Viele Fragen: H-Alpha Sonnenbeobachtung

  • Hallo,


    ich weiß nicht so recht, ob dieses Thema hier richtig einsortiert ist.


    Ich habe vor mich mit dem Thema H-Alpha Sonnenbeobachtung zu beschäftigen. Als ich meinen ED80 kaufte dachte ich, ich spare ein wenig und kaufe mir dann ein Front-Etalon System. Nur wenn ich die Preise von 60 mm Front-Etalons mit denen kompletter 60 mm H-Alpha Teleskope vergleiche, dann erscheinen diese nicht unattraktiv.


    Nun habe ich ein wenig zum Thema H-Alpha recherchiert und bin eher verwirrter, als schlauer geworden. Gibt es zu dieser Thematik empfehlenswerte Bücher oder Artikel? Ich habe bisher nur "Die Sonne" von Jürgen Banisch gefunden. Es gab wohl noch ein Buch mit dem Titel "Die Sonne beobachten", welches aber vergriffen ist.


    Im wesentlichen habe ich bisher drei verschiedene Bauformen für die H-Alpha Beobachtung finden können.


    1. Ein Front-Etalon vor einem gewoehnlichen Teleskop und einem zugehoerigen Blockfilter im Okularauszug. (Lieferanten Solarscope, Coronado und Lunt)


    2. Komplette Sonnenteleskope mit einem internen Etalon und einem Blockfilter im Zenitprisma. (Lieferanten Coronado und Lunt)


    3. Systeme mit Etalon und Sperrfilter im Okularauszug plus Energieschutzfilter vor der Hauptlinse. (Lieferanten Lille und SolarSpectrum, sowie Baader fuer die Energieschutzfilter. Auch die diversen PST Umbauten dürften in diese Kategorie fallen).


    Was mich bei den den SolarSpectrum Filtern wundert, dass in den Beschreibungen die ich bisher finden konnte, nichts von einem nachgeschalteten Blockfilter steht. Daraus schließe ich, dass es sich um ein anderes Filterverfahren, als einem Etalon handeln muss, da Etalons ja auch auf vielfachen der Grundfrequenz resonant sind?


    Rätselhaft finde ich auch immer die Aussagen der Hersteller, dass die Filter immer für bestimmte Teleskope bis zu einer bestimmten Brennweite angeboten werden. Ich vermute irgendwie, dass dies mit der Position der Filter im Strahlkegel innerhalb des Teleskops zu tun hat und es zu Abschattungen kommen kann. Aber ohne Angabe der Filteröffnungen und deren Lage im Strahlengang finde ich es schwer nachzuvollziehen, was da wirklich passiert und ob ein Filter nun passt.


    Seltsam ist, dass bei Selbstbauten immer komplette H-Alpha Teleskope zerlegt und in eine neue Optik eingebaut werden. Gibt es keine Etalons oder Blockfilter separat zu kaufen? Die Energieschutzfilter sind doch auch einzeln erhältlich.


    Viele Grüße,
    Roland

  • Hi Roland,


    Punkte 1-3 stimmen soweit.


    Zur Größe des Blockfilters- je nach Brennweite ist ja die Abbildung der Sonne unterschiedlich groß, je höher die Brennweite desto größer wird sie dargestellt und desto dicker ist der Strahlengang. Bei Coronado kann man es leicht anhand der Bezeichnung ablesen, Ein BF 10 geht bis ca. 1000mm, der BF15 bis 1500mm und der BF30 entsprechend bis 3000mm Brennweite. Für den BF5 als kleinsten musst du also unter 500mm bleiben.


    Nimmst du z.B. den BF5 mit 750mm Brennweite dann passt schlichtweg nicht die ganze Sonne ins Blickfeld. So hab ich die Sache jedenfalls verstanden.


    Zu Vorsatzetalon oder intern als komplettes Teleskop- mit dem zusätzlichen ist man irgendwie flexibler oder nutzt einen günstigen Achromaten dazu den man sonst noch für Weitfeldbeobachtung einsetzen kann. Das komplette h-alpha Teleskop ist halt nur für diesen Zweck nutzbar.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo,


    dass man eigentlich mit Vorsatzgeräten für ein normales Fernrohr flexibler ist, stimmt natürlich im Prinzip. Diese Argumentation zieht aber dann nicht mehr unbedingt, wenn diese Vorsatzgeräte wesentlich teurer sind als Komplettgeräte mit derselben Öffung.


