Roland und ich haben die stabile Wetterlage mit trockener Luft genutzt und sind am Donnerstag für zwei Nächte auf die Bieler Höhe in der Silvretta gefahren. Die, die schon mal zum Beobachten dort waren, kennen dieses abendliche Panorama nach Westen hin:
Blick vom Bielerkopf auf den Stausee
Der Beobachtungsplatz
In der ersten Nacht waren Roland und ich zunächst die einzigen Beobachter, später kam Christian als Local hinzu. Die Bedingungen waren sehr gut mit exzellenter Transparenz bis tief runter zum Horizont.
In der zweiten Nacht war es leider nicht mehr ganz so prickelnd, hohe dünne Schleierwolken zogen pünktlich zum Sonnenuntergang hoch. In der zweiten Nacht waren noch ein paar mehr Beobachter dazu gestoßen, aber die schlechteren Bedingungen und die Kondition (für mich die dritte Nacht in Folge nach einer ersten im Schwarzwald) ließen es für mich nur zu einer kurzen Beobachtungsnacht werden.
Eines der Higlights der ersten Nacht war der junge Stern PV Cephei, ein sogenannter FU Ori-Stern oder kurz Fuor. Fuors sind ein Typ von T Tauri-Sternen, die aufgrund unregelmäßiger Akkretion von Material aus der protoplanetaren Scheibe sehr starke Helligkeitsausbrüche aufweisen. Der Stern ist von einem bipolaren Nebel umgeben, der den exotischen Namen Gyulbudhagians Nebel (GM 1-29) trägt, von dem wir den uns zugewandten Fächer sehen können. Sieht ein bisschen aus wie Hubble's Veränderlicher Nebel und ist ebenfalls veränderlich, und das in einem sehr viel größeren Ausmaß.
Hier ist eine tolle Aufnahme des Feldes von Adam Block.
Während der Nebel 2004 noch problemlos mit 10" sichtbar war (siehe Martin Schönballs Zeichnung hier), waren der Stern und der Nebel in den kommenden Jahren extrem schwierig.
Serie von DSS Bildern, die die Variabilität des Nebels zeigen
Meine Beobachtungsergebnisse waren (mit 22"):
09/2008: nix zu sehen, auch nicht der Stern PV Cep
07/2010: dito
08/2010: Stern blitzt ein paar mal auf, unsicher.
10/2010: indirekt flächiger glow vermutet, sehr schwer
10/2011: Stern sehr schwierig, aber sicher, Nebel nix.
08/2012: Weder Stern noch Nebel
Auf Cloudy Nights war letzte Woche eine aktuelle Aufnahme zu bewundern, auf der vom Nebel wieder mehr zu sehen war. Von daher habe ich ihn gleich wieder auf meine Beobachtungsliste gesetzt.
Donnerstag Nacht habe ich ihn dann probiert und überraschenderweise war der Nebel *richtig* hell geworden. Schon beim Drüberschwenken war der Nebel sofort drin und war problemlos direkt zu sehen als unerwartet großer dreieckiger/fächerförmiger Nebel mit Spitze nach S und gleichmäßiger Flächenhelligkeit, am besten bei 350x (und ohne Filter). Der Stern PV Cephei selbst war dabei nicht sichtbar, nur der Nebelkonus.
Aufgrund der Helligkeit sollte der Nebel auch mit wesentlich kleineren Teleskopen problemlos sichtbar sein. Eine Aufsuchkarte gibt es hier.
Mehr zu FUOrs, T Tauri-Sterne und Young Stellar Objects gibts auf meiner Webseite
hier
Viele Grüße und viel Spaß beim Beobachten
Reiner