M57 Ringnebel, kurz belichtet

  • Hallo, Ralf,


    eine Frage zu den Kurzzeitbelichtungen in Zusammenhang mit der optimalen Brennweite:
    Beispiele: helle DSO's: M42 Zentrum, Eskimo, M57, M27,etc.
    Sollte man da mit einem C9.25 und einer DSLR eine hohe Brennweite nehmen --> f/10 oder sogar f/25, oder bei f/6.5, = ca. 1525mm bleiben? Du bist damals mit DSLR bei Deiner 30sec-Methode bei niedriger Brennweite geblieben und meintest, 1200 mm würden eigentlich für jedes DSO ausreichen! Die Lichtärke ist höher und man hätte mehr Informationen auf dem Einzelbild, und könnte kürzer belichten, wenn gewünscht. Nachteil ist aber bei kleinen Objekten die kleine Objektgröße und damit verbunden größere Probleme bei der geringeren Auflösung für die Details!
    Bleibst Du mit Deinen großen Erfahrungen bei der niedrigen Brennweite?
    Ich hoffe, Du hast inzwischen Deine früheren Arbeiten mit einer DSLR (unempfindlich gegenüber den DMK und ASI) nicht aus den Augen verloren!
    Die Teleskopöffnung scheint nicht so wichtig zu sein. Ich habe mein Bild mal mit der Aufnahme (23x30sec; ISO800;DSLR)des 80cm Teleskopes der Münchener Sternwarte verglichen: es sah genauso aus wie mein Bild!
    Wichtig ist nur die Kamera und das Seeing. Dein Bild mit der DMK ist 1000x besser!
    Wenn Du eine Kamera mal hinter ein 8m-(reichen auch 2m? schmunzel) Teleskop hängen kannst, dann nimm aber eine ASI mit und hoffe auf gutes Seeing! Das Ergebnis würde mich dann auch interessieren!


    P.S. Ich hatte den Eskimo auch mal bei f/10 und f/25 aufgenommen! Du hattest Recht, die Ergebnisse (Außenbereich) waren schlechter als mit f/6.5! Aber der innere Teil ist da schon grenzwertig, weil sehr klein für eine DSLR, finde ich. Ich hatte auch mal 46x30sec belichtet bei f/6.5, da war der Außenbereich fast gleich, der Innenbereich aber wegen der längeren Belichtung schlechter.


    Noch ein Thema: Hätten AO, Adaptive Optiken für Dich bzw. uns Zweck?


    viele Grüße und klaren Himmel
    Andreas

  • Hallo andreas,


    Ich lese hier interessiert mit. Ich kann leider nicht viel zum Thema sagen. Da fehlt mir die Erfahrung. Grundsätzlich ist es aber eine tolle Sache und sehr interessant, finde ich. Was mir zum Verständnis fehlt, ist wie du dein 9,25 zoll sc auf ein öffnungsverhältnis von f/2,5 trimmst.


