Billigschrott für Einsteiger...muss das sein?

  • Hallo,


    Eure Argumente sind alle in Ordnung und unterstützenswert - aber wir reden hier immer von "Einsteigern"... einen Einsteiger definiere ich als jemanden, der die Astronomie zu seinem Hobby auserkoren hat, egal ob mit oder völlig ohne Vorwissen und Ahnung. Ich bin aber nach wie vor überzeugt das der überwältigende Großteil aller Teleskope nicht an solche Menschen verkauft wird. Wenn ich mir morgen einen Bluraydisc Player kaufen würde (habe keinen) dann wäre ich sicher auch kein "Einsteiger in das Hobby Homecinema" sondern einfach jemand der sich "son Ding mal hinstellen will und 1x im Monat ein Filmchen guckt". Punkt. Genauso läufts mit Teleskopen, 95% aller Teleskopbesitzer (die niemals soweit vordringen, dass sie auch nur vom Astrotreff erfahren) kaufen sich das nicht in der Absicht ein neues Hobby zu starten, sondern um drei Mal auf den Mond zu halten, zwei mal auf die Nachbarin und dann wars das auch.


    Vor dem Hintergrund und vor allem mit dem mutmaßlichen Anteil solcher Käufer kann ich das durchaus verstehen, dass der "Müll" in den Shops der Astrohändler steht, sonst würde das eben alles über Amazon und Ebay verkauft werden - man will ein Stück vom Kuchen. Und von sagen wir mal 20.000 aktiven Sternfreunden deutschlandweit bei einem Dutzend Händlern kann man nicht leben und die Mitarbeiter bezahlen, selbst wenn jeder von uns sich jedes Jahr ein hochwertiges Teleskop kaufen würde.


    CS Benny

  • Hallo Jogi,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Prinzipiell hat doch jeder von uns mit sowas angefangen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    es kommt darauf an, was du unter "sowas" verstehst. Es kann billig und brauchbar sein, dann gebe ich dir recht. Es kann auch billig und totaler Schrott sein, dann gehört das angeprangert. Der Gipfel der Frechheit ist erreicht, wenn vollmundig "Vorteile" genannt werden, die nur dazu dienen, den Unkundigen über den Tisch zu ziehen. Mir blieb Schrott erspart, da ich an einer Schulsternwarte mit vorbildlicher Ausrüstung anfangen konnte.


    Viele Grüße


    Kurt

  • Kalle,


    um Produkterlaubnis geht es mir gar nicht, ich erwate lediglich das ein positiv beworbenes Produkt auch das hält was versprochen wird und das ist bei den meisten Einsteigersets eben nicht so!
    Es gibt gerade noch das Problem beim Teleskopkauf das der geneigte Einsteiger eigentlich überhaupt nicht weiss auf was er achten muss und was ein Teleskop leisten oder eben nicht leisten kann, dass ist bei den meisten Alltagsgegenständen eben anders, mit einer Waschmaschine, Rasierer, Fernseher e.t.c. wächst man auf, in der Regel weiss jeder was da zu erwarten ist, beim Teleskop eben nicht!
    Ich erwarte von einem Fachhändler das er seine Produkte realistisch beschreibt und sich nicht was zusammenlügt um das Zeugs an den Mann/Frau zu bringen, dann können sie ja gerne diesen Billigschrott anbieten, ob dann aber wirklich noch viele kaufen...?
    Stell dir vor wir würden unsere Artikel die wir manchmal bei E-Bay verkaufen so verschönt beschreiben, ich glaub wir hätten ziemlich viele negative Bewertungen.


    Andreas


    P.S. Ja, ich bin für freien Handel, aber nur wenn der Käufer auch die ehrliche Chance hat korrekt beschriebene Produkte zu erwerben.

  • Schlechte Einsteigergeraete hat es schon immer gegeben.


