Notfallhilfe für Astrofoto-Nixwisser?

    Hallo liebe Forenschreiber/innen!


    Ich platze hier einfach mal rein, denn ich würde gerne von Eurem gesammelten Wissen profitieren :)
    Hintergrund:
    Heute Abend soll die Wolkendecke hier (Großraum Berlin) endlich aufreißen, Panstarrs müßte noch zu entdecken sein und mein Mann guckte mich gerade mit großen Augen an "Nee, 'n Kometen hab' ich noch nie gesehen!" (Offensichtlich ist sogar Hale Bopp völlig ungesehen an ihm vorbeigezogen...)


    Ich finde Astronomie zwar sehr interessant, bin aber keine Beobachtungs- oder gar Sternenfotoenthusiastin. Nun möchte ich aber heute abend mal auf's Land fahren, dem Mann seinen ersten Kometen zeigen und nach Möglichkeit auch ein paar Fotos machen. Durchhttp://lexikon.astronomie.info/foto/serie/serie_14.html habe ich mich schon durchgewühlt.


    Zur Verfügung stehen:
    Canon EOS 50D
    3 Canon-Objektive:
    - 50 mm
    - 28-135 mm
    - 70-200 mm
    und ein Stativ
    kein Kabelauslöser, kann nur mit Selbstauslöser arbeiten.


    Nachführen geht damit natürlich nicht wirklich. Da das Wetter in letzter Zeit bekanntermaßen nicht so ganz prickelnd war, habe ich Panstarrs selber auch noch nicht gesehen, also keine Ahnung, wie gut er jetzt noch sichtbar ist.
    Macht es also überhaupt noch Sinn, das zu probieren? Wenn ja: Was soll ich tun? Welches Objektiv, welche ungefähre Belichtungszeit?


    Ich habe noch nie Sterne o. ä. "extra und absichtlich" fotografiert, kann also nur raten. Laut Lexikon würde ich fast zu 50 mm mit ISO 400 und ...hmmm... ja... welcher Belichtungszeit tendieren? Oder ist Panstarrs dafür schon viel zu klein und macht nur noch ein Pünktchen auf dem Bild?


    Könnt Ihr mir einen Tip als Ausgangswert geben, mit dem ich anfangen sollte? Sonst verbringe ich vermutlich die komplette Sichtbarkeitszeit mit rumprobieren und wenn ich's rausgefunden hab' ist der Komet weg :(


    Habt ganz herzlichen Dank für Eure Hilfe - und falls (dank Euren Tips und ein bißchen Anfängerglück) was Brauchbares rauskommt, stelle ich das auch gerne hier ein :)


    Ulrike

    Hallo Ulrike,


    willkommen hier auf Astrotreff.


    Ob und wie gut noch sichtbar- keine Ahnung, dank ständig bedecktem Himmel hatte ich auch noch keine Chance.


    Aber zu deinem Vorhaben hier eine kleine Hilfe- guck mal auf den Link drauf- Standort aus der Sicht Berlin zum 01.04.- viel Glück mit dem Himmel und mit dem Auffinden.


    http://www.jahrhundertkomet.de…t-panstarrs-zu-sehen.php#


    Zwecks Foto- vielleicht mal mit dem 50mm und 30s bei ISO400 beginnen- wenn du das Ding dann auf den Bildern sehen kannst- in die Mitte rücken, Kontrollfoto und dann mit dem lichtstärkeren Tele versuchen.


    Mit den ISO-Werten kannst du ja noch experimentieren wenn du was schwach erkennst.
    Gruß
    Stefan

    Hallo Ulrike,
    ohne Montierung arbeiten zu müssen ist ein ziemliches Handicap ... aber es geht:
    Der Komet steht inzwischen schon ganz in der Nähe der Andromeda-Galaxie - mit 135mm Brennweite bekommst Du beide Objekte locker zusammen aufs Bild, Andromeda in die obere Bildhälfte positionieren, dann ist der Komet 'automatisch' mit drauf (Portrait- bzw. Hochformat vorausgesetzt), Obergrenze dürfte so bei etwa 2 Sekunden Belichtungszeit liegen, alles darüber sorgt dann für Strichspuren, verwende auf alle Fälle die Spiegelvorauslösung.
    Mit der Empfindlichkeit würde ich ein wenig herumprobieren - bei der kurzen Belichtungszeit hält sich das Rauschen einigermassen in Grenzen, ISO 800 geht ganz sicher, vermutlich wirst Du auch mit ISO 1600 noch brauchbare Photos bekommen.
    Mach die Aufnahmen als 'RAW', nicht 'JPEG', und photographiere eine oder mehrere Serien (je 20 oder 30 Belichtungen direkt hintereinander) - kannst Du anschließend am Rechner addieren (Programme und Anleitungen findest Du haufenweise im Internet), das verbessert das Ergebnis signifikant.


