Zeiss Jena 8x30 (Deltrintem)

  • Hi Armin,


    ich bin Brillenträger ;-)! Aber ich gebe zu den Einblick wird nicht jeder Brillenträger mögen.
    Die gute Nachricht ist, der Fokussierweg erlaubt einen weiten Ausgleich von zumindest negativen Dioptrien (mindestens bis -6). Wenn man kein Asti hat (leider hab ich eins), dann kann man ohne Brille schauen.


    Und zur nächtlichen Beobachtung: ich habe gestern einen kleinen DS Beobachtungsbericht geschrieben...
    Das FG kommt zum Schluß vor ;-). (Leider hatte ich den 7x50 nicht mit zum Vergleichen)


    Gruß,
    Walter

  • Hallo Mike,
    danke für Deinen Hinweis zum Deltrintem. Ich kann Deine Empfehlungen nur bestätigen:
    - mit Rückkgabrecht, am besten vom Händler, und mit Tasche;
    - äußerlich gut erhalten. Gute Gängigkeit der Mechanik sollte möglichst erwähnt sein, es sollte in der Entfernungseinstellung und auch in der Augenabstandverstellung ein sauber "laufendes" Glas sein. Wenn es in der Winkelvertellung der Tuben etwas schwergängiger (aber gleichmäßig!) geht, ist das ja nicht schlimm, da man das ja eher selten verstellt;
    - es sollte ein 1Q-Glas sein (1Q heißt wohl: Erste Qualität).


    Ich hatte heute die Gelegenheit, zwei Deltrintem miteinander zu vergleichen:
    - Seriennummer 2402275 (derzeit nicht zur Hand, Innentubus aber vermutl. auch matt)
    - Seriennummer 2683748 als 1Q-Glas, kaum Gebrauchsspuren, Innentubus matt-schwarz


    Fazit:
    Das 2402275 hat mir, als ich das 26er-Glas noch nicht hatte, schon gut gefallen - wirklich ein schönes, handliches Glas.
    Aber das 26er-Glas ist noch mal einen guten Tick besser: Mit der untergehenden Sonne von hinten, etwa gegen 18.00 Uhr, Beobachtung von Möven auf einem Badesteg in Travemünde: etwas mehr Licht, etwas mehr Räumlichkeit (auch wenn schwer erklärlich), insgesamt schöneres, lebendigeres Bild. Mit dem Glas zu schauen ist eine helle Freude!
    Der Unterschied der beiden Gläser ist eigentlich nur schwer genau zu beschreiben, kann ja auch "Zufall" sein. Das 24iger Glas hatte auch deutliche Gesprauchsspuren, muß man fairerweise eingestehen.
    Immerhin war der Unterschied da, nicht unbedingt erwartet, stellte sich auch dann ein, als eich einen mehrfachen Bildtest machte, die Gläser so lange wechselte, bis ich nicht mehr wußte, welches Glas ich in der Hand hielt, und dann aber sicher auf das Glas mit besserem Blickfeld "zeigen" konnte.
    Das 26iger Glas kam von einem Händler, der meinte, es sei im guten Zustand, was stimmte - ich habe noch nie ein so schönes Fernglas in der Hand gehabt (bin Laie).
    Gläser in der Qualität gibt es ab 100,- aufwärts - wie gesagt, Rückgaberecht muß sein.
    Das Deltrintem wurde von 1920 bis 1995 gefertigt - reife Leistung. Welches Qualitätsprodukt erreicht je solche Produktionszeiten?


    Gruß,
    Matthias

  • Ist ja abgefahren! Deltrintem - den Nick hat sich hier noch niemand geschnappt?


    Gut ausgewählt, Matthias - und willkommen im Forum!


    Das stimmt, das Deltrintem gefällt mir sehr gut. So sehr, dass ich wieder auf das Dekarem schiele...
    Letztens habe ich für ein Vitrinenstück oder so bis über 200 mitgehalten. Es erreichte dann 240€.
    Sah wirklich aus, wie neu aus der Fabrik. Leider ohne Rückgaberecht, das war mir dann doch zu heilkel.


