Hilfsmittel für Beobachtungen in der Stadt

  • Ich beobachte hauptsächlich visuell Veränderliche. Für diesen Zweck sind nachfolgend beschriebene Instrumente bei den gegebenen Umständen wirksam einsetzbar.
    In Altenburg beobachte ich meistens vom Dachgeschoss eines Plattenbaus aus mit einem 4"-Kugeldobson (Astroscan 2001), den ich auf die Fensterbank stelle und mit einer Leine am Tragegurt sichere. Die Methode hat den Vorteil, dass ich schnell auf Wolkenlücken reagieren kann. Außerdem ist es so bequem, dass ich auch am Morgenhimmel beobachte. So lassen sich Lichtkurven auch in solch trüben Zeiten gewinnen, wie sie nun seit Mitte Dezember andauern. Zum Zenit und nach den Seiten (ungefähr Osten und Westen) gibt es dabei tote Winkel. Damit lässt sich leben, denn notfalls kann ich einen längeren Dobson nehmen und an ein nahegelegenes Feld gehen.


    Seit wenigen Jahren übernachte ich häufig in Leipzig. Als Nicht-Autofahrer habe ich dort keine Chance, der Stadt zu entkommen. Auf dem Hinterhof läßt es sich gut im zenitnahen Bereich beobachten. Der Horizont ist bescheiden. Bessser ist es an den Dachfenstern, die nach Westen, Norden und Osten zeigen.


    Meistgenutztes Instrument ist ein Skywatcher 130/650. Vom Okularauszug abgesehen ist dieses Billigteil ein ordentliches Gerät. Zum Beobachten stelle ich es auf einen stabilen Barhocker und komme nah an den Horizont.



    Mit der vorhandenen Gegenlichtblende ist es in der Stadt nicht zu gebrauchen. Seitliche Leuchtstreifen aus Scheinwerfern von Blechlemmingen, ein als Deckenleuchte genutzter Baustellenscheinwerfer, nach oben gerichtete Parkplatzscheinwerfer und anderer Unfug erfordern die zu sehende Manschette aus schwarzem Karton.



    Hier ist die Manschette zu sehen. Mit zwei Klettbändern (rechts) ist sie in Sekundenschnelle angebracht. Mit dem Bindfaden, der auf dem ersten Bild zu sehen ist, hatte ich die Manschette zugebunden, bevor ich die Klettbänder angeklebt hatte.
    Das Material ist vom Reflexionsverhalten her nicht ideal, aber es ist ausreichend.
    Der seitliche Schwenkbereich ist begrenzt, was besonders auffällt, wenn ich nach Süden beobachten möchte, wohin kein Fenster zeigt.



    Kürzlich kam ich billig an einen Orion 113/450. Mit diesem kurzen Gerät kann man zur Seite, parallel zum Dach beoachten. Das Rohr kann leicht in den Schelle gedreht werden, wodurch das Okular in jede Position gebracht werden kann. Fast wie bei einem Kugeldobson.



    Für solche Beobachtungen habe ich einen Einhängetisch gebaut. Dazu habe ich zwei 15 mm dicke, quadratische Platten aus Birke Multiplex mit 40 cm Seitenlänge mit Metallwinkeln zusammengeschraubt.





    Wird mehr Öffnung gebraucht, ist noch ein 8" Hofheim-Dobson da. Auch dieser ist stadtgerecht vermummt und hat eine zusätzliche Gegenlichtblende aus Velourpappe, die einfach mit zwei Wäscheklammern am Hut befestigt wird.
    Wird der Einhängetisch an einem Hocker gelehnt, kommt die Rockerbox höher und das Beobachten wird bequemer. Das der Einhängetisch hier passt, war nicht beabsichtigt und hat sich nur durch Zufall herausgestellt.


    Ausströmende Warmluft verschlechtert vor allem im Winter das Seeing. Die dadurch entstehenden Beeinträchtigungen sind bei der visuellen Veränderlichenbeobachtung meistens hinnehmbar.

  • Moin Frank
    Deinen Ansatz finde ich als bekennder Balkonaut echt prima. Das beste Fernrohr ist immer, welches man am meisten benutzt. Wenn die Bedingungen auch wenig optimal sein mögen, Du kannst jede Wolkenlücke nutzen. Kreatives Basteln hilft hier auch. Werde mal einige Deiner Bilder bei passender Gelegenheit im Anfaengerworkshop zeigen.


    Das größte Problem ist der im Bild erkennbare Heizkörper. Ist denn dieser Dachraum meistens tagsüber beheizt?


    Hartwig

  • Der Westraum, in dem ich die Bilder gemacht habe, ist meistens kühl (Heizung auf 2) und der Raum ist ziemlich klein. Da geht der Ausgleich schnell und nach Beobachtungsende ist die gewöhnliche Zimmertemperatur schnell wieder erreicht. An den anderen Fenstern ist es schwieriger. Die sind in der Stube. Planetenbeobachtungen im Winter wären da nicht so der Hit. Für die Veränderlichen reicht es meistens, wenn ich unmittelbar vor der Beobachtung die Heizung abdrehe.

  • Hallo Frank,


    bis zu meinem Umzug vor 1.5 Jahren hatte ich auch eine solche Dachfenstersternwarte (FUSEL-Observatorium) mit einem Meade ETX-70 und einem Lomo/Wirth-Refraktor 80/480mm auf einer Vixen Porta-Montierung. Für die Teleskope hatte ich mir auch aus Holz eine Teleskophalterung gebaut. Ich habe allerdings durch die (zuvor geputzten) Scheiben der Dachfenster beobachtet, die waren von erstaunlich guter Qualität, nur ein ganz leichter Astigmatismus war vorhanden, der aber nicht wirklich störte. Der kleine Ort Furtwangen im südl. Hochschwarzwald hat auch einen ganz passablen Himmel, im Gegensatz zur Großstadt. Aber sobald man die Fenster öffnete war es aus, die totale Seeing-Katastrophe trat ein, mit oder ohne Heizung.


    Ich vermisse mein Schnapsideen-Observatorium irgendwie - beobachten bei -20C im Schlafanzug! Innerhalb von 12 Sekunden einsatzklar![8D]



    Grüße und viel Spaß, Gerd


    PS: Kennst Du das Balkonsternwartennetzwerk mit Forum?
    http://www.balkonsternwarten-n…k.de/index.php?page=Index

    Es schaute mich an - und ich schaute Es an.
    Und errötend wich Es zurück - das Universum.


    Bresser 102/460 | Tasco 76/1200 | Tasco 60/1200 | Tasco 60/900 | Tasco 60/700 | Tasco 50/600 | Minolta Bino 10x42 | Kasai s'Gucki 2.3x40

  • Hallo ihr zwei,
    sehr interessante Aufbauten. Sicher nicht ideal,aber unglaublich hoher Komfort. Gerade wenn man zusätzlich noch Eines fürs Feld hat. Sollte ich mal die Möglichkeiten dazu haben, werde ich die Impressionen aufnehmen und mir auch sowas bauen.


    Grüße Stefan

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