Hartpapiertubus

  • Hallo zusammen,


    ich überlege mir einen Hartpapiertubus von Gerd Neumann für meinen GSO 10" Newton zuzulegen. Ich möchte hiermit fragen ob von euch schon jemand Erfahrung damit hat. Insbesondere interessieren mich Angaben zur benötigten Wandstärke und der daraus resultierenden Gesamt- bzw. Transportstabilität. Lieber etwas dicker und Stabiler oder eher dünner und Stützringe einbauen? Wie sieht es aus mit dem Einbau der vorhandenen Spiegelzelle und des Tubusabschlußrings vorne?
    Wie ist das Material von den Eigenschaften her? Eher Spröde oder doch einigermaßen Flexibel?
    Wäre über jede Information dankbar.

  • Hi Thorsten,


    ich habe in einem solchen einen 173mm Spiegel verbaut, Durchmesser dafür 230mm (außen) Länge 1650mm und 3mm Wandstärke. Mit der Stärke ist der Tubus sehr stabil und wiegt auch schon ganz nett.


    Du müsstest den Tubus so wählen, das die Spiegelzelle innen reinpasst, gegebenenfalls Zwischenstücke einlegen, bündig passend wird es kaum was geben.


    Tubusabschlussring vorne kannst du dir sparen- der ist bei den dünnen Blechtuben zwecks Stabilität nötig, bei dem angedachten dagegen ist der Tubus selbst steif genug.


    Das Material ist hart bzw. steif, also nicht spröde und auch nicht flexibel. Lässt sich gut sägen, fräsen und du kannst auch Gweinde einschneiden. Letztere dürfen aber nicht so hoch belastet werden wie es etwa bei Alu möglich wäre.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo,
    vielen Dank für eure Antworten, das hilft mir schon ein gutes Stück weiter! Fotografisch 4,5 - 5mm ist aber schon eine ordentliche Hausnummer. Wie siehts da mit dem Gewicht aus? Ich dachte mir ich könnte ein par Gramm gewinnen im Vergleich zum Stahltubus?

  • Hallo Thorsten,
    meinen 12er hatte ich mit einem Tubus mit 4mm Windstärke versehen.
    Es gab damit keine Stabilitätsprobleme.
    So ein Hartpapiertubus ist allerdings durchaus empfindlich, wenn es zu Temperaturschwankungen kommt.
    Der größte Vorteil ist die sehr gute Bearbeitbarkeit.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: gwaquarius</i>
    <br />
    So ein Hartpapiertubus ist allerdings durchaus empfindlich, wenn es zu Temperaturschwankungen kommt.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das finde ich ja interessant. Ich dachte das Material ist gerade nicht so Temperaturempfindlich wie Stahl oder Alu. Oder sprichst du nicht von der Ausdehnung sondern von anderen Temperaturabhängigen effekten?
    Danke an alle nochmal für die Antworten.

  • Thorsten,
    doch doch, es geht um die Längenveränderung durch Temperaturschwankung.
    Mag sein, dass dieser Effekt je nach Hersteller schwankt.
    Er ist aber nie unerheblich. Man kann damit aber leben, muss es eben bei fortschreitender Nacht und sinkender Temperatur beachten.

  • Hallo zusammen,
    ich will eure Diskussion nicht zu doll stören, hab da mal ne Info.
    Wir hatten ja kürzlich das Jahrestreffen für Astronomie in MV und haben uns die alten (über 300 Jahre!) Papp-Papier-Auszugsfernrohre angesehen. Die waren mehrere Meter (um 5m)lang und blieben formstabil!
    http://www.astronomieverein.de…?seitenname=Treffen#JAMV6
    Bitte weiter nach unten scrollen.
    Viele Grüße Armin

  • Nun gut, wenn ihr es genau wissen wollt:
    Zunächst finde ich es fraglich, ob ein 300 Jahre alter Tubus hier als Beispiel dient. Ich möchte auch bezweifeln, dass damals Phenolharze zum Einsatz kamen.


    Hier mal genaue Werte, die auch meinen, in der Praxis gemachten Eindruck, bestätigen.