    Gruß,
    Walter

  • Hallo Matthias,


    freut mich dass Du ein schönes Deltrintem ergattert hast.
    Dass Dir das 26er besser gefällt (abgesehen vom Zustand bzw. von der Sauberkeit der Optik) könnte folgenden Grund haben;


    Das 24er stammt aus dem Jahre 1947, und es hatte noch keine eingerechnete kissenförmige Verzeichnung. Diese erfolgte erst im Jahre 1949. Trifft also auf Dein 26er zu (1954). Das heißt, das Abbild beim 24er wirkt flacher, weniger "natürlich" . Unter Umständen wird Dir auch der Globuseffekt aufgefallen sein, das heißt, ein unangenehmes Schwenkverhalten. Bei einem Deltrintem mit eingerechneter kissenförmiger Verzeichnung scheint die Abbildung mit dem Auge quasi zu verschmelzen. Das ist übrigens unabhängig von dem ohnehin räumlich wirkenden Porros. Das ganze nimmt nicht ein jeder so wahr. Dir ist es anscheinend sofort aufgefallen.


    Gruß


    Mike

  • Hallo Matthias,


    danke für deinen sehr interessanten Vergleich. Mike hat es schon geschrieben, die beiden Deltrintem haben unterschiedliche Okularkonstruktionen. Dein älteres Glas hat noch die 4-linsigen König-Okulare (bis 1946) gegenüber den späteren 5-linsigen Erfle-Okularen. Man kann dies im Zeiss-Katalog von 1952 auf Seite 11/12 nachlesen:
    http://www.fernglas-vitrine.de/kat_czj_1952_s11_gross.jpg
    http://www.fernglas-vitrine.de/kat_czj_1952_s12_gross.jpg
    Ich konnte selbst noch nicht durch ein älteres Deltrintem mit König-Okularen schauen. Man liest aber immer wieder von der besseren Randschärfe der 4-linsigen König-Okulare gegenüber den 5-linsigen Erfle-Okularen. Gerade bei der Sternabbildung sollte sich dies positiv bemerkbar machen. Die Argumentation im Katalog, bezüglich der reduzierten Durchmesser der Zerstreuungskreise, scheint mir gerade deshalb bei der Sternabbildung nicht ganz schlüssig. Mit der stärkeren Verzeichnung der Erfle-Okulare wollte man wohl den Globuseffekt beim Schwenken des Fernglases verringern.

  • Hallo Ralf,


    erstmal danke für die verlinkten Seiten! Waren mir bisher entgangen.
    Man versuchte also durch die neue Okularkonstruktion dem "Liebhaberastronomen" gerecht zu werden. Solche Zeilen gehen bei mir herunter wie geschmeidiges Öl
    [:I] Nun will ich aber nicht all zu sehr poetisch abschweifen. Kurz um, einfach wunderbar!


    Bezüglich der Zersteuungskreise und der Sternabbildung, für mich ist das vollkommen und absolut schlüssig.
    Erst durch diese, damals neue Okularkonstruktion war es möglich Sterne "Nadelfein" abzubilden. Und, was sehr wichtig ist, insbesondere auf das gesamte Sehfeld bezogen, die Abbildung dem menschlichen Auge, oder besser und einfacher ausgedrückt dem natürlichen Sehen anzupassen. Soll im Umkehrschluss bedeuten, die Randschärfe spielte keine Rolle mehr! Diese Konstruktion wurde also nicht erschaffen, um mit den Augen das gesamte Sehfeld abzurollen. Sondern das Glas einfach mitzuschwenken, so wie man es auch beim normalen, natürlichen Sehen tut. Das Auge sieht auch nur bis zu einem gewissen Grade (im wahrsten Sinne) scharf.
    Das wird oft vergessen. Und den Carl Zeiss Jena Gläsern wird ohne Hinweis darauf eine schlechte Randschärfe attestiert.


    Und bis zum heutigen Tage hat sich da kaum etwas geändert meiner Meinung nach. Um an die absolute "Nadelfeinheit" bei der Sternabbildung im Bildzentrum der alten Zeiss Gläser heranzukommen bedarf es Investitionen, die schon mal vierstellige Summen betragen können.
    Nicht dass man mich falsch versteht, es geht ausschließlich um die Sternabbildung.


    Gruß


    Mike

  • Hallo Mike,


    vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt. Die alten Modelle mit den 4-linsigen König-Okularen hatten die bessere Randschärfe und sind deshalb für astronomische Beobachtungen wahrscheinlich besser geeignet. Denn viele wünschen sich doch über einen möglichst großen Teil des Gesichtsfeldes punktförmige Sterne. Deshalb ist die Argumentation im Katalog, bezüglich der reduzierten Durchmesser der Zerstreuungskreise, für mich nicht schlüssig. Bei der Tagesbeobachtung sieht es anders aus. Die stärkere kissenförmige Verzeichnung der 5-linsigen Erfle-Okulare haben den Globuseffekt verringert und damit das Schwenken angenehmer und "ruhiger" gemacht. Die etwas schlechtere Randschärfe ist dann ebenfalls nicht so auffällig.

