Mittelprächtiges La Palma II

  • Hallo Freunde,


    nachdem ja der Timm hier seine Version der Dinge eingestellt hat, hier nun die meine ;) Hat ein bisschen gedauert, da ich auch einen Relaunch der Webseite (estelar.de) vorher hinbekommen wollte.


    Hier nun der Bericht. Einfach zurücklehnen und genießen :)


    Die Beobachtungssucht treibt mich wieder auf die Insel. Während in Deutschland zwar sonnige Frühlingstage herrschen, bleibt es aber häufig dunstig. Daher wurde im Anschluss an die letzte Beobachtungsnacht im Pinar de Araceli der Flug nach La Palma gebucht. Der Märznneumond passte in diesem Monat auch sehr gut zum Flugplan.


    Früh morgens ging es am 25. März schließlich los. Alles war sicher verstaut und der Wetterbericht sagte klares Wetter aber mit viel Wind vorher. Das bedeutete, dass ich die erste Nacht bereits verplant hatte. Ziel der Exkursion sollte der Galaxienhimmel sein, der im letzten Jahr wegen schlechten Wetter leider nicht so intensiv beobachtet werden konnte.



    Beim Mittagessen in Puntagorda wurde die Wetterstationsseite auf dem Roque studiert. Zu meinem Erstaunen war es fast windstill, entgegen der Prognosen. Von Südwesten zogen ein paar dünne Zirren durch, die aber nicht störten. Daher ging es hoch zum Roque. Leider hatten die Prognosen mit dem heftigen Wind recht und als ich wieder runter wollte, checkte ich diverse Parkbuchten unterhalb der Residencia. Hier war es windstill. Also wurde hier schnell aufgebaut. Zwar bemerkte ich das Rauschen der Ginsterbüsche in einiger Entfernung, störte mich aber nicht daran.


    Nach den Sortieren des ganzen Geraffels, war ich etwa zum Einbruch der astronomischen Dämmerung beobachtungsbereit. Schnell wurde M42, der Rosettennebel und Jupiter im neuen Okular bestaunt. Leider war das Seeing sehr, sehr schlecht.


    <b>1. Nacht 25.03.2014 - 20:30 Uhr bis ca. 23:30 Roque de los Muchachos (RDLM) & La Podona 0:00 - 02:00 Uhr</b>


    +10 Grad Celsius, zeitweise windig, klar aber mit vereinzelten Zirren, SQM-L 21.42 bei Anbruch der astronomischen Dämmerung und 21.62 gegen 23:30 Uhr.


    Erstes ernsthaftes Objekt war dann Abell 22.


    <b>Abell 22</b>: Sehr schwacher Nebel um einen Stern. Helles Sternpaar weist den Weg. Bereits nach kurzer Beobachtungszeit wird das Glimmen sichtbar. Vergleich mit ähnlich hellen Sternen in der Umgebung zerstreut anfängliche Zweifel. Kann nicht ständig gehalten werden. Zunächst erscheint der Nebel rund. Nach intensiver Beobachtung zeigt sich der Nebel an verschiedenen Stellen unterschiedlich hell und diffus auslaufend. Genaue Form bleibt letztlich unklar. Beobachtung gestaltet sich insgesamt schwierig.


    Ab und zu tauchten heftige Windböen aus unterschiedlichen Richtungen auf. Gegen 23:00 Uhr ist dann Schluss. Alles wurde schnell verstaut und dann an der Unterkunft, allerdings mit 2x2 Zoll (10x50), weiter beobachtet. Nochmal das Teleskop aufzubauen, war mir zu viel. Daher habe ich mit dem Feldstecher weitergemacht und mir einige Schaustücke des Galaxienhimmels angeschaut. Irgendwann vielen dann die Augen schließlich immer wieder zu und ich ließ es gut sein und ging ins Bett. Um 04:00 Uhr wurde ich vom draußen tobenden Sturm kurz wach. Am nächsten Morgen dann, war aber alles wieder vorbei. Immerhin gelang es mir den Himmel auf dem Roque mit dem an der Podona zu vergleichen. Innerhalb ca. einer Stunde gelang mir zunächst auf dem Roque eine Messung von 21.62 im Mittel aus drei Einzelmessungen, sowie 21.58 im Mittel ca. 1200m unterhalb. Der Unterschied ist sehr gering und daher vernachlässigbar.


