Unterwegs im Allgäu, Teil 2: Aufm Adelegg

  • Hallo zusammen!


    Wie angekündigt, gibt’s nun den zweiten Teil des vergangenen Beobachtungswochenendes, das Norman und ich in den (Vor-)Alpen verbracht hatten. Danke an dieser Stelle an die Gastfreundlichkeit der „Allgäuer Fraktion“ – hat Spaß gemacht und gern kommen wir wieder! – und natürlich auch noch an Roland (HanRolo) dafür, dass wir seine Bilder mit einbetten durften [:)]



    <font size="3">27./28.09.2014 - Ungesunde Vergrößerungen - oder: Die Wasserschlacht vom Adelegg</font id="size3">


    Viel Schlaf ging am Nachmittag leider nicht her, obwohl es für die kommenden Nachtstunden äußerst wichtig gewesen wäre. Aber wer will auch an Schlaf denken, wenn man in solch traumhafter Gegend unterwegs ist? Die kleine Pension, geführt von einer alteingesessenen, netten, älteren Frau im beschaulichen Dörfchen Eschach, verkörperte wirkliches Allgäu-Idyll. Das Autofahren über die leeren, kurvigen, schmalen Landstraßen machte einfach nur Spaß, denn die Sonne schien durch das bunte Laubwerk der Bäume und tauchte alles in ein goldenes Licht. Verträumte Kühe standen auf den satten, grünen Wiesen und ich fühlte mich wie in einem Werbespot für irgendwelche Allgäuer Milchprodukte. Unter azurblauem Himmel folgten wir der Route, die das kluge Navi ausgab, um zu einem Beobachtungsplatz auf etwa 1.100 m Höhe zu gelangen – der Stammplatz von Hajü & Co. Wir freuten uns auf ein Wiedersehen.
    Etwa 18:45 Uhr waren wir oben und ich war völlig hingerissen von der Landschaft, auf die wir hinabblickten. Das Gelände um uns herum fiel steil hinab; dahinter erhoben sich wieder sanfte Hügel, teils bewaldet, teils nur von Wiese begrünt. Die berühmte Nadelbaumgruppe in südwestlicher Richtung, die am Wegrand stand, wog und rauschte im Wind. Unmittelbar hinter uns ragte eine höhere Erhebung empor, die dicht mit Fichten bestanden war. Leider trübte irgendein nebliger Siff die Horizonte ein, über denen der Himmel dennoch frei und blau war. In der weiten Ferne sahen wir Bergmassive, die sich trübe und träge im Dunst abzeichneten. Ich konnte nicht glauben, hier zu sein – schon bei dem ausklingenden Tageslicht definitiv einer der schönsten und reizvollsten Astro-Plätze, an denen ich jemals stand.

    <i><font size="1">Gut geparkt</i></font id="size1">

    <font size="1"><i>Der trübe Dunst</i></font id="size1">


    Norman fackelte nicht lange und baute seinen Dobson auf, während ich Abendbrot machte und umherging. Der Sonnenuntergang war wie gemalt. Aus dem Nordosten quoll jedoch bald eine Nebelwand hinauf, die der starke Wind rasch herantransportierte und uns besorgte. Was ist dies nun wieder für eine meteorologische Teufelei? „Das ist schon feucht hier“, sagte Norman erschrocken mit Blick auf das Holz seines Teleskopes. Wir ahnten bereits, dass die Luftfeuchte verdammt hoch sein musste, und die Wolken, die uns nun verstärkt einhüllten, machten die Lage nicht besser. Es wurde dunkler. Den Dobson stellten wir unter die Kofferraumklappe und hingen eine Decke darüber, um ihm ein wenig Tauschutz zu verpassen. Tja, da standen wir nun und wussten nicht weiter.

    <i><font size="1">Sonnenuntergang</i></font id="size1">


    Ich zog mir gerade warme Sachen an, als zwei Autoscheinwerfer erschienen und an der Baumgruppe vorbei zu uns hinauffuhren. Es waren Roland und der mir bis dahin noch unbekannte Markus. Wir freuten uns über das Wiedersehen und Roland war völlig überrascht über unseren Besuch. Tja, unverhofft kommt manchmal oft! Wir tauschten Neuigkeiten aus und analysierten die Wettersituation, die sich für ihn nicht minder unerwartet ergab, insbesondere die Luftfeuchte. Der Nordosthorizont, von wo Wetter und Wind herkamen, war dunkel und dicht. Irgendwann nach 20:00 Uhr stieß dann auch Hajü zu uns, der direkt neben mir parkte. „Ja, was ist denn hier los? Was geht denn hier ab?“, fragte er entsetzt mit Blick in die Nebelsuppe. Laut eigener Aussage war ihm so etwas völlig neu an diesem Platz, und er erläuterte uns, den Fremdlingen, die Besonderheiten des hiesigen Mikroklimas. Wir waren gespannt, wie es sich entwickeln würde. Ein Kontrollblick auf Meteoblue (Internetempfang dort oben war wohl auch eine spektakuläre Seltenheit) kündigte freien Himmel ab spätestens 23:00 Uhr an… Na, mal sehen, was noch passiert!

