Astrooptischer Hersteller Kurt Haase Berlin

  • Hallo Historienfreunde,
    wer kann etwas zum Hersteller meines 100/1500 mm FH-Objektives sagen? Kurt Haase heißt der Mann aus Berlin-Grünau. Leider läßt sich nirgends im Internet und anderswo etwas über seine Firma finden. Auf der Leipziger Messe hatte ich ca.1953/1954 seinen Firmenstand besucht.


    Grüße
    Wolfgang (Sorgenfrey)

  • Hallo lieber Herr Sorgenfrey,


    leider habe ich noch nie etwas von diesem Hersteller gehört. Mir ging es jedoch damals ähnlich bei einer Recherche nach den Optik-Herstellern Irrgang und Gordon in Berlin ( ca. 1920-1930 ). Vielleicht können Sie einen ähnlichen Weg beschreiten, wie ich es hier versucht hatte. Leider konnten mir damals selbst sämtlich Landes-/Technik-Archive in Berlin kaum Auskunft geben. Aber vielleicht ist es in Ihrem Fall etwas leichter, da es hier ja immerhin schon um die 50er Jahre geht. Schauen Sie doch einmal hier - vielleicht eine Anregung ?


    http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=162289&whichpage=2


    mfG Michael Meier

  • Hallo Michael,
    (darf ich beim üblichen Foren-Du bleiben?)


    danke für den Tipp, den ich auch befolgt hätte. Doch gestern hatte ich die Eingebung, mein Beobachtungsbuch von 1954 durchzublättern. Und was sehen meine Augen? Eine Notiz vom Tode Kurt Haase, die ich damals den VdS-Nachrichtenblatt 9/1954 entnommen hatte! Das über 60 Jahre alte Blatt erweckte ich heute gleich aus dem Dornröschenschlaf und fand untenstehenden Nachruf von Edgar Mädlow, welcher der VdS-Geschäftsführer war. Somit habe ich mir meine Anfrage eigentlich weitgehend selbst beantwortet. Man möge mir meine Vergesslichkeit verzeihen, - liegt ja auch schon 60 Jahre zurück. Einen sicherlich interessanten Nebeneffekt hat das Ganze: es ist ein wohl inzwischen ziemlich unbekannter Instrumentenhersteller aus der Vergessenheit geholt worden. Nun würde noch ein Firmenprospekt fehlen. Die Abbildung eines kleinen Newton habe ich in einem Heft “Die Sterne” von 1953 entdeckt. Es ist eine Beschreibung, die E. Mädlow verfaßt hatte. Wenn ich kapiert habe, wie man hier im Forum Bilder hochlädt, würde ich es gelegentlich mal zeigen.


    Viele Grüße
    Wolfgang



    Aus dem VdS-Nachrichtenblatt 9/1954


    Kurt Haase +


    Am 7. August verstarb der in Amateurkreisen bekannte Fernrohrbauer Kurt Haase in Berlin-Grünau im Alter von 58 Jahren an den Folgen einer Blinddarmentzündung. Wir Berliner Sternfreunde, die wir in enger persönlicher Verbindung zu diesem hervorragenden Mechaniker und prächtigen Menschen gestanden haben, sind vorerst noch kaum in der Lage, diese traurige Nachricht zu fassen.


    Kurt Haase entstammte den Berliner Askania-Werken und hat erst nach dem Kriege seine eigene Werkstatt für astronomische Instrumente aufgebaut. Sein Ehrgeiz ging nicht dahin, zur Ausrüstung der astronomischen Fach-Institute beizutragen; vielmehr betrachtete er es als seine aufgabe, Sternfreunden, Schulen und Arbeitsgemeinschaften ein preiswertes und leistungsfähiges Instrumentarium in die Hand zu geben. Auf diese Weise hat er in den 8 Jahren seines selbständigen Wirkens einer unübersehbaren Zahl von Sternfreunden in Deutschland und in aller Welt die Grundlage zu eigener astronomischer Betätigung gegeben. Manch seiner Fernrohrtypen, die er aus den Bedürfnissen des praktischen Beobachters heraus entwickelte, erfreuen sich einer großen Popularität.