    Viele grüsse und danke im voraus

  • Hallo Ralf,
    bezüglich SNR hatten wir schonmal eine recht fruchtbare Diskussion. http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=177404&whichpage=2
    Dort war meine Zusammenfassung diese:
    "
    Hallo Norbert, hallo Bruciesheroes,
    ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil, zumindest teilweise. Ich habe diesbezüglich nochmal recherchiert und siehe da, es gibt verschiedene Sonderfälle:
    Die Hauptgleichung ist:
    S/N = R * t / sqrt ( R * t + RSky * t + RN^2 + Dark * t)
    Signal/Noise = Signal /Wurzel( ShotNoise + SkyNoise + ReadNoise^2 + DarkCurrentNoise)
    Sonderfall 1: Eine helle Quelle >>> ShotNoise dominiert >>> übrig bleibt: S/N ~ R*t / sqrt(R*t) skaliert mit der Quadratwurzel der Zeit
    Sonderfall 2: Der Himmelshintergrund dominiert >>> Kriterium (RSky*t > 3*RN) >>> übrig bleibt: S/N ~ R*t / sqrt(RSky*t) skaliert auch mit Quadratwurzel der Zeit
    Sonderfall 3: Der ReadNoise dominiert >>> Kriterium (3 * sqrt(RSky*t) < RN) >>> übrig bleibt: S/N ~ R*t / sqrt(RN^2) skaliert linear der Zeit
    Siehe auch hier: http://www.astro.wisc.edu/~she…st500/AY500_lect5.ppt.pdf (Seite 4, 5)
    "
    Prinzipiell ist die Definition des Übergangsbereichs ReadNoise dominiert oder Himmelshintergrund dominiert recht beliebig, bei Faktor 3x zwischen den beiden ist der jeweilige Beitrag des kleineren anscheinend zu vernachlässigen.
    Bezüglich der einzelnen Kurzzeitbelichtung bist du immer im Read-Noise dominierten Bereich, deshalb ist hier ein geringes Ausleserauschen essentiell. Das Stacking macht dann aus dem linearen Astieg quasi schon den Wurzelbetrag und wenn dein kleinstes Signal (oder die Grenzgröße) in den Übergangsbereich > Hintergrundlimitiert kommt, wird aus der wurzel(linear) ein wurzel(wurzel(linear)), also noch ein bischen langsamer. Der Übergangsbereich ändert sich eigentlich nicht.
    Flächige Objekte (bspw. der Himmelshintergrund) und Punktquellen sind im Idealfall schon recht unterschiedlich, in der Realität dagegen nicht.
    In der Realität wird nämlich durch die begrenzte optische Auflösung des Teleskops und das Seeing die Punktquelle zu einem Quasi-Flächenobjekt.


    (==>)Thomas. Die Aufnahme vom Einsteinkreuz mit 10" ist schon der Knaller. Habe selbst nur eine Semiamateuraufnahme mit 20" gefunden, wo die Trennung definitiv sichtbar ist. Ansonst nur Profiaufnahmen. Die 4 Komponenten sind aber schon etwa 1,6" und nicht 0,9" auseinander. Die 0,9" ist der Abstand zum Kern der "linsenden" Galaxie, welcher aber nochmal ein ganzes Stück schwächer ist.


    Gruß Tino

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Lizardking</i>
    <br />Hallo Ralf,
    .....ich was heute alles so machbar ist,mit der Technik im Amatuerbereich.Da hätte die Nasa vor 20 Jahren nur träumen konnen.Solch hochauflösende Bilder von der Erde aus zu machen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">



    Hätte die Nasa das damals gewusst, Sie hätten kein Hubble für teures Geld gebaut, sondern Ralf mit seiner Gerätschaft hochgeschossen.



    Ich bin auch immer wieder extrem beeindruckt, was heutzutage alles möglich ist. Du bist echt ein Könner Ralf.


    Gruß Jogi

  • Hi Tino


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Aufnahme vom Einsteinkreuz mit 10" ist schon der Knaller. Habe selbst nur eine Semiamateuraufnahme mit 20" gefunden, wo die Trennung definitiv sichtbar ist. Ansonst nur Profiaufnahmen. Die 4 Komponenten sind aber schon etwa 1,6" und nicht 0,9" auseinander. Die 0,9" ist der Abstand zum Kern der "linsenden" Galaxie, welcher aber nochmal ein ganzes Stück schwächer ist.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Na Gott sei Dank sind es 1,6" - das klingt schon vielversprechender [:D]. Vielleicht doch mal einen Versuch wagen.


    Gestern war es bei uns klar und ich missbrauchte mal meine CCD-Kamera für eine Kurzzeitbelichtung. Es ist in der Tat erstaunlich, was aus quasi fast nix gemacht werden kann. 250x1 Sekunde mit einem 100/550mm APO. Ich habe alle Bilder gestakt, jedoch ist es schon interessant zu sehen, was das Seeing mit manchen Aufnahmen macht, da windet sich der helle Stern teils wie ein Wurm.