    <i><font size="1">Gruppenbild von Roland</i></font id="size1">


    Die Teleskope blieben zunächst noch im Auto, um sie vor Taubeschlag zu schützen. Stattdessen wurde rumgequatscht, Fotos geschossen und verzweifelt Wolkenlöcher in der undurchdringlichen Nebelbrühe gesucht. Diese dünnte sich mit fortschreitender Zeit tatsächlich zunehmend aus und erste Sternchen blinkten verschwommen hindurch. Wir verfolgten, wie sich die Inversion durchsetzte – die Wolken fielen hinab ins Tal und bildeten eine konstant absinkende Nebelgrenze. Überm Südhorizont leuchtete und knallte Feuerwerk durch den Dunst. Kenner Hajü sagte mehrfach: „Wenn die Kante unter den Bäumen ist, ists gut. Ist bald soweit, die sinkt immer mehr.“ Früher, als Meteoblue angekündigt hatte, gegen 22:15 Uhr, war der Himmel tatsächlich frei und ein schöner Sommerhimmel präsentierte sich. Mit 12°C war es angenehm mild, zumal der Wind abschwächte und später sogar komplett nachgelassen hatte. Der totale Knüller allerdings war das grandios gute Seeing – die Nacht der „ungesunden“ Vergrößerungen kündigte sich an. Laut Roland und Hajü eher Normalfall denn Ausnahme an diesem Platz. Ohmannomann. Allerdings sollte es auch die Nacht der durchnässten Teleskope werden – die Luftfeuchte schwankte zwischen 92 und 100%, womit wir wohl kein Einzelfall waren. Scheinbar hatte ganz Deutschland mit wasserge(über-)sättigter Luft zu kämpfen. Wir bauten die Gerätschaft auf (Norman wickelte den Streulichtschutz um sein Gestänge) und es wuchs ein regelrechter Gitterrohrwald empor, auf einer Fläche von etwa 15m Durchmesser. Drei Sechszehnzöller und zwei Zwölfer waren in den Himmel gerichtet; für Markus stand obendrein sogar auch ein FirstLight an.


    Ich hatte noch keinen richtigen Objektplan für den Herbst, sondern wollte das abarbeiten, was vom Sommer noch ausstand. Doch da es erst so spät aufriss, war das alles bereits weit in Westen vorgerückt. Trotzdem sollte der Herkules-Kram endlich von der To-Do-Liste verschwinden, denn mich nervte das allmählich, also versuchen wir‘s! Das erste Objekt war <font color="yellow">Arp 312</font id="yellow">, ein winziges Grüppchen aus MCG-Galaxien, das nicht gerade das einfachste war und nördlich eines helleren Feldsternes stand. Bei 200x war ein größerer, diffuser, ovaler Fleck zu sehen, und direkt daneben ein kompakter und schwächerer Ball. Südöstlich dieses Knäuels löste sich noch ein drittes, sehr fades, komprimiertes Nebelchen heraus. Das war‘s auch schon; Details ließen sich nicht ausmachen.

    <i><font size="1">Klickaufsbild: Normans Foto vom Dobson-Hain</i></font id="size1">


    Um die optischen Flächen vor dem Beschlagen zu schützen, tat ich bei absehbar längerem Nichtgebrauch den Deckel auf den Hauptspiegel und zog das Schutztütchen über den fangspiegelheizungslosen Fangspiegel. Später unterhielt ich mich mit Hajü darüber, der das ganz genauso tat und diesem Zeremoniell kurzum mit dem Begriff „Tüten-Pause“ einen Namen verlieh. Zwischenzeitlich hatte ich die Handschuhe ausgezogen, was eine echte Seltenheit ist, doch es war mild genug, dass die Patschehändchen auch ohne sie warm blieben. Norman war beeindruckt.
    <font color="yellow">NGC 6058</font id="yellow">, ebenfalls im Herkules, ist ein PN, bei dem sich das Top-Seeing bezahlbar machte. Der helle Zentralstern war umgeben von einer rund-ovalen Hülle, die aber trotzdem überraschend „schwach“ war – dachte, der Kollege wäre kräftiger. Allerdings deuteten sich am nördlichen und südlichen Rand zwei hellere Schalensegmente an; leider zu dezent, um mich vom Hocker zu reißen. Hätte ich jedoch gewusst, dass es ja genau dieser PN war, der auch auf Normans Liste stand (hatten wir uns zwei Tage zuvor doch erst angeschaut!), hätte ich ihn mal dazugeholt.
    Blätter, blätter, blätter, ich blätterte in den Schwan, um den Sharpless-Nebel <font color="yellow">Sh2-112</font id="yellow"> einzustellen. Schon in der Übersicht zeigte sich dieser als helle Nebelregion inmitten eines reichen Sternumfeldes. Rings um einen markanten Feldstern verdickte sich das Gebilde und spreizte sich in mehreren breiten „Fingern“ von diesem in südliche Richtung ab. Weiches Auslaufen der Grenzen in den Hintergrund, und ansonsten keine Details oder Strukturen.
    Nebenan verkündete Hajü Tüten-Pause, weil sein Fangspiegel wieder zumachte. Das Problem ereilte uns alle. Roland hatte einen Ass im Ärmel, einen regelrechten Zaubertrick: Wärme-Knickpads! In aktivierter Form an die Rückseite gehalten, wärmten sie die Fläche auf und das Spiegelchen wird wieder frei. Norman profitierte davon sehr, denn sein kleiner Fangspiegel litt besonders unter dem Beschlag. Ich schlenderte kurz zu Hajü herüber, der <font color="yellow">NGC 891</font id="yellow"> im Okular hatte, die sich weit ausgedehnt und mit schönem dunklem Staubband zeigte. Es war eine herrliche Stimmung auf dem Platz, denn es war mild, die Käuze riefen aus verschiedenen Richtungen, irgendein Tier quäkte manchmal im Wald und durch die Inversion hatte sich eine scharf abgegrenzte Nebelschicht gebildet. Luftfeuchte aber bei 100% - das Messgerät stieg aus.