    Ich hatte auch mal vor, meinen "Telementor" von Zeiss (63 mm Öffnung, sollte dann ein 60-mm-H-alpha-Teleskop werden) mit Vorsatz- und Nachfiltern auszustatten, um Geld zu sparen, zumal das Fernrohr wirklich für die Größe sehr gut ist. Aber erstens war ich mir gar nicht so sicher, ob man mit dem Fernrohr und den Zusatzteilen wirklich ein gutes Gesamtsystem erhält (einige Berichte im Internet ließen leichte Zweifel aufkommen, aber das mögen Gerüchte gewesen sein), zweitens hätte man doch noch einige Adapter usw. gebraucht, drittens wären die Zusatzteile teurer gewesen als ein Komplett-Teleskop mit 60 mm und viertens konnte ich das Komplett-Teleskop ausprobieren und hätte es zurückgeben können, was bei der anderen Lösung nach Fertigung von Adaptern usw. zumindest nicht ganz so einfach gewesen wäre. Hinzu kommen die bessere Wiederverkaufsmöglichkeit und der Wiederverkaufswert eines Komplettgerätes.


    Last but not least ist auch die Sicherheit bei einem Komplettgerät in der Regel höher, weil die Fehlermöglichkeiten geringer sind. Das "Vergessen" von Teilen o.ä. beim Aufbau passiert nicht so leicht wie bei der Einzellösung (man muss schon das Blockfilter ABschrauben oder ähnliche grobe Dinge fabrizieren, das ist also fast ausgeschlossen).


    Die Einzelteillösung würde ich nur dort angebracht sehen, wo sie wirklich deutlich vom Preis her günstiger ist oder wo sie technisch deutlich besser ist. Und das müsste man natürlich im Vorfeld sicher wissen, da man ja nicht über wenig Geld redet.


    Aus den genannten Gründen habe ich mich für eine Komplettlösung entschieden.
    Grüße
    Karl

  • Hi,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Es gab wohl noch ein Buch mit dem Titel "Die Sonne beobachten", welches aber vergriffen ist.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Es gibt noch Restbestände zu kaufen: http://www.lille-sonne.de/seit…20Sonne%20beobachten.html


    Zum Thema Solarspectrum: Diese haben sehr wohl Blockfilter, sie sind den Daystar-Systemen (ich habe selbst einen Daystar-Filter) sehr ähnlich. Der Vorteil ist halt, daß die Blockfilter getauscht werden können, die altern nämlich durch Wasseraufnahme (so ca. 10 Jahre). Das Etalon-Element selbst altert nicht. Ob und wie das bei den Komplettgeräten möglich ist, weiß ich nicht.


    Etalon-Elemente sind hochpräzise Einheiten, zum Selbstbasteln etwas zu Anspruchsvoll, sodaß nur das Etalon-Element allein wenig Sinn machen würde. Das ist auch der Grund, warum eine ganze Etalon-Einheit aus einem Bestehenden (kleinen, günstigen) System an ein größeres Teleskop adaptiert wird.


    Clear Skies,
    Marcus

  • Hallo Roland,


    die Preise zwischen Frontfilter Systemen und kompletten H-alpha Teleskopen differieren wegen des höheren Aufwands bei Frontfiltern bezüglich der präzisen Fertigung. Fabry-Perot Etalone welche vor die Hauptoptik montiert werden sind erheblich größer.


    Bis 60mm Öffnung sind fertige Sonnenteleskope kompakter und günstiger als Selbst- oder Umbauten. Bei z.Bsp. 100mm Öffnung und darüber sieht das preismäßig ganz anders aus.


    Gruß
    Oliver

  • Hi,


    klar, wenn man kein passendes Teleskop hat ist natürlich die kompakte Lösung günstiger. Ist aber schon ein Refraktor vorhanden kann diese Lösung mit dem Vorsatzetalon durchaus günstiger sein.