    Abbildung auf 200% skaliert, außer leicht hochgezogen keine Bearbeitung.



    lg
    tom

  • Hallo, Tom,


    Dein Eskimo sieht ja fast so aus wie meiner. Bei Dir ist der Zentralstern auch schon aufgebläht, so wie bei mir.
    Es wäre noch interessanter gewesen, wenn Du noch 100x 0,1 sec hinzugefügt hättest für den inneren Bereich, finde ich.
    Da stösst man wohl auf die durch das Seeing begrenzte Auflösung, die man vielleicht mit einer Adaptiven Optik verbessern könnte.
    Mit einer empfindlichen CCD bist Du mir gegenüber aber im Vorteil, nehme ich mal an, oder ist das falsch, und ich muss nur das bessere Seeing haben als Du?


    viele Grüße und cs
    Andreas

  • Da faellt mir ein, am 90/600er hab ich mich mit der ASI120mm auch mal an M57 versucht ..


    90x30s, also nicht wirklich "kurzbelichtet", war nur ein Test .. definitiv zu wenig frames und zu unsaubere kalibrierung (darks, flats)



    Jonas

  • Hi Jonas


    ich verwende eine ATIK460EX. Auf Grund der kleinen Brennweite des APO´s habe ich allerdings "nur" einen Abbildungsmaßstab von 1,7 Bogensekunden/Pixel.


    Aber Du hast recht, werde auch mal mit noch kürzeren Zeiten probieren.


    lg
    tom

  • Hallo, Jonas,


    zur Darstellung des Hintergrundes des Bildes und zur schnellen Sichbarkeit der Zentralsterne war das meiner Meinung auch völlig richtig!
    Nur für die Darstellung der restl. Ringinhalte selbst leider aus meiner Sicht viel zu lang. Du hast ja die sehr empfindl. ASI benutzt. Da wäre ich auf Dein Bild mit 1000 x 1 sec (nur für M57 selbst) gespannt!


    viele Grüße und klare Nächte
    Andreas

  • Hi Ralf,


    WOW, einfach unglaublich, was du für ein Bild hinbekommen hast [:0]. Ich denke, neben der großen Öffnung & der SW-Kamera war bestimmt ein nicht allzu heller Nachhimmel förderlich ? Auf jeden Fall lässt dein Ergebnis alles hinter sich, was ich bisher gesehen habe. Glückwunsch.


    Ich mache auch ganz gerne kurz belichtete Fotos mit der alccd5l-iic. Bisher bin ich da aber meist im Bereich zwischen 15 - 30 Sekunden geblieben (außer bei Kugelsternhaufen). Ich werde bei Gelegenheit auch mal probieren, ob ich ne Größenordung runter gehen kann. =)


    Gruß Benjamin

  • Hallo, Kollegen mit einer DSLR,


    noch eine Frage an alle DSLR-Benutzer, die sehr kurz belichten:
    Sollte man bei den ca. 1sec-Aufnahmen besser ISO 6400 als 3200 benutzen?
    Bei der Erhöhung von 3200 auf 6400 hat man eine doppelt so höhe Signalverstärkung und kann noch kürzer belichten, um das Seeing zu überlisten. Das Rauschen steigt aber mehr als das Doppelte an. Spielt das große Rauschen bei vielen Aufnahmen (mehr als 100) dann noch eine große Rolle?. Oder habe ich da noch andere Probleme bei der hohen ISO vergessen?


    Zum Schluss noch eine allgemeine Aussage:
    Ich habe hier in Westfalen, Deutschland, feststellen müssen, dass in den letzten 5 Jahren die Anzahl der klaren Nächte immer mehr abnimmt!
    Ich nehme an, bei Ralf am Niederrhein sieht es auch nioht besser aus.
    Dann wäre die Ausübung unseres Hobbys hier nicht mehr möglich und man könnte sich nur noch in den ariden Gebieten ein Teleskop mieten. Das wäre natürlich sehr bedauerlich!

