Oder alle guten Dinge sind vier.
Nachdem der dritte Versuch mit einen massiv überkorrigiertem Rand in Sand gelaufen war, hatte ich erst die Sphäre wieder hergestellt:
Die Zielscheibe sieht schlimmer aus als sie ist (eine schöne Eigenschaft des Foucault-Testers) wird aber nach der ersten Parabolisier Session verschwinden. Nicht mehr verschwinden wird der extrem tiefer Kratzer unten rechts (bei 5 Uhr). Der wird mich bis zum End-Strehl begleiten und wird sogar noch einige seiner Freunde dazu holen.
Die Kante ist ziemlich gut, sie hängt noch ein ganz bisschen. Die Helle Umrandung soll ganz gleichmäßig leuchten.
Interferometrisch und auf eine Sphäre bezogen sieht das so aus:
Fast kein Asti, der Rand ist gut genug.
Ab hier ging an das Parabolisieren. Es waren insgesamt 29 Sessions notwendig. Die längste hat 112min gedauert und die kürzeste 1,5min. Nach jeder Session habe ich den Spiegel mindestens 5 Stunden in Ruhe gelassen, und danach noch eine Stunde auf dem Teststand gelegt. In den meisten Fällen wurde am Abend Poliert und erst am nächsten Morgen gemessen. Nur so konnte ich die notwendige Wiederholbarkeit der Messungen erreichen.
Von der Sphäre bis zu Paraboloid wurde die Mitte ca. 4000nm tiefer gelegt und es waren insgesamt ca. 180mm³ Glas zu entfernen.
Zu Steuerung habe ich den Spiegel interferometrisch gemessen. Aus den Zernike-Werten habe ich mir dann die prozentuelle Korrektur für 10 vorher festgelegte Zonen errechnet. Das Ziel war, die Korrektur der einzelne Zonen von ursprünglich 0% auf ideale 100% zu bringen und zwar von außen (Zone 10) nach innen (Zone 2). Der Spielraum für die Korrektur war, insbesondere für die Außenzonen, extrem klein.
Die Entwicklung der Korrektur von Session zu Session sah so aus:
Bis Session 15 galt die Aufmerksamkeit der Zonen 10 bis 7. Mit Ausnahme des überraschenden Abfalls der Korrektur der Zone 10 bei der Session 10 bis 12, ging alles relativ gut kontrollierbar. Danach (Session 15 bis 21) waren die inneren Zonen dran.
Ab der Session 12 fing die zickige Zone 10 an sich wieder zurück zu entwickeln, was dazu führte, dass einige Sondersessions notwendig waren - Session 21 bis 27 - um sie wieder auf dem richtigen Weg zu bringen.
In den letzten drei Sessions wurden kurz die Zone 4, 3 und 2 bearbeitet, wobei die letzte Session rein kosmetisch war.
Einige Zwischenschritte im Detail:
Nach der neunten Parabolisier Session hat der Spiegel eine feine Oberfläche und eine Saubere Kante:
Die äußeren Zonen sehen schon nach Parabel aus.
Fast Forward bis Session 16:
Und noch:
Wie man sieht, liegt Zone 9 schon bei 100% und Zone 10 bei idealen 97% (ich versuche eine minimale Unterkorrektur in der Zone 10 drin zu lassen). Es sind nur noch 44mm³ Glas zu verarbeiten und die Mitte muss noch 1430nm runter.
Wir springen jetzt zu Session 21:
Die Zonen 1 bis 8 haben sich sehr schön entwickelt, dafür sind Zone 9 und insbesondere 10 zurück gegangen. Da es nur noch 8,5mm³ Glas abzutragen gibt, wird ab jetzt eine sehr heikle Angelegenheit sein, die Korrektur der Zone 10 hoch zu bringen. Dazu wird eine Sonderprozedur benutzt, welche die Korrektur der inneren Zonen nach außen "schiebt".
Es hat geklappt! Nach der Session 26:
Jetzt muss nur noch der Hügel in der Mitte abgetragen werden. Und so kommen wir zum Endergebnis:
Der interferometrisch gemessene Strehl-Wert ist ein Tick niedriger als hier gezeigt. Erst aber ein Foucault-Bild, um die Oberfläche zu sehen:
Und die Interferometrie:
Am Ende möchte ich mich bei alle Schleifkollegen, die deren Erfahrung offen gelegt haben, bedanken. Daraus konnte ich einiges lernen. Besonderer Dank an Stathis für den wunderbaren Rohling und an Alois für die vielen Ratschläge und für die tatkräftige Unterstützung.
Viele Grüße,
Horia