    In meinem Fall nutze ich einen SM60 wahlweise an meinem 105/735 und dem 66/460 William. Für den Kleinen ahbe ich mir für 25€ einen Adapterring fertigen lasssen der direkt anstelle des dort sonst vorhandenen Anschlagrings für die Tauschutzkappe eingeschraubt wird. (siehe Foto)


    Auf dem großen William wird das Etalon mit einem Adapter aufgesetzt. Damit habe ich zwei recht verschiedene Brennweiten zur Verfügung. Ist vor allem für Fotografie recht nett, mit dem Kleinen reicht es aber knapp nicht für die komplette Sonne (mit der DMK31).



    Gruß
    Stefan

  • Moin,
    die Filterung für H-Alpha-Sonnenbeobachtung erfolgt in verschiedenen Stufen. Das Etalon ist nur eine der notwendigen Filterstufen, es lässt die H-Alpha-Linie außerst schmalbandig passieren, aber nicht nur. (Die Filterwirkung entspricht vielen schmalen Bandbereichen, wie bei einem Kamm die Zacken. Nur eine der Zacken entspricht der Wasserstofflinie. Deshalb braucht man zusätzliche Filterstufen, wie Energieschutz und Blockfilter.
    Durch den sehr engen Durchlassbereich des Etalons muss der Strahlengang durch das Etalon zudem weitgehend parallel erfolgen. Dies ist als Frontfilter realisiert (Sonne ist ja unendlich weit weg), im Teleskop nach der Objektivlinse gilt das aber nicht mehr uneingeschränkt. Entweder man hat ein langsames System (so dass die Strahlen nur schwach konisch zusammenlaufen) oder man baut sinniger Weise eine sog. Telezentrik ein, die den Strahlengang für das Etalon parallelisiert und dahinter weiter fokusiert.


    Der nächste Knackpunkt ist die Wärme im Teleskop, weshalb man den Energieschutz gerne vorne in Objektivnähe anbringt.


    Alles in Allem eine Wissenschaft für sich ...


    Gruß

  • Hallo,


    danke für die Antworten. Nach meinen Recherchen tendiere ich mit 55% zu einem Komplettteleskop mit einer Öffnung im Bereich von 60..80 mm. Es ist bequemer und es nimmt in einer Mietwohnung auch weniger Platz weg, auf eine Immobilie mit eigener Sternwarte werde ich noch ein wenig sparen müssen.


    Was mir bei den Systeme von Lille und SolarSpectrum gefällt ist, dass man nachvollziehen kann, wie es funktioniert. Die Angaben über die Öffnung der Filter sind angegeben. Bei den Komplettteleskopen geben sich die Hersteller recht bedeckt. Man kauft eine Black-Box, die hoffentlich funktioniert.


    (==&gt;)Marcus: Danke für den Link, da werde ich mal nachfragen, ob sie mir noch ein Exemplar zuschicken können.


    Über den Alterungsprozess der Block-Filter habe ich schon mal irgendwo gelesen. Darauf kann man sich einstellen, es ist höchstens etwas mühsam es der Finanzministerin zu Hause zu erklären. Bei Lunt sind die Block-Filter im Zenitspiegel untergebracht und separat vom Teleskop erhältlich. Komischerweise habe ich bei den beiden Großserienherstellern noch keinen Hinweis auf die begrenzte Lebensdauer gefunden.


    Gibt es eigentlich ein Treffen von Sonnenbeobachtern in Norddeutschland? Im Süden wird ja das Rüsselsheimer H-Alpha Treffen gerne erwähnt.


    Was sind empfehlenswerte Kamerasysteme für Sonnenbeobachtung? Meiner Beobachtung nach kommen wohl hauptsächlich Videokameras wie DMK31 oder DMK41 zum Einsatz. Im Gegensatz zur Deepsky Fotografie habe ich bisher nur wenige Aufnahmen gesehen, die mit einem Digitalkameragehäuse gemacht wurden.


    Viele Grüße,
    Roland

  • Hi Roland,


    zwecks Kamera- ich nutze eine DMK31. Das war so ein Kompromiss- die 21er wäre mal für Planeten besser, die 41er würde mir die Sonne oder den Mond ganz zeigen. Mit der 31 liegt man dazwischen, hat noch genug Framerate und einen halbwegs großen Chip. Dazu bleiben die Files noch in einer vernünftigen Größe, Sonne mache ich immer so ca. 200-300 Bilder pro Clip und damit habe ich ganz gute Ergebnisse.