    viele Grüße und cs
    Andreas

  • Hallo allerseits,
    vielleicht nochmal eine kurze Zusammenfassung, was für eine gute Kurzzeitbelichtung alles benötigt wird.
    Primär ist die Kamera, welche diese Eigenschaften haben sollte:
    1. Ein möglichst geringes Ausleserauschen. Essentiell, geht nämlich für das erreichbare Signal/Rauschverhältnis im Quadrat ein.
    2. Eine möglichst geringe Auslesezeit, damit die Netto-Belichtungszeit maximiert wird (nicht zu viele Pixel, da sonst das auslesen ewig dauert, außerdem wird die EBV usw. sehr zäh)
    3. Eine hohe Quanteneffizienz, sowieso immer wichtig.
    Aufgrund der hohen Auslesegeschwindigkeit und dem geringen Ausleserauschen sind hier moderne Cmos-Sensoren kaum zu schlagen. Gekühlte und langsam ausgelesene CCDs sind da eher was für Langzeitbelichtungen.
    Wie kommt man zu einer hohen Auflösung?
    1. Oversampling ist angeraten (aber nicht übertreiben), also lange Brennweiten: 1arcsec/Pixel ergibt bestenfalls eine Spotgröße (FWHM) von 2,5arcsec (außer man "Drizzelt", ist aber ein anderes Thema).
    2. Das Bild oder zumindest einige Sterne sollte ausreichend Signal haben, sodass ein sinvolles Alignment durch die Stacking-Software erfolgen kann. Außerdem ermöglicht dies erst eine objektive Auswahl der jeweiligen besten Bilder, falls man die Auflösung maximieren möchte.


    Was sind die Vorteile von Kurzzeitbelichtungen:
    - höhere Auflösung möglich
    - höherer Dynamikumfang des gestackten Ergebnisses
    - nur ungekühlte günstige Kamera notwendig
    - keine großen Anforderungen an die Montierung und das Guiding
    Und die Nachteile:
    - viel längere Belichtungszeit erforderlich
    - gute Stackingsoftware notwendig
    - sehr hohes Datenaufkommen
    - schneller Rechner notwendig
    - höhere Anforderung an die optische Qualität des Teleskops
    - nur für Detailaufnahmen sinnvoll, große Felder sind kaum möglich
    Gruß Tino

  • Hallo, Tino,


    die Sache mit den hohen Brennweiten habe ich nicht verstanden:
    Ralf und auch ich haben festgestellt, dass man mit niedrigeren Brennweiten letztendlich bessere Ergebnisse erzielt als mit höheren.
    Du hast ja bei Ralf gelesen, dass er sein C11 auf f/5 reduziert hat. Dabei hat er sich sicher etwas gedacht. Für mich würde Dein Beitrag bedeuten, ich muss doch mind. f/10 nehmen. Ich hoffe, dass Ralf noch etwas dazu sagen kann! Ich nehme an, die Sache mit den Brennweiten gilt nicht nur für WebCams und CCD's, sondern auch für DSLR's. Bei hohen Brennweiten stößt man wegen des Seeings schnell auf große Probleme.


    viele Grüße und cs
    Andreas

  • Hallo Andreas,
    die Brennweite ist eigentlich nicht das Kriterium, sondern das Sampling. Man kann mit 1arcsec/pixel ohne spezielle Tricks, wie bspw. Drizzling, mit der Auflösung oder Spotgröße (FWHM) nicht besser als 2,5arcsec werden, auch nicht mit PSF-Schärfung usw. Ralf hat bei seinen Aufnahmen bspw. ein Sampling von 0,55 arcsec/pixel. Dies begrenzt die erreichbare Auflösung selbst ohne Seeing auf etwa 2,5*0,55arcsec, also in etwa die erreichten 1,3arcsec. Vermutlich hätte Ralf mit etwas längerer Brennweite noch einen Tick mehr Auflösung geschafft, leider sinkt aber die Helligkeit und das SN mit längerer Brennweite wieder, sodass hier das Alignment, also das Stacking erschwert wird. Die Bilder passen nicht mehr so gut aufeinander, sodass die Auflösung wieder schlechter wird.
    Gruß Tino

  • Hallo, Tino,


    besten Dank für die theoretischen Erläuterungen!
    Hast Du selbst praktisch schon einmal mit Deinem Wissen getestet, ob die Praxis die Theorie bestätigt?
    Was würdest Du mir mit einer DSLR und einem C9.25 raten, welche Brennweite sollte man dann nehmen für DSO's, die ca. 0,8 Bogenminuten groß sind, wie z. B. der Eskimo? Ich gehe von einem durchschnittlichem Seeing aus. Bei einem sehr guten Seeing doch sicher eine höhere Brenweite?