    Aber nicht nur als Techniker wird sein Ausscheiden eine schmerzliche Lücke hinterlassen; er war all seinen Kunden stets zugleich ein hilfsbereiter Freund, und seine vorzüglich eingerichtete Privat-Sternwarte stand den Amateurbeobachtern immer offen. Die VdS verliert in ihm ein hochgeschätztes Mitglied, und mit seiner Gattin und seiner Pflegetochter trauern viele Berliner Sternfreunde an seinem Grabe.
    E. Mädlow

  • Hallo Wolfgang,


    nur der Respekt vor deiner Persönlichkeit bewog mich zum "Sie" -
    wie schön, dass Du deine alten Notizen noch hattest. Da zeigt sich mal wieder, wie wertvoll solch persönliche Aufzeichnungen und Sammlungen auch noch nach vielen Jahren sein können !


    Herzliche Grüße, Michael

  • Hallo,
    vor einigen Jahren erhielt einer meiner Bekannten einen Refraktor geschenkt. Das Objektiv 120/1340 sitzt in einem vom Vorbesitzer weiss ueberstrichenen Messingtubus und ist von Haase - Berlin. Bei voller Öffnung ist die Farbkorrektur nicht besonders gut, bei abblenden auf unter 80mm sehr gut. Ich weiss jetzt nicht mehr, woher der Hinweis auf Haase stammt, da mir das Teleskop nicht mehr zur Verfügung steht. Es wäre aber herauszubekommen.
    Gruesse
    Andreas

  • Hallo Andreas,


    wenn es sich mal ohne viel Mühe ergeben sollte, wäre ich natürlich an einer Klärung interessiert. Farbfehler: bei 80 mm Öffnung sollte dieser auch wirklich ziemlich bereinigt sein. Mein erwähntes 102/1500 mm -
    Objektiv ist übrigens ganz vorzüglich. Der Erstbesitzer aus Berlin, der es mir 1972 für 130.- DM verkaufte, meinte, es stünde seinem Lichtenknecker dieser Größe kaum nach. Er hatte es einem Haase-Tubus entnommen. Herstellungsjahr 1950. Er besaß dann noch einen 2-Zöller aus der Haase-Werkstatt.



    Hallo Michael,


    mein einziger "Verdienst" ist, daß ich schon eine Ewigkeit dabei bin. Eine Pause gab es , als ich auf Brautschau war und als ich in den 1970er Jahren intensiv Mikroskopie zusammen mit Günther Nemec betrieb.


    Viele Grüße
    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    ich muss mich ein wenig als Fan deiner Seite outen, denn als Liebhaber klassischer Geräte habe ich schon oft die Fotos deiner Instrumente bewundert ![;)]


    Interessant auch, wieviele Hobby-Astronomen nebenbei auch mikroskopieren. Ich habe mir das privat nur als Schüler angetan und später nach Studium und Berufsausbildung als Hobby abgelegt. Das liegt aber nur daran, dass ich seit 25 Jahren beruflich mikroskopiere. Dann muss man das nicht auch noch als Hobby haben[;)]


    Trotzdem wäre es für die heutige Jugend sicher erbaulicher, als den ganzen Tag am Handy rumzudaddeln[;)][;)]


    MfG Michael

  • Guten Morgen Wolfgang,


    in meiner Sammlung historischer Instrumente befindet sich ein 115mm Newton auf parallaktischer Gabelmontierung samt diverser Okulare von K.Haase Bln.-Grünau. Auch ich konnte trotz intensiver Recherche keine weiterführenden Infos finden.


    Grüße, Kai

  • Hallo Michael,


    ja, die Mikroskopiker sind offensichtlich recht zahlreich unter uns vertreten. Man kann das ja auch am Sortiment der Astrohändler ablesen. Beruf und Hobby bekommt man also nicht immer unter eine Decke.


    Danke für dein gelegentliches Interesse an meiner Webseite. Die habe ich mir gebastelt, weil ich dadurch eine gewisse Ordnung in meine Bilderwelt bringe. Astronomisch wird jedoch nicht mehr viel dazu kommen. Alles läßt mal nach.


    Grüße
    Wolfgang

  • Hallo Kai,


    hast du ein Bild davon? Ich hatte mich übrigens vor geraumer Zeit bei der WFS in Berlin zum Thema umgehört. Das schien mir naheliegend, weil dort E. Mädlow gewirkt hatte. Leider war das erfolglos.


