ist aber wohl weniger wichtig.


    Interessanter für mich: meine Langfristige Entwicklung in der Astrofotografie:


    Ich nutze derzeit ein 10" Newton auf einer EQ6 mit einer DSLR. Wenn sich die Kamera mal während der ganzen Serie an das gleiche Rauschverhalten hält welchen die Darks versprechen kommt erst mal so was raus:



    So weit so schlecht. Die anderen Bilder in meinem Astrobin-Account zeugen vom mühseligen Kampf gegen Rauschen das mit den Darks unter gleichen Bedingungen nicht reprodizierbar ist.


    Wie auch immer: Mein Hauptinteressensgebiet sind Galaxien und Galaxiengruppen. So weit ich das bisher verstanden habe ist die maximale Auflösung die mit Langzeitaufnahmen erreichbar ist vom Seeing abhängig: In Europa also >=1", selbst wenn ich mir mal das größte Teleskop das eine EQ8 fotografisch trägt gönnen würde (Ich muss derzeit Mobil bleiben, und der 10" auf der EQ6 sind nicht das finanzielle sondern das körperliche Limit aufgrund meines kaputten Rückens).


    Stimmt das? Ist das bei Langzeitbelichtungen das Limit? Falls ja, scheint es (bitte korrigiert mich wenn ich ganz daneben liege) zwei Möglichkeiten zu geben:


    adaptive Optik: So weit ich weiß gibt es die nur von SBIG und sie reduziert die seitliche Bewegung des Motivs. Hat jemand von euch Erfahrung damit? Dann bliebe als Kamerahersteller nur SBIG damit ich mal später die AO dazukaufen kann.


    Kurzzeitbelichtungen: In einem Thread wurde mit sehr kurzen Belichtungen mit einem C11 ein sehr scharfes Bild vom M57 angefertigt (http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=188962&whichpage=1) Scheint so als würde man mit dieser Technik näher an die theoretische Auflösung des Teleskops kommen (die ja schon beim C11 jenseits der Seeingbegrenzten liegt).


    Vielleicht nerve ich euch einfach zu sehr und es gibt ein gutes Buch das meine Fragen beantwortet und auch auf die gennanten Probleme eingeht.


    LG


    Konrad

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