  • Hallo Ralf,


    ich habe Dich schon verstanden. Normalerweise sollte es so sein. Und zwar, dass eine Konstruktion mit besserer Randschärfe (in diesem Fall die König-Okulare) für astronomische Belange als geeigneter erscheint. Jedoch nur bis zu einem gewissen Grade. Denn, es haperte wohl bei der alten Konstruktion an der Feinheit (Zerstreuungskreise) insgesamt bei der Sternabbildung. Die Angaben in dem alten Katalog besagen dies sehr deutlich. Mit der neuen Konstruktion nach Erfle gelang es die Zerstreuungskreise so klein als möglich zu halten, also eine deutlich feinere Sternabbildung! Eine gewisse Randunschärfe hat man bewusst in kauf genommen. Also lieber feine Sterne im Bildzentrum, als "halbwegs" feine Sterne über das gesamte Sehfeld.


    Gruß


    Mike

  • Guten Abend,


    entschuldigt, dass ich den alten thread aufwärme, aber hier stimmt schonmal das Fernglasmodell. Ich benutze seit Jahrzehnten ein altes Deltrintem 8x30 von Carl Zeiss Jena für Beobachtungen von meiner Terasse aus auf's Meer, in den Himmel und in die Gegend, auch für Tierbeobachtung, tagsüber und auch nachts. Als Alltags-Allrounder finde ich das kleine alte Glas sehr überzeugend. Nun habe ich für meine Frau ein "Universal Royal" 8x30 auf dem Flohmarkt für 15 Euronen erstanden, das ist technisch (Fokussierung, Optik) ebenso top wie mein Deltrintem, hat aber weniger Gebrauchsspuren. Es hat nur offenbar eine modernere Vergütung und ist daher noch etwas klarer, sieht aber ansonsten genau so aus wie mein Glas, maßgleich bis auf den mm, wie ein Ei dem anderen, ich habe das Gefühl, das ist ein für den Export umgelabeltes etwas moderneres Deltrintem. Gab es sowas? Oder hat da irgendeine Firma einfach die Konstruktion abgekupfert? Für Information wäre ich dankbar, ich bin einfach neugierig, auch weil ich im Internet dazu nichts gefunden habe.


    LG - Thomas

  • Liebe Freunde,


    ich hatte erfreulicherweise mal wieder Gelegenheit, meine beiden 8x30er ausgiebig zu nutzen, für Blicke auf's Meer, auf Land und Berge und in den Himmel, und dabei beide nochmals intensiv vergleichen: Mein altgedientes in Ehren ergrautes Deltrintem und das wenig abgenutzte für 15 Euronen auf dem Flohmarkt erworbene Universa Royal. Es ist frappierend: Nicht nur die Außenmaße und Durchmesser sind alle exakt gleich, auch die Formgestaltung aller Bauteile ist genau übereinstimmend, nur das Plättchen mit der Seriennummer des Deltrintem (meins hat 32xxxxx) hat beim Universa eine etwas andere Fase. Die Entspiegelung ist augenscheinlich die selbe, kein Unterschied erkennbar, der selbe Reflektionsgrad, die selbe Farbe (meine frühere Aussage zu Unterschieden hier beruht darauf, dass die Entspiegelung der Okulare meines alten Deltrintem weitgehend abgerieben ist). Auch wenn man durch die Objektive ins Innere schaut, ist auch alles gleich: Die Riffelung der Innentuben, die mattschwarze Farbe, die Lage und Form der gerade so sichtbaren Prismen, bis ins letzte Detail. Die Fokussierung mit ihrem enorm weiten Verstellbereich, der ebenso weit verstellbare Dioptrienausgleich, die Skala auf dem rechten Okular, alles genau das selbe. Gleichermaßen die optischen Eigenschaften: Die sehr gute Bildschärfe in der Mitte, der Verlauf der zum Rand zunehmenden Unschärfe, der große Bildwinkel, das Einblickverhalten am Okular, die leichten Farbsäume im Randbereich an starken Kontrastkanten, die Stärke der Kissenverzeichnung, das Verhalten bei Gegenlicht (geringe Reflexionen / Streulicht), die Austrittspupille, alles auf‘s Genaueste gleich. Wenn nicht die unterschiedliche Beschriftung (und selbst hier haben beide ein 1Q eingeprägt) und andere Gebrauchsspuren wären, könnte ich sie nicht unterscheiden, in der Benutzung sind sie vollkommen identisch. Ich sage ganz klar: Die beiden Gläser sind 100% baugleich, da kann es m.E. keinen (!) Zweifel geben. Das Universa hat die Aufschrift Made in Germany, das ist ja ganz neutral und passt auf Ost und West. Meine Frage nun: Da ich mir nicht vorstellen kann, dass es eine offizielle Lizenzfertigung in der BRD oder sonstwo gab oder dass gar eine Raubkopie vorliegt, kann ich mir nur vorstellen, dass hier Original in der DDR gefertigte Zeiss-Gläser umgelabelt und in der BRD unter „Universa“ vermarktet wurden. Alle anderen Deutungen haben m.E. gar keinen Sinn. Einen wirklichen Fernglas-Hersteller mit eigener Produktion namens "Universa" gab es in Deutschland jedenfalls nicht.