    <i><font size="1">Klickaufsbild: Ein Flieger... </i></font id="size1">


    Ein derart gutes Seeing hatte ich, abgesehen vom Roque, noch nie erlebt, und die Stunde für den berühmten <font color="yellow">Min 1-92</font id="yellow">, besser bekannt als „Minkowskis Fußabdruck“, brach endlich an. Meine Vorbereitung bestand aus einer primitiven „Karte“ auf einem winzigen Notizzettel, wo ich mit Kugelschreiber ein paar Punkte, einen Kringel und die kryptischen Worte „das ist das Dreieck inmitten des großen Dreiecks“ hingekritzelt hatte. Ich war verwirrt und spielte Rätselraten am Okular. Irgendwann ging mir ein Licht auf und dieser hundsgemeine Proto-PN enthüllte seinen fiesen Charakter: Sehr hell, aber wahnsinnig klein und wirkte wie der unschuldige Teil einer kleinen markanten Sternkette. Nein, neeeein, das helle Sternchen da IST das Objekt! Ich weiß nicht, welche Schuhgröße der Herr Minkowski hatte, aber das, was er da am Himmel hinterließ, war echt fipsig. Selbst 450-fach waren nicht genug und Hajü lieh mir sein 3,5er-Okular aus, womit es auf 515-fach hochging. Min 1-92 zeigte sich deutlich länglich und geteilt in einen helleren, breiteren Part und einen kleineren. Beide wirkten grob dreieckig. Wunderbares Teil. Sooo macht das Spaß!


    Während ich in Min 1-92 vertieft war, feierten nebenan die Herren an Normans Dobson eine regelrechte PN-Party und nahmen bei 850-facher Vergrößerung den zenitnahen <font color="yellow">NGC 7662</font id="yellow"> auseinander.
    (Norman: Verflixt! den Min 1-92 hätten wir locker noch höher ziehen können mit meiner Powermate aber ich habs verpeilt, weil ich zu beschäftigt war mit meinen eigenen PN… Der Snowball war nämlich wunderschön. Ich habe mir nicht gemerkt, bis zu welcher Vergrößerung die Farbe noch gut zu sehen war - in jedem Fall aber noch bei 200fach richtig brilliant-blau-grün. Ich hatte längst 600fach drinnen. Hajüs Dob machte grade Pause wegen Tauproblemen. Ich rief ihn herbei. Sofort meinte er in seiner symphatisch-fröhlich-engagierten Art: „da geht noch was!“ und feuerte mich an, noch höher zu gehen. Gesagt getan - noch etwas ungläubig habe ich das 4,7er Ethos in die 2,5er Powermate gestopft: 850fach. Und Haju legte nochmal nach: „Da geht IMMER noch was! - Total scharf!“ Ich konnte das Seeing kaum glauben. Aber mit 850fach ist für ich im wahrsten Sinne des Wortes das Ende der Fahnenstange erreicht. Erstens gibt die Hardware nicht mehr her und zweitens ergibt die Kombi der ineinandergestopften Glasröhren ein Gestänge von etwa 20 cm Länge, was bereits gehörig am Okularauszug herumhebelt. Optische Achse adé. Erstaunlich, dass sich das nicht sichtbar aufs Bild ausgewirkt hat. Die Abbildung war noch genauso gut in Sachen Details wie bei 600fach, wo das Gestänge nicht ganz so krass daherkommt in Sachen Hebelei.
    Ich bin der festen Überzeugung, in der Mitte des PN eine punktförmige Struktur gesehen zu haben. Vielleicht wurde diese aus zum Zentrum hin aufeinanderzulaufenden und sich treffenden Filamenten gebildet - oder aber es war schlicht und ergreifend der Zentralstern! Ich mag mich da nicht aus dem Fenster lehnen oder festlegen, aber ich tendiere zu letzterem. Den Eindruck hatte ich wiederholt und reproduzierbar. Hajü sah nichts dergleichen, sodass ich bei meiner Beobachtung weiterhin die nötige Skepsis walten lasse. Wer weiß, was einem das Hirn manchmal vorgaukeln will. Das ist das tolle am gemeinsamen Beobachten mit erfahrenen Astrokumpels, man kann sich gegenseitig bestätigen, puschen, motivieren und begeistern - und manchmal eben auch einnorden ;) In Anbetracht meiner vermeintlichen ZS-Sichtung rief ich vehement Anne herbei. Wir waren beide gleichermaßen vertieft und hatten zeitgleich bei hoher Vergrößerung das Objekt so eingestellt, das bei einem Wechsel des Dobsons der / die andere das Objekt noch im Sehfeld hat. Auf die Plätze - fertig - los! Wir sprangen jeweils zum anderen Dobson…Leider lief der PN Anne bei 850 dann doch recht schnell aus dem Sehfeld, sodass er lange genug nicht mehr aufzufinden war, dass die Verifizierung durch Anne in Richtung ZS auf beiden Seiten irgendwie schnell in Vergessenheit geriet. LEIDER! Ihre Meinung hätte mich sehr interessiert. Immerhin blitzen bei ihr sofort Sachen auf, die für mich erst sichtbar werden, wenn ich mit der Nase reingestubst werde…)


