Starhop von Herbst bis Frühling

  • Hallo


    gestern Nacht ging ich zusammen mit Stefan Möhnen alias Möhni wieder auf die Pirsch, doch zuerst mal zu den Bedingungen, Örtlichkeit und Instrumentarium:


    Beobachtungsort Hermersberger Hof/Pfälzer Wald ca550m über NN, anfangs -2°, gegen Morgendämmerung dann -6° C mit Rauheisbildung, leichter bis mäßiger Wind, hohe Zirren bzw Dunstschicht, nach Monduntergang um 23:35Uhr etwa 6m3 zwischendurch auch mal etwas darunter, gegen Morgen wieder besser, Seeing mittelmäßig bis bescheiden.
    Instrument 534/2369mm Selbstbaunewton "Godzilla" mit 130/542mm Newtonfinder mit 27mm Panoptik (20X, 3.5° Feld) benutzte Okulare u Vergrößerungen der Primäroptik: TV-Nagler 26mm-92X-GF 54', TV-Nagler 16mm-148X-GF 33', Pentax XL 10.5mm-225X-GF 19', Pentax XL 7mm-338X-GF 12', zusätzlich Lumicon OIII und Astronomik UHC-Filter.


    Wir trafen uns um 23:30 am besagten Platz und nach der kurzen Aufbauphase wurde der Komet Machholz in Augenschein genommen dessen beiden um ca 80° versetzten Schweife auch im Sucher einfach zu sehen waren, danach war der Orionnebel das Objekt der Begierde, bei 92X war das tiefe Grün neben einer Unzahl von Details und Filamenten nicht zu übersehen, eine Nebelkante südlich des Trapezes zeigte gar auch noch einen leichten Rotschimmer.
    M1 war der nächste Kandidat, beste Detailwahrnehmung bei 338X ohne Filter, so hatten wir den Supernovarest noch nicht gesehen: die Ränder des ca 8X4' messenden Nebels sind total zerfasert, die halbkreisförmige dunkle Einbuchtung an der S/W Ecke ist auch leicht auszumachen, zahlreiche Nebelfilamente überziehen das Objekt aus dem auch noch mindestens 6-8 Sterne hervorlugen.
    Nachdem Möhni meinte "sind ja gar keine Kugelsternhaufen da" gings zu einem etwas anspruchsvolleren Objekt, leider schon tief im Westen: Mayall2 oder G1, Kugelsternhaufen in M31 mit 13m7 auch nicht gerade blendend hell. Die Suche war war auch nicht einfach da der Kerl sich hinter den Bäumen zu verstecken versuchte, kurzerhand wurde der 42Kg schwere Dob 3m weiter plaziert um die Sicht noch ein paar Minuten zu verlängern. Wir sahen ihn schließlich kurz vor der Grasnarbe vorm Okular kniend an der Spitze eines ca 4-5' messenden Sterndreiecks, wobei sich die Spitze erst bei 338X und indirektem Sehen nochmal dreiteilte und das mittlere Objekt, von zwei Sternen eingerahmt der eigentliche Kugelsternhaufen war.
    Nach dieser Tortur gabs dann wieder "leichte Kost" in Form von NGC 2261(Hubbles veränderlicher), M35 mit NGC2158, NGC2392 (Eskimonebel), NGC 2903 mit Spiralstruktur im Löwen, das Leotriplet aus M65,66 u NGC 3628 die ein wunderschönes Staubband zierte. M95, M96 und die ein Blickfeld des 26er Naglers darüber liegenden NGC3379, 3371 und 3373 vervollständigten die Sightseeing-Tour im Löwen.
    Vor lauter Spazierenguggen an den Schätzen des Frühjahrhimmels hatten wir NGC 1555 (Hinds veränderlicher Nebel) im nun halb versunkenen Sternbild Stier vergessen, egal, probiert wirds: nach ca 5min war der rote 10m helle Stern TYC1272-00470-1 eingestellt und dann wurde angestrengt auf ca halb 10Uhr-Position geschaut wo sich der Reflexionsnebel befinden sollte, vorerst mal hatten wir nichts gesehen, ein 2.5 Bogenminuten westlich stehender 14m Stern war direkt sichtbar, zwei 3 u 4' N/W positionierte 16m Sterne blitzten immer wieder mal auf, die Nebelsichtung selbst werte ich als unsicher, da war was, aber nicht direkt nachvollziehbar, beim nächstem Mal klappts hoffentlich wenn er noch höher steht.
    Gegen halb drei verabschiedete sich Stefan und ich harrte noch etwas aus, leider zog nun etwas Dunst auf und die Grenzgröße ging unter ca 5m5, Gelegenheit mal nach den Planeten zu schauen: Saturn präsentierte nur eine halb herumlaufende Cassini und 5 Monde, am Vortag hatte ich noch alle acht bei besserem Seeing erwischt. Auf Jupiter waren zwei Mondschatten zu sehen, einer im nördlichen Äquatorband, der andere war grad in Polnähe auf dem Planeten eingetreten, 225X war bei dem bescheidenen Seeing schon zuviel und ich schaute mir nun ein paar Frühjahrssternhaufen an: M3,M53, M5, M92u M13 waren prächtig auch bei den nun mäßigen Bedingungen, NGC5466 wurde auch gut aufgelöst, NGC5053 zeigte sicherlich 2 Dutzend Sterne vor einer flächigen Hintergrundaufhellung und die Auflösung von NGC6229 im Herkules gelang bei 338x auch noch.
    Ich wollte kurz vor 5 schon einpacken als es wieder besser wurde, Beweis war die relativ einefache Sichtung von Leo I bei 148X, für Leo II reichte es noch nicht, im nachhinein hatte ich auch nicht auf der richtigen Position gesucht sondern ein halbes Grad westlich davon, der Laptopakku war mittlerweile auch schon erschöpft so dass dieses Objekt keinen Sinn mehr machte. Aber nicht weit weg war ja noch der Galaxienhaufen Abell 1367, und der war im Night Sky Observer's Guide genauer verzeichnet und beinhaltete auch viele NGC-Nummern, überhaupt ist er mit 60 Mitgliedern unter 15m der hellste Cluster. Es waren bei 225X auf Anhieb sicher 2-3 Dutzend Galaxien über mehrere Gesichtsfelder verteilt zu sehen, das Haufenzentrum um die mit 11m8 hellste NGC 3842 und die daran anschließende Kette habe ich im 10.5mm näher untersucht und auch eine kleine Skizze angefertigt:



    Sternenfreundliche Grüße

  • Hi Roland,


    super Bericht, Respekt vor den schwachen Dingern scheinst Du ja auch nicht gerade zu haben [;)]
    Schön, dass Du Dich mal an NGC 1555 probiert hast. Ich glaub bei dem kommt es doch ganz einfach auf die Bedingungen drauf an. Ich hatte ihn ja beim höchsten Stand bekommen, aber auch dann verdammt schwierig.
    Leo II klingt auch gut, hab ich gestern total vergessen.
    Sehr interessant ist die 3842 Gruppe. Schön, dass Du eine Zeichnung gemacht hast, die werd ich auch mal versuchen.


    Gruß, Uwe


    http://www.sternenfreunde-eichsfeld.de

  • Hi Roland,
    ein schöner Bericht! Es wird höchste Zeit, dass wir mal was zusammen machen...
    von dir kann ich noch viel lernen: z.B. Leo 1, die ich heute früh wohl an der falschen Stelle gesucht habe. Die steht doch nördlich von Regulus? Wie hell ist sie? Mir fehlt eindeutig Band 2 des Night Sky Observer's Guide!
    Ich wünsch dir viel Spass beim Glasquälen mit den Planspiegeln!
    CS
    Timm

  • Hallo Timm, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die steht doch nördlich von Regulus? Wie hell ist sie? Mir fehlt eindeutig Band 2 des Night Sky Observer's Guide!<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> ja, 20' Richtung Pol und direkt südost vor einem auffälligen 12m Sterndreieck, im PGC-Katalog steht folgender Eintrag:
    Galaxie
    PGC0029488 UGC05470
    Klasse: E
    Größe: 11.5/ 8.7'
    Blau-Helligkeit: 11.17
    Flächenhelligkeit: 15.91
    Radialgeschwindigkeit: 248


    Im Night Sky Observer's Guide ist sie zwar auf Seite 229, Finderchart 48.3 eingezeichnet, aber die Karte ist sehr grob und das Objekt ist auch weiter nicht beschrieben, ich hatte sie mit "Cartes du Ciel" aufgesucht das zusammen mit Skymap auf meinem Laptop ist.


    Gruß

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