    <b>2. Nacht - 26.03.2014 La Podona - 20:30 bis 05:00 Uhr</b>


    Am Nachmittag zeigte der Blick auf die Seite der Wetterstation heftigen Wind an. Leider verhieß die Vorhersage für die nächsten Tage auch nichts Gutes. Der starke Wind aus E bis NE sollte auf NW drehen und an Heftigkeit leider nichts verlieren. Zudem sollte er schließlich Wolken herantragen, aus denen es regnen sollte. Na ja, erstmal auf diese Nacht konzentrieren!



    So blieb ich diesen Abend am Haus und baute außerhalb auf. Der Wind nahm schließlich auch gegen Einbruch der Abenddämmerung ab, aber das Thema hatten wir ja schon mal. Der Mond wird diese Nacht auch erst gegen 04:30 Uhr aufgehen, so dass also genug Zeit blieb.


    20:30 Uhr. Der Nachbar hat seine Außenbeleuchtung an. Um nicht während der Beobachtung geblendet zu werden, mache ich mich auf den Weg, um ihm einen kurzen Besuch abzustatten. Der Mann war leider nicht sehr freundlich und machte keine Zusage das Licht abzuschalten, aber er wolle mal schauen. Immerhin! Als ich wieder am Haus bin, ist das Licht zum Glück aus.


    Also konnte es jetzt losgehen.


    20:45 Uhr - La Podona. Leichter Wind aus NO der erheblich zulegen sollte. 15-13 Grad Celsius. Seeing zu Beginn schlecht aber später besser.


    <b>Abell 22</b>: Leichter als gestern zu sehen. Wie gestern auch wirkt der Nebel unruhig. Form schwer zu fassen. Bei 168x und OIII-Filter ebenfalls sichtbar, aber keinesfalls besser.


    <b>Abell 24</b>: Bei 114x und OIII-Filter zeigt sich ein zartes rundes Glimmen um einen sehr schwachen Stern. Nicht ständig zu halten.


    <b>Sh2-308</b>: Bei 56x und UHC-Filter zeigt sich ein recht großer länglicher Nebelteil abseits eines hellen Sterns. Nebelgebiet lt. Karte deutlich größer. Bei max. AP und 40x etwas besser zu erkennen. Jetzt zeigt sich der Nebel groß und rund wobei die Grenzen beim Übergang zur Wintermilchstraße unklar bleiben. Hellstes Nebelteil ca. halbes Grad lang.


    <b>Abell 25</b>: Leider nicht zu sehen.


    Der Wind hat jetzt deutlich zugenommen und pfeift mir um die Ohren. Vorsorglich hatte ich das Auto exakt nordöstlich ausgerichtet und so war es hinter dem Auto am Teleskop erstaunlich ruhig. Wenn der Wind leicht drehte, so war es hier windstill, wobei er dann den Wald auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht so bearbeitete, dass man hin und wieder glaubte, ein Flugzeug sei im Landeanflug... Mit der Zeit gewöhne ich mich aber an die Weltuntergangsgeräuschkulisse, auch wenn ein komisches Gefühl bleibt.


    <b>Abell 33</b>: Rel. großer und relativ heller Nebel. Schon direkt bei 114x und OIII-Filter sichtbar. Mitte dunkler. Hellere Nebelkante im Westen. Ohne Filter auch schwach erkennbar. Zentralstern nicht zu erkennen. Wunderbar. Bei 168x nicht mehr so schön!


    <b>Abell 34</b>: Ähnlich groß wie Abell 33, aber viel schwächer. Rund und ohne Struktur. Am Besten bei 56x und OIII-Filter mit AP 5.6mm. Kein Zentralstern sichtbar.