    Gleich in der Nähe von Minkowskis kleinem Füßchen befand sich <font color="yellow">Henize 2-438</font id="yellow">, der unter dem Spitznamen <font color="yellow">„Campbell’s Hydrogen Star“</font id="yellow"> lief. Ums vorweg zu nehmen: Eins der Objekte, die mich in meiner bisherigen Beobachterzeit am nachhaltigsten beeindruckt haben. Das Sternfeld war schnell gefunden und bei 200x versuchte ich, das Ding zu identifizieren. Da war ein unscharf wirkender Stern, der von einem winzigen, tieforange glimmenden Hof umgeben war. Hatte die Farbe von Feuer. War das Einbildung? War diese Tönung tatsächlich so einfach sichtbar, und dazu noch derart intensiv, oder doch nur Täuschung meinerseits? Fluchend rannte ich zum Kofferraum, um das 4-mm-Oku zu holen. Letzte Zweifel der Objektidentifikation waren ausgeräumt (alle anderen Sterne hatten eindeutig keinen Hof, trotz der lästigen Tau-Tendenzen), aber die schöne Farbe war verschwunden und das kreisrunde Ding präsentierte sich im handelsüblichen Grau. Komisch. Aber ich fands einfach klasse und war begeistert.


    Parallel dazu frohlockte Norman über einen Objekttipp von Hajü: <font color="yellow">NGC 40</font id="yellow"> im Kepheus. (Norman: ja was für ein geniales Teil! Was für ein wundervolles, brilliantes Objekt! Man hätte fast meinen können, eine Face-on-Spiralgalaxie vor sich zu haben, mit verdammt hellem stellarem Zentrum und ringförmigem, brilliantem Glimmen rundherum. Die Kondensierungen innerhalb des Rings bzw. die unterbrochenen Stellen suggerierten den Eindruck von Spiralarmen. Im Nachhinein hätte ich das liebend gern in einer Zeichnung festgehalten aber es musste schnell gehen - schnell weitere PN suchen, solange die Bedingungen weiter so genial sind und der Fangspiegel frei waren - denn: Das Seeing war der Knaller. Während sonst an Dobsons ab grob gepeilt 10“ bei f/5 ein 4mm-Okular eher die Grenze des Sinnvollen darstellt, wurde die Brennweite hier und heute zur Aufsuchbrennweite degradiert. 340fach per 4,7 mm wurde zur lumpigen Zwischenvergrößerung, nur um kurz darauf gleich auf 600fach zu wechseln - bei SCHARFEN Sternen und klasse Kontrast. Gebildet durch ein 8er Ethos und eine 2,5fach Powermate. Die hohe Vergrößerung eröffnete völlig neue Welten - die Welt der PN. Sonst nur ein helle Matschebälle, hier und jetzt einfach wie eine ausgekippte Tüte Haribo Colorado, wo man vor lauter Freude nicht weiß, welchen bunten Sonderling man zuerst hernehmen soll…)


    Es war 00:45 Uhr, als ich kurz Luft holen musste und ein paar Meter auf dem Weg langmarschierte. Bis sich die dunkle Waldkante bedrohlich vor mir aufbaute – da bekam ich Angst und drehte wieder um. Roland kam mir entgegen und wir plauderten eine kurze Weile, ehe wir wieder zum Lager zurückkehrten. Angenehme 15°C laut Messung, es war spürbar wärmer als noch am Abend, aber eine Luftfeuchte jenseits von Gut und Böse. Markus schickte sich an, seinen Dobson abzubauen und zurückzufahren, während ich mich apfelkauend wieder der Arbeit zuwandte.

    <i><font size="1">Klickaufsbild: Dunst und Milchstraße</i></font id="size1">


    Ein Offener Sternhaufen im Schwan sollte es sein: <font color="yellow">Berkeley 83</font id="yellow">, der das Prädikat „Deep-Sky-Herausforderung“ trug. Hatte ich jedoch inzwischen vergessen und ich fragte mich, warum ich mir den überhaupt rausgesucht hatte. Es zeigte sich eine schwache, kleine, längliche Gruppe aus 5 bis 6 Sternen, die ich zunächst für den Sternhaufen hielt. Wirkte jedoch neblig und nicht aufgelöst, was sich auch bei hoher Vergrößerung nicht änderte. Trotzdem: „<i>Gut als OS erkennbar</i>“. Bei der Recherche hinterher aber stellte sich heraus, dass Berk 83 nicht diese längliche Gruppe war, sondern eben dieser beschriebene diffuse Part.


