Beobachtungsstart in 2013

  • Hallo,


    nach langer Zeit stelle ich mal wieder einen Beobachtungsbericht ein, der meine Impressionen der vergangenen Nacht schildert.


    Bericht vom 04.03.2013; 20.10h – 22.50h
    Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 428mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) Adler
    Dobsonmontierung


    verwendete Okulare: 22mm Ethos ; 13mm Ethos, 9mm Nagler, 7mm Nagler, 5mm Nagler
    Ort: Freies Feld bei Obernesselbach, ca. 390m üNN
    Temperatur: 20.0h -1 C ; 23.00 -2 C
    Seeing: 3


    Wetter: den ganzen Tag sonnig und wolkenlos


    Beobachtete Objekte:
    Galaxien:
    LEP: Hickson 32
    LEO M65, M66, NGC3628, Hickson 44
    UMA: M51 NGC5195, M81, M82
    COM: NGC4565
    CVN: 4631
    Planetarische Nebel: NGC2392, IC289
    Gasnebel: -
    Planeten: Jupiter
    Kugelsternhaufen: -
    Sterne: R Lep (HR1607)


    Heureka! Das Hobby Astronomie lebt doch noch. Nach dem überaus gelungenen DSM Meeting in Indelhausen (nochmals herzlichen Dank an HaJü und Team) hat nun auch das Wetter einsehen. Da ich noch bis Mittwoch Alturlaub abbaue kann ich die Sonne (und klare Nächte) ausnutzen. Tags wurde die Rennradsaison eröffnet, abends ging es zum Beobachtungsplatz am südlichen Rand des Steigerwalds. Bis auf die letzten 300m geht die Anfahrt reibungslos, auf dem Nordhang-Feldweg liegt noch ca. 10cm Schnee, bei 10%-Steigung in der Spitze hat die AntiSchlupfRegelung reichlich zu tun, es geht gerade so. Das Aufbauen klappt noch (hatte im Jan/Feb 2* vergebens ‚geübt‘), ebenso das Justieren. Es weht ein mäßiger, fast stetiger Wind – der bereitet etwas Probleme.


    Anne hat mit ihrem DSM-Vortrag über Karbonsterne mein Interesse geweckt. Nach etwas Recherche im Internet habe ich mir eine Liste gezogen, daraus ein Objekt ausgewählt und als erstes angefahren:


    R Lep (=HR 1607) – LEP – (mag 5,9 bis 11,0; Klasse C7, Periode 427 Tage) SQM 20,92
    Bei Karbonsternen handelt es sich um relativ kühle (2000k bis 3000k) Riesensterne die von einer Kohlenstoffwolke umhüllt sind. Diese relativ seltene Art von Sternen ist tiefrot und unterliegt starken Helligkeitsschwankungen welche meist irregulär bezüglich Amplitude und teils auch bezüglich Periodizität. Das ausgewählte Objekt steht im westlichen Hasen. Aufsuchen hatte etwas länger als gedacht gedauert, hatte ich zunächst einen ca. Mag6-Stern erwartet. Nach 3min bin ich am richtigen Fleck, dann ist das Objekt dingfest. Wow – eine tolle Farbe. Im 17er leuchtet dieser im hellen Rubinrot mit einem Hauch Richtung Pink. Mit der Pickeringschen Vergleichsperiode schätze ich die Helligkeit auf Mag 8,5. Die Abschätzung ist mit mehr Unsicherheit als sonst behaftet, ist der Farbunterschied zu Vergleichssternen doch massiv. Wirklich interessant - die Objektklasse kommt auf meine Beobachtungslisten.


    In der Nähe (knapp 1 Grad Abstand) – aber doch deutlich außerhalb des GF bei mittleren Vergrößerungen steht eine GX-Gruppe, die muss ich anfahren, auch wenn der Horizontstand mit ca. 20 Grad alles andere als Optimal ist:


    Hickson 32 – LEP – GX - (32a = PGC 16583 14m4;32 d = PGC 16584 17m3, 32c = PGC 16587 16m7,32b = PGC 16578 15m9) SQM21,06
    Ich nehme das 9er Oku (203-fach) und sehe eine kleine gebogene Kette über ein ca. 140-Grad-Kreissegment. Diese besteht aus 3 Feldsternen und 3 GX’en. Rundlich-flächig und am deutlichsten 32a steht am südlichen Ende, es folgt 32d (stellar), ein Feldstern (von mir fälschlich als GX notiert), dann 32b (merklich länglich) Auf Höhe von 32d, etwa 2/3 Bogenminute östlich ein Mini-Schemen, 32c – nur indirekt erahnbar. Keine der Fuzzeln ist größer als 0,4 Bogenminuten auf der langen Achse. Nicht wirklich einfach. Es wird hoch geschwenkt, in Gemini:


    NGC2392 – GEM - PN (0,8 * 0,8‘; mag 8,6; sbr 6,8) SQM 21,10
    Wow- richtig hell und deutlich. Den Pracht PN hatte ich schon mehrfach im Okular, Wiederholungen machen hier trotzdem spaß. Der Zentralstern ist richtig deutlich hell, der Halo im Innenbereich ein Dreieck mit nach außen gebogenen Verbindungen, dann fast gleichmäßig-flächenhell mit radialen Strukturen der Außenhalo. Der Wind verhindert den Einsatz hoher Vergrößerungen, trotz mittlerem Seeing wäre hier sonst mehr als die eingesetzten 366-fach sinnvoll möglich. Ich nehme mir Zeit für eine Skizze, die will ich bei Gelegenheit nachreichen.


