<b>Omega Centauri mit der Vespa aus Griechenland mit Orgelpfeifenmusik: ein Beobachtungs- und Reisebericht</b>
Ich bin heute, 16. Juni gegen 16.30 h, heil und gesund zurückgekommen. Die Vespa PX 200 hat ein paar Reperaturen und Beulen (ein heftiger Sturz auf heissem und glattem griechischem Asphalt in der Kurve) abbekommen. Das Astroequipment und ich blieben aber unverletzt.
Omega Centauri wollte ich wieder mal sehen, nach meiner Namibia-Reise 2007, deswegen hab ich einen Skywatcher 102/500 auf Berlebach-Report-7023-Stativ mit Ayo-Traveler-Montierung mitgenommen, mit Okularen und Karkoschka etc sind es dann doch 16 kg geworden, die mit Polsterung (Pullover und Hemden) dann eine 40 Liter Alukiste gut gefüllt haben. Die Vespa war schwer beladen, hat aber doch alle Autobahnen, Nebenstraßen und Alpenpässe gut geschafft:
Losgefahren bin ich am 3. Juni im intensivsten Hochwasserdauerregen, ich hatte am Oberkörper 9 (neun!) Schichten Kleidung an - auch aus meinem Astro-Winterbeobachtungs-Fundus - und hab trotzdem gefroren, aber die Fährenüberfahrt von Venedig nach Patras war für 4. Juni gebucht. Ich musste zu Beginn erstmal über eine Stunde Umweg über kleinste Güterwege fahren, um bei den überschwemmten Straßen auf die Autobahn zu kommen. Nach 4 Tagen bin ich im heissen Zakynthos (eine Insel süd-westlich von Patras) angekommen. Gleich am zweiten Tag hab ich einen Beobachtungsplatz mit freier Sicht nach Süden gesucht, nach meinen Unterlagen müsste bei klarer Sicht Omega-Centauri gegen 21.45 h (griech. Zeit) knapp über dem Meeres-Horizont zu finden sein.
Der Beobachtungsplatz (ist der nicht traumhaft !?!), ein kleiner steiniger und sandiger Feldweg bei Keri im Süd-Osten der Insel ist auf dem folgenden Bild mit rotem Pfeil markiert:
und so sah es dann dort am nächsten Abend zu Beginn der Beobachtung aus:
Lange hab ich gesucht an diesem ersten Beobachtungsabend, von 21.15 - 22.30 h immer wieder den Südhorizont abgesucht, nichts, nur Dunst und Meerwassernebel. Den Saturn konnte ich wenigstens gut beobachten, der steht ja in Zakynthos schön hoch und es war windstill und eine unbewegtes Seeing, so dass ich bei 125 bis 165 fach sogar die Cassiniteilung zeitweise erahnen konnte. Viel mehr war an diesem Abend leider nicht möglich, es zog ein leichte Bewölkung auf, die sich dann, als der Scorpion endlich hoch genug stand, zu dichter Bewölkung zusammen gezogen hat. Leider. Aber: es kommt ja zum Glück später noch eine zweite Nacht mit Orgelpfeifenmusik ...
Am nächsten Abend hab ich den Kindern der Quartiersvermieterin und anderen interessierten Nachbarn von der Terasse aus den Saturn gezeigt, die 6 jährige Tochter hat gerade in der Schule Planeten als Lehrstoff, ich konnte vielen Menschen eine große Freude machen, auch wenn es nicht ganz einfach war, den Griechen das Thema Focussierung zu verdeutlichen, an dem beleuchteten Reklameschild einer Taverne am anderen Ende des Strandes haben wir es dann erfolgreich geübt.
Auch wunderschöne Ausflüge mit der Vespa konnte ich machen, unter anderem Olivenbaumhaine
und der angeblich schönste Strand der Welt
In genau diesem traumhaft blauen Wasser bin ich tatsächlich zwei Tage später geschwommen !
Und schließlich kam dann die Nacht von Omega-Centauri: am 11. Juni hab ichs nochmal probiert am gleichen Feldweg, diesmal war der Dunst über dem Meer weniger, aber dafür ein so heftiger Wind, dass die Windböen mit der Taukappe meines Refraktors Nebelhorntöne und Orgelpfeifenmusik gespielt haben, eine Wind-Böe hat das gesamte Equipment umgeworfen, zum Glück stand ich daneben und konnte geistesgegenwärtig noch alles auffangen (ach wenn ich doch immer so reaktionsschnell wäre in meinem Alter). Trotzdem hab ich erst lange wieder gesucht, kein Sternhaufen zu erkennen.
Und dann endlich, mit Tablet und Skymap überprüft und bestätigt, hab ich ihn doch noch gesehen, um 22.15 Uhr, Omega-Centauri groß und hell und ein bißchen aufgelöst gesichtet aus Griechenland-Zakynthos knapp über dem Meereshorizont. Natürlich nicht ansatzweise so umwerfend, wie von Namibia aus, aber immerhin ich hab ihn gesehen, dafür hab ich den Astrokrempel auf der Vespa mitgeschleift ! Und weil ich da gerade so erfolgreich war, hab ich weitergesucht, und tatsächlich auch noch die Galaxie Centaurus A mit Autobahnmittelstreifen (im Ansatz mit indirektem Sehen) konnte ich finden. Mann, war ich stolz und glücklich.
Und der Wind pfiff weiter und hat den Himmel frei gehalten, der Skorpion stieg hoch. Das ist schon was ganz besonderes die Objekte im Skorpion-Schwanz bzw beim Stachel hochstehend aus südlichen Ländern beobachten zu können. Einer meiner Lieblingssternhaufen, der kleine 6231 glitzerte mich an, M7 und M6 waren perfekt für meinen kleinen Richfield-Refraktor, ideal und scharf bei der geringen Vergrösserung (um die 50 bis 80-fach) die bei dem Wind noch gut ging. Die 0bjekte im Schützen ebenso mal wirklich hochstehend, M22 und M8, M20, Adlernebel, Omeganebel, überhaupt die Milchstrasse beim Schützen, ein Genuß. Bis 01.45 Uhr hab ich mit Begeisterung Diverses geguckt im Schützen und Skorpion.
Und so sieht ein reisender Astro-Verrückter dann tagsüber aus:
Und weil in den Antworten unten mehr Fotos nachgefragt wurden, häng ich noch zwei an:
Es gibt doch auch schöne Seiten am Alter, die Kinder sind aus dem Haus, man kann außerhalb der Saison verreisen, die Frau lässt einen gerne ziehen und freut sich dann doch ganz besonders, wenn man wieder heimkommt. Am letzten Reisetag bin ich dann oben am Tauernpass auch noch zufällig in eine Oldtimer-Veranstaltung geraten und wurde mit meiner alten Vespa gleich mitfotografiert, obwohl das schöne Fahrzeug daneben sicher um einiges teuerer wäre, als das meine:
Griechenland und insbesondere Zakynthos und Vespa-Fahren und auch unser Astronomie-Hobby sind schon etwas ganz besonders Schönes. Ich hoffe Euch mit diesem Reise-Bericht nicht gelangweilt zu haben. Chairete kai kalispera !
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Nachtrag: Fotos etwas vergrössert eingestellt