    Ich habe ja eine Sammlung alter japanischer Klassiker, und darunter sind auch zwei Geraete aus den 1960ern oder 1970ern, die auf dem ersten Blick wie die hochwertigen Vorbilder aussehen, von denen sie kopiert wurden. Dann aber zeigen sich Plastikteile, ein unterdimensionierter rechteckiger Fangspiegel, ein viel zu langer (=vignettierender) Okularauszug, duenne Holzbeinchen, Galileioptik im Sucher (der deshalb natuerlich auch kein Fadenkreuz haben kann).


    Das Problem ist also nicht neu. Mein erstes Geraet (zugegeben aus der Spielzeugabteilung von Quelle, 29.90DM, um 1980 unterm Weihnachsbaum) war ein 40x40 mit Einlinser und Blende. Keplersches terrestrisches System, also Umkehrlinse in der Mitte, dann festes Huygensokular. Laut Anleitung liess sich das Tischstativ ausziehen - stimmte aber nicht. Da war dann immer Luftanhalten angesagt, wenn man irgendwas sehen wollte, was hoeher as 30 Grad am Himmel stand. Es hat mich zwar zur Astronomie gebracht (und vielleicht aufgrund des verbundenen Kindheitstraumas schlechter Optik in die Instrumentenkunde), aber dennoch wuerde ich es niemandem empfehlen.


    Was koennten Haendler tun ?


    Ich bekomme als Freiwilliger in verschiedenen Sternwarten und Planetarien sehr oft die Frage, welches Teleskop fuer mich/meine Frau/mein Kind ? Und wie wir ja alle wissen, haengt die Wahl von vielen Faktoren ab. Also machte ich eine Broschuere, die die Teleskopauswahlhilfe erleichtert. Das PDF-Dokument schicke ich bei solchen Anfragen. Kommen die Leute zurueck zu mir, ist die Auswahl bereits reduziert (Dobson zu schwer / ich will fotografieren / EQ zu kompliziert / eine Neunjaehrige soll damit umgehen koennen etc). Und dann kann ich sie in die Richtung von Teleskopen lenken, die fuer das angestrebte Budget ein Maximum an Leistung bringen.


    Die neunjaehrige Tochter sollte uebrigens ein Teleskop von bis zu 50 Pfund zu Weihnachten bekommen. Das waere der Skywatcherdobson 76/300 gewesen. Ich habe aber klar gemacht, wie stark begrenzt das sphaerische Geraet im Vergleich zum Heritage 100P ist, der aber 89 Pfund kostet und letztendlich haben die Eltern meinen Rat beherzigt.


    Nun zurueck dazu, was Haendler tun koennen - eine Broschuere entwerfen, die Einsteigern ehrlich zeigt, warum sie lieber etwas mehr Geld in die Hand nehmen sollten und worauf beim Teleskopkauf zu achten ist.


    In den 1990ern gab es mal von ICS so eine Infobroschuere, die Gold wert war. Sie wendete sich aber eher an schon aktive Aufsteiger, aber sie hatte Vorbildcharakter (keine Ahnung, ob es sie noch gibt).


    Und das wuerde ich als Haendler machen. Und zusaetzlich, wenn ich gross genug waere, wuerde ich auf Hersteller einwirken. Waere auch was fuers Image:


    "Bei der Konkurrenz gibts den 114/900 auf EQ1, bei uns auf EQ3 und mit achromatischem Sucher, damit Sie die Objekte auch finden !"

  • Hi Jürgen,


    diese Broschüre gibt es noch als pdf- unter Infomaterial- Astronomie_2006 (klick mich).


    Liest man da mal auf den Seiten 220-221 nach, dann findet man Beschreibungen wie sie wünschenswert wären. Hinweise auf vorhandenen Farbfehler, nicht ganz so stabiles Stativ oder ähnlich.


    Eben keine Werbetexte, wie z.B. für eine EQ-4 mit einem 200/800 Newton drauf: <i>Mit der ultrastabilen Montierung...</i> oder auch <i>Die equartoriale EQ-2 Montierung ist eine ultrastabile Basis für Ihr Teleskop...</i> (für einen 76/900 Newton).


    Wenn schon eine EQ2 als <b>ultrastabil </b>bezeichnet wird, welche Bezeichnung darf dann meine Atlux bekommen? Nehme gerne Vorschläge dafür an. [:D]


    Stefan

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