    Längenausdehnungskoeffizient für Eisen: 11,8 in 10 E-6/K
    Aluminium: 23,1 in E-6/K
    kann man bei Wiki oder sonstwo nachlesen.


    Für Hartpapier, wie es heute üblich produziert wird: 20 – 40 E-6/K
    Quelle: http://www.renold.com/upload/r…nd/Katalog_Duroplaste.pdf


    Das heißt: Hartpapier ist von der Längenausdehnung bei Temperaturschwankungen schlechter als Eisen.
    Es ist im günstigsten Fall etwas besser als Alu.
    Es ist im ungünstigsten Fall deutlich schlechter als Alu.


    Nicht dass Missverständnisse aufkommen:
    Ich halte Hartpapier für einen ausgezeichneten Werkstoff für Fernrohr-Selbstbauer. Man muss die Nachteile aber berücksichtigen.

  • Hallo.


    Zu bedenken geben möchte ich aber noch meine erfahrung mit den röhren von neumann. habe mir vor zwwi jahren einen 8"f4 gebaut. die röhre die ich mir ausgesucht habe hat 250mm aussen und 3mm wandstärke. das material lässt sich suoer verarbeiten, und macht auch nen ordentlich stabilen eindruck. soweit kann ich mich nicht beklagen.


    probleme gabs dann allerdings als ich die fangspiegelspinne eingebaut habe. beim spannen selbiger hat sich der tubus dann nämlich schon ganz schön in richtung rechteck verformt. mag zwar auch gehen, aber schön ist was anderes. so hab ich dann letztendlich doch noch einen stützring aus 21mm multiplex angefertigt. dann blieb die runde form auch letztlich erhalten. für refraktoren mag das zeug ja ootb perfekt sein, und ich würds auch immer wieder verwenden, aber für nen newton würd ich schon mindestens abschlussringe mit einplanen!

  • Hi Julian,


    die Spinne so stark angespannt, das sich der Tubus verformt hat? [:0]


    Da hast du es wohl etwas übertrieben. Höchstens eine Drahtspinne muss man etwas kräftiger spannen, aber eine aus Blechstreifen oder anderem Vollmaterial muss man doch nicht so straff spannen.


    Ich hab meine Spinne aus schmalen dünnen CFK-Streifen gefertigt und im 230mm HP Tubus von Neumann verbaut, auch 3mm Wandstärke. Da verbiegt sich nichts und die Spinne verhält sich dennoch so wie sie es soll.


    Gruß
    Stefan

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: AS-Fan</i>
    <br />Hallo zusammen,
    ich will eure Diskussion nicht zu doll stören, hab da mal ne Info.
    Wir hatten ja kürzlich das Jahrestreffen für Astronomie in MV und haben uns die alten (über 300 Jahre!) Papp-Papier-Auszugsfernrohre angesehen. Die waren mehrere Meter (um 5m)lang und blieben formstabil!
    http://www.astronomieverein.de…?seitenname=Treffen#JAMV6
    Bitte weiter nach unten scrollen.
    Viele Grüße Armin
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hi Armin,


    hat der Dr. Jürgen Hamel auch erwähnt womit das gewickelte Papier getränkt/verbunden wurde? Die mußte das ja irgendwie mechanisch widerstadndfähig und gegen Luftfeuchitgkeit umenpfindlich machen.


    Gruß,
    Jo

  • Hallo


    wenn du bei Neumann bestellst bekommst du ja die volle Rohrlänge, da kannst du einfach in Bereich Spinne und OAZ innen noch ein Stück Restrohr mit Epoxy reinkleben, einfach längs aufschneiden und so lange Feilen bis es straff reinpasst, dann kommst du mit 3mm aus. Für die Spinne habe ich das auch noch nicht gebraucht, aber um auch schweres Zubehör an den OAZ zu hängen bietet es sich an.


    Gerald
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Hier mal genaue Werte, die auch meinen, in der Praxis gemachten Eindruck, bestätigen.


    Längenausdehnungskoeffizient für Eisen: 11,8 in 10 E-6/K
    Aluminium: 23,1 in E-6/K
    kann man bei Wiki oder sonstwo nachlesen.


