Glassonnenfilter kontrastreicher als Folie?

  • Hallo Leute,


    Ich habe jetzt nach ca. 2 Jahren visueller Nutzung eines selbstgebauten Sonnenfilters mit Baader (ND 5)- Folie festgestellt, das die Folie zunehmend ,,löchriger" wird.


    Die Folie ist frei von Pollen- u. Staub!


    Vergrößerungstechnisch war sie auch nie so ,,der Bringer", so das mit meinem 90/f 10-Refraktor meist bei 70-80facher Vergrößerung das Ende erreicht war.
    Kontrastreich war´s mit der Folie eigentlich nie so richtig...


    Sind Glas-Sonnenfilter (z.B. Thousand Oaks) die visuell bessere Alternative bzgl. Kontrast u. möglicher Vergrößerung?


    Hat jemand Erfahrung mit Glas-Sonnenfiltern?


    Das sie teurer sind, u. das Bild orange-gelb einfärben sollen, ist mir bekannt.


    Gruß,
    Alfons

  • Hallo Alfons.


    Ich hatte lange Jahre einen Thousand Oaks Glassonnenfilter(*).


    Dieser hatte nach mehreren Jahren Gebrauch, trotz sorgfältiger Behandlung
    immer mehr kleine Löcher, das gleiche Problem wie bei deiner Folie.


    Durch die kleinen Löcher wurde <s>der Kontrast auch immer geringer,</s>
    das Bild im Okular immer flauer da immer mehr Streulicht in das Teleskop kam.


    Eine andere Alternative für dein Teleskop wäre ein Herschelkeil, auch wenn
    du hier etwas mehr investieren musst.


    Ich habe an meinem 80/910mm Refraktor mit einem Lunt, 1,25" Herschelkeil
    sehr gute Erfahrungen gemacht.


    Das Bild ist gestochen scharf, und es lässt sich weit hochvergrößern.
    Auch ist ein Herschelkeil universeller, er lässt sich auch an anderen
    Refraktoren einsetzen.



    (*)= Für alle unerfahrenen Mitleser:
    Dieser Glasfilter wird - vor - dem Teleskop angebracht, er sitzt vor dem Objektiv.
    Nicht verwechseln mit einem Glas-Okular-Filter, die leider immer noch im Umlauf sind,
    und nicht für die Beobachtung der Sonne verwendet werden dürfen - sie können während
    der Beobachtung platzen und das Auge irreparabel schädigen.


    Edit:
    Textstellen umformuliert.

  • Hallo Alfons,


    ich habe lange Zeit ebenfalls mit der Astrosolarfolie die von Baader vertrieben (aber nicht von Baader hergestellt wird !)viele Jahre beobachtet.


    Generell finde ich die Folie für den Preis unschlagbar gut - auch wenn die Vergrößerungsfähigkeit bei etwa 100 fach ihre Grenzen hatte.


    Einen Glasfilter von Thousand Oaks besaß ich auch mal - für meinen Geschmack ein schöneres Bild - eher gelb/ leicht orange.
    Allerdings war der Kontrast und die Detailerkennbarkeit schlechter als bei der Folie - die max. Vergrößerungsfähigkeit nichtz höher.


    Also den Glasfilter verkauft und mir im Angebot ein 2" Herschelprisma zugelegt. Und hiermit bin ich rundum glücklich !


    Das aus meiner Sicht optimalste für die Beobachtung im Integrallicht - allerdings auch kostspielig.


    Viele Grüße


    Swen[8D]

  • Moin,
    ich habe neben einem Baader-Folienfilter auch ein Glassonnenfilter von Zeiss Jena. Ich sehe eindeutige Vorteile bei der Folie, denn das Bild ist von der Farbe her neutral. Das ist nach meinem Geschmack angenehmer als das Orange des Glassonnenfilters. Auch ist das Scharfstellen auf dem Display einer Digitalkamera einfacher. Zudem bekommen dann auch der Blau- und der Grünkanal eines Farbchips mehr Licht. Meinen Zeiss-Filter gebe ich nicht her - aber die Folie finde ich trotzdem besser.