    Falls Du Geschmack an der ganzen Sache findest ... schau Dir mal 'MagicLantern' (http://www.magiclantern.fm/) an; mit diesem Firmware-Aufsatz kannst Du - z.B. - solche Belichtungsreihen konfigurieren und durch die Kamera selbst steuern lassen.
    Gruß & viel Erfolg,


    Steffen

    Wunderbar, dankeschön für die nette Begrüßung und die Tips! Das hilft mir schon sehr weiter! :)
    Zum Auffinden habe ich schon das Netz durchforstet und mir ein paar Sternkarten mit Position rauskopiert. Ich denke, das wird das geringere Problem sein. Wir werden die Autobahn Richtung HH nehmen und ich hoffe, in der Prignitz dann einen einigermaßen freien Blick bei wenig Streulicht zu haben.


    Wenn ich auch mit ISO 800 oder sogar noch höher fotografieren kann, ist das natürlich prima. Ich hatte da Bedenken wegen des Rauschens.
    Ich werde auf jeden Fall dann beides ausprobieren: 50 mm mit langer Belichtung und größere Brennweite mit Serienbild und kurzer Belichtung. RAW ist eh klar (hmmm... ich sollte wohl noch ein bißchen Platz auf der Karte schaffen...). Ich bin auf jeden Fall schwer gespannt, ob ich da was hinkriege.

    Hallo Ulrike,


    nimm pro Brennweite und Kameraeinstellung (ISO, Bel.zeit, etc.) immer mehrere Bilder auf. Sagen wir so ca. 5 Stück. Mit ein paar Tipps von uns kannst du die Tage danach noch viel aus deinen Aufnahmen heraus holen indem du die Einzelbilder überlagerst. Aber dazu später mehr...


    Ich weiß es ist ein ziemlich simpler Tipp, aber es gab hier auch schon Anfänger die gefragt haben wieso die Kamera nicht auslösen will:
    Astrofots immer im manuellen Modus der Kamera aufnehmen und immer manuell über Live-View auf unendlich fokussieren! Die Automatik der normalen Kameras wie DSLRs ist am Nachthimmel völlig hilflos.



    Viele Grüße,
    Patrick

    Hallo Ulrike,


    zum Aufsuchen des Kometen auf jeden Fall einen guten Feldstecher mitnehmen, mit dem bloßen Auge dürfte er bei dieser tiefen Stellung kaum zu finden sein. Auch der Andromedanebel ist da visuell kaum noch drin. Wenn du weisst, wie du den Andromedanebel über die Sterne findest, dann läßt sich ja der Fotoapparat mit dem Tele schon ziemlich genau ausrichten. Deinen Angaben nach hast du aber noch nicht soviel Beobachtungspraxis, dass ich befürchte, dass du danach enttäuscht sein wirst. Jedenfalls die Grafik des Kometen auf der von dir genannten Aufsuchseite ist hoffnungslos übertrieben. Vielleicht installierst du auf deinen Rechner das neueste Stellarium-Programm. Gibt es kostenlos im Netz, damit läßt sich der Sternhimmel wie man ihn heute abend sieht, schön darstellen. Wenn man will kann man die Position des Kometen sogar anzeigen lassen.
    Dann mal viel Erfolg.
    Gruß Franz

    So, nu' sitze ich wieder in der warmen Stube.
    Danke für Eure Tips! Wir haben einen zwar kalten aber richtig netten Abend mit vielen Kranichen, einer Eule, einem Fuchs, Enten und sonstigem Getier verbracht und mit dem Feldstecher (für den gab's leider kein Stativ) haben wir in der Dämmerung ganz viel Viehzeugs beobachten können. Aber das mit dem Sterne Fotografieren, das üben wir noch mal. Vorzugsweise in 'ner lauen Sommernacht ;)
    Ich hab's immerhin geschafft, Mirach als kleinen, leicht rötlichen Streifen in Pixel umzusetzen und es dann vorgezogen, mit den verschiedenen Körperteilen des Orion ein bißchen weiter zu üben. Ich bin aber ganz fasziniert davon, daß trotz meines rudimentären Equipments und meiner kompletten Ahnungslosigkeit was auf den Bildern zu sehen ist. Zur Weiterverarbeitung taugen sie allerdings nicht. Mit den großen Brennweiten bin ich überhaupt nicht klargekommen, mit dem 50er ging's. Aber dann eben nur mit sehr langer Belichtung, ergo ovale Sterne und Rauschen.


    Panstarrs war auch nicht so richtig toll zu sehen ((==>)Franz: ich habe beileibe keinen Mordskometen da erwartet, insofern bin ich auch nicht enttäuscht - und hatte auch meinem Mann schon vorher gesagt, daß es sein kann, daß wir gar nichts sehen oder vielleicht nur einen winzigen, milchigen Fleck. Insofern paßt das schon). Ich meine, ihn mit dem Feldstecher (na klar war der dabei) knapp nördlich von und minimal horizontnäher als Mirach entdeckt zu haben. Gerade in Richtung WNW war's allerdings etwas dunstig. So what, der nächste Komet kommt bestimmt und bis Dezember kann ich dann ja noch ein bißchen üben :) Wir hatten jedenfalls einen netten Abend im Nirgendwo.

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