Mit der Vespa auf der Mani - Peloponnes
eine abenteuerliche Reise mit Pannen und wunderbaren astronomischen Beobachtungen
Ich berichte von meiner wunderbaren und abenteuerlichen Reise mit der Vespa PX200 vom 5. bis 22. Juni 2015 nach Griechenland auf die Mani-Peloponnes. Mit dabei war die kleine astronomische Ausrüstung: Reiseteleskop Refraktor Skywachter 102/500, Ayo-Traveler-Montierung auf Berlebach-Report 7023 Stativ. Die Vespa war schwer bepackt, ganz vorne das Berlebach Stativ, hinten im Alukoffer das Teleskop mit Okularen und Zubehör, in diverser Bekleidung gut gepolstert, dazwischen Koffer und Tasche mit persönlichen Gegenständen, Schlafsack, Luftmatratze und ein bisschen Platz für den Fahrer:
Wegen Stauwarnungen für das Wochenende bin schon am 5.6., ich einen Tag früher als geplant, losgefahren, über Schärding - Traunsee - Gosau - Lammertal - Radstätter Tauernpass ...
… bis St. Michael im Lungau. Dort erste Übernachtung. Zweiter Tag über Bundschuh-Pass, alles Landstrasse, nach Innerkrems - Villach - Tarvisio bis Buja kurz vor Udine. Dort war 2. Übernachtung geplant.
Es wurden leider mehrere Übernachtungen: nach dem Gepäck-Abladen am Hotelparkplatz bemerke ich Benzingeruch, sehe eine Benzin-Lacke unter dem Motorroller, Samstag nachmittags um 16.00 Uhr. Nach verschiedenem Rumfragen findet sich im Nachbarort eine Tankstelle mit noch offener Werkstatt, in der ein ca 75 jähriger alter Mann den Tank ausbaut und einen neuen Benzinschlauch verlegt. Erst war ich sehr erleichtert. Am nächsten Morgen nach Bepacken der Vespa, Auschecken im Hotel und Anlegen der Sicherheitskleidung will ich früh nach Venedig zur Fähre starten: nichts tut sich, kein Starten der Vespa möglich. Sonntag ! ADAC angerufen, der italienische Abschleppdienst holt die Vespa für Einlagerung im Magazin und Verbringung der Vespa am Montag in die nächste Werkstatt. Hotelaufenthalt verlängert. So ein Sonntag in einer italienischen Kleinstadt kann tödlich langweilig sein, kein Personal tagsüber im Hotel, alle Geschäfte, Bars und Eisdielen geschlossen, kein Mensch auf der Straße, Cola und Wasser nur am Automaten, deprimierend, gebuchte Fähre versäumt. Hab im Bett viel gelesen, wenigstens ein gutes Buch dabei (H. Mulisch „Die Entdeckung des Himmels“). Erst am Abend konnte ich in einer kleinen Pizzeria wieder etwas zu Essen finden.
Am Montag früh zu Fuss zur Werkstatt, keine Vespa da, verschiedeme Telefonate mit ADAC und Abschleppdienst. Missverständnis: der Abschlepper wartete auf Transport-Genehmigung vom ADAC und der ADAC glaubte der Abschlepper würde selber reparieren, tut er aber nicht. Endlich wird gegen Mittag die Vespa doch angeliefert. Die Werkstatt meint der Benzinhahn sei beschädigt, baut bis 14 Uhr einen neuen ein. Um 14 h Vespa abgeholt, zum Hotel, Umgezogen, Ausflug nach Udine geplant. Vespa startet und geht nach 15 Sekunden wieder aus, wiederholt das gleiche Spiel, startet kurz, stirbt wieder ab. Bergab (zum Glück) erneut in die Werkstatt gerollt, zwei Monteure stellen fest: der neu eingebaute Benzinschlauch ist zu lang, der darf bei der PX200 wg Schwerkraft-Zirkulation nur relativ kurz sein. Reperatur nach einer weiteren Stunde jetzt erfolgreich. Ausflug nach Udine. Gutes Abendessen, die Stimmung bessert sich. Eine überraschend wunderschöne Stadt:
Dienstag früh 7.30 h Abfahrt mit mulmigem Gefühl nach Venedig, Vespa fährt aber problemlos, 10.00 h Ankunft am Hafen, Ticket-Umbuchung auch problemlos, Überfahrt nach Patras bis Mittwoch 22.00 h. Übernachtung in schönem Hotel 15 km südl. von Patras. Donnerstag Batterie leer, Anlasser rödelt nur, Kickstarter geht. Werkstatt 50 km nach Patras kann neue Batterie einbauen. Diese Batterie ist bei der Vespa unter der hinteren linken Kotflügel-Backe positioniert. Also bau ich die ab. Werkstatt lädt neue Batterie und baut sie ein. Anlasser funktioniert wieder, ich fahre gemütlich weiter. Nach 30 km fällt mir auf, dass beim Blinken nach links die Kontroll-Leuchte im Tacho nicht mitblinkt. An der nächsten Tankstelle bleib ich stehen, steige ab und schau nach dem Blinker hinten links. Da ist Nichts ! Kein Blinker mehr da, und auch keine Kotflügelbacke. Hab ich vergessen wieder anzubauen ! Also nochmal 35 km zurück, die Werkstatt hatte es noch gar nicht bemerkt, Backe wieder eingebaut. Zum Glück war ich jetzt nicht mehr in Eile. Ab jetzt konnte der wunderbare Traumurlaub beginnen ! Fahrt nach Stoupa-Kalogria südlich von Kardamili auf der Mani, dem mittleren Peloponnes-Finger:
Es waren großartige Tage mit Schwimmen im Meer, Sonnen am Sandstrand, Rundfahrten mit der Vespa über kleine Bergstraßen in einsame Bergdörfer am Taygetos, und zwei besondern astronomischen Beobachtungsnächten. Für die erste Nacht, 14.6., hab ich mir diesen schönen Platz mit toller Aussicht über das Meer nach Süden ausgesucht, Süden ist auf dem Bild etwas rechts vom letzten Bergausläufer um Hintergrund:
Abends um 21 Uhr (griechischer Zeit) zu Beginn der Dämmerung hab ich fertig aufgebaut:
Zuerst Venus eingestellt und total überrascht. Die beste Venus, die ich je gesehen hab, und das obwohl ja der Richfieldrefraktor wirklich kein Planetenspezialist ist. Aber die Luft war so ruhig, perfektes Seeing, der Venusstand hier im Süden so hoch, dass die helle Venus überhaupt nicht flimmerte. Steht einfach still und ohne Überstrahlung etwas weniger als halbmondförmig perfekt scharf und ruhig im Okular, und das bei Vergrösserung bis 167-fach (Nagler Zoom bei 3 mm). Ich muß da einfügen, dass ich hier im Forum mal den Rat gelesen hab, dass man bei diesen kleinen Refraktoren die Taukappe nicht ganz fest aufstecken soll, weil es sonst Verspannungen geben kann. Genau so ist es, Taukappe fest aufgesteckt – Venus wird dreieckig mit Ausbuchtungen, Kappe gelockert – Venus perfekt scharf.