    Die Zangen des Skorpions stehen schon sehr hoch und Antares ist schon seit einiger Zeit über dem östlichen Bergkamm aufgegangen. Daher habe ich den Feldstecher gepackt und den Horizont nach Omega Centauri abgesucht. Und bin gleich fündig geworden...quasi als Vorgeschmack auf die anstehende Namibiareise.


    <b>Omega Centauri</b>: Steht kurz vor der Kulmination. Bei 56x sehr schön zu sehen. Riesiger ovaler KS. Mitglieder nicht so hell wie man erwarten würde. Nord-Süd-Achse deutlich kürzer. Bei 114x deutlich aufgelöst bis ins Zentrum. Himmelshintergrund ist dunkel trotz des tiefen Standes knapp über dem Horizont. Echtes Highlight. Kann mich kaum vom Okular lösen.


    Aus meiner Zeit als Astrofotograf wusste ich noch, dass Centaurus A direkt in der Nähe steht. Also wurde der Horizont abgescannt und nach kurzer Zeit, war sie gefunden.



    <b>Centaurus A</b>: Helle runde Galaxie mit deutlichem Dunkelband. Sieht ein bisschen wie ein Fischmaul aus. Sonst, abgesehen vom Dunkelband, welches die runde Gx mittig teilt, sind noch ca. Zwei relativ helle Vordergrundsterne zu sehen. Am Ende des Dunkelbandes zeigt sich mittig ein Teil des hellen Galaxienkerns, der das Dunkelband teilt.


    Auf dem Weg zu Abell 35, noch schnell M68 eingestellt.


    <b>M68</b>: Im Vergleich zu Omega Centauri ein Zwerg. Bei 114 ist nahezu ein runder KS zuerkennen, der bis ins Zentrum aufgelöst wird. Zeigt in den Außenbereichen Ansätze kurzer Arme. Wirkt hier etwas ausgefranzt.


    <b>Abell 35</b>: Sehr großer schwacher und runder Nebel um hellen Stern. Dieser stört aufgrund seiner Helligkeit die Beobachtung. Im Nebel in Randnähe weiterer schwächerer Stern sichtbar. In der Nähe des ZS hellere längliche Strukturen erkennbar.


    <b>Abell 36</b>: Ähnlich schön wie 35. Großer und diffuser auslaufender Nebel um relativ hellen Stern. Wirkt unruhig. Ovales längliches Dunkelband abseits der Mitte ist zu erkennen, dass in Nord-Süd-Richtung verläuft.


    Ich bin jetzt schon ein wenig platt und so versuche ich dennoch Abell 38.


    <b>Abell 38</b>: Bei 114x und OIII-Filter ist an der richtigen Stelle leider nichts zu erkennen. Mir fehlt jetzt zu dieser späten Stunde die Geduld und so schaue ich nur kurz. Vom Nebel ist aber nichts zu erkennen.


    <b>Abell 39</b>: Ewig wg. richtiger Position rumgesucht. Dann mit Starhopping gefunden. Echtes Highlight zum Abschluss. Bei 114x und OIII-Filter zeigt sich ein kreisrunder relativ einfach zu erkennender Nebel. Mitte erscheint nach kurzer Zeit immer wieder dunkler, so dass sich eine Ringform zeigt. Auf dem Nebelrand ist ein Stern zu erkennen. Blickweise zeigen sich mit Filter immer wieder schwache Sterne im Nebelgebiet. Zentralstern ist aber nicht zu erkennen.


    Der Mond war mittlerweile aufgegangen und ließ die ebenfalls im Osten bereits aufgegangene Sommermilchstraße blasser werden. Dass SQM-L quittierte dies brav mit 21.43 im Zenit, weit entfernt von den 21.60 um 00:50 Uhr. Gegen 05:30 Uhr und kurz vor der astronomischen Dämmerung bin ich total breit und nach einem Weißwein falle ich zufrieden in mein Bett. Die Luftfeuchte ist sehr niedrig. Die Lippen beginnen bereits aufzuplatzen und die Klamotten sprühen mächtig Funken beim Ausziehen.