    Guckst du auch hier- Berichte mit Bildern. In einem der letzteren ist auch ein kurzes Video eingebaut- das geht auf der Seite recht gut.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Roland,


    H-Alphatreffen in Norddeutschland sind mir nicht bekannt, aber es gibt den Sonnenworkshop der GvA in Hamburg, einmal im Monat:


    http://www.gva-hamburg.de/index_workshop.htm


    Die Entscheidung für ein fertiges Sonnenteleskop mit 60-80mm Öffnung ist sicher nicht verkehrt, wenn das Budget das hergibt. Die Selbstbauten auf PST-Basis sind meist aus dem Wunsch heraus geboren ein wenig Geld zu sparen. So konnte ich ein 70mm H-Alphateleskop auf Basis eines gebrauchten PSTs für alles in allem rund 800,- Euro realisieren. Fertige Teleskope haben fotografisch allerdings in der Regel den Vorteil eines größeren vignettierungsfreien Feldes weil sie größere Blockfilter verwenden. Und wenn ich nachträglich noch einen entsprechenden BF nachrüsten würde, käme ich unterm Strich preislich auch auf den Wert eines komplett gekauften Teleskops.


    Die DMKs sind hervorragende Kameras für H-Alpha. Bei dem Preis des angedachten Teleskops solltest Du an der Stelle nicht anfangen zu sparen und in eine gute rotempfindliche monochrome CCD-Kamera investieren. Etwas günstigere Alternativen sind die neuen CMOS-Kameras wie die ASI120MM oder meine ALccd5L-IIm.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Roland,



    dieselbe Frage mit dem Frontaufsatz oder ein Komplettgerät hat sich mir vor wenigen Wochen auch gestellt.


    Letztlich bin ich bei einem LS60 von Lunt "gelandet", allerdings OHNE pressure tuning! Wenn das PT durch Hin- und Hertransport eine Macke abbekommt, hast Du ein teures Problem! (das nur so am Rande)


    Wie schon richtig erwähnt, ist ein Energieschutzfilter (kurz ERF) durchaus sinnvoll. Da kommen dann noch ein paar Euro zum Teleskop hinzu. Allerdings habe ich den bislang auch nicht (kommt noch irgendwann).


    Ein "double stack" habe ich nicht genommen. Das kann man mit Software einigermaßen ausgleichen und kostet weniger [:p]


    Ich arbeite (noch) mit einer EOS 500d und habe an dieser eine 2,7fach Barlow. Damit bekomme ich die Sonne so auf den Chip, dass sie den Chip in seiner Y-Achse (senkrecht) fast komplett "ausleuchtet". Oben und unten bleibt noch ein wenig Platz für Protuberanzen [:D]
    Brennweite des LS60 = 500mm, mit Barlow also 1350mm. Für den Anfang eine (meiner Ansicht nach) sehr gute Kombination. Und mit der EOS kann ich Filme in FullHD aufnehmen (1920 x 1080). Auch dabei ist die Sonne "voll drauf".


    Bei meinem LS60 ist ein 1200er-Blockfilter dabei, also die etwas teurere Variante. Aber das lohnt sich, die paar Euros draufzulegen (eben wegen Barlow)!


    Ich würde Dir also dazu raten, dass Du dir ein Gerät anschaffst, bei dem der Blockfilter "Luft nach oben" hat. Dann kann man auch mit einem kurzbrennweitigen Teleskop einiges erreichen und hat mehr Spielmöglichkeiten.


    Die Aussage bezüglich Coronado, dass ein 10er Blockfilter für 1000mm geeignet ist, ein 15er für 1500mm etc. kenne ich so auch. Da muss also was Wahres dran sein.


    Ob, wie manche meinen, mehr Teleskopöffnung wirklich ein mehr an Nutzen bringt, kann ich leider nicht bestätigen. Mit der heutigen CCD-/CMOS-Technik kann man sehr viel herausholen. Mag sein, dass man ein paar Video-Bilder mehr machen muss, aber der Rechner verarbeitet 5000 Bilder genauso, wie 2000. Sollte also kein Thema sein. Ich habe mich für das LS60 entschieden, weil es meiner Ansicht nach das beste Preis-Leistungs-Verhältnis aufweist. Wenn ich mal viel Geld habe [:p] kommt eh ein anderes System her. Die beheizbaren Filterelemente von Baader machen da einen guten Eindruck [8D]


    Vielleicht hilft Dir mein Beitrag.


