Ein Weltraumteleskop für Amateure?

  • Hallo Astrofreunde!


    Zunächst, ich habe mich neu in diesem Forum angemeldet, um mit am Weltraum interessierten Menschen Kontakt aufnehmen zu können. Dahinter steckt eine ernstzunehmende Bitte, welche ich im Folgenden erläutern möchte:


    Die Firma Astrium, eine Tochter der EADS (European Aeronautic Defence and Space Company), untersucht in einer Studie die Möglichkeit, interessierten Menschen, also Amateur-Astronomen etc., eine kostengünstige Nutzung eines kleinen Weltraumteleskops zu bieten. Der ausdrückliche Wunsch von Astrium ist (neben dem Geld verdienen natürlich [;)]), der gesamten interessierten Menschheit einen kostengünstigen Zugang zum Weltraum zu ermöglichen, um darüber auch das Bewusstsein für unsere Welt zu schärfen und das Interesse an Wissenschaft und Forschung zu fördern und auszuweiten. Wie die Nutzung aussehen soll, wird zur Zeit noch definiert. Man kann sich aber folgende Szenarien vorstellen:

    A) Für wenig Geld können bereits gemachte Fotos/Videos gekauft werden.

    B) Für, im Vergleich zu A, etwas mehr Geld werden Bilder/Videos im Auftrag gemacht. Wenn man also eine bestimmte Himmelsregion oder ein bestimmtes Objekt abgelichtet haben möchte, diese Aufnahme aber noch nicht verfügbar ist.

    C) Für, im Vergleich zu B, noch mehr Geld ist eine Live-Schaltung/Beobachtung denkbar.

    Wir sind nun gerade am Anfang dieser Studie und benötigen eine Vorstellung darüber, wie groß das Interesse an solch einer Möglichkeit des Zugangs zum Weltraum für Amateure ist und wieviel diese wohl bereit sind, für die Optionen A, B und C zu bezahlen. Welche Anforderungen und Bedürfnisse an solch ein Projekt bzw. an die Nutzung des Teleskops hätten die Amateure? Dafür benötige ich Eure Unterstützung und auch die von vielen anderen interessierten Sternfreunden. Dafür wäre ich sehr dankbar und, wenn es sich denn als machbar herausstelllen sollte, die Amateure dieser Welt könnten in naher Zukunft über ein eigenes Weltraumteleskop verfügen.


    Vielen, herzlichen Dank im Voraus für Eure Unterstützung,

    Thorge von Ostrowski

  • Hallo Herr Ostrowski,


    ich denke nicht, das sich hier viele Interessenten im Amateurebereich finden werden.


    a) es gibt wohl kaum eine Region oder ein Objekt, das nicht im Fundus von Hubble und Co. als Bild frei (und kostenfrei) zugänglich wäre.


    b) liegt der Reiz für den angagierten Amateure ja darin seine Bilder mit eigener Ausrüstung selbst zu machen


    c) für diejenigen die bessere Teleskope und bessere Himmelsqualität wollen gibt es jetzt bereits Remotesternwarten- und deren Bilder sind zwar schön, sind in meinen Augen aber weniger wert als die mit b gemachten


    Gruß und trotzdem gutes Gelingen


    Stefan

  • Hallo Thorge,


    ist für den semi-professionellen Amateur unter bestimmten Umständen sicher interessant.
    Option A, wenn er eigene Publikationen mit entsprechenden Bildern anreichern will. Hierzu müßten dann die Urheberrechte entsprechend ausgestaltet sein. Puplizierende Amateure sind aber rar.
    Auch die Optionen b und c sind eigentlich nur für den wissenschaftlich engagierten und mit den entsprechenden finanziellen Mitteln ausgestatendem Amateur interessant. Auch diese Personengruppe ist ziemlich rar.
    Die große Masse der Amatuerastronomen erfreuen sich an der der Schönheit des Himmels und möchten ihre Bilder mit ihrer eigenen Ausrüstung machen. Die eigene Ausrüstung immer weiter ausreizen.