    Grüße
    Karl

  • Hallo Alfons,


    ich hoffe, dass mir an dieser Stelle ein Wenig Eigenwerbung gestattet ist.


    So einfach und pauschal ist Deine Frage, ob Glas-Sonnenfilter kontrastreicher sind nicht zu beantworten. Außerdem hast Du mehrere Möglichkeiten für einen neuen Filter.


    Kontrast und Schärfe dürfen nicht verwechselt werden. Kontrastverlust entsteht in erster Linie durch Streulicht, während ein Schärfeverlust durch eine nicht optimale Abbildung entsteht. Beide Dinge schmälern aber die Bildqualität.


    Eine neue Folie ist sicherlich die billigste variante und wenn Du diese nur alle zwei Jahre wechseln musst ist sie auch auch Dauer preislich unschlagbar. Die Schärfe sollte bei der Folie gut sein, der Kontrast ist aber nicht optimal und nimmt mit der Zeit ab. Wann die Folie dann zu erneuern ist muss jeder für sich entscheiden. Zusätzlich genutzte Dämpfungs- oder Spektralfilter können dann, je nach Qualität die Schärfe und den Kontrast weiter schmälern.


    Ein Glas-Sonnenfilter mit aufgedampfter Filterschicht (z.B. Thousand Oaks) hat in der Regel als neuer Filter einen guten Kontrast weil die Filterschicht (noch) kaum Löcher hat. Die Filter sind aber nicht in Objektivqualität gefertigt. Objektivfilter müssen mindestens die gleiche Präzision wie die Linsen haben um die Schärfe nicht zu reduzieren. Solltest Du ein gutes Stück erwischen (bei Deinen 90mm Durchmesser noch etwas wahrscheinlicher als bei größeren Durchmessern, aber bei Weitem nicht garantiert) kannst Du damit lange Freude haben. Beobachtest Du regelmäßig und schützt die Metallschicht nicht ausreichend hat auch diese nicht das ewige Leben. Bitte lass' Dir eine (gemessene) Transmissionskurve zeigen. Es gibt Metallfilter die im IR stark öffnen. Dann solltest Du einen IR-Sperrfilter nutzen.


    Ein Herschelkeil ist für Refraktoren eigentlich das Beste. Er lässt sich an (fast) jedem Refraktor einsetzen. Solltest Du noch einen Größeren oder einen Kleineren haben ist das praktisch. Der Nachteil ist auch hier ein zwingend erforderlicher Nachfilter und dass die Energie erst mal in das Teleskop kommt. Bei f10 sehe ich da aber keine Probleme. Moderne kurzbrennweitige refraktoren oder spezielle Bauarten haben aber ihre besonderheiten die es mit herschelkeilen zu beachten gilt. Die Abbildunsleistung ist, wie bei einem Zenitspiegel, von der Qualität der Reflexionsfläche und in gewissem Maße von der Glassorte abhängig. Der Kontrast ist sehr gut, wenn die Flächen sauber sind und die richtigen Winkel für Prisma und Strahlfalle gewählt wurden. Eine Alterung gibt es eigentlich nicht.