    viele Grüße und klare Nächte
    Andreas

  • Hallo Andreas,
    sorry für das theoretische Geplänkel. Bilder sprechen sicherlich mehr als Worte. Andererseits ist das prinzipielle Verstehen auch nicht schlecht, denn mit der Brute-Force und Holzhammermethode geht auch nicht alles. Habe schon ein bischen praktisch ausprobiert mit einer speziellen EMCCD-Kamera, welche eigentlich das NonPlusUltra für Kurzzeitbelichtungen ist. Komme aber leider nur am WE zum Bildermachen, aber der M57 war auch schon dran:
    M57, 18.07.2014, Meade ACF12" mit 3000mm Brennweite, Kamera Andor IXON EM+ DU897D, 512x512 Pixel, jeweils 16um, 50xEM-Gain, Stack aus 400x0,1s Belichtungen.

    Das Sampling beträgt hier 1,1arcsec/pixel und die schlussendliche Auflösung FWHM 2,5arcsec, eigentlich nur begrenzt durch das Undersampling.
    Dh, wenn das Sampling nicht entsprechend ist, brauch man eigentlich auch nicht Kurzbelichten. Wenn beispielweise das (Langzeit)Seeing etwa 3arcsec rms beträgt, ist man mit 1,5arcsec/pixel schon fast undersampled. Wenn man die Auflösung steigern möchte und Phasen von guten Seeing (vielleicht 2") nutzen möchte, sollte man schon mindestens 0,8arcsec/pixel haben. Bei 5u Pixeln wären das 1300mm Brennweite. Also ist der C9 mit 0,5er Reducer bis 2" Seeing ok. Wenn man besser als 2" werden möchte, dann nur mit längerer Brennweite oder kleineren Pixeln.
    Gruß Tino


    Gruß Tino

  • Hallo, Tino,


    besten Dank für Deine Tipps für meine Aufnahmeparameter!
    Glückwunsch zur Erlangung einer EM-CCD! Solch eine Kamera hat ja kaum jemand. Du hattest selbst f/10 benutzt. Konntest Du Dir das wegen der extrem empfindlichen Kamera leisten oder war Dein Seeing so außergewöhnlich gut? Schade, dass Du nur am WE damit arbeiten kannst.
    Mein Seeing liegt nie besser als 2", eher bei 4". Dann werde ich weiter mit dem 0,63x Reducer gemäß Deiner Empfehlung arbeiten! Danke!


    Du musst Dich für nichts entschuldigen! Ganz im Gegenteil! Es ist schön, dass Du den theoretischen Hintergrund so gut erläutert hast! Das wird sicher viele andere Kollegen interessieren! Das gilt vor allem auch für Ralf, der diesen Thread ja gestartet hat.
    Ich, als nur 1 Kollege, bin dagegen nur ein Einsteiger, der gerne mal praktische Tests mit einer unempfindlichen Kamera macht.


    P.S. Zwei Seiten von M57 sind immer noch überbelichtet. Du hättest da sicher noch kürzer belichten können. Es ist auch immer noch ein Rauschen festzustellen, trotz 400 Aufnahmen. Bei 0,1sec müsstest Du jetzt nur noch ein besseres Seeing erwischen!
    Eine Frage noch: Hast Du schon einmal den Eskimo aufgenommen? Es hätte mich mal interessiert, wie er mit einer EM-CCD aussieht!


    viele Grüße und cs
    Andreas

  • Hallo Andreas,
    sorry für die verspätete Antwort. War auch eigentlich nur ein komischer Zufall, dass ich die EMCCD erwerben konnte. Die 3000mm Brennweite sind nur den relativ großen Pixeln (16um) geschuldet. Enspricht bei 5um Pixeln nominell halt nur etwa 1000mm Brennweite. Eigentlich müsste man die Brennweite mindestens um den Faktor 2x vergrößern. Das schöne an der EM-CCD ist aber, dass durch den EM-Gain das Ausleserauschen sehr gering wird. Prinzipiell entsprechen 300x EM-Gain bei ~32e (rms) einem nominellen Ausleserauschen von etwa 0,11e. Das Witzige ist aber, dass dieses Ausleserauschen hauptsächlich durch die Elektronik entsteht. Die eigentlichen Photonen kommen aber als ganzes an und sind somit als einzelne recht hohe Peaks, auf dem relativ niedrigen Ausleserauschen zu sehen. Ausserdem gibt es noch den sogenannten CIC (clock induced charge) und auch die einzelnen thermischen Elektronen spielen dann selbst bei wahnwitzigen -85°C Kühltemperatur ein Rolle. Trotzdem bin ich immer wieder erstaunt, was Ralf mit seiner doch recht einfachen Kamera erreichen kann. Hartnäckigkeit zahlt sich halt schlussendlich doch aus.
    Viele Grüße Tino