    Bin gespannt, was Du dir anschaffst und wann wir die ersten Bilder von Dir zu sehen bekommen.



    Gruß
    Joachim

  • Hi Joachim,


    ein paar kleine Anmerkungen.


    Einen ERF zusätzlich bei einem kompletten h-alpha Teleskop anzuschaffen ist wohl unnötig- der ist da bereits enthalten, der zusätzliche nimmt nur Licht weg.


    Mit SW den Vorteil von doublestack ausgleichen geht nicht- du kannst keine Auflösung aus Bildern herausholen die nicht bereits vorhanden ist.


    Das gilt auch für den Punkt hinsichtlich mehr Öffnung- selbstverständlich bringt mehr Öffnung einen sichtlichen Gewinn. Da hilft auch die CCD Technik nichts- die Öffnung ist ausschießlich ausschlaggebend für die erreichbare Auflösung- da kannst du hinten an CCD ranhängen was du willst, mehr als 100% der durch das Teleskop kommenden Details kann dir keine Kamera und keine SW rausholen.


    Und ich mache keine 5000 Bilder und auch nicht nur 2000 sondern meist nur ca. 300 Bilder und erziele damit recht gute Ergebnisse. Wenn dabei kein gutes Bild rauskommt war das Seeing zu schlecht und viel mehr Bilder bringen dann auch kein viel besseres Ergebnis mehr.


    Ansonst- mit der DSRL in Full-HD zu filmen ist in etwa so, als ob man F1-Supersoftreifen unter einen Trabbi schraubt. [:D]


    Gut, solang nix anderes zur Verfügung steht macht es ja Sinn, das Vorhandene zu nutzen, aber helfen tut es nicht, man hat nur sehr große Dateien.


    Hinsichtlich größerem Blockfilter stimme ich dir zu, damit schafft man sich etwas Luft nach oben.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Joachim,


    gibt es Erfahrungen, dass Pressure Tuner Systeme anfaelliger sind, als die klassische Kipptuning Variante?


    Wenn ich mir die Prinzipskizze auf der folgenden Seite anschaue, dann kann ich mir schon mechanische Lösungen vorstellen, die haltbar sind. Genauso gut kann ein vom kaufmännischen Preisdruck getriebener Konstrukteur eine murxige Kippmechanik konstruieren.


    http://luntsolarsystems.blogsp…doppler-shift-part-1.html


    Irgendwo habe ich gelesen, dass es beim Kipptuning beim Verkippen zu sternenförmigen Artefakten kommen kann. Die wieder durch nachfokussieren oder Kippen ausgeglichen werden müssen. Das Pressure Tuning soll diesen Nachteil nicht haben. Bei der im obigen Link gezeigten Skizze würde ich aber vermuten, dass es durch die Druckwechsel entweder zu einem "Eindruecken" oder "Ausbeulen" des Etalons kommt, so dass ich im Bild zu kreisförmigen Artefakten vermuten würde. Um dies zu vermeiden, müsste man den Abstand der beiden Flächen des Etalons exakt parallel justieren können. Aber Spekulieren hat hier keinen weiteren Sinn, ich muss die verschiedenen Systeme mal mit eigenen Auge ausprobieren.


    Beim Blockfilter verstehe ich nicht ganz, was die Barlowlinse für einen Einfluss hat. Wenn ich es richtig verstehe, ist die Öffnung des Blockfilters abhängig von der Größe, des von der Sonne projizierten "Zwischenbildes" an der Filterposition. Diese ist Abhängig von der Brennweite der Hauptlinse des Teleskops. Eine Barlowlinse befindet sich hingegen nach dem Blockfilter und vergrößert sozusagen einen kleinen Ausschnitt heraus. Ich sähe hier eher das Problem, dass bei Übersichtsaufnahmen ohne Barlow und allzu eng gewählten Filter die Gefahr von Vignettierungen besteht, mit einer Barlowlinse sich die Situation aber entspannt. Oder habe ich hier einen Denkfehler?


    Viele Grüße,
    Roland

  • Hi Roland,


    bei der murxige Kippmechanik hast du ein kleines Scharnier, eine Schraube und ein Federchen- alles wird kaum belastet, also was sollte daran kaputt gehen?


