Welche CCD Kamera?

  • Hallo in die Runde,


    nachdem ich mich mit meiner DSLR ausgetobt habe, wird der Wunsch nach mehr Lichtsammelvermögen und weniger Rauschen größer. Bin also am überlegen ob ich nicht ins CCD-Lager wechsle.


    Also erst einmal mein derzeitiges Setup:


    Monti: CGEM
    Teleskop: 200 f/5 Newton
    Guider: MGEN
    Guidrohr: 80/400 Skywatcher
    Camera: Canon 550DA
    Strom: 17AH Powerpack
    Transport: habe keine Möglichkeit am Haus, es muss alles in das Auto.
    Filter: 2-Zollvarianten


    Stand der Dinge:
    - 80Ah Powerpack als Selbstbau in Planung (mein kaufgerät gibt eh langsam den Geist auf)
    - Bin am überlegen bei der CCD-Fotographie mit Kurzzeitbelichtungen zu arbeiten
    - bevorzugte Ziele: DEEP SKY
    - der Rest ist im "Entscheidungfindungsprozess"


    Systemwahl:
    Variante 1: Farb-CCD - im Moment favorisiert
    Variante 2: SW-CCD + Farbe aus DSLR-Aufnahmen
    Variante 3: CCD mit Filterrad


    Fragen: Das eine Farb-CCD nicht der Weißheit letzte Schluss ist weiß ich. Jedoch will ich den Zeitaufwand, der durch den Systemwechsel entsteht minimieren.


    Kurz:
    - welche Erfahrungen habt Ihr mit Farb-CCDs gemacht?
    - ist der Qualitätsgewinn einer SW-kamera den Aufwand wert?
    - ist eine vernünftige Kurzzeitbelichtung mit einer FarbCCD möglich (im Stil von Mr. 30sec) [;)]
    - Gibt es bei FarbCCDs Vorteile/ Nachteile was Filter angeht OIII/ UHC/ usw...
    - Kann ich meinen bisherigen Filter noch verwenden (2-Zollvarianten)
    - Wie ist die Farbtreue? - falls man das so pauschal sagen kann


    Zur Variante 2+3:
    ist die Kombination der Bilder ein großer Mehraufwand?


    Generell:
    Worauf muss ich achten? Was habe ich vergessen? (ich weiß - dumme Frage)[:D]


    Welche Kamera in welcher Chipgröße emphielt Ihr?


    Gruß


    Stefan

  • Hallo Stefan -
    Du hast Dir ja schon einige Gedanken gemacht, die die Beantwortung Deiner Fragen ja schon fast ergeben. Mein erster Gedanke war: wtf? Warum will da jemand mit vollkommen DS-tauglicher Ausrüstung sein Equipment komplett über den Haufen werfen? Erst beim Weiterlesen wurde das dann klar [;)]


    Ich kann Dir nun nicht sagen, welches die ultimative Kamera ist, schon allein, weil es selbige nicht gibt. Auch im DeepSky Bereich gibt es für unterschiedliche Objekte unterschiedliche optimale Kameras. Da wäre zunächst zu klären, wieviel Geld Du ausgeben kannst und willst. (Mein Favorit wäre unabhängig von allem anderen die Moravian G3 6303 mit Filterrad, logischerweise _nicht_ hier erhältlich)
    Mit 200mm f/5 und Komakorrektor sollte eine ALCCD 10 als OneShotColor Kamera ganz gute Dienste leisten, was aber, wie geschrieben etwas von den speziellen Objekten der Begierde abhängt.

  • Hallo Ullrich,


    zwei Beispiele von denen ich mehr Details rauskitzeln möchte sind der z. B. Adlernebel und generell Galaxien. Vor allem bei letzterem möchte ich mehr Details auf meinen Fotos wiederfinden. Als Budget hatte ich 2000€ im Auge, jedoch scheint das schon zu niedrieg.


    Was mich noch interessiert ist die Kombi DSLR und SW-CCD. Habe in einem anderen Thema gelesen, dass was SW und Farbe angeht der Zeitaufwand annähernd gleich ist - man dafür bei der SW mehr Kontrast aufgrund der kürzeren Belichtungszeit rausholt (fehlende Bayermatrix).