    Das Kapitel „fiese Haufen“ war damit noch nicht abgeschlossen. Im Füchschen befand sich ein vielversprechendes Duo aus Czernik 40 und French 3. Ich sah praktisch weder den einen, noch den anderen. Cz 40 hielt ich für „<i>nur eine kurze Kette aus 5/6 helleren Sternen, sehr klein</i>“, und „<i>der andere OS nicht als solcher erkennbar, größere Gruppe lose nebenan?</i>“ – Nein. In beiden Fällen eine Fehlsichtung. Komisch, gerade die Sternhaufen machen mir hier Probleme!
    Hajü hatte die Grenzgröße bestimmt: 6,3 bis 6,5 mag. Der Motor seiner Nachführung summte leise vor sich hin. Es war 02:20 Uhr und im Westen kroch irgendein dünner Siff herauf; der restliche Himmel war aber weiterhin frei und klar. Meine Sommer-Liste war sinnlos geworden und ich wusste nichts mehr mit mir anzufangen. Norman verwies mich auf die Vielfalt und das reichhaltige Angebot des Deepskyatlas, aber ich wollte nicht wahllos irgendwelche E0-Galaxien im Pegasus ansteuern, sondern irgendwas Gescheites…
    Es folgte ein halbherziger Zeichenversuch von <font color="yellow">NGC 772/770</font id="yellow">, den ich mangels Begeisterung jedoch wieder abbrach. Als Roland verkündete, sich nun NGC 891 zuzuwenden, weckte das in mir das plötzliche Bestreben, ebenfalls irgendetwas Größeres anzugehen. Irgendetwas, was mich möglichst lange beschäftigt. Eine Fleißarbeit, über die ich mich hinterher freuen kann. Was liegt da näher als die <font color="yellow">Plejaden</font id="yellow">? Das hatte ich sowieso schon lange vor… Eine gute Stunde lang habe ich brav Sterne und Nebelchen kartiert, was wegen des beschlagenen Okulars jedoch nicht einfach war. Was war echter Nebel, und was lediglich ein Hof? Über das Ergebnis bin ich geteilter Meinung. Einerseits mein ganzer Stolz, weils aufm Papier einfach suuuuuper daherkommt, doch eingescannt bleibt nur wenig von der Schönheit übrig. Keine Ahnung, woran es liegt, aber ich mags ja trotzdem sehr!


    Zwischenzeitlich hatte Hajü abgebaut und eingepackt und warf noch einen Blick auf M 45. Er fluchte über die triefend nassen Teleskopteile. Als ich kurzzeitig die Kofferraumklappe schließen wollte, entging ich nur knapp dem ergiebigen Wasserschwall, der sich oben angesammelt hatte und herunterplätscherte. Und Norman stellte fest, dass seine Stangen selbst von innen angegangen waren. Ich hatte Glück: Mein Fangspiegel – der dicke, treue Glasklotz; mein Fels in der Brandung! – weigerte sich auch ohne Tüten-Pausen standhaft, sich vom Tau besudeln zu lassen. Lediglich die Okulare bereiteten Sorgen, aber wofür gibt es Jackentaschen? Ich brauchte Pause von dem Plejaden-Marathon, wandelte umher und lungerte irgendwo auf dem Feldweg rum. Roland, der sich kurz zuvor mal auf den Boden legte und entspannte, war gerade mit <font color="yellow">M 42</font id="yellow"> beschäftigt und schwärmte in den höchsten Tönen vom aufgelösten Trapez. „Die Komponenten E und F… Die sind… Die sind einfach da!“ Überhaupt, der Anblick des prächtigen Orions über den Fichten weckte so richtig winterliche Gefühle. Brrr.

    <i><font size="1">Foto von Roland: Orion ist da! </i></font id="size1">


    Es war 03:45 Uhr und ich blätterte planlos durch den Atlas. Im Eridanus entdeckte ich eine nett aussehende Konstellation aus zwei Galaxien bei einem hellen Stern: <font color="yellow">NGC 1618 und 1625</font id="yellow">. Beide zeigten sich als längliche, ähnlich große Nebel mit hellem Zentralgebiet. 1618 in NW-SO-Richtung gekippt und 1625 genau 90° dazu gedreht. Ich sah jedoch noch eine dritte Galaxie genau zwischen den beiden, die nicht im Atlas verzeichnet war: <font color="yellow">NGC 1622</font id="yellow">. Sie war nahezu ähnlich gestaltet wie 1618 und hatte dieselbe Ausrichtung. Hübsches Trio!
    Wenige Grad nördlich, hinter der Grenze zum Stier (das Wort „TAU“ grinste mich im Atlas breit und höhnisch an), gab es eine weitere Gruppe, bestehend aus <font color="yellow">NGC 1587, 1588 und 1589</font id="yellow">. Zu denen machte ich mir keine Notizen, sondern beschränkte mich auf die Zeichnung. Auf jeden Fall eine tolle Konstellation, auf die ich Norman aufmerksam machte: „Ich habe hier ein schönes Galaxientrio, das wär was für dich.“ Er selber lag gerade mit Fernglas auf der Isomatte am Boden und gönnte sich eine Pause, während sein Fangspiegel hoffnungslos angelaufen war und diesen Zustand nicht mehr verlassen wollte.