    Bei dem Drucksystem hast du eine druckdichte Kammer und eine kleine Pumpe mit Ventil- da fällt mir auf Anhieb mehr ein was sich mal verabschieden kann. Und Berichte mit Undichtigkeit (langsames nachlassen über die Beobachtungszeit) gab es ja schon. Dazu natürlich auch die Antwort von Lunt Deutschland das selbstverständlich kostenlos repariert wird.


    Nur- die Schraube funktioniert in 10 Jahren auch noch, aber repariert Lunt auch in 10 Jahren noch kostenlos? [:)]


    Das mit dem Ausbeulen ging mir auch schon so durch den Kopf- eine planparallele Führung kann ich mir nicht vorstellen bzw. diese wäre unglaublich aufwändig.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo zusammen,


    ein paar Anmerkungen zu unserem Pressure-Tuner System:
    "würde ich aber vermuten, dass es durch die Druckwechsel entweder zu einem "Eindruecken" oder "Ausbeulen" des Etalons kommt"
    Nein, der Etalon wird nicht "verbogen". Der Luftspalt-Etalon sitzt komplett innerhalb der Druckkammer, und der Luftspalt ist nach aussen hin innerhalb dieser Druckkammer geöffnet. Wenn also der Luftdruck geändert wird, dann verändert er sich gleichmäßig vor dem Etalon, hinter dem Etalon, und auch in dem Luftspalt! Das Tuning erfolgt nicht durch ein verbiegen des Etalons, sondern ausschließlich durch die Veränderung des Brechungsindex der Luft bei der Druckänderung.


    Bleibt das System auf Dauer dicht?
    Es gibt da nicht "eine kleine Pumpe mit Ventil", sondern einen großen Kolben der durch Drehung auf einem Gewinde rein oder raus geschoben wird. Die Abdichtung erfolgt an dieser Stelle durch das Fett im Gewinde (welches man jederzeit nachfetten kann) und durch Gummi-O-Ringe auf dem Kolben. Wenn so ein O-Ring in 10 Jahren spröde werden sollte, werden wir ihn auch dann noch gratis auswechseln.


    Die Vorteile des Luftdruck-Tunings bestehen darin, dass es hier nicht zu so etwas wie dem bekannten Scanning-Effekt kommen kann. Außerdem kann von der H-Alpha Linie aus in beide Richtungen getunt werden, sowohl zur roten als auch zur blauen Seite des Spektrums. So können Dopplereffekte bei Filamenten komplett verfolgt werden. Deshalb bezeichnet Andy Lunt dieses Verfahren auch als "True-Doppler-Tuning".


    Beste Grüße
    Wolfgang

  • Hallo,


    Ich habe das Lunt60PT und ein Lunt60 front Etalon mal verglichen. Die Kipperei ist nicht toll. Die Mechanik hat Spiel, was man sieht wenn man einen festgeklemmten Laserpointer via Etalon auf eine Wand projiziert. Da ist eine Menge Hysterese und seitliches Wackeln drin. Die Luftdruck Variante ist viel besser. Ich hatte auch Probleme mit der 'Lage' der H-A Linie im 'Verkippbereich'. Die war so dicht am 'flachen' Ende, dass ich im Sommer (warmes Etalon) oft nicht erkennen konnte, ob ich die Linie ueberhaupt noch richtig treffe. Doppler-Einstellungen 'jenseits' waren dann nicht mehr moeglich. Flacher als flach kann man nicht einstellen. Das Teil ging dann mal zu Lunt zur Durchsicht wurde aber als OK (Werte innerhalb der Spec) zurueck geschickt. Beim PT komme ich ohne mechanisches Geklapper so weit nach 'blau / rot' jenseits der H-A Line wie ich will. Ein eindeutiger Vorteil von Lunt, denn ich sehe sonst niemand im Markt, der das kann. (Hat Lunt sich das patentieren lassen?) Mit dem PT im Koffer bin ich schon 1000km im Auto zu Starparties und Treffen gefahren und nie habe ich ein mechnisches / pneumatisches Problem gehabt. Das Kipp-60er habe ich mal vorne auf das PT geschraubt. Visuell ein Genuss. Fotografisch ein Kompromis. Den geringeren Kontrast im single Stack gleicht man in der BV aus. (Stefan-h: es geht ja nicht um Signal, dass da/nicht-da ist, sondern in beiden Faellen 'da ist' nur mit geringerem Kontrast.) Aber es geht Licht verloren und man muss mit Gain/Belichtungszeit kompensieren. Ein weiterer riesen Vorteil beim PT is wie genau man die H-A Linie trifft. Mit der DMK41 und aufgedrehtem Gamma sieht man auf dem Schirm ausgezeichnet wie der Sweet Spot praktisch auf einen Schlag das ganze Bild einnimmt und der H-A Kontrast ueberall gleich gut ist. Das kann man dan durch sehr feinfuehliges hin und her Drehen optimieren. Beim Kipp-Tuning hat man den alt-bekannten Balken, der sich ins Bild schiebt. Also meine Stimmt geht zu 100% zum PT.