    Am nächsten Morgen wird erstmal bis Mittag ausgeschlafen. Der Wetterbericht verheißt wie gestern leider nichts Gutes. Regen und sogar Schnee in Höhenlagen ab 2000m sind angekündigt. Dazu passt die Vorhersage, dass der Wind wieder zulegen soll und auf dem Roque sogar stärker als gestern wehen wird. Leider sind für den Rest der Woche die Vorhersagen nicht besser. Der Wind soll uns noch länger auf Trapp halten. Am Nachmittag wird es spürbar kälter. Die ING-Wetterstation zeigt schonmal vorsorglich fallenden Luftdruck an. Ok, dass passt dann ja auch perfekt zur Vorhersage. Überlege kurz, ob ich nicht doch hochfahren soll. Denn Richtung NW bauen sich schon die ersten Wolken auf und die Luftfeuchte scheint auch schon zu steigen. Aber irgendwie habe ich keinen Bock und bleibe in der Sonne sitzen.
    Es kommen vereinzelt Zirren aus NW auf. Kurz vor Sonnenuntergang werden sie kompakter. Sind schön anzusehen. Beschließe erstmal abzuwarten und nicht aufzubauen. Wer weiß, wie sich das Ganze noch entwickelt. Es ist auf jeden Fall kalt und recht unangenehm.
    Habe versucht den Ofen anzumachen, aber er geht wieder aus. Na ja, es gibt ja im Notfall auch eine elektrische Heizung.


    <b>3. Nacht - 27.03.2014 La Podona von 20:45 - ca. 21.30 Uhr</b>


    Nach den dichten Zirren war ich unsicher, ob ich aufbauen sollte. Aber bekanntlich ist ja Beobachtungszeit teuer und so wurde doch schnell alles aufgebaut. Zum Sonnenuntergang wurde nochmal so richtig aufgedreht und die umliegende Landschaft in zauberhaftes Licht getaucht. Pünktlich zur astronomischen Dämmerung war ich bereit und als erstes Objekt war zunächst M42 dran. Dabei fiel mir, trotz des niedrigen Standes, das sehr gute Seeing auf. Also wurde als nächstes Jupiter angeschaut und in der Tat, das Seeing war hervorragend. Der Planet zeigte sich bei ca. 300x blickweise mit vielen Details. Nach einer halben Stunde schauen, sollte der Beobachtungsabend richtig losgehen. Als nächstes stand Sh2-307 auf der Beobachtungsliste. Ausgehend von M46 & M47 sollte das Objekt eingestellt werden. Beide Sternhaufen sahen, übrigens trotz der hohen AP, recht gut aus. Der Himmelshintergrund keineswegs zu hell. Doch dann schien er immer heller zu werden und als ich nachschaute war der Himmel von einer dünnen Nebelschicht überzogen. Dann war mir alles klar. Die Wolken tauchen bereits jetzt als Nebelbänke auf! Und tatsächlich: Schnell hüllte sich die Umgebung geradezu gespenstisch in einen diffusen hellen Mantel. Panik bricht aus. Ich muss schnellstens abbauen um zu verhindern, dass die Spiegel beschlagen. Schnell und hastig wird abgebaut und alles notdürftig verstaut. Nach 5-10 Minuten ist alles abgebaut und der Nebel wieder weg. Jetzt wurde noch ein wenig mit dem Feldstecher geschaut und insgeheim an der Entscheidung (nicht auf den Roque zu fahren) gezweifelt. Später dann kamen in neuen Wellen wieder Wolken und Nebel, so das gegen 23:00 Uhr endgültig Schluss war und ich kurze Zeit später im Bett war. P.S.: Auf dem Roque fielen die Temperaturen bei Einbruch der Dämmerung auf unter Null Grad Celsius. Die Luftfeuchte stieg zwar erst um 02:00 Uhr deutlich an, aber dann war da auch.


    Am nächsten Morgen war es draußen nass und wenig später setzte, exakt wie vorhergesagt, schauerartiger Regen ein. Der Tag begann also richtig trüb und für mich blieb nicht viel zu tun. Nach einem Besuch in Puntagorda sah es auf der Wetterseite des ING nicht besser aus. Nachmittags hörte zumindest der Regen auf und die Sonne zeigte sich blickweise. Es war zum Heulen. Per EMail trudelten die ersten Beobachtungsaufrufe zuhause ein.