  • Nochmal hallo Andreas,
    das dein Seeing nie besser als 2" ist, stimmt eigentlich auch nicht, zumindest nicht, wenn man kleine Zeitskalen (Kurzzeitbelichtungen) betrachtet. Die Wahrescheinlichkeit mit 9Zoll beugungsbegrenzt aufzunehmen ist selbst bei unserem miesen mitteleuropäischen Seeing nicht Null, sondern einige Prozent. Siehe auch: http://www.telescope-optics.net/seeing_and_aperture.htm. Die eigentliche Begrenzung ist hier aber die Empfindlichkeit der Kamera. Die neueste Generation von Cmos-Kameras hat 1,5e-(rms) Ausleserauschen, also um den Faktor 4 besser als die ASI120mm mit 5-6e-(rms). Bedeutet 16 mal kürzere Belichtungszeit für die gleiche Grenzgröße. Die besten DSLRs liegen derzeit im höheren ISO-Bereich bei 2,5-3e(rms), also prinzipiell auch nicht schlecht. Es sind aber auch electron-multiplied-cmos chips in Entwicklung, die mglw. Subelektron-Ausleserauschen auch für den kleinen Geldbeutel ermöglichen. Auch non-destructive Auslesevarianten (Pixel wird ausgelesen, aber nimmt weiter Signal auf) sind in Entwicklung. Siehe und stöbere hier: http://image-sensors-world.blogspot.de/ mit den neuesten Entwicklungen auf dem Sensormarkt. Ich bin auch sehr gespannt was die Zukunft bringt.
    Gruß Tino

  • Hallo, Tino,


    besten Dank für Deine weiteren Informationen!
    Du musst Dich auch für "verspätete Anworten" nicht entschuldigen (schmunzel)! Man ist nicht "verpflichtet", Antworten zu geben. Alles freiwillig.
    Vielleicht kannst Du mir mit Deinem gegenüber mir wesentlich größeren Wissen noch einen Tipp zur ISO-Zahl geben. Bei einer EOS 1100da kann ich noch auf 6400 gehen. Also 3200 oder 6400?


    Mit dem 2"-4"-Seeing meinte ich meine bisherigen zufälligen Beobachtungszeitpunkte (Beobachtungsdauer) bei zufällig klarem Himmel. Das ist auch nur geschätzt, da ich mir nur im Programm DSS für das Stacken die FWHM-Werte angesehen habe.