    (Norman: Ja Faulheit wird bestraft. Läääängst war geplant, die Heizung zu reparieren, aber wenn man überwiegend aufm Berg bei höchstens 70% Feuchte steht, verdrängt man mangels Notwendigkeit solche Reparaturen. Heute hatte es sich böse gerächt. Die ganze zweite Nachthälfte hätte man volles Rohr auf diverse PN halten können - aber bei zugesifftem FS - keine Chance. Aus Schaden wird man - hoffentlich - klug. sobald wie möglich wird die Sache angegangen. Genauso wie ein Tauschutz für den Rigel. Während ich auf dem Rücken liegend in den ruhigen Himmel schaute, hatte ich den unwirklichen Eindruck eines Planetariums. Im Zenit rührte sich bei den Sternen schlicht GAR NICHTS. Ein ausgesprochen seltsamer Eindruck. Auch bei meinem Dobson probierte ich das Trapez in <font color="yellow">M 42</font id="yellow"> und E und F standen ruhig da, die Trapezsterne von Beugungsringen umgeben, die sich praktisch gar nicht rührten und klar definiert waren.)


    Nun war ich wieder ziellos und suchte zwischen all den Seiten nach etwas Sinnvollem. „Ich mach jetzt <font color="yellow">NGC 2022</font id="yellow">, den du gestern ja verschmäht hattest“, sagte ich zu Norman. Antwort: „Ich hab‘ den nicht verschmäht, ich hatte den halt schon mal beobachtet und den nicht als so toll in Erinnerung. Aber vielleicht ist das heut anders bei dem Seeing.“ Der PN im Orion, überraschend schwach, präsentierte sich meiner müden Netzhaut lediglich als rund-ovale Scheibe. Norman glaubte, eine Einschnürung oder Teilung zu sehen, war sich aber unsicher. Echt nicht so der Hit, das Teil, und ich maulte: „Nur, weil <i>du</i> den jetzt unbedingt sehen wolltest.“
    Gegen 04:00 Uhr ließ meine Konzentration weiter nach und Roland packte allmählich zusammen. Wie ich die nachfolgende Stunde verbracht hatte, weiß ich nicht mehr; sämtliche Erinnerungen waren ausgelöscht oder vom Nebel verschluckt. Die Umgebung war ruhig. Gegen 05:00 Uhr fuhr Roland davon und die Ausgangslage des Abends war wieder hergestellt: Norman und ich allein am Platz. Ich gab mir nochmal einen Ruck und stellte den Asterismus <font color="yellow">Lorenzin 1</font id="yellow"> ein, der im Teleskop als schöne, große und reiche Gruppe daherkam, deren Mitglieder wie ein Lolli angeordnet waren. Ich wollte den zeichnen (der wär der Hit gewesen!), aber in Anbetracht des Reichtums verließ mich die Motivation. Also bloß schauen und genießen. Mit mir war echt nichts mehr los. Über den Fichten war Jupiter aufgegangen und verkündete die bald einsetzende Dämmerung. Da die Zeit also eh bald gelaufen war, begann ich, das Teleskop abzubauen, was auch Norman bei seinem Dobson gleichtat. Außerdem mussten die durchnässten Autoscheiben vom Tau befreit werden, innen wie außen.


    Irgendwann lag alles wieder sicher verpackt und verstaut im Wagen und die Umgebung erhellte sich allmählich. Wir unternahmen noch einen kleinen Spaziergang entlang des Weges, durch den noch stockfinsteren Gruselwald und vorbei an einer kleinen Kapelle, und bestaunten das brillante Seeing. Sirius zeigte kaum ein Flackern. Es war schlicht unglaublich, dass es sowas gab hierzulande, und der euphorische Norman kriegte sich gar nicht wieder ein darüber, dass er locker mit 850x auf die PN losgehen konnte. Gegen halb 7 starteten wir, um zur Pension zurückzudüsen. Ich musste mich stark zusammenreißen und konzentrieren, um das Lenkrad zu beherrschen, trotz der nur 18 Minuten dauernden Rückfahrt – ich war totmüde. Aber sowas von. Heil angekommen, zeigte sich ein wunderschönes buntes Farbenspiel am Horizont hinter den dunklen Bergen. Dies fotografisch noch festgehalten, ehe es in die Heia ging, um für die Rückfahrt zur Mittagszeit ausgeschlafen zu sein.

    <i><font size="1">Morgens um Sieme in Eschach</i></font id="size1">



    Sooo. Das wars dann auch schon, mehr haben wir leider nicht mehr – und jetzt kommt sowieso erstmal der Mond [:)]


    Viele Grüße – Norman und Anne

  • Danke Anne und Norman,


    das ist ein sehr schöner Bericht, auch wenn jetzt mein Bildschirm angelaufen ist.
    Die Feuchtigkeit kommt sogar via Internet!


    Da wäre ich gerne dabei gewesen, den 21er als Platzhirsch aufgebaut und mal gezeigt, was man bei so gutem seeing aus dem blauen Schneeball herauskitzeln kann.
    Den Zentralstern habt ihr sicher gesehen, denn den konnte ich mit 16 Zoll auch schon sehen.
    Mit 20 Zoll sieht man ihn sicher, dazu viele Strukturen und die beiden Schalen.


