Hallo zusammen,
am Freitag den 04.09.2015 war es wieder soweit: Eine klare Nacht stand bevor. Den ganzen Tag habe ich noch daran gezweifelt, dass sich die doch recht dichten Wolken verziehen. Doch wie es die Wetter-App versprach haben sich die Wolken nach Sonnenuntergang dann doch komplett verzogen.
Um 22:30 etwa habe ich mit meinen Beobachtungen begonnen, nachdem ich mein Dobson samt Hocker, Trinkwasserversorgung und Okulartasche im Hinterhof (Frankfurt am Main, Rödelheim) aufgebaut hatte. Der eigentliche Plan war diesmal ein Beobachtungsort im Taunus, nur leider wurde mein Beobachtungspartner kurzfristig krank. Das sollte mich aber nicht abhalten.
Mein Plan für die 2. DSO Beobachtungsnacht war klar: M13 sowie M57 wieder finden, der Übung halber, sowie das ein oder andere neue Ziel.
Mein erstes Ziel: M13. In Ermangelung des aktuell aufgebrauchten Budgets für das Astrohobby habe ich wieder das Baader Hyperion 21mm als Übersichtsokular zum Auffinden der Objekte genutzt. Also Telrad an, Herkules hat sich mir vom letzten Mal sehr eingeprägt und war schnell gefunden, die Telrad Kreise auf Höhe M13 anvisiert und ab der Blick durchs Okular. Volltreffer! M13 war nach dem Scharfstellen direkt im Okular zu sehen. Und diesmal erschien mit der KS viel klarer und deutlicher zu sein. Direkt der Griff zu Okulartasche, um die Sterne ein wenig näher zu holen. Ich entschied mich diesmal für mein William SWAN 15mm. Das hat mir ein sehr gutes Ergebnis gebracht. Ich konnte die kleinen Sterne gar nicht wirklich zählen. Die Freude war natürlich groß. Um weitere Erfahrungen zu sammeln kam als nächstes die 2x Barlow Linse zum Einsatz, die sich ja im Lieferumfang meines Startersets befand. Als Okular nutzte ich weiterhin das William SWAN 15mm. Auch mit der Barlow Linse war das Ergebnis gut. Ich bin zufrieden. Danach bin ich erstmal auf ein anderes Ziel umgeschwenkt, aber um die einzelnen DSOs zu trennen, habe ich später nochmal das Seben Zoom ohne und mit Barlow Linse ausprobiert. Auch hier habe ich nichts zu meckern. Man merkt nur deutlich, wie Weitwinkelokulare (das William SWAN 15mm mit 72° sowie die Baader Hyperions mit 68°) einen verwöhnen. Das weitere Gesichtsfeld ist sehr angenehm und steigert das Beobachtungsvergnügen ungemein!
Als zweites wollte ich mir den Ringnebel M57 in die Linse holen, wie auch bereits an meinem 1. DSO Beobachtungswochenende. Wega leuchtet so deutlich, dass ich ihn nun auch schnell finden konnte. Das Sternbild Leier war mit indirektem Blick und Vorstellungskraft nun auch mit allen 5 Sternen erkennbar. Wo sich M57 in etwa versteckt hatte ich noch grob in Erinnerung. Allerdings war mein erster Versuch nicht erfolgreich (natürlich unter Zuhilfenahme des Telard Finders). Ein Blick in den Deep Sky Atlas hat mir da geholfen, und der zweite Versuch war erfolgreich. M57 zeigte sich mir wieder als kleines Fleckchen im Okular. Auch mit höheren Vergrößerungen blieben mir weitere Details verborgen. Der Himmel im Hintergrund wirkte (mag auch Einbildung sein) bereits deutlich heller als noch bei M13. Dennoch war ich froh, dass ich auf M57 wieder gefunden hatte, ohne größere Probleme.
Da ich noch kein Gefühl dafür habe, wann welches Sternenbild „hinterm Haus“ verschwindet, und ich ein verborgenes Ziel vom letzten Mal angehen wollte, habe ich mein Dobson erstmal herumgeschwenkt zu Andromeda um einen Blick auf M31 zu erhaschen. Deep Sky Atlas in die Hand genommen, versucht in etwa dem Himmel auszurichten und ab auf die Suche. Es hat mich ein paar Augenblicke mehr gekostet, doch dann habe ich M31 gefunden! Zumindest soweit M31 von Frankfurt aus, für mich in diesem Moment sichtbar war. Auch hier war die Freude wieder riesig. Bei näherer Betrachtung schien mir da noch etwas zu sein. Wenn ich mir das nicht ganz eingebildet habe, war da noch undeutlich M110 zu erkennen. Sicher bin ich mir nicht, aber die Bilder im Reiseführer die ich mir im Nachgang angeschaut habe bekräftigen mich in dieser Annahme.
Voller Euphorie wollte ich mir auch einen DS ins Okular holen. Was lag da auf die Schnelle näher als Alamak? Alamak war, mit Telrad bewaffnet, ein leichtes Ziel. Und wenn ich ehrlich bin: Ich hätte nicht gedacht, das die Beobachtung eines DS mich so packt! Für mich war das ein absolut faszinierendes Erlebnis diesen kleinen, zusätzlichen Stern im Okular so dicht neben dem Großen zu erkennen. Mit bloßem Auge gänzlich verborgen wird der Blick ins Okular zu reinen Freude!
Und die Götter haben mich mit einem weiteren Ereignis beschenkt, dass mir bisher nie gelungen ist. Als ich den Blick vom Okular abwand, um Alamak nochmal mit bloßem Auge anzuschauen, blitzte ein Lichtstreif im Perseus auf! Ich durfte meine erste Sternschnuppe mit eignen Augen sehen! Und um das vorweg zu nehmen: Ich meine später noch eine Zweite gesehen zu haben mit Tendenz Richtung Herkules. Vorsichtshalber hab ich mal zwei Wünsche gen Himmel gerichtet.