    Trotzdem könnte es für so einen oder mehreren Weltraumteleskope einen Markt geben, wenn man die Käufergruppe entsprechend erweitert. Könnte mir vorstellen, dass sowas aus Lehrzwecken bei Universitäten ("aus der 2. und 3. Astronomischen Reihe") durchaus interessant sein kann. Auch größere Vereine und Volkssternwarten könnten hier Interesse zeigen, wenn der Zugang zu Teleskopzeit relativ einfach und unbürokratisch abläuft.


    Bin mal gespannt, ob man hierzu nochmal etwas liest.

  • Die Frage ist zunächst einmal, welche Größenordnungen in Frage kommen. Weiter spielt auch die Art des Teleskops eine Rolle - soll es hochauflösend a la Hubble sein? Oder eher Weitfeld a la Vista? Entscheidend für einen Erfolg wäre wohl in erster Linie ein Instrument, welches - wie auch immer - Beobachtungen zulässt, die vom Erdboden garnicht möglich sind und die nicht durch andere Weltraumteleskope abgedeckt werden.


    Für mein Dafürhalten wäre b) die interessanteste Alternative, hinsichtlich der Kosten habe ich aber keine Vorstellung. Vermutlich würde man mit 100€ / h Belichtungszeit nicht weit kommen, um mal eine Zahl zu nennen. Selbst wenn das Instrument rund um die Uhr in der Nutzung ist, käme man damit nicht sehr weit. Wenn die Daten dann beim Auftraggeber blieben, wäre das aber schon interessant.

  • Hallo Thorge,


    Für A) denke ich, ist man nicht bereit grossartig was zu bezahlen.


    B) könnte im Wissenschaftlichen Bereich von Intresse sein. Aber wieviel kostet so ein Projekt? 100mio Dollar auf 10 Jahre gerechnet ergiebt grob einen Stundenpreis von 1200 Dollar


    C) Wohl nur bei besonderen Ereignissen oder für besonders betuchte Leute


    Gruss
    Jürg

  • Moinsen,


    ich denke, da kommen noch andere Aspekte hinzu. Rund um das HST gibt es ja ein Institut, dass die Zugänge regelt, Beobachtungspläne erstellt (auch das HST kann nicht 24 Stunden am Tag ins All schauen, ohne beim Schwenken der Sonne nah zu kommen) und hinterher die Veröffentlichung der Bilder vornimmt. Diese Arbeit ohne Entgelt in der Freizeit zu machen, da wird man niemand finden, der sich das antut. Und die Kosten für einen laufenden Institutsbetrieb sind auch nicht ohne.


    Man hat also neben den Kosten für die Entwicklung auch die des Starts und des laufenden Betriebs zu berücksichtigen. Die sind von Amateuren und ein paar Instituten allein nicht zu tragen. Und wo soll das Teleskop im Erdorbit stationiert werden? Da müsste dann ein Lageregelungszentrum wie das DLR ran (was es nicht umsonst machen würde).


    Nimmt man wegen der Kosten eher eine kleinere Rakete, muss das Teleskop ab und an angehoben werden, wenn sich die Ionosphäre wegen stärkerer Sonnenaktivität - die wir im Moment nicht haben - ausdehnt und das Teleskop abbremst (musste man bei HST auch schon, dafür hatte man bisher ein Shuttle, jetzt aber nichts mehr). Je niedriger die Umlaufbahn, desto geringer ist auch die Lebensdauer des Teleskops. Auch ein Start mit einer ARIANE 5 dürfte nicht aus der Portokasse zu bezahlen sein. Es sind vor allem die laufenden und die zu erwartenden Kosten, die Probleme machen.


    Es ist eine nette Idee, aber sie wird m.E. wegen des für Amateure zu hohen finanziellen Aufwands kaum zu realisieren sein.


    Viele Grüße

  • Dieses Projekt ist nicht mit demjenigen identisch, das gestern in Bochum präsentiert wurde, oder? Aber wenn nahezu dieselbe verrückte Idee im selben Monat(!) von zwei verschiedenen Initiativen in die Runde geworfen wird, dann ist ihre Zeit - nach zwei amerikanischen Fehlstarts um 1980 und 2000 - vielleicht tatsächlich allmählich gekommen ...

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