    Ich schwenke halbhoch gen NW, dort steht ein weiterer, deutlich schwächerer PN


    IC289 – CAS - PN (0,6 * 06,‘; mag 12,3; sbr 12,0) SQM 21,12
    Ca. 1 Bogenminute östlich eines Mag10,5 Feldsterns ist der etwas gestauchte, blasse PN erkennbar. Mit Muße kann man Segmente eines breiten, gestauchten Rings erkennen. Nicht durchgängig, sondern mit Lücken. Auch hier wird skizziert. Knapp außerhalb auf 7h ein 15er Feldstern.


    Kurz vor dem Losfahren hatte ich mein Netbook noch 20min geladen – nicht genug wie sich nun zeigt. Der Akku geht in die Knie als ich gerade Zenitnah mit der Suche nach JnEr1 beschäftigt bin. Ohne Detailkarte habe ich keine Chance. O.k. – dann gibt es nun eben Standardobjekte.


    Gemächlich stelle ich M81 (die zarten Arme sind gut zu sehen) und M82 (immer wieder toll) ein. Das SQM (alte Version) zeigt im Zenit nunmehr 21,16 –gut!. Leider weiß ich nicht genau, wo Holmberg IX zu suchen ist. Ohne ca.-Kenntnis der Position macht ein Beobachtungsversuch keinen Sinn.


    Es fällt mit Hickson 44 noch ein, etwa auf halber Distanz zwischen Gamma und Zeta Leo. Die GX-Gruppe ist schnell eingestellt.


    Hickson 44 – LEO – GX SQM 21,16
    NGC3191 zeigt sich als rundliches Objekt mit deutlicher, heller Zentralkondensation mit relativ schneller Helligkeitsabnahme zum Halorand hin, ein Mag9,5 Feldstern ist im südlichen Randbereich eigebettet. Richtung 4h (Newton) kommt nach ca. 5’die mit ca. 2:1 Achsverhältnis merklich längliche NGC3190. Markant der längliche, helle Zentralbereich der etwas zur Hauptachse versetzt liegt. Folgt man der Richtung weiter stößt man auf NGC3185. Ich muss gestehen, das ich die 4. GX (NGC3187) glatt übersehen habe. Diese steht nur ca. 4’neben NGC3190 und bildet mit NGC3193 ein gedachtes rechtwinkliges, gleichschenkliges Dreieck.


    Schon im LEO wurde noch das Triplett, dann in Coma Berenices die Nadel (NGC4565) und die Walfisch-GX (NGC4631)in den Jaghunden bewundert. Zum Schluss noch der nur noch ca. 25 Grad hohe Jupiter eingestellt. Blickweise waren in windruhigen Momenten neben den Hauptbändern feine Nebenbänder und Wirbel zu erkennen. Das I-Tüpfelchen war Io, der just in dem Moment wie ein Pickelchen am Rand des Gasriesen zu sehen war und sich anschickte dahinter zu verschwinden.


    Die letzte SQM-Messung ergab 21,18 – gut! Ich kann nicht anders und muss noch M51/NGC5195 bewundern; richtig gut, habe ich jedoch trotzdem im gleichen Instrument noch kontrastreicher gesehen. Trotzdem ein würdevolles abschließendes Objekt.


    Ich wünsche klare Nächte


    Achim

  • Servus Achim!


    Schön das es bei dir mal wieder geklappt hat!Ich wälze mich in Geduld! Gestern hatte ich Nachtdienst...blöd!...schlechtes Timing....
    Und heute und die folgenden Tage sieht es wieder mau aus!


    Und Anne wird sich freuen! R-Lep hast du schon abgeräumt!
    Sonst eine übersichtliche, gut ausgesuchte Objektwahl.
    Schöne Beobachtungen sind dir da gelungen.


    Lg von Hajü
    http://www.astromerk.de

  • Servus Achim.


    Vielen Dank für das Einstellen von deinem interessanten Bericht und meinem Glückwunsch zum Start in die Saison 2013.


    Ich selbst beobachtete noch ausgiebig von Sonntag auf Montag, am Montag konnte ich leider nur eine kurze Zeit am Abend nutzen, denn auch bei mir stand der Nachtdienst an.


    Leider ziehen jetzt vom Westen kommend schon wieder Wolken auf...


    Viele Grüße
    Gerd

  • Hallo Achim,


    da hat Anne ja was in Gang gesetzt[:D]


    R Leporis dürfte innerhalb einer Woche zum meistbeobachteten Carbonstar Deutschlands werden. Ich hatte den gestern auch drin und der ist wirklich tiefrot. Röter als alle anderen Kohlenstoffsterne, die ich bisher beobachtet habe.


    Viele Grüße
    Reiner

  • Hi zusammen!


    Ja mei, was für eine Überraschung. Freut mich sehr, dass die C-Sterne doch so gut ankommen [:)]
    R Lep (der wohl beste Einstieg in die Objektklasse überhaupt) war gestern auch mein Opener des Abends. Hat mich allerdings etwas enttäuscht und kam mir weniger rot vor, als ich ihn in Erinnerung hatte. Die Bedingungen am Horizont waren allerdings mies... Dass da unten eine Hickson rumschwebt, wusste ich gar nicht, aber die wird wohl bis zum nächsten Winter warten müssen.


    Viele Grüße - Anne

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