    Gruß


    Stefan

  • Galaxien, insbesondere schwächere, kleinere oder auch besonders Zwerggalaxien benötigen fast zwangsweise eine SW-CCD mit hoher QE, geringem Ausleserauschen und nicht zu kleinen Pixeln. Wünschenswert ist auch, daß das Setup Einzelbelichtungen von 10min und mehr zulässt. Denn der Zeitaufwand steigt mit der Wurzel der Anzahl der Aufnahmen (ohne Auslesezeit).


    Vorteil einer SW-CCD ist die uneingeschränkte Eignung auch für Schmalbandaufnahmen. Ein Beispiel: h-alpha - da würde nur 1/4 der Pixel ein brauchbares Signal abgeben, was in einer um den Faktor 4 reduzierten Empfindlichkeit resultiert. Deshalb wäre die Kombination SW-CCD + Farbe aus DSLR garnicht so schlecht.


    Farbtreue ist egal, weil es keine kalibrierten Farben bei Astroaufnahmen gibt ;o)


    Was generell zu beachten ist: Das Verhältnis zwischen Full-Well-Capacity und Ausleserauschen sollte möglichst groß sein, denn das ist das direkte Maß für die Dynamik, die noch darstellbar ist.


    In Dein Budget würde aber beispielsweise eine Atik 383L passen. Etwas teurer, aber nicht schlechter: Eine Moravian G2 8300 oder eine ALCCD 9.
    Bei der Atik wäre hervorzuheben, daß sie auch 3x3 Binning ermöglicht, was bei h-alpha ein noch brauchbarer Kompromiss zwischen Empfindlichkeit auf der Habenseite und Auflösung auf der Sollseite darstellt.

  • Hallo Stefan,


    ich würde mich Ullrich anschließen. Mit der FarbCCD hast Du "nur" das niedrigere Dunkelrauschen, und geringfügig weniger Probleme mit der Dynamik (bzw. dem ISO Gefummel). Das reine Ausleserauschen selbst ist bei deiner Canon unter Umständen sogar schon kleiner als bei mancher Astrocam, was gerade bei der 30sek Methode eine Rolle spielt. Da Du schon eine der besseren DSLRs hast(ich nehme an ohne Verstärkerglühen), wird der Sprung zur Farbastrocam wahrscheinlich verhalten ausfallen, zumindest in der kälteren Jahreshälfte, wo auch die DSLR schon einen recht niedrigen Dunkelstrom hat.
    Auch sonst gilt: je schlechter der Himmel und/oder je heller die Objekte, desto geringer der Unterschied DSLR / Farbastrocam.Mit der sw-CCD erweiterst Du jedenfalls die Möglichkeiten.


    Zu guter letzt: nicht vergessen, dass man Geld auch in Öffnung /Optik investieren kann. Da ist der Zeitgewinn zumindest bei der Aufnahme leichter abzuschätzen.

  • Hallo Stefan,


    was für eine Kamera man wählt, hängt natürlich von einigen Dingen ab: Was will ich machen, wieviel Geld will oder kann ich investieren, um nur wohl die wichtigsten zu nennen.


    Das musst du natürlich selber klären.[;)]


    Ich kann dir von meiner Erfahrung mit einer ALCCD8L (Farb-CCD) im Vergleich zu einer DSLR (Canon 1000Da) berichten.


    Vor dem Kauf hatte ich noch ein wenig gezweifelt, ob der "Sprung" überhaupt wahrnehmbar wäre.


    Allerdings ist der Sprung gar nicht so klein, wie ich vorher -z.T. auch durch einige Berichte in den Foren- vermutet hatte.


    Unterschied 1:


    Durch die 16 bit Dynamik sind die Aufnahmen vor allem in Verbindung mit dem deutlich geringeren Farbrauschen (Kühlung) viel besser zu bearbeiten. Man kann agressiver an die Bearbeitung herangehen, um schwache Details nahe am Hintergrundrauschen sichtbar zu machen.