Weitere Ziele mussten her. Da sich in meinem Atlas bisher nur drei Marker befinden, und ich nicht lange suchen wollte, habe ich Seite 14 aufgeschlagen, auf der unter anderem die Leier mit M57 gezeigt wird. Da ist mir das Sternbild Schwan aufgefallen: IC 1318 schien dort recht groß zu sein, und sollte leicht zu finden sein. Leider blieb mir dieser Nebel verborgen. Ich schiebe das auf fehlende Filter und die Lichtsuppe über Frankfurt. Korrigiert mich gern, wenn ich mich hier irre.
Unlängs von IC 1318 entfernt habe ich den OS M29 im Atlas entdeckt. Die drei Sterne hinter dem Namen ließen mich hoffen, dass ich M29 unter den gegebenen Bedingungen finden sollte. Ich habe M29 auch gefunden. Auch hier war ich mir anfangs nicht sicher (schlechte Vorbereitung meinerseits). Mein Telrad verriet mir, die Position müsste korrekt sein, nur ist es ungünstig wenn man zwar theoretisch weiss was man sucht, aber keine Ahnung hat, wie das Ziel der Begierde aussieht! Im Nachgang an meine Beobachtungsstunden habe ich im Reiseführer dann wieder nachgeschaut und kann bestätigen: M29 gefunden und erfolgreich beobachtet. Da ich M29 aber nur halbherzig beobachtet hab, und ihm nicht gebührend Zeit und Aufmerksamkeit gewidmet habe, steht M29 auf der Liste für die nächste klare Nacht! Ein zweiter Besuch ist versprochen.
Angetan von meinem DS Erlebnis mit Alamak wollte ich gerne noch einen Vergleich ziehen. Mein Ziel diesmal im Schwan: Albireo. Wieder war das Aufsuchen beim ersten Versuch erfolgreich. Ich kann es nicht oft genug sagen: Ich liebe den Telrad Finder! Dieser DS unterschied sich doch deutlich von Alamak (und das ist auch gut so). Die beiden Sterne haben einen deutlich weiteren Abstand zueinander. Nichts destotrotz lohnt sich der Blick.
Nach Albireo wollte ich noch M92 ins Okular bekommen. Leider habe ich nicht richtig im Atlas gelesen bzw. geschaut, und versuchte so die letzte Zeit, ehe mich die Kälte dann doch zurück in den Schoss der warmen Wohnung trieb, M92 zu finden. Allerdings war es nicht M92 was ich anvisierte, sondern M 1-92… Anfängerfehler! M 1-92 blieb mir komplett verborgen. Erst im Wohnzimmer habe ich dann meinen Fehler bemerkt. Zum Glück ist M92 ja damit nicht aus der Welt.
Fazit zur Ausrüstung: Mit den Baader Hyperion Okularen bin ich bisher echt sehr zufrieden. In dieser Nacht habe ich zwar „nur“ das 21mm und ab und zu das 5mm genutzt, aber auch das 13mm hatte mir beim letzten Mal Freude bereitet.
Das William SWAN 15mm hat sich in dieser Nacht als wahrer Freund entpuppt! Die Einsicht ist wirklich klasse, und auch der Beobachtungsgenuss nicht zu verachten. Ob man jetzt unbedingt ein 15mm und ein 13mm Okular braucht; darüber lässt sich sicher diskutieren, aber ich bin zufrieden.
Auch die 2x Barlow-Linse hat mich positiv überrascht! Es ist sicher nicht die hochwertigste und eher mittleres/unteres Preissegment, aber auch hier kann ich nichts beanstanden. Vermutlich auch weil mir der Vergleich zu höherwertigen Produkten fehlt.
Den Standard Sucher des Dobson habe ich mittlerweile abgenommen und im Schrank verstaut. Ob der nochmal zum Einsatz kommt… Fraglich!
Wo ich mir allerdings etwas einfallen lassen muss, ist die Aufbewahrung der Okulare während der Beobachtung. Am Skywatcher Dobson gibt es zwar die Möglichkeit drei 1,25“ Okulare und ein 2“ Okular einzustecken, aber die Baader Hyperions passen nur in die Halterung für das 2“ wirklich rein, und auch das Seben Zoom passt nicht optimal in ein 1,25“ Fach. Ich habe da schon eine Idee in meinem Kopf, und hoffe diese mit einem handwerklich begabten Freund zeitnah umsetzen zu können. Die Barlow Linse (mit und ohne William SWAN) sowie das William SWAN passen natürlich optimal in eine 1,25“ Halterung.
Kleidungsmäßig muss ich mir für den Winter noch geeignete Handschuhe besorgen. Gestern wurde es ja doch schon relativ kühl, und auch das Werkzeug (Teleskop und Okulare) ist runtergekühlt. Im Winter wird das sicher nochmal ein wenig zunehmen.
Nach dieser zweiten, erfolgreichen Nacht kann ich die nächste schon kaum erwarten. Für heute sieht es ja leider etwas schlechter aus, gemäß meiner Wetter-App. Aber die nächste klare Nacht kommt bestimmt! Und ich freue mich schon sehr. Beim meiner Durchsicht des Deep Sky Reiseführers habe ich mir noch ein paar Ziele notiert.
Vielen Dank für eure Zeit, die ihr euch fürs Lesen genommen habt. Für Ideen, Verbesserungsvorschläge oder Tipps bin ich immer offen.
Klare Nächte,
Sascha