    Und dann gibt es noch eine weitere Art Objetivfilter die (noch) nicht so bekannt ist.
    Wer wegen seines Teleskoptyps keinen Herschelkeil einsetzen kann oder wer die Energie lieber aus seinem Tubus fern hält kann einen durchgefärbten Objektivfilter verwenden. Die Filterung wird durch Absorption über die gesamte Dicke des Filters erzeugt. Es gibt keine Beschichtung die altern oder verkratzen kann. Diese Filter sind beidseitig in hoher Qualität poliert, so dass die Filter Objektiv-Qualität haben. UV- und IR wird deutlich stärker geblockt als VIS, so dass keine zusätzlichen Filter benötigt werden. Das Sonnenbild ist angenehm (also nicht "giftig") grün. Für diese Filter ist Deine Ausgangsfrage nach dem höheren Kontrast bei Glas-Filtern klar mit Ja zu beantworten. Zusätzlich passt aber auch die Schärfe.
    Nähere Infos dazu findest Du hier: http://www.optikpraxis.de/astro-optik/sonnenfilter.php
    Bei Fragen helfe ich gerne weiter. Mangels Händler in Deutschland kannst Du die Filter (noch) direkt bei mir kaufen. Oder über meinen österreichischen Vertriebspartner Teleskop-Austria. Bei Fragen stehe ich natürlich gerne zur Verfügung.


    Viele Grüße,
    Raphael

  • Hallo Leute,


    Vielen Dank für eure Infos! [:)]


    Die Tendenz geht ja eindeutig Richtung Herschelkeil...!


    Wäre dann ein Herschelkeil in 1,25" auch ´ne Alternative für meinen 110/f7 ED, oder sollte/müßte es dann eine 2"-Version sein?



    ==&gt; Raphael,


    Auch dir ein Danke für deine aufschlußreichen Informationen.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    ich hoffe, dass mir an dieser Stelle ein Wenig Eigenwerbung gestattet ist.....Und dann gibt es noch eine weitere Art Objetivfilter die (noch) nicht so bekannt ist....<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Das klingt interessant, u. ich bin auch offen für Neues. [:)]


    Die Filterfassung könnt ich in meinem Falle, für den ungefaßten Filter, selbst herstellen.
    So wäre es für mich noch ein Preisunterschied zum ,,beobachtungsfertigen" 1,25" Herschelkeil, wenn dein Glassonnenfilter einem Herschelkeil (annähernd) ebenbürtig ist.


    Aber, wie bekomme ich die enorme Abwärme (nach deiner Webseite bis zu 90°C) vom Filter weg, da sich sonst die unmittelbare Umgebung (am Refraktorobjektiv) doch zwangsläufig mit erwärmt?
    ...oder sind meine Bedenken unbegründet?


    Gruß,
    Alfons

  • Hallo Alfons,


    zum qualitativen Vergleich mit einem Herschelkeil will ich mich mal raus halten. Das sollen am Besten die beurteilen, die beide Systeme verglichen haben. Als Hersteller bin ich da eh etwas "unglaubwürdig" ;) und halte mich deshalb lieber an nachweisbare Messwerte als an subjektiven Vergleichen. Es sind halt zwei unterschiedliche Systeme die, wie oben beschrieben, beide ihre Stärken haben.


    Die Filter sind seit mehreren Jahren ausgiebig getestet worden. Gerade die Temperaturgeschichte hatten wir dabei immer im Blick weil klar war, dass dieser Einwand kommen wird. Es ist aber so, dass sich zwischen Filter und Objektiv (wahlweise auch Schmidtplatte, Maksutowplatte oder Vergleichbares) eine stabile Warmkuftschicht bildet. Je kleiner der Abstand der beiden Elemente, desto besser. Durch die Kleinräumigkeit wird dieser Luftspalt gleichmäßig erwärmt und es gibt keinen Platz für großartige Luftbewegungen. Die vom Filter abgegebene Wärmestrahlung ist wesentlich geringer und in ganz anderen Wellenlängen als die Wärmestrahlung der Sonne die man bei der Verwendung eines Herschelkeils in das System eindringen lässt.
    Bleibt also noch die "Sonnenseite". Dort bildet sich in der Tat eine dünne Warmluftschicht die aber sofort wegziehen kann und deshalb sehr dünn bleibt und kaum verwirbelt. Wir haben noch nie soetwas wie Tubusseeing feststellen können. Das muss nicht heissen, dass es diese Effekte nicht gibt, aber dass sie selbst bei großen Öffnungen deutlich unter dem atomosphärischen Seeing liegen und deshalb nicht bemerkt werden. Eine Person vor/unter dem Telesskop verursacht ganz andere Warmluftschlieren - das lässt sich nicht vergleichen. Einzig bei offenen Systemen wie Newtons oder geschlossenem Tubus kann sich Teleskopseitig keine stabile Schicht bilden und die Luft nicht wie auf der Sonnenseite abziehen. Da könnte es womöglich, je nach Bauform, negative Einflüsse geben. Das trifft aber für Deine Refraktoren nicht zu.