    Für Hartpapier, wie es heute üblich produziert wird: 20 – 40 E-6/K
    Quelle: http://www.renold.com/upload/r…nd/Katalog_Duroplaste.pdf
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    dann ist Glasfaser und CFK ganz schlecht, weil Epoxidharz hat 60 – 70 E-6/K ;)
    daran kann es wohl nicht liegen


    Gruß Frank

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">dann ist Glasfaser und CFK ganz schlecht, weil Epoxidharz hat 60 – 70 E-6/K ;)
    daran kann es wohl nicht liegen<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Frank:
    Meinst du, der Thorsten möchte seinen Tubus aus reinem Epoxidharz herstellen?
    Oder welchen Sinn soll diese Bemerkung haben?
    Und die Frage ist auch nicht woran es liegt, sondern es geht um die Tatsachen wie sie sind!
    Reines Epoxidharz ist etwas anderes als ein Faserverbundwerkstoff.
    Und wenn er aus Kohlefaser besteht, der mit Epoxidharz verbunden wurde, sind seine Eigenschaften eben andere.
    Kannst ja mal hier nachsehen: http://www.otterstedt.de/wiki/…rmeausdehnungskoeffizient

  • Gerald


    das gilt genau so auch für Hartpapier, es kommt da auch auf das Papier an bei CFK und GFK auch auf die Faserrichtung
    da hätte man den TK vom Papier heranziehen müssen, kompliziert wird es wegen der Elastizität


    es gibt da nur eines, hast du das mal gemessen? Rene weiß es eventuell da er mal mit Temperaturkompensation gearbeitet hat,
    Angaben von anderen Herstellern nützen auch nicht viel.


    Gruß Frank

  • Frank:
    Warum so kompliziert?
    Die Hersteller geben doch Werte an.
    Und diese Angaben decken sich mit meinen Erfahrungen.


    Natürlich kommt es auf das verwendete Fasermaterial an - das ist doch klar.
    Das Einzige was zuletzt aber zählt, ist das Endprodukt.
    Und wenn dafür Werte verfügbar sind (und das sind sie), ist doch alles geregelt.
    Für Hartpapier wird nun mal ein Wert von 20 bis 40 E-6/K angegeben.
    Für CFK, wie du in dem verlinkten PDF sehen konntest, -2 bis 10 E-6/K - mit dem Hinweis, dass man diesen Wert bei sinnvoller Wickelung auf nahezu 0 herabsenken kann.
    Das sind doch eindeutige Angaben.

  • Moin Jo,
    ja ich glaub der Jürgen Hamel hat erwähnt wie diese Röhren hergestellt wurden, nur mein Freund Alzheimer läßt jetzt nicht zu, es dir zu sagen.
    Sonst schreib ihn doch direkt an.
    Es war erstaunlich, daß sich bei 5m Länge die Röhren nicht vebogen!
    Gruß Armin

  • Hallo,


    habe mir vor ca. 3 Wochen auch einen 260/ 1350mm bei G.Neumann bestellt. Der ist zwar noch nicht da, aber habe mal seine Werte von der Website eingestellt. Er schreibt in pucto Ausdehnung etwas anderes:
    Hartpapier (-Gewebe) hat einen sehr geringen Temperaturkoeffizienten von 10x10-6mm/°K (Aluminium: 23,8x10-6mm/°K). Das heißt, ein Tubus aus Hartpapier ändert bei gleicher Temperaturdifferenz seine Maße um weniger als die Hälfte als einer aus Alu.
    Hartpapier (-Gewebe) läßt sich sehr gut drehen oder fräsen. Auch Gewindeschneiden ist kein Problem. Bei älteren Tuben wurde noch Knochenleim als Bindemittel benutzt, der bei der Bearbeitung einen ekelhaften Geruch verbreitetet. Die modernen Rohre sind mit Kunstharzen verklebt, die bei der Bearbeitung kaum riechen.
    Biegefestigkeit: 120 MPa (gem. DIN / ISO 178)
    Druckfestigkeit: 140 MPa (gem. DIN / ISO 604)
    Dichte: 1,15 g/cm3
    E-Modul: 9,5 (E/GPa)


    mfG Mike

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