    Clear Skies,
    Gert

  • Hallo,


    (==&gt;)Stefan: Bevor der Eindruck entsteht, ich hielte die Kippmechanik für ungeeignet, das kann ich garnicht beurteilen, da ich sie noch nie in der Hand hatte. Meine Anmerkung war eher berufsbedingter Pessimismus frei nach Murphy's Law. Wenn es viele mögliche Lösungen für ein konstruktives Problem gibt, dann wird trotz erprobter Varianten, garantiert irgendwann mal jemand auf die Idee kommen, die unpraktischste Lösung umzusetzen.


    (==&gt;)Wolfgang: Danke für die Korrektur, ich ging von einem abgedichteten Luftspalt aus. Der Ansatz den Brechungsindex durch Dichtänderung des Gases zu verändern gefällt mir. Welche Druckunterschiede sind denn dazu notwendig? Solange es nur um den Ausgleich des Wetterbedingten Luftdrucks geht dürften ca. +/- 200 hPa reichen.


    "Wenn so ein O-Ring in 10 Jahren spröde werden sollte, werden wir ihn auch dann noch gratis auswechseln." Das ist sehr nett. Bei einem O-Ring, welcher tendenziell ein Verschleißteil ist, würde es mir auch reichen, wenn er eine genormte Größe besitzt und diese im Handbuch angegeben ist. Dann könnte ich beim örtlichen Handwerkergroßhandel besorgen, selbst wenn der ursprüngliche Hersteller irgendwann einmal vom Markt verschwunden wäre.


    Ich habe schon öfters gelesen, auch in diesem Thread wurde es schon erwähnt, dass die Blockfilter eine begrenzte Lebensdauer haben. Wie sieht es hier mit der Langfristigen Verfügbarkeit von Ersatzteilen aus?


    (==&gt;)Gert: Danke für diesen Erfahrungsbericht. Ich muss zusehen, dass ich mal auf einem Teleskoptreffen verschiedene Geräte ausprobiere.


    Viele Grüße,
    Roland

  • Hallo Roland,


    zu den Blockfiltern...
    Diese, besonders der Teil welcher den sehr engbandigen H-alpha Selektivfilter enthält (FWHM: 2A bis 6A), sind mittlerweile "hard coating" Interferenzfilter und unterliegen keiner Alterung mehr.


    Das Problem der Alterung ist bei den Coronado Blockfiltern das vordere ITF Filter (Induced Transmission Filter). Dieser relativ breitbandige Filter enthält soviel ich weiß Silber in der Beschichtung zur Unterdrückung des IR Lichts. Ist der hinüber innerhalb der 5jährigen Garantiezeit wird's getauscht. Darüber hinaus gibt's für den Teil auch Alternativen ohne Alterung oder Reparatur auf Kulanz, selten gegen Kostenbeteiligung bei Meade.