    Dieser Bericht ist noch schöner als Teil 1!


    cs
    Timm

  • Die Plejadenzeichnung ist echt toll, vorallem der dezente Blauschimmer (ist das mit Stift oder Nachbearbeitet ? ) und die nicht übertriebenen Spikes geben dem Bild klasse. Leider sieht man bei großen Teleskopen die Plejaden trotz Weitwinkel nie auf einem Blick sodas eigenen Zeichnungen echt was hermachen.



    Liebe Grüße
    Mathias

  • Servus Ihr Zwei!


    Ja schön wars!Eine ganz besondere Geschichte!
    Deine Beobachtungen und Zeichnungen sind Referenz!
    Die Pleijaden sind wunderbar realistisch geworden...Kenne keine bessere Zeichnung!
    Min 1-92 ist dir wunderbar gelungen. Ich hab das Bild noch vor Augen! Da hätten wir noch höher vergrößern müssen!
    Klasse Anne!Ich hoffe wir können euch mal wieder da oben begrüßen....


    Hier meine Beobachtungsergebnisse von dieser Nacht..
    http://www.astromerk.de/logbuc…ptember-2014-neumond.html


    Lg von Hajü

  • Servus Anne und Norman!
    Nun bin ich froh, dass es Teil 2 gibt, sonst wärd Ihr vielleicht mit dem mauen Nachtergebnis vom Nebelhorn nach Hause gefahren, mitnichten. Die späteren Nachstunden haben Euch (und Uns) doch noch gute Bedingungen beschert, die wir gerne mit Euch geteilt haben. Vielleicht klingts eintönig, aber DEINE Plejaden-Zeichnung ist eine "Dableibtmirdiespuckeweg"-Zeichnung. Da bin ich mit Hajü der gleichen Meinung!
    [^]
    Persönlich könnte ich so einen Mamuttext mit allen erlebten Details und den erfühlbaren Stimmungen nicht in einen Bericht packen, geschweige denn so lebendig beschreiben, Du kannst das aber so genial, da sei dir auch das lange scrollen verziehen.[:D]


    Nun aber zu einer ernsten Sache: Zu dem Wort "Fremdlinge"!
    Da muß ich sagen, Einspruch Euer Ehren!
    Dieser Bergiff kommt bei Hajü und mir in unserem "Adeleggastronomengebrauchswortschatz" nicht vor, es sei denn....., Ihr heißt mit Vornamen NEBEL und schleicht Euch fies von Nordosten an.

    [:D][:D]
    Ansonsten dürft Ihr jederzeit gerne wieder kommen!


    Grüße aus dem Allgäu,
    Roland
    [:D][:D]

  • Guten Morgen!


    Freu mich wieder riesig über die netten Antworten, so geht der Tag doch super los [:)]


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Feuchtigkeit kommt sogar via Internet!<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Schon verrückt mit dieser Technik heutzutage [;)]
    Der Zentralstern mit 16", mag sein, aber mit 12"? Wenn ichs recht verstanden hatte, soll der nochmal schwieriger sein als der ZST im Ringnebel, ohne jetzt aber genauer recherchiert zu haben.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">(ist das mit Stift oder Nachbearbeitet ? )<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Danke fürs Kompliment [:)] Das Blau kommt mit der Bildbearbeitung, von der ich eigentlich keine große Ahnung habe. Ich musste sogar einen Fotografen fragen, wie man die hellen Bereiche (Sterne und Lichthöfe) blau einfärbt, ohne dass der dunkle Hintergrund ebenfalls blau wird. Der Rest ist wie immer ganz "analog" entstanden.
    Allerdings habe ich mehrere Versionen von M 45 hier auf dem Rechner und könnte immer noch munter dran rumbasteln. Irgendwas zum meckern finde ich immer [:o)]
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Deine Beobachtungen und Zeichnungen sind Referenz! ... Kenne keine bessere Zeichnung!<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Oh je, nun mal nicht übertreiben [:I] Ja, bei Min 1-92 wär noch einiges gegangen, aber die dafür notwendige Powermate war bereits in einem anderweitigen OAZ verkeilt und ich wollte nicht stören [;)] Danke übrigens nochmal für dein ausgeliehenes Okular.
    Deinen Bericht hab ich am Nachmittag schon entdeckt. Kompliment retoure: Deine Zeichnungen sind ebenfalls super geworden, von beiden Nächten. Jetzt weiß ich auch, warum du den NGC 40 als Objekttipp noch in der Hinterhand hattest. Der war generell recht häufig besucht an dem WE... Witzig. Dolles Teil, muss ich auch dringendst nochmal ran mit dem 16er.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Du kannst das aber so genial, da sei dir auch das lange scrollen verziehen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Danke, aber ich habs ja nicht allein geschrieben, Norman hat auch seine Anteile daran, das soll nicht vergessen werden [:)]
    Beim nächsten Mal bleibt der Nebel zuhause, Indianerehrenwort!