    Gruß
    Wolfgang

  • Guten Abend in die Runde,


    über die Optische Werkstatt von Kurt Haase findet sich tatsächlich nur sehr wenig. In meiner Sammlung befindet sich ein kleines Schulfernrohr dieser Firma. Interessant ist das Laufgewicht am Tubus. Es lässt zumindest vermuten, dass es noch weiteres Zubehör für das kleine Fernrohr gab. Der Linsendurchmesser beträgt ziemlich genau 50 mm. Der verkittete Achromat ist für seine Größe auffallend dick. Die grüne Lackierung ist original wobei ich ein sehr ähnliches Instrument von Haase auch schon mit beigem Tubus gesehen habe. Am Okularauszug befindet sich die Gravur "K. Haase Bln.-Grünau"


    Gruß,
    Jürgen http://www.meridiankreis.de





  • Hallo Jürgen,


    eine sehr schöne Präsentation, - hier im Forum als auch in deiner aktuellen Webseite! Danke! Vielleicht stammt das Instrument sogar aus dem Nachlaß meines Objektivverkäufers. Bei der sicherlich geringen Stückzahl wäre das ja möglich.
    Ich bin sporadisch dabei, für meine Seite ein paar Bilder zusammenzustellen. Aber das dauert aus Zeitgründen ein paar Tage.


    Gruß
    Wolfgang

  • Wow, ein echtes Schmuckstück! Hat Haase da Alu für die gelochten Ringe verwendet, wenn nicht ist das Teleskop sicher kein Leichtgewicht. Danke für die Bilder. Ich suche heute Abend mal in meinem Archiv ob ich nicht doch noch irgendwo einen Katalog der Firma K. Haase habe.


    Gruß in die Runde Jürgen

  • Hallo Kai,


    danke für die Bilder. In der Tat ein ungewöhnliches, fast exotisches Design, welches sich ziemlich deckt mit dem Instrument, welches E. Mädlow beschrieben hat. Ich verweise deshalb noch mal auf meinen Link von weiter oben. Dort im Haase-Ordner findet man den Mädlow-Artikel mit Bildern.
    Für mich wäre es interessant zu wissen, ob K. Haase die Optiken auch wirklich selbst hergestellt hat. Zulieferer könnte der bekannte Astro-Optiker Wilke gewesen sein. Vielleicht wird Jürgen hier noch fündig.


    Grüße
    Wolfgang

  • (==>) Jürgen:
    Das Instrument ist komplett aus Metall, die Montierung aus Guss. Ich schätze, dass das kleine Teleskop um die 15kg auf die Waage bringt, davon am schwersten natürlich die Montierung. Schön daran ist, dass der Spiegel anscheinend die ganze Jahre unter dem Holzdeckel verbrachte und er sich dadurch in einem neuwertigen, staubfreien Zustand befindet.


    (==>) Wolfgang:
    Anhand der Abbildung aus dem Bericht von Sterne 12/1952 (auf Deiner Homepage) kann man an der Konstruktion erkennen, dass mein Gerät aus gleicher Hand stammt. Und wenn dort erklärt wird, dass der Grobschliff des Spiegels von H. Grandt und der Feinschliff von Wilke stammt, kann man sicher auch davon ausgehen, dass gleiches für mein Instrument gilt. Haase scheint entsprechend eher der Konstrukteur und Bauer zu sein. Auch im Nachruf wird er als Techniker und nicht als Optiker beschrieben.


    Liebe Grüße, Kai

  • Hallo Kai,


    ich stimme deinen Argumenten zu, wenn es um das Spiegelteleskop geht. Beim Refraktorobjektiv fehlt noch der Nachweis. Mein Bauchgefühl: auch hier hat er einen Lieferanten für die Optik. Mein Verkäufer schrieb ja, daß das Objektiv aus einem Haase-Teleskop stammt.


    Grüße
    Wolfgang

  • Guten Morgen Wolfgang,


    auch, wenn man nach Wilke recherchiert, so findet man nur Informationen über Spiegel, nicht über Linsen. Es scheint, dass Du recht hast und man nach einem anderen Lieferanten für Haases Refraktoren suchen muss. Oder Haase hat tatsächlich die Linsen selber hergestellt und die Spiegel eingekauft. Es wäre schön, wenn wir mehr über Haases Geschichte erfahren könnten.


    Liebe Grüße, Kai

  • Hallo zusammen,


    endlich habe ich den Analyse-Bericht vom Haase-Objektiv in meiner Webseite untergebracht:
    http://www.sorgenfreyfotografi…%20Instrumente/index.html
    Mein Dank gilt meinem Sternfreund Uwe Gerstenberg ("Quanten"), der die Messungen im Dezember für mich gemacht hat.


    Nebenbei: mit dem Objektiv hatte ich früher Protuberanzen beobachtet und fotografiert.


    Viele Grüße
    Wolfgang

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