    viele Grüße und klaren Himmel trotz wachsendem Mond
    Andreas

  • Hallo Andreas, Alex, Jogi, Tom, Jonas, Benjamin und Tino natürlich,
    das ist ja eine richtig nette Runde hier geworden. Ganz besonders möchte ich hier einmal Tino danken, der mit seinem Hintergrundwissen doch einige Lücken bei mir schließen konnte. So gesehen eine prima Ergänzung, denn ich bin eher der, der schaut was rauskommt und nicht weiß warum.
    Ganz grundsätzlich möchte ich zu Tinos Zusammenfassung noch etwas hinzufügen.
    Kurze Belichtungszeiten sind zunächst einmal sehr einfach. Man benötigt keine gewaltige Monti, keine besonders teure Kamera, und schließlich auch kein Guiding, also alles bestens für den Einsteiger. Und ich finde es auch gut, dass diese Methode die Hürde des Einstiegs etwas weiter nach unten verschiebt. Aber, man darf nicht vergessen, dass man doch einiges an allgemeiner Erfahrung benötigt. Die Justierung des Teleskops, die Auskühlung(die eigentlich nie perfekt ist) und nicht zuletzt benötigt man Erfahrungen in der Bildbearbeitung.
    Zu den einzelnen Fragen:
    Benjamin: mein Himmel hier ist eher ein Stadtrandhimmel mit 5-5,5 mag vis. Die schärfsten Bilder entstanden aber bei vis. 3 mag ! Das Seeing war einfach gut und es war mehr zu sehen als bei vis. 5 mag.
    Tom: dein Eskimo ist klasse. Da sind auch Strukturen in der Hülle drin. Mit 550 mm habe ich keinen schärferen gesehen, bzw. mit der Brennweite traut sich sowieso keiner an so ein Objekt. Glückwunsch.
    Jonas, auch dein M57 ist klasse, aber du sagst es selber, die Korrekturbilder sollten passen, dann kommst du deutlich tiefer. Erste Ansätze der Hülle sind übrigens zu erkennen.
    Tino, schön, dass du uns auch dein Ergebnis zeigst. das ist das erste EMCCD-Foto das ich hier sehe, der Anspruch ist hier natürlich hoch und um so ehrenvoller ist es, dass du uns ein noch nicht perfektes Bild zeigst. Allerdings, 0,1 s und insgesamt nur 40 s Belichtungszeit, das ist schon echt eine Hausnummer. Ich verstehe jetzt auch dein Problem mit den großen Pixeln.
    Andreas, ich habe ja gehofft, dass jemand von der ESO mitließt und mich darum bittet meine Asi mal ans VLT zu hängen. Vermutlich würde aber der Chip überhitzen:-) Mit adaptiver Optik haust du für uns Amateure aber auf die Ka...e. Habe aber mal gesehen, dass es tatsächlich ´aktive` Amateuroptiken gibt. Aber es gibt auch Adventskalender für Pferde;-)
    Über die sinnvollste Brennweite wurde ja schon viel geschrieben. ich schlage vor, jeder versucht es erst einmal möglichst kurz, wenn man dann bemerkt, dass es so richtig knackscharf ist, dann kann man ja weiterdenken. Ich selber habe nun (schon zum 2. mal) das Gefühl, dass noch etwas mehr ginge, aber definitiv nur in einer einzigen Nacht. Die ISO Diskussion gibt es an anderer Stelle zur Genüge, zum Verständnis, der Chip wird nicht empfindlicher, wenn man den Wert hoch stellt:-). Eine andere Sache ist es auf diese Weise das Signal so hoch zu heben, dass die Software es überhaupt erst einmal findet, hier kann es Vorteile geben. Meine bisherigen Erfahrungen sind, dass man ab etwa 5 s Bel-Zeit Vorteile generieren kann. Ab 1 s kann man das Seeing verbessern. Die Öffnung bei solchen Bildern ist tatsächlich nicht unbedingt das Allerwichtigste, aber sie führt zu helleren Bildern und damit zu kürzeren Zeiten usw. Die theor. Auflösungsgrenze von 0,4 " werde ich beim C11 sicher so schnell nicht erreichen. Bei Seeingbedingungen von 2-3" reicht also auch ein kleineres Gerät um max. Schärfe zu erhalten.
    Noch eine allgemeine Erklärung zum Rauschen. Ich merke, dass das oft nicht ganz richtig verstanden wird. Im fertigen Bild ist Rauschen kein fester Wert. Wir gestalten das Rauschen selber, indem wir das Bild Strecken. Fertig ist man nie. Habe ich deutlich mehr Bilder, dann ist das Rauschen geringer, klar, also strecke ich wieder, es kommen neue Details zum Vorschein und damit aber wieder auch neues Rauschen, Mist, also noch mehr Bilder ;)
    Das Ausbrennen von Zentralsternen o.Ä. lässt sich sicher durch eine 2. Aufnahmeserie verhindern, aber auch in der Bildverarbeitung kann man gegensteuern, auch schon bei der Aufnahme, wenn das Gain herunter gesetzt wird. Das Bild wirkt dann zwar weniger hell, die Infos sind aber alle drin. Wichtig hier, es geht nicht ums Rauschen, es geht ums Rauschverhältnis zum Signal, und das ist gleich gut. Leider haben die "billigen" Kameras keine gute "Full-Well-Kapazität", da helfen dann auch keine 16 bit, wenn der Pixeleimer eben zu schnell voll ist.
    Puhhh,
    habe ich was vergessen?
    Viele Grüße,
    ralf

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