Dann Jupiter eingestellt: das gleiche Bild, ruhig und scharf bis 167-fach. Ein wunderbarer Anblick. Ebenso im Süden beim Saturn, Cassiniteilung fast umlaufend wie ausgestanzt in meinem kleinen Reiseteleskop bewundert. Auch hier: der beste Saturn der Saison. Was die Höhe am Himmel doch ausmacht !
Ab 22.00 Uhr, es begann schon dunkel zu werden, hab ich mich auf die Suche nach Omega Centauri gemacht, immer wieder mit dem 10x50 Fernglas und dem Teleskop den Südhimmel abgesucht, es müsste laut Sternenkarte eigentlich gehen, aber ich hab nichts gefunden, auch Centaurus A nicht, und keine typische Sternenkonstellation knapp über dem Horizont, nur etwas Dunst und Sterne in über 10 Grad Höhe. Zwischendurch nach M13 geguckt und nach Objekten im Skorpion, ging alles nicht so besonders gut. Um ca 23.00 hab ich gemerkt warum: nicht mal die Milchstrasse im Schwan war deutlich zu erkennen, dafür hat mein Teleskop einen Schatten geworfen, war angestrahlt von den Lichtern am Strand und der Tavernen von unten an der Küste. Lichtverschmutzung. Da hab ich mir den falschen Beobachtungsplatz ausgewählt, zwar landschaftlich wunderschön, aber viel zu hell. Um 23.15 hab ich abgebaut.
Für den nächsten Abend bin ich wieder auf einen sehr dunklen Platz weit ab von jedem künstlichen Licht im Taygetos-Gebirge, zwar etwas einsam (Angst vor Hunden, Schlangen, Skorpionen, Räubern) aber dunkel, den ich von früheren Urlauben mit dem Pkw und der Familie schon kannte, gefahren. Dort wieder 21.15 h begonnen mit beeindruckender Venus, Jupiter und Saturn. Ab 22.00 wurde es langsam dunkler und ich hab mich wieder auf OmegaCentauri Suche begeben, und um 22.15 war er da (Jubel-Juhu !), gut sichtbar, zwar nur ein unaufgelöster Nebelhaufen, aber groß und deutlich und hell und drüber auch eindeutig die Galaxie Centaurus A. Auch im Süden ist also ein dunkler Beobachtungsplatz extrem wichtig. Ab ca 23.00 h wurde es richtig dunkel, die Milchstrasse jetzt deutlich und strukturiert vom Schwan bis zum Schützen, M11 Wildentenhaufen, M6 und M7 hochstehend über dem Horizont, Lagunen-, Schwanennebel, mein Lieblings-OS 6231 im Schwanz des Skorpions, M22 und M28, die Schildwolke und so weiter, viele Objekte die man bei uns sonst nur knapp über dem Horizont finden kann, wunderbar. Milchstrassensternengewimmel mit dem Teleskop abgefahren. Oder auch einfach nur mit den bloßen Augen ganz besonders beeindruckend der Skorpion in seiner ganzen Pracht als Sternbild hochstehend über dem Südhorizont. Um 01.30 h hab ich diesmal abgebaut, alles wieder auf die Vespa geschnallt und runter ins Dorf gefahren, um 2.30 h glücklich im Bett gelegen, so ein schönes Astronomie-Hobby.
Auch Vespa-Fahren ist ein schönes Hobby, einsame Bergstrassen …
… mit kühlschrankgrossen Felsbrocken mitten auf der Strasse
… und kleine Kafenions in Bergdörfern... Pyrgos
die Griechen freundlich wie immer, Strand, Felsen und Meer …
Agios Nikolaos
... Schwimmen, Sonnen und Lesen. Und heil nach Hause gekommen bin ich auch. Regen nur jeweils die letzten 50 km vor der Ankunft am Ferienort und auch am Heimatort. Auch das problemlos, Regenkombi hat gut dicht gehalten.
Ich habe es bewusst und dankbar als ein besonderes Privileg empfunden, so einen Urlaub im Alter von 66 Jahren erleben zu dürfen und wollte Euch ein bisschen daran teilhaben lassen. Auch im Alter kann das Leben noch schön sein …
Ich hoffe Euch nicht gelangweilt zu haben.