Erster Exkursionsausflug meines Selbstbau-Dobson

  • Liebe Sternenfreunde,


    bereits am Montag fragten mich die Vereinskollegen, ob ich denn nicht zum Beobachten raus kommen kann. Denn sie wollten mit dem großen 50cm Vereinsdobson auf Supernovajagd gehen. Leider klappte das bei mir nicht wegen Klausur schreiben und Konsultation für meine Belegarbeit. Schade… Nach einem langen Tag war es immer noch strahlendblauer Himmel. Nur der Westen zeigte trübe Sicht. Kurzerhand entschloss ich, wenigstens die Nacht 25./25. Februar zu nutzen. Wenn auch das Wetter nicht ganz optimal war. Außerdem hatte ich noch eine kleine Rund-SMS geschrieben, wer mit dabei sein könnte. Zwei Zusagen gab es immerhin, die zu späterer Stunde dazustoßen. Damit ging es raus auf dem Feld.


    Beobachtungszeit: 20:30 Uhr bis 01:00 Uhr
    Fst: variierend, schätzungsweise besser als 5m0, sehr diesiger Himmel
    Teleskop: 10.6“ f/5.33 Selbstbau mit 30mm, 16mm und 9mm Okulare
    Temperatur: 7°C zum Beobachtungsanfang, weniger als 1°C (Reifbildung) am Ende
    Wetter: sehr diesig, vom Westen kommend zunehmende Schleierwolken


    Auf dem Beobachtungsplatz angekommen sah es gar nicht mal so schlecht aus im Himmel. Jetzt stellt sich für mich die Frage, wie schnell der Aufbau im Dunkeln erfolgen wird. Rockerbox aus, Stangen einklemmen und Hut drauf, fertig… Noch ein kurzer Kontrollblick, ob der Spiegel in der lateralen Lagerung richtig sitzt. Nach 10 Minuten Aufbauzeit geht es schon mit der Beobachtung los. Im Polarstern zeigt sich beim intra- und extrafokalen Bild, dass keine weitere Justage notwendig ist. Da freue ich mich auf weitere Nächte, wenn das schon so gut klappt. =)



    Stimmungsbild während der Beobachtung


    Als erste Objekt zum warmfahren muss der bekannte Orionnebel M42 ran. Schon im Übersichtsokular bei 48x Vergrößerung verschlägt es mich die Sprache! Der Anblick im O-III Filter von Astronomik ist trotz diesiger Sicht einfach der Hammer. Dreimal sag ich „Ach du scheiße!“ und das mit einem selbstgeschliffenen Spiegel. Hülle und Fülle von Details in Hyugensregion und die Flügelform, die ich jetzt nicht aufschreiben kann. Wenigstens rennt er nicht wie die Kometen weg. Wenn die Bedingung beim nächsten Mal passt, werde ich hier evtl. mal eine Zeichnung anfertigen. Allerdings hatte ich einen anderen galaktischen Nebel im Visier. NGC 2174 alias der Affenkopfnebel. Im Deep Sky Reiseatlas war er auf dem ersten Blick nicht verzeichnet, jedoch der dazugehörige offene Sternhaufen NGC 2175. Als Aufsuchhilfe diente natürlich der wunderbare offene Sternhaufen M 35. Im 30mm Okular zeigte sich die Region sehr sternenreich. In der Zielregion angekommen, zeigt sich im O-III Filter ein sehr zarter runder Nebel. Zuerst dachte ich an einem Hof um den Stern, allerdings zeigten dies die umgebenden Sterne nicht. Das muss der Nebel sein! Im indirekten Sehen fällt mir auf, dass der Stern nicht zentral im Nebel eingebettet ist, sondern etwas abseits. Weiterhin fällt mir besonders die hellere Nordosthälfte auf, die fließend diffus in südwestlicher Richtung übergeht. In der Nähe des hellen Sterns sah ich eine Aufhellung, die sich nicht klar abgrenzt von der Umgebung. Zunehmend erschwerte unter den diesigen Bedingungen das indirekte Beobachten.



    Zeichnung vom Affenkopfnebel; Vergleich mit O-III Aufnahme. Ich war erstaunt, wie einige beobachtete Details wieder erkannt werden können.

    Damit ist der ganze Westhimmel von der schlechten Sicht betroffen. :( Die geplante Zeichnung vom Pac-Man-Nebel kann ich nun abhacken.
    Jetzt gesellen sich nach und nach die beiden anderen Freunde dazu und wir beobachteten gemeinsam mit meinem Dobson. Wie hat sich den die Supernova in der Zwischenzeit verändert? Huiii… Von der letzten Beobachtung ist noch ein zarter schwacher Stern zu sehen, welcher bei 90x Vergrößerung dauerhaft direkt gehalten werden kann. Was mir noch bei der Zigarrengalaxie M82 gegenüber der letzten Balkonbeobachtung auffiel, sind die beiden spitzverlaufenden Enden der Galaxie. Sie erschien mir gegenüber dem Firstlight etwas größer. Mit Zuversicht wollte ich die Whirlpool-Galaxie beobachten. Schade, die trübe Sicht setzt sich immer weiter über den Himmel fort. Denn M51 wirkt hier schon blasser als beim Firstlight von der Stadt heraus. Bleiben jetzt nur noch offene Sternhaufen und Kugelsternhaufen zur Auswahl übrig. Und Jupiter darf bei 160x Vergrößerung nicht fehlen. Wahnsinn. Das Seeing ist hier wirklich einigermaßen gut und zeigte viele Details auf der Jupiteroberfläche. Zum Abschluss hatten wir noch M44 Praesepe und M13 beobachtet. Letzteres war bei 90x Vergrößerung sehr schön aufgelöst. So gefällt mir das. =)


    Zum Abschluss kam nochmal die Frage auf: "Wie lange hast Du an dem Projekt gearbeitet?"^^ Begonnen hatte es Sommer 2006 mit dem Kauf eines Borosilikat-Rohlings von Stathis. Immer wieder musste ich Studiumbedingt pausieren. Jetzt freue ich mich auf weitere Nächte mit meinem Dobbi.


    Viele Grüße


    Christian

  • Hallo Tobi!


    Danke für den positiven Feedback. =) Hat ja auch lange genug gedauert, bis ich endlich Sternenlicht mit der neuen Reflexionsschicht vom Spiegel beobachten kann.^^ Es sind immer noch Kleinigkeiten beim Dobson, die noch verbessert werden können. Zum Beispiel neue Höhenräder, denn mit den aktuellen komme ich nicht bis zum Horizont runter. Außerdem muss noch eine Rausfallsicherung des Spiegels eingebaut werden.^^ Wird schon werden. [:D]


    Viele Grüße


    Christian

  • Hallo Christian,


    schön, dass du trotz aller Pausen dabei geblieben bist.
    Die ersten Ausflüge mit dem selbstgemachten Spiegel sind immer ein besonderes Erlebnis.

    NGC 2174 ist eins meiner Lieblingsobjekte am Winterhimmel - gibt auch bei nicht so guten Bedingungen was her. IC 443 in der Nähe ist ebenfalls sehr interessant - ist deutlich schwieriger - reagiert aber auch gut auf den OIII- Filter.

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