    Danke euch allen und nen schönen Sonntag!
    Anne

  • Servus Anne und Norman


    Ich denke nicht das ich da übertreibe. Deine Plejaden Zeichnung ist für mich Referenz.
    Was dein "Fussabdruck"angeht, wird dieser einfach zu selten bei so einem Seeing beobachtet und bei vielen endet die Suche frustran und falls das Objekt gefunden wird, ist man über das Gesehene enttäuscht. Da ist dir eine einmalige Beobachtung gelungen und was mir gefällt, das du die Zeichnung wirklich sehr realitätsnah aufs Papier gebracht hast.
    Und dann die ZS Sichtung von Norman beim Snowball. Das ist ebenso eine Referenzbeobachtung , die mir bis dato mit16 Zoll versagt blieb...


    CS Hajü
    http://www.astromerk.de

  • Servus zusammen!


    Auch von meiner Seite lieben Dank für das nette Feedback :)


    Ja mir persönlich hats auch einen Riesenspaß gemacht mit euch Hajü und Roland. Leider war auch diese Nacht viel zu kurz. Also bei diesem Seeing bei euch, da fress ich meinen Okularkoffer, wenn wir auf eurem Hügel das letzte Mal gewesen sind [;)] Und zusammen beobachten mit euch ja sowieso sehr gern, da ist das Seeing im Zweifel auch egal...


    Naja Hajü, mitm ZS muss ich relativiert lassen. Aber ich fänd es an der Stelle hochinteressant, mal von den Lesern hier diesbezüglich Erfahrungswerte zu lesen - mit um die 12" rum. Im zentralen Bereich hab ich definitiv was gesehen, fragt sich nur was genau. Vielleicht auch eine Mischung aus ZS und benannten evt. zusammenlaufenden Nebelfilamenten, die zusammen eine Kondensierung gebildet haben, die in der Summe hell genug für eine "Sichtung" gewesen sind. So ähnlich wie wenn ein schwacher Komet an einem schwachen Stern vorbeischrammt und man meint, mit bloßem Auge den Kometen gesehen zu haben, dabei war es die Summe aus beidem, die erst eine Sichtung ermöglicht hat...


    Und ich gebe Dir recht: Die Plejadenzeichnung ist der Knüller. An sich schon schön. Aber kürzlich hab ich mal ein Photo danebengelegt. Also die Abstände der Sterne passen hervorragend und der Nebel ist genialst getroffen. Ich habe zwar keine Vergleichszeichnungen im Kopf aber hab deshalb mal gegoogelt. In Sachen Kombination dieser Genauigkeit, Ästhetik ist nichts Vergleichbares zu finden. Ich persönlich hätte die Sterne nachträglich noch runder gemacht und die Spikes gerader, aber dann wäre es eben keine richtige Zeichnung von Hand mehr.


    Jetzt hoffe ich mal auf Ende Oktober, wo ich definitiv mit funktionierender FS-Heizung ausgerüstet sein werde - und dann werden mal wieder Objekte gesammelt bis der Arzt kommt.


    Schöne Grüße in die Runde


    Norman

  • Hallo zusammen,


    Super zweiter Teil! Auch ich finde das "Minkowski Fußabdruck" wirklich gut getroffen ist.


    Den Zentralstern beim „Blauen Schneeball" habe ich diesen Sommer (s.a. Mein Beobachtungsbericht hier in diesem Forum vor einigen Wochen) bei über 800 fach auch leicht sehen können. Aus der Erinnerung heraus war er deutlich einfacher zu sehen als der Zentralstern von M57. Habe mir seinerzeit gar nicht so viele Gedanken darüber gemacht, da ich nicht daran dachte, dass er schwierig zu erkennen ist.


    Meine Beobachtung habe ich mit 14 Zoll gemacht.


    Ein guter Beobachtungsfreund aus Spanien hat ihn ebenfalls diesen Sommer am selben Ort beobachtet und gezeichnet. Er nutzte 250mm Öffnung: http://www.manuelj.com/2014/07…-snowball-nebula.html?m=1. Um es kurz zu machen: Er hat den ZS auch gesehen.


    Gruß


    Oliver

  • Nabend miteinander,


    ach da werd ich ja schon wieder ganz rot bei den netten Kommentaren. Dass die Plejaden so Anklang finden, freut mich ganz besonders, weil ich mir da ewig den Kopf drüber zerbrochen hatte. Eigentlich müsst ich da mit höherer Vergrößerung nochmal ran, um die ganzen schwachen Sterne nachzutragen. Bei 56x ist ja bestimmt nur die Hälfte drauf. Schaun mer ma...


    Die Zentralsternsache ist natürlich interessant, das muss bei ähnlich gutem Seeing nochmal nachgeprüft werden. Bei 14" Minimalöffnung sind wir, dank Oliver, ja jetzt schon angekommen, und da ist der Sprung bis 12" nicht mehr weit [;)] Kann mir schon gut vorstellen, dass unter den fantastischen Bedingungen was herging. Gerne hätt ichs selber versucht, nachzuvollziehen, aber der Versuch, bei 850x nachzuführen, war ein Schuss in den Ofen. Norman, du musst irgendwie noch eine EQ-Plattform in den Rucksack quetschen. <i>Irgendwie</i> [;)] Wenn du die ganzen Haribos und Müsli-Riegel weglässt, täts fast passen. Deine Brote lässt du ja schon freiwillig liegen [:D]


    Schönen Abend und viele Grüße - Anne


    Nachtrag: Ah, jetzt sinds schon 10", ich krieg die Tür nicht zu...

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