    Viele Grüße,
    Raphael

  • Hallo Raphael,


    Und dann gibt es noch eine weitere Art Objetivfilter die (noch) nicht so bekannt ist.
    ...
    Die Filterung wird durch Absorption über die gesamte Dicke des Filters erzeugt.
    ...


    Der Filter muß doch ziemlich heiß werden. Eine schwarz eloxierte Aluplatte in der Sonne kann man im Sommer nicht anfassen. Siehe Warmwasser Solarkollektor! Die Wärme wird an der Filterrückseite in den Tubus abgegeben (genau das, was man nicht will) und erzeugt da Tubusseeing.


    Hitliste :
    Am besten : Die Hitze garnicht erst in den Tubus lassen : Folie oder verspiegelter Filter
    Mittelprächtig : Hitze durchs Teleskop durchgehen lassen und am Ende wegleiten. Herschelkeil
    Nicht gut : Hitze in den Tubus abgeben.


    Clear Skies,
    Gert

  • Hallo Alfons,


    mein Setup sieht so aus:
    Newton - Folienfilter visuell ND5,0 - Fotografisch ND3,8 mit Bader U-Filter. Toller Kontrast.
    FH - nur mit Herschelkeil (den von Bader habe ich) .


    Damit mit ich sehr zufrieden.


    Gruß Armin

  • Morgen Leute
    Ich besitze auch die Baader Sonnenfolie und einen Thousend Oake Glassonenfilter. Eigentlich schon ziemlich lange. Bis jetzt ist es mir noch nicht aufgefallen das er brüchig wurde. Mit meinen kleinen 900/550 Teleskop gehe ich gerne schnell mal auf die Sonne. Im Sommer vorteilhalft gleich aus dem Küchenfenster.
    Visuell benütze ich immer meine 2 Zoll 40 und 25 mm Okulare. Bei beiden Filtern ist die Sonne sehr schön anzusehen.
    Am schönsten finde ich den Blick zur Sonne, wenn ich meinen Bino mit 2x Barlow und die 25mm Okulare hernehme. Da kommt die Sonne visuell so richtig als Sonne zum Vorschein. Bei beiden Filtern kann man sich da so richtig sattsehen.
    Mit einen Herschelkeil habe ich noch nie beobachtet. Aber 2 Zoll wird hier halt auch besser sein für die Beobachtung.
    Gruss Erwin

  • Hallo Leute,


    noch ein Praxistipp zur Solarfolie mit Löchern: Die kann man mit einem wasserfesten schwarzen Folienschreiber abdunkeln, dann lässt sich die Folie länger verwenden.


    Und noch eine Frage an Raphael:
    Hast Du schon mal überlegt, ob Absorptionsfilter ND4 mit Reflexbeschichtung ND2 eine Lösung sein könnten?
    Auf diese Weise stören Defekte in der Reflexbeschichtung um den Faktor 10000 weniger beim Kontrast, während die Erwärmung um Faktor 100 niedriger wäre als bei reinem Absorptionsfilter.
    Klar wären solche Filter teurer, aber für 100 oder 130 mm Öffnung müsste das noch gehen.


    Technisch könnte man in diesem Fall auch den Absorptionsfilter als kleinen Filter direkt vor dem Okular platzieren, mit entsprechend niedrigeren Anforderungen an die optische Qualität.
    Faktor 100 "Vorabschwächung" entspräche ja grob dem, was auch ein Herschelkeil bringt.


    Gruß,
    Martin

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