So, lange genug geleimt, geschraubt und geschliffen - jetzt ist mein Reisedobson fertig:
Der Dob trägt ein 24er-Panoptic, ohne zu sinken und macht kein Stehaufmännchen, wenn man das Okular herausnimmt. Um auf die hierzu erforderliche Reibung zu kommen, habe ich die Höhenräder nicht mit Ebony belegt, sondern das Teflon läuft auf dem mit Parkettlack behandelten und sorgfältig verschliffenen Multiplex. Mit einem Rampentest habe ich einen Reibungsbeiwert vom 0.09 gemessen, im Vergleich zu 0.055 bei der Materialpaarung Teflon - Ebony.
Die Nachführung über beide Achsen ist ruckfrei und angenehm, auch das Ausschwingen geht sehr schnell.
Der Hauptspiegel hat 255 mm Durchmesser, ist aus 25 mm Borofloat und war schon im letzten Jahr fertig:
Bei der Auswertung sind bis auf Koma, Piston und Tilt alle Zernickes aktiviert. Es wurden 8 Interferogramme unter verschiedenen Einbaulagen des Spiegels aufgenommen, auf eine Lage zurückgedreht und dann gemittelt.
Als Öffnungsverhältnis habe ich 4.6 gewählt, so kann ich problemlos auf einem Hocker sitzend das Okular erreichen, wenn der Dob in den Zenit zeigt. Der Okularauszug liegt bei halb 11 Uhr, wenn man von vorn auf den Tubus schaut und sich ein Zifferblatt vorstellt - so komme ich auch bei horizontnahen Objekten sitzend gut ans Okular.
Der Fangspiegel ist aus einer der Planplatten trepaniert, die vom 18er Lowrider übrig geblieben sind.
Neben der Einblickhöhe war mir als Vorgabe wichtig, dass das Oberteil als Ganzes sicher verstaut werden kann - ich möchte nicht jedes mal zum Transport den Fangspiegel und den Okularauszug abbauen. Also musste das Oberteil komplett in die Spiegelkiste passen:
Das Bündel aus Spiegelbox, Rocker und Grundbrett wiegt mit 3 Okularen 7.9 Kilo. Bei Airlines mit 6 Kilo Handgepäcklimit kommen Rocker (1.15 Kilo), Grundbrett (0.15 Kilo) und Okulare mit ins eingecheckte Gepäck. Das zerlegbare Gestänge, die Höhenräder und der Streulichtschutz werden immer eingecheckt, die Teile ind robust.
Das Grundbrett kann zum Transport von oben in den Rocker gelegt werden, dann kommt ein Deckel drauf, die Spiegelkiste und noch ein Deckel. Das Ganze wird durch einen Spanngummi zusammengehalten, damit alles vor neugierigen Zöllnern schnell aufgemacht werden kann.
Damit dem Spiegel nichts passiert, hat die Spiegelkiste an 4 Seiten Anschlagpuffer. Auf den Deckel über dem Spiegel sind kurze "Viertelleisten" aufgeleimt, die auf die Fase drücken und den Spiegel axial fixieren (auf dem folgenden Bild zu sehen bei 1/2 5 und 1/2 8 Uhr). Dieser Deckel wird von 4 drehbaren Hebeln gehalten.
Die Spiegelzelle wurde mit PLOP-berechnet und ist als Ganzes mit zwei Rändelmuttern von oben justierbar, während man beobachtet - so kann man sich das Beugungsbild eines Sterns bei der Justage angucken. Seitlich ruht der Spiegel auf 2 Punkten (ballig gedrehten Nylonschrauben, die genau unter der Schwerelinie liegen), das scheint bei der Spiegelgröße und -dicke kein Probem zu sein. Ich habe beim Sterntest keinen Asti gesehen.
Damit das Handbepäck beim Transport besser geschützt ist und mehr wie ein Koffer aussieht, wird es mit Gurten und einer Isomatte verpackt:
Hier noch ein paar Angaben zum verwendeten Material:
Spiegelkiste, Vorder- und Rückseite der Rockerbox: Multiplex 9 mm
Boden und Seiten der Rockerbox: Multiplex 12 mm
Höhenräder: Multiplex 15 mm
Grundbrett: Multiplex 6.5 mm
alle Deckel: Pappelsperrholz 3mm
Stangen: Alu 12 mm Außendurchmesser, 1 mm Wandstärke (teilbar)
Monoring: 15 mm x 15 mm, 1 mm Wandstärke
Spiegelzelle: 20 mm x 10 mm / 10 mm x 10 mm
Die Multiplexplatten sind mit Lamello-Dübeln und waserfestem PUR-Leim verbunden, die Oberflächen sind je 3 mal verschliffen und mit Parkettlack behandelt.
Sicher kann man das alles noch leichter bauen - mein Ziel war jedoch kein Gewichtsrekord, sondern ich wollte ein Fernrohr, das mit oder ohne Okular stehen bleibt und sich nicht beim ersten Windstoß dreht.
Bedanken möchte ich mich bei allen, die Ideen von sich in diesem Fernrohr wiederfinden sowie bei Stathis für's Material.
So, Namibia kann kommen! Fährt da demnächst jemand von Euch hin, dem man sich anschließen kann?
Viele Grüße
Norbert