    Zum Namen „Universa“ selber ergaben meine Recherchen: Es war dies wohl eine Handelsmarke, unter der Geräte verschiedenster Hersteller aus z.B. Westdeutschland, der DDR und Japan vertrieben wurden. Beim Deutschen Patentamt wurde „Universa" 1964 für die „UNIVERSA-Fototechnik Gesellschaft mit beschränkter Haftung, 76437 Rastatt, DE“ als Bild- und Wortmarke registriert, die 1997 gelöscht wurde. Es gab dazu die „Universa-Arbeitsgemeinschaft leistungsfähiger Foto-Fachgeschäfte“, siehe das Buch „Marktstrukturen und Wettbewerbsverhältnisse im Einzelhandel“ von Erich Batzer. Einigen von deren Mitgliedsfirmen gründeten dieser Quelle zufolge später eine Handelsgruppe „Fotoco GmbH & Co. KG“, die sich vor allem um die Pflege der Beziehungen zu den klassischen Lieferanten kümmerte. Diese Handelsgruppe und ihre Handelskette „Europafoto“ (die es übrigens beide heute immer noch gibt!) vetrieben vor rund 40 Jahren z.B. die Universa Junior Super 8 Filmkamera, Hersteller Carl Braun, Nürnberg mit Fixfocusobjektiv Cine Universal Wetzlar 15 mm, und auch um 1976 eine Spiegelreflexkamera Universa Interflex TL 1000, das Gehäuse hergestellt von Cosina (Japan), das mit einem Objektiv Jena T 1:2,8/50 mm aus der DDR bestückt wurde (siehe etwa Internetauftritt des Lippischen Kamera Museums). Auch "Universa"-Filmprojektoren gehörten zum Portfolio. Demnach wäre es ja ohne weiteres vorstellbar, dass diese Handelskette auch ein auf Universa Royal umgelabeltes Deltrintem von Carl Zeiss Jena in der BRD vertrieben hat, ähnlich wie es ja als „Panorama Berlin“ in Westberlin (von wem eigentlich?) vertrieben wurde. Die Lieferbeziehungen zwischen Fotoco/Universa und CZJ gab es ja nachweislich z.B. bei Fotoobjektiven.


    Daher nochmal die Bitte, meine Neugier zu befriedigen: Stimmt meine Annahme? Wie wurden die Gläser in der BRD angeboten? Katalog? Fachhandel? Wer genau firmierte als Anbieter? Über erhellende Antworten würde ich mich sehr freuen.


    Lieben Gruß - Thomas

  • Moinsen zusammen,


    ich habe vor ein paar Monaten für kleines Geld ein Deltrintem multicoated geschossen. Die bekannten glänzenden Plaste-Innentuben habe ich mit leichter Gewalt entfernt (sie werden zwar dabei beschädigt, ich habe sie aber geklebt, um sie vorsichtshalber aufzubewahren) und einfach durch ein paar weitgehend maßgleiche konische Röhren aus dünnem mattschwarzem Karton ersetzt. Deren Länge habe ich so lange angepasst, bis sie nach dem Einschrauben der Objektive ohne Spiel fest und sicher im Gehäuse klemmen. Und - voilà: deutlich weniger Streulicht. Schlicht und wirksam, und für jeden Bastler problemlos machbar. Und in der sehr praktischen Original-Bereitschaftstasche ist das jetzt mein ständiger Begleiter.


    LG - Thomas

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