    Zum Glück besserte sich das Wetter und der Regen hörte auf. Sofort war mir klar, dass es heute unbedingt auf den Roque gehen wird. Zum Sonnenuntergang traf ich ein und staunte nicht schlecht über die Eiszapfen an Felsen und Büschen.




    Und oben sah es dann so aus:



    Es wehte ein böiger Wind aus NW, der aber weiter unten aus NE kam. Schnell wollte ich die Lage an der Aussichtsplattform checken und traf dort auf Gleichgesinnte und auf einen langjährigen Beobachtungsfreund. Die Dämmerung hätten bereits eingesetzt und so beschloss ich aufgrund des leicht böigen Windes unterhalb der Residencia aufzubauen. Dieser neue Beobachtungsplatz bietet eine sehr gute Rundumsicht. Auch der Blick nach Süden ist gut.


    <b>4. Nacht - 29.03.2014 Roque de los Muchachos (RDLM) 20:30 - 06:00 Uhr</b>


    Leichter Wind aus NO, der sich nach Mitternacht komplett legt. Temperaturen waren knapp über Null sollten aber leicht fallen.


    Die Bedingungen waren leider nicht optimal. Die Luftfeuchte war hoch, so dass im Laufe der Nacht alle Scheiben nass wurden und nach den unter Null fallenden Temperaturen später ein Eispanzer das Auto überzog. Während der Nacht zogen sehr dünne Zirren durch, so dass nur SQM-L Werte um 21.48 möglich waren. Immerhin der Fangspiegel war stets frei und so musste nur einmal das Okular durch Aufwärmen in der Tasche von der Feuchtigkeit befreit werden.


    Erstes Objekt ist <b>Abell 27</b>: Glaube ein sehr schwaches Glimmen um einen sehr schwachen Stern auszumachen. Kann nur blickweise und nach intensiven Beobachten hin und wieder erahnt werden. Im und um Nebelgebiet sehr schwache gefährliche Sterne, die immer wieder einen nebligen Eindruck vortäuschen. Letztlich bin ich mir unsicher. Daher: Nicht gesehen!


    Unten ich schätze in Garafia dröhnt Salsa Musik den Berg. Obwohl bestimmt zwei km entfernt, kann man sie so gut hören, dass ich einzelne Stücke erkenne.


    Nun will ich mir eine Reihe von Standardobjekten anschauen. Hier die Liste: M81 & 82, M105 (bildet schönes Trio mit NGC 3373 & 3384).
    Abell 1367 Galaxienhaufen: Viele auf großem Feld verstreute Galaxien. Beeindruckend!


    Anschließend geht es weiter mit <b>M51</b>, <b>M101</b>, <b>M97</b> & <b>M108</b>. Anschließend geht es in die <b>Markarien Galaxienkette</b>.


    Dass Seeing ist leider nicht so gut. Mars zeigt leider keine Details. Der Himmel ist milchig und beim Beobachten fallen mir Höfe um Sterne auf. Zunächst vermute ich das Problem beim Fangspiegel. Aber der war nicht Schuld. Offenbar zogen Zirren durch. Das passt auch zum milchigen Eindruck.
    Mittlerweile war es schon 3 Uhr morgens. Es näherten sich mehrere Autos. Das scheinen wohl die Kollegen zu sein, die sich wohl auf den Heimweg gemacht hatten.


    <b>Abell 43</b>: Bereits bei 56x im Übersichtsokular ohne Filter zeigt sich ein relativ kleiner Nebel. Typischer Abell. Bei 114x und OIII-Filter sogar direkt zu sehen. Erinnert mich ein bisschen an Abell 2. Im Nebel blitzen ca. drei schwache Sterne auf, die ein kleines gleichschenkliges Dreieck bilden. Bei 168x und OIII-Filter zeigen sich keine weiteren Strukturen.


    Etwas übermütig beschließe ich nochmal Abell 38 zu versuchen. Der Nebel steht mittlerweile optimal im Süden.


