Hallo Glasquäler, ich bin mir gar nicht sicher ob ich jetzt im Optikforum richtig bin. Ich komme mir die letzten Tage eher wie ein Steinmetz vor!
Aber mein Kunstobjekt soll ja mal ein schöner Teleskopspiegel werden.
Also fang ich einfach mal an. Vor ziemlich genau einem Jahr bekam ich einen recht günstigen 60cm/45mm Suprax Rohling. Leider fehlte mir bisher irgendwie immer entweder die Muse oder die Zeit das Ding mal anzufassen.
Nun denn, im Februar fing ich dann einfach mal mit der Rückseite an. Ich habe meine alten Bestände(etwa 1kg) an Karbo80 verballert, dann noch 1kg Karborundum F24, dann noch alles recycled und nach 10 Stunden schleifen sah ich ein, das wird so nix. Der Rohling hatte immer noch ein 2mm tiefes und 15cm breites, unsymmetrisches Loch auf der Rückseite. Was für eine Buckelpiste, ohne Flex da wird das nix!
Der Zufall wollte es, dass ich ein paar alte Paletten aus 25mm Brettern bekam – was für ein Glück. Also baute ich mir folgendes:
Die Flex hat einen Diamantschleifteller, wie man ihn günstig in der Bucht bekommt.
Als erstes wurde der Rand rund und glatt geflext:
Das ging besser als gedacht, wunderbar! Den Drehteller habe ich mit einem Keilriemengetriebe motorisiert. Er dreht sich gegen den Uhrzeigersinn. Kurz vor der Flex hatte ich einen nassen Schwamm an den Spiegelrohling angelegt, so dass die anzuschleifende Schicht immer schön nass war.
Nun wollte ich noch Vorder- und Rückseite planflexen. Hier zeigte sich der Vorteil der Konstruktion aus alten Palettenbrettern. Da kann man prima dran rumschrauben und heraus kam das hier:
Immer schön Wasser drauf:
Das Flexen war dann wie immer schnell gemacht, nur der Rohling zeigte langsam sein wahres Gesicht. Von 47mm Randbreite sind nun nur noch 41mm übrig. Der Rest waren Buckel. Aber ich denke, das sollte dennoch OK sein. Immerhin – jetzt sieht das Ding schon mal nicht mehr wie ein Bullauge aus, sondern wie ein Spiegelrohling:
Nun wollte ich Rand und Rückseite bis zur Korngröße 60µ (Siliziumkarbid F220) glätten. Also baute ich alles wieder schön bis zum Drehteller ab und fing mit K60 an: hier ein Bild von „Kurz vor Fertig“. Der Glasschlamm setzte sich in den feinen Vertiefungen vom Flexen ab. Das war für mich ein Foto wert, da ich da nach zwei Stunden schleifen mit vollem Körpereinsatz nicht nur Sterne sah, sondern auch eine Negativ - Galaxie im Spiegelrohling. Zumindest die Menge an Glas- und Karbo Splittern darin wird vielleicht der Anzahl der Sterne in einer kleinen Galaxie nahekommen.
Uff, fertig! Man ging das schnell! Zeit für eine Pizza, Spiegelschleifen schlaucht und Spinat macht stark.
Nun noch der Rand: Ein Malerlineal und eine Feder, zwei Bretter und ein paar Schrauben...
Fase: Ein Brett, ein Stück Stahl und ein frisches Stück Brennholz als Gewicht:
Der Rand hatte es in sich. Ich hatte die Maschine tatsächlich insgesamt 4 oder 5 Sessions a 2 Stunden schleifen lassen müssen, bis alles schön glatt war. Dummerweise war das Wetter auch noch so ungemütlich, dass dafür am Ende eine Woche ins Land ging... Ein Orkantief, Schnee, Regen – kurz gesagt: alles was man zum Spiegelschleifen outdoor nicht haben möchte. Aber macht nix, wenn mich einer drängelt, dann bin ich das ja nur selbst...
Nun denn, gestern war Wetter und Zeit dann endlich mal wieder ausreichend vorhanden und ich konnte die Sache zu einem glücklichen vorläufigen Ende bringen. Nebenbei gleich noch die Fase zwischen Rand und Unterseite:
Und immer schön Karbo drann:
Zum Schluss habe ich noch schnell ein paar Chargen K80 geschliffen. Dann kam das K220(63µ). zum Glück muss man das auf Rand und Rückseite nicht ausschleifen, war also nach einer Stunde komplett erledigt. Die Oberfläche fühlt sich schön glatt an.
Ein „Wasserzeichen“ hat der Rohling nun auch: ein ordentlicher Muschelbruch und vier kleinere rechts daneben. Sieht aus wie Jupiter mit seinen vier großen Monden: [:D]
So, das war die Einfache Seite. Eigentlich wollte ich heute die Krümmung in den Rohling flexen, daraus wird aber leider nichts. Ich musste gestern feststellen, dass der Drehteller, den ich aus einer alten Küchenplatte ausgesägt hatte unregelmäßig aufgequollen ist. Ich hätte das Ding einfach lackieren sollen. Habe ich aber nicht, weil ich dachte, das geflexe ist an einem Tag erledigt. Aber dann kam der Regen...
Naja, ich werde mir nächste Woche eine Granitplatte besorgen und zurechtmachen, das sollte dann als Auflage besser geeignet sein.
Ich wünsche fröhliche Ostern!
Beste Grüße, Henri