    Unterschied 2:


    Die Grenzgröße steigt um mindestens 1 mag, was sich natürlich deutlich in der Reichweite bemerkbar macht.


    Für mich sind die Unterschiede gleich Vorteile im Vergleich zur DSLR.


    Die Kamera wird auf ca. -30°C gekühlt, da kommt auch ein durchschnittlicher Winterabend lange nicht mit. Gerade auch jetzt bei den milden Temperaturen nachts kann man relativ rauschfrei fotografieren.


    Da ich keine schmalbandigen Aufnahmen machen möchte, ist zumindest für mich die Kamera ein guter Kauf gewesen, meine Zweifel sehe ich als nicht eingetroffen an.


    Gute Farbtiefe, gute Reichweite, geringeres rauschen und keine Belichtungsmarathons, meistens alles in einer Nacht zu erledigen.


    Für jemanden, der gefilterte Aufnahmen machen möchte, ist die Kamera allerdings wenig empfehlenswert.

  • Erstmal danke für Eure Antworten.


    Entscheiden kann ich mich noch nicht. Habe am WE versucht den Irisnebel und die Andromeda Galaxie mit meiner DSLR abzulichten. Der Irisnebel ist so verrauscht, dass die 2,5h Belichtungszeit in die Tonne wandern. Die Andromeda ist nur 2h Belichtet mit angehangenem Ergebnis (ohne irgendwelche Filter).



    Bevor ich jetzt 2500 Euronen ausgebe... kann ich, was mein Hauptziel (schwächere Galaxien) angeht, noch was mit einem HAlpha Filter reißen? Einen IDAS LP2 habe ich schon (leider bei Galaxien nicht der durchbruch)


    Ich weiß, es gibt keine eindeutige Antwort darauf. Was ist Eure Meinung?


    Persönlich glaube ich, Dunkle Wolken wie z. B. beim Irisnebel werde ich wohl mit der DSLR nur schwer abbilden können. Ansonsten werde ich wohl erstmal versuchen die DSLR mittels Filtern auszureizen und für die CCD ein Sparschwein aufstellen.


    Gruß


    Stefan

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">kann ich, was mein Hauptziel (schwächere Galaxien) angeht, noch was mit einem HAlpha Filter reißen?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Klare Antwort: Nein. Denn Galaxien senden ja nicht hauptsächlich H-alpha Licht aus, sondern ein mehr oder weniger thermisches Kontinuum.


    Aber wie Ralf schon richtig festgestellt hat, sprechen viele Argumente für eine CCD-Kamera. Und Schmalbandaufnahmen sind ja nicht vollkommen ausgeschlossen mit der Farb-CCD. Man muß nur in dem Fall ein Vielfaches an Belichtungszeit investieren....

  • Hallo Stefan,


    ich habe das gleiche Aufnahmeinstrument wie du. Als Kamera verwende ich die EOS 300Da und habe vorgestern den Irisnebel auch fotografiert.


    Dabei ist folgendes Ergebnis rausgekommen:



    23x5min ISO 1600. Ich überlege auch schon seit langem eine bessere Kamera zu kaufen, komme jedoch immer wieder auf neue Tricks und Möglichkeiten, die diese Entscheidung aufschieben. Als letzte Neuerung habe ich zum ersten mal Flats benutzt und bin erstaunt, wie weit man auf einmal die Regler aufdrehen kann.


    Aber vielleicht sind deine Ambitionen auch größer als meine.


    Lass uns wissen, wenn du was neues probierst!


    Viele Grüße
    Michael

  • (==&gt;)Ralf,


    ich habe mir auch die ALLCCD8L zugelegt, konnte sie aber bis jetzt nut 2x einsetzten. Habe da mal zwei Fragen: Ist es sinnvoll auch mit einem IDAS LP2 an der Kamera zu arbeiten? Und die zweite Frage: Wie sind Deine Einstellungen bei Gauin und Offset?


