Hallo Freunde,
mal was Grundlegendes zum Thema low-rider:
In letzter Zeit haben eine Reihe von Amateuren
große Dobsons gebaut, viele um 20 Zoll Öffnung.
Der Wunsch nach noch größeren Lichteimern
steigt und steigt. Sind 20 Zoll noch einigermaßen
"tragbar" und das Beobachten mit kleinen Leitern
möglich, wird es bei 24 Zoll oder sogar 30 Zoll
zunehmend beschwerlich. Als Beispiel ein 30-Zöller:
Der Umgang mit solchen Riesen erfordert meist schon
einen zweiten Mann. Wer schleppt schon gerne solche
schweren Teile alleine? Das Aufbauen dauert recht lang
und geht meist allein nicht mehr. Die Einblickhöhe im
Zenit ist in schwindelerregender Höhe und die nötigen
Leitern sind mindestens 3,5m lang.
Bei 100 facher Vergrößerungen liegt die Austrittspupille
über 7 mm und Licht geht verloren. Bei optimaler AP
von 2 bis 4 mm hat man eine Riesenvergrößerung, die
man wegen des meist schlechten seeings selten verwenden kann.
Und von den Kosten will ich nicht reden...
Es liegt also für den alleine beobachtenden Menschen nahe,
sich Gedanken über das "optimale" Instrument zu machen.
Hier sind meine Erfahrungen zum optimalen Dobson:
Mein f/4 20-Zöller ist als low-rider konzipiert mit einer
Einblickhöhe von ca. 170cm im Zenit. Der Fangspiegel ist
mit 110mm etwas größer als normal und schattet rund
22% ab... also noch erträglich. Der Einblick im Zenit ist
leicht schräg nach oben, was für einen Astronomen "normal"
sein sollte. Es ist ein völlig entspanntes Beobachten möglich!
Das Gesamtgewicht beträgt ca. 35 Kg und das schwerste
Teil, das Tubusunterteil mit dem Spiegel, wiegt 23 Kg, also
leicht zu tragen. Die Breite des Unterteiles ist so berechnet,
dass es durch jede Tür passt... auch durch die vom Aufzug!
Der Aufbau ohne Werkzeug dauert nur ein, zwei Minuten.
Auch das Justieren geht ohne Werkzeug in Sekundenschnelle.
Der eigentliche Vorteil aber ist, das man trotz 205 cm
Brennweite ohne Leiter oder Auftritt beobachten kann.
Das spart viel Zeit und ist auch viel sicherer, als wackelige
Leitern rauf und runter zu klettern.
Nun zu Beobachtungen mit dem low-rider:
Beobachtungsnacht am 14./15.1. 05,
Hochtal bei Confrides an der Costa Blanca.
Höhe 952m, Temp. 7° sinkend auf 5°, windstill.
Seeing mäßig, Grenzgröße 6.0 m
Ich habe in dieser Nacht mal ausprobiert,
was mit dem low-rider in drei Stunden alles möglich ist.
Auf meinem laminierten Skyatlas vom Will Tirion
hatte ich mit wasserlöslichem Stift Telradkreise bei
allen interessanten Objekten eingezeichnet.
Das ist sehr hilfreich und erlaubt effektives Spechteln.
Es befindet sich nur ein Telrad-Finder an meinem Dobson.
Wie der Name schon sagt kein Sucher, sondern ein Finder!
Die Sternbilder Orion, Fuhrmann, Zwillinge, Cassiopeja
und Cepheus waren meine Zielgebiete.
Allein in diesen fünf Sternbildern habe ich mehr als
100 Objekte gesehen... und das mit verschiedensten
Vergrößerungen und diversen Filtern. Das Finden mit
dem Telrad ist mit einiger Übung so einfach, dass ich
für viele Objekte nur Sekunden brauche.
Einige Objekte liegen allerdings in Regionen ohne
helle Leitsterne (wie etwa NGC 2903), da muss man
etwas länger suchen. Mit dem 30mm Zeiss-Ultraweitwinkel
habe ich aber ein Gesichtsfeld von fast 1 1/2 Grad...
der perfekte Sucher!
Außerhalb der fünf Sternbilder, wo ich praktisch alle
in 20-Zöller sichtbaren Objekte gefunden habe
(einige Ausnahmen bestätigen die Regel), sind noch
viele "Standardobjekte" dazugekommen:
NGC und Messier-Objekte im UMA, einige NGC's in den
Jagdhunden und viele Galaxien im Leo.
Fazit:
Mit meinem low-rider macht das Spechteln richtig Freude.
Wem es Spass macht, weit mehr als 100 Objekte in
3 Stunden zu sehen, kommt um einen low-rider nicht herum!
Und mit "sehen" meine ich nicht nur finden... sondern auch
mit verschiedenen Vergrößerungen und den passenden
Filtern beobachten!
CS wünscht aus Spanien
Timm