    <b>Abell 38</b>: Das Zielgebiet ist schnell gefunden. Nach langer Beobachtungszeit und Wechsel zwischen 56x und 114x und sogar Einsatz eines UHC-Filters zeigt sich bei 114x und OIII-Filter sich blickweise ein sehr schwacher Nebel direkt südlich eines relativ hellen Sterns. Das Nebelgebiet wird etwa durch zwei Sterne begrenzt, die mit dem helleren ein fast gleichseitiges Dreieck bilden. Der Nebel ist damit etwas größer als der zuvor beobachtete Abell 43, der im direkten Vergleich geradezu einfach gesehen werden kann. Es lag keine Detailkarte oder Fotografie vor, so dass ich eine kleine Skizze machte und diese später mit der POSS-Karte verglich. Größe und Ort stimmten mit dieser überein. Schwerster bisher gesehener Abell!


    Zum Schluss dieser Nacht stand der Skorpion im Süden und die Sommermilchstraße war schon gut zu erkennen. Zum Abschluss wurde <b>NGC 6302</b> eingestellt. Es zeigt sich bei 290x eine sehr helle liegende Acht, wobei eine Seite etwas länger erscheint, wobei dieses Ende ausgefranst oder durch einen Dunkelnebel abgetrennt zu sein scheint. Sehr helles Objekt.


    Leider geht auch diese Nacht zu Ende. Ich sehe schon die Profis mit den Taschenlampen ihren Arbeitsplatz verlassen. Etwas früh, wie ich finde. Nach ein bisschen Schauen im Skorpion, war die helle Taschenlampe weiter hoch gestiegen. Irgendwann begriff ich, dass dies Venus sein musste. Und tatsächlich zeigte sich im Teleskop, dass es der helle Planet war. Er zeigt sich mit einer Phase von ca. 50-60%. Die Dämmerung zeigte sich in Form der charakteristischen Aufhellung am Osthorizont. Es war mittlerweile kurz vor sechs Uhr und ich packte meine Sachen zusammen. Gegen 06:15 mache ich mich auf den Weg. Ach so, heute Nacht wurde ja die Uhrzeit geändert. Ähhm, also um 07:15 WEST machte ich mich auf den Weg, oder um 06:15 UT.


    Der folgende Tag versprach vielversprechend zu werden. Am Nordwesthorizont zogen die Zirren ab und es zeigte sich ein klarer Himmel mit einigen Schönwetterwolken. Gegen Nachmittag kamen aber Wolken aus Südwesten herangezogen. Auf dem Roque war es schließlich wolkenverhangen und damit war diese Nacht gestrichen.




    Leider brachte der nächste Tag keine Besserung und so zog der nächste Sturm auf. Auf dem Roque ging es schon am Abend richtig los. Später auch an der Unterkunft und als ob sich der Himmel nochmal versöhnen wollte, klarte es für ca. 1.5 h nochmal auf. Ein letzter Blick auf die untergehende Wintermilchstraße und der Besuch einiger heller Objekte mit dem Feldstecher. Der Wind nahm weiter stark zu, so dass ich kaum zum Schlafen kam.


    Die Story ist aber damit noch nicht zu Ende. Am nächsten Tag war der Wind auch so stark, dass der Rückflug ausfiel. Aber dazu hat Timm ja schon was gesagt und wir haben noch eine schöne Zeit zusammen verbracht...


    Den Bericht gibt es auch hier: http://www.estelar.de


    Gruß


    Oliver

  • Hallo Oliver,


    das ist in der Tat wieder ein äußerst lesenswerter Bericht. Danke dafür! Auch die Panoramen sind sehr stimmungsvoll und lassen die unruhige Atmosphäre erahnen... Sehr gute Objektbeschreibungen bzw. die Schwierigkeiten der Detailerfassung - liest man selten so schön nachvollziehbar!


    Ein echtes kleines Abenteuer in einer schönen runden Gesamt-Form, die man gut und gern als Reportage bezeichnen kann. Super!


    Beste Grüße


    Norman

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