    Bei den Lunt Blockfiltern "altert" (bzw. bekommt Beschlag) höchstens das vordere Bandpass Farbfilter Schott BG38 bzw. deren Derivate von anderen Glas-Herstellern. Aus mir unverständlichen Gründen sind diese Scheiben bei Lunt ohne Vergütung, welche das Problem beheben würde. ...Ist dafür leicht reparabel - hab' schon 12 solcher Scheiben für Sternfreunde erfolgreich überpoliert:-)


    Gruß
    Oliver

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Beloptiker</i>
    <br />
    Das Problem der Alterung ist bei den Coronado Blockfiltern das vordere ITF Filter (Induced Transmission Filter). Dieser relativ breitbandige Filter enthält soviel ich weiß Silber in der Beschichtung zur Unterdrückung des IR Lichts. Ist der hinüber innerhalb der 5jährigen Garantiezeit wird's getauscht. Darüber hinaus gibt's für den Teil auch Alternativen ohne Alterung oder Reparatur auf Kulanz, selten gegen Kostenbeteiligung bei Meade.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das kann ich bestätigen. Genau dieser Filter war bei meinem PST korrodiert, er zeigte in schräger Draufsicht eine Art körniger Struktur. Ich habe das PST daraufhin an Meade eingeschickt und die gesamte BF-Einheit aus ITF und BF wurde kostenlos getauscht.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo zusammen,


    (==&gt;)Roland:
    Bei den PT Teleskopen wird erst ein "Reset" ausgeführt, sprich der PT-Kolben wird einmal kurz abgeschraubt und damit der Luftdruck in der Druckkammer dem allgemeinen Umgebungsluftdruck angepasst. Dann wird der Kolben wieder aufgeschraubt und durch weiteres anschrauben langsam ein Überdruck erzeugt. Wenn der Kolben ganz bis zum Anschlag angedreht wird kann ein Druck von bis zu etwa 1,5 Bar erzeugt werden. Die H-Alpha Linie liegt im allgemeinen ungefähr in der Mitte (ist von Etalon zu Etalon etwas unterschiedlich), also bei ungefähr 0,7 Bar. Damit ist nach beiden Seiten reichlich Spielraum gegeben für das Doppler-Tuning.


    Ich habe jetzt gerade den Durchmesser der O-Ringe nicht zur Hand, aber ich weiß von Kunden, die sich schon Ersatz-O-Ringe im nächsten Baumarkt besorgt haben. Das ist also wirklich kein Problem.


    Bei den Blocking-Filtern von Lunt gab es mal eine Serie, bei der an dem Teleskop-seitigen ersten Filterelement tatsächlich die Vergütung vergessen wurde. Das ist genau das von Oliver beschriebene Problem, diese Filter bekommen mit der Zeit eine milchige Oberfläche. Wer so ein Problem hat kann uns den Blocking-Filter zusenden, wir tauschen dann sofort das entsprechende Filterelement aus. Um sofort der Gerüchteküche vorzubeugen: eine Gefahr für die Augen besteht nicht wenn sich das besagte Filterelement trübt. Es wird halt nur das Bild schwammig.
    Und wie gesagt, das Problem wurde erkannt und gelöst, sollte also mittlerweile bei den neueren Blocking-Filtern nicht mehr auftreten. Leider wissen wir nicht, welche Teleskope mit den alten Blocking-Filtern ausgeliefert wurden und welche mit den neuen. Die Lunt-Teleskope sind modular aufgebaut, und gerade die Blocking-Filter können beliebig getauscht werden. Davon haben wir natürlich reichlich gebrauch gemacht. Wenn etwa ein Kunde ein 100er Teleskop mit einem B1800 haben wollte, wir aber gerade nur welche mit B1200 lagernd hatten, dann haben wir halt den B1200 raus genommen und einen B1800 von unserem Lager eingesetzt. Und der Hersteller Lunt-USA hat uns erst sehr spät über das Problem mit den Blocking-Filtern und der neuen Serie ohne diese Probleme unterrichtet. Da war es für uns beim besten Willen nicht mehr nachvollziehbar, welcher Blocking-Filter nun wo gelandet war.


    Beste Grüße
    Wolfgang

  • Hallo,


    vielen Dank für die Antworten. Da morgen ein Termin abgesagt wurde, plane ich jetzt nach Essen auf die ATT zu fahren. Vielleicht ergibt sich dort eine Gelegenheit für einen Praxistest. (Laut Wetterbericht stehen die Chancen dafür eher schlecht.)


    (==&gt;)Oliver:
    Ist das ein Tippfehler: BG38? Laut Schott Datenblatt ist das ein Grünfilter, der bei 656nm schon außerhalb des Passbands ist. (Ich gehe hier von der Elektrotechnischen Definition einer Dämpfung größer 3 dB aus und unterstelle, dass in der Optik die Selbe Definition gilt.)


    Viele Grüße,
    Roland

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