    Gruß Rolande

  • Hallo Stefan,


    ich stand vor kurzem vor den selben Fragen wie Du. Also eines Einmal vorweg. Keine DSLR der Welt kann mit einer CCD mithalten (Kühlung, OneShotAbility, usw.). Ferner solltest Du bei der Auswahl nicht vergessen, dass gute Farb CCDs auch S/W können. Manchmal zu lasten der Auflösung und manchmal sogar mit gleicher Auflösung. D.h. wenn Du viel Zeit hast, kannst Du Dich mit Filtern spielen (Königsweg sind die Hubble Filter Oiii, H-Alpha und SII), ansonsten schießt Du einfach 2 Stunden mit kamerainternen Farbfiltern an den Himmel.


    Wichtig sind dabei (neben dem lästigen perfekten Ausrichten des Teleskops und dem guten Equippment) drei Dinge: Das Programm (ich verwende Maxim DL, ist zwar teuer, aber mehr als genial für Guiding, Darks, Flats, Stacking, Filterrad usw.), das Binning und der Chip. Ich verwende einen KAF 8300, weil er so ziemlich das Optimum zwischen Chip und Pixelgröße hat. Größer ist hier nicht unbedingt besser.


    Somit sind Deine heißen Kandiaten:
    SBIG ST-8300
    Atik 383LC
    Astrolumina ALccd9c
    Orion Parsec 8300C
    Starlight Xpress SXVR-H9C (Sony Chip)


    Ich verwende die Parsec. Funktioniert top, auch wenn sie nur 2x2 binning hat und das nicht in Farbe konvertieren kann. Das hängt von Deinem Rohr ab, wie sehr Du dies benötigst.


    lg

  • Also, nach langem Überlegen habe ich mir die ALCCD8L bestellt. Richtige Pixelgröße, großer Chip, Hohe Rotempfindlichkeit und halt dann doch die Zeitersparnis zur SW-Fotografie. Jetzt erst mal wieder einarbeiten Powerpack aufrüsten und los geht es. (Hoffentlich ohne Frust)


    (==&gt;) Clavius: Wie stackst und bearbeitets Du denn? Würde gerne beim DSS bleiben (Aufhellung in Fitswork/ Feinschliff in PSE).



    Gruß

  • Hallo Starshine!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Also eines Einmal vorweg. Keine DSLR der Welt kann mit einer CCD mithalten (Kühlung, OneShotAbility, usw.).<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Gewagte Aussage.[;)]


    Wenns eine S/W-CCD ist hast du Recht!


    Wenn´s eine RGB-CCD ist wäre ich da nicht so sicher.
    Aber der Vorteil einer DSLR vs. Astro-Farbcam ist da die Kühlung wie bei allen Astrocam´s
    Unterschätze nicht die Digic-Technik!
    Diese mit zusätzlicher Kühlung gepaart kommt der Qualität einer Farb-Astro-CCD gleich.
    Es gibt auch DSLR-CMOS-Chips, die in Astro-Cams verbaut sind und nur gekühlt den Vorteil
    bringen.."Rauschunterdrückung", was da der und nur der einzigste Vorteil ist uncl. der evtl. 16 bit.


    Bei Halphaaufnahmen per DSLR und anschließender Rotkanalextraktion mit bsp. Nebulosity
    wird ein minimal kleiner Unterschied zu verzeichnen sein, der auch nur unter guten
    Himmelsbedingungen zu sehen sein wird.


    Bei unseren naja durchschnittlichen Himmelsbedingungen sieht man da keinen Unterschied.


    CS


    M.f.G.
    Thomas

  • Hi, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ferner solltest Du bei der Auswahl nicht vergessen, dass gute Farb CCDs auch S/W können. Manchmal zu lasten der Auflösung und manchmal sogar mit gleicher Auflösung<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Klar kann man mit einer Farb-CCD auch SW Aufnahmen machen- aber nicht mit gleicher Auflösung. Die auf dem Chip aufgebrachte Bayermatrix nutzt für 4 Pixel für die farbige Bildgewinnung. Und diese Pixelmatrix wird immer so ausgelesen- auch wenn du SW aufnimmst bzw. das Ergebnis nur ins SW auswertest. Damit fehlt dir Faktor 4 in der Auflösung.


    Gruß
    Stefan

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