Hallo Freunde,
es hat endlich mal wieder geklappt: Spechteln im Hinterland der Costa Blanca. [8D]
Datum: 12 Juni auf 13. Juni 2012
Ort: Hochtal bei Confrides 38°41'02.15" N 0°17'33.23" W
Höhe 950m, Temperatur 20°, nach Mitternacht 17°, kaum Wind
SQM bester Wert nach Mitternacht 21,25, seeing geht so mit etwa 1,5".
Weiße Nächte sind an der Costa Blanca kein Thema... man beobachtet locker 5 Stunden lang.
Der 20 Zöller war kurz nach Sonnenuntergang schnell aufgebaut und justiert.
Ich hatte meine neue Canon D5 dabei und machte einige Fotos, um die Stimmung einzufangen.
Bis zur richtigen Dunkelheit konnte ich auf die Schnelle einige Dutzend Objekte anfahren, um mein Hirn-Goto zu testen.
Das klappte sehr gut, weil das alles die üblichen Wunderkerzen waren.
Erstes Objekt M 57. Der Ringnebel ist ja so hell, dass er noch in der Dämmerung zu sehen ist.
Dann eine Reihe von Kugelhaufen: M13, NGC 6222, M56, M92, M3 mit NGC 5466, M53 mit NGC 5053.
Dann wieder M57, diesmal schon mit dem 13m bis 15m Sternengewimmel rundherum, leider ohne Zentralstern.
Dann gingen schon die ersten Galaxien im untergehenden Löwen:
M95, M96 und M 105, dann das Leo-Triplett M65, M66 und NGC 3593.
Dann einmal zum Skorpion: M4 und einige andere Objekte folgten. Allen voran der Bug-Nebel in der Nähe der Schwanzspitze,
den man vortrefflich auf der Südhalbkugen sehen kann.
Ein Schwenk auf den Einstieg in den Virgohaufen zeigte, dass es dunkel genug für das Kampfspechteln war.
Ich hatte mir vorgenommen, den Virgohaufen bis zum Mondaufgang komplett zu schaffen!
Also nicht einfach nur herumzuschwenken und abzuscannen, sondern auch zu identifizieren.
Das hatte ich mir schon so oft vorgenommen, aber nie gemacht.
Zum Aufsuchen verwendet man ein Okular mit großem Gesichtsfeld wie das 26er Nagler, für Details ja nach seeing das 9mm Nagler.
Man startet, eine gute Sternkarte auf den Knien, natürlich im Sitzen, genau zwischen Denebola und Vindemiatrix mit der
Gruppe um M84, M86, der lang gestreckten NGC 4438 und der restlichen Galaxien von Markarians Chain.
Mit dem 26er Nagler kann man um M86 herum 8 Galaxien im Gesichtsfeld zählen.
Wenn man von Markarians Chain über die zwei Funzelchen NGC 4459 und 4474 schwenkt folgt M88.
Sie ist recht hell, groß und länglich mit hellem Zentrum und angedeuteten Spiralarmen.
Etwa 1° westlich findet man die wunderschöne Balkenspirale M91.
Mit 20 Zoll kann man den Balken gut erkennen und die angesetzten Spiralarme indirekt sehen.
Im Gesichtsfeld des 26er Nagler sieht man auch noch die schwache, runde NGC 4571, neben dran ein etwas störender Stern.
1 1/2 Grad nach Süden geschwenkt findet man die schöne, längliche M90, die mit etwas Geduld angedeutete Spiralarme zeigt.
Von dort ein Gesichtsfeld südlich steht die kugelrunde und recht helle M89.
Im Gesichtsfeld befinden sich noch zwei schwache Galaxien: NGC 4550 und 4551.
Sie stehen dicht zusammen und eine erscheint etwas länglich.
Ein Grad westlich und schnell zu finden ist M87.
In dieser großen elliptischen Galaxis kann man bei sehr guten Bedingungen den Jet sehen…
heute aber nicht. Dafür direkt westlich neben dran die kleinen NGC4478.
Ein 1°- Schwenk nach Nordwesten und man ist zurück am Startpunkt bei M86.
Jetzt gehen wir weiter südöstlich via M87 zu M58, M59 und M60.
M58 liegt knapp 2° entfernt. Sie ist eine helle Balkenspirale mit deutlich sichtbaren Spiralarmen.
Im Gesichtsfeld sieht man auch noch die siamesischen Zwillinge NGC 4567/4568, die allerdings nicht sehr hell sind.
Dazwischen befindet sich auch noch die etwas schwächere NGC 4564.
Ein Grad von M58 entfernt steht gleich hell und gleich groß M59, eine elliptische Galaxie.
Ein knappes halbes Grad nordöstlich findet man die helle, runde M60, mit der Begleitgalaxie NGC4647.
Mit im Gesichtsfeld steht unscheinbar NGC4638. Südlichöstlich davon, klein und schwach, NGC4660.
Etwas mehr als 2° nordöstlich von M60 findet man die lang gestreckte NGC4762 und daneben NGC4754,
beide schön im 9mm Nagler-Gesichtsfeld. Ein sehr schöner Anblick!
Zurück zum Startpunkt M86.
Nun geht es 2° weiter in Richtung Nordwest: Hier steht M99, eine wunderschöne Spirale.
Im 26er Gesichtsfeld kaum zu erkennen steht das Duo NGC4298 und 4302.
Beide sind bei höherer Vergrößerung (222x) mit dem 9mm Nagler dann doch deutlich zu sehen.
Die runde NGC4262 ist ebenfalls im Feld, aber auch etwas schwächlich.
Ein Grad westlich, über einen hellen Sten hinweg kommt man zu M98.
Sie ist recht groß, recht hell und lang gestreckt.
Ein 2° Schwenk nach Süden bringt eine Gruppe schwacher Galaxien ins Gesichtsfeld.
Die hellste ist NGC 4216, eine lang gestreckte Spindel mit einem "Schatten": ganz schwach findet man daneben NGC 4206,
ebenfalls eine lang gestreckte Spindel.
Drei weitere Galaxien findet man beim Herumrühren rund ums Gesichtsfeld:
NGC 4168, 4189 und 4193. Sie sind aber alle recht schwach.
Zwei Grad nach Osten und man befindet sich wieder bei M86, dem Startpunkt.
Jetzt geht es nach Süden.
Zuerst NGC4452, eine dünner lang gezogener Strich, nicht sehr hell aber auffällig.
Östlich davon NGC 4371, schwach, oval mit hellem Zentrum.
Südlich davon NGC4429, eine längliche Galaxis mit hellem Zentrum und einem hellen Stern an der Seite.
Weiter südlich folgt die ebenfalls unscheinbare NGC4380, die im Umfeld von einem guten halben Dutzend Galaxien steht.
Die meisten sind länglich und etwa 11m bis 12m hell. Das sind NGC4417, 4429, 4424, 4445, 4488 und 4522.
Da findet man auch das schwache Paar 4441 und 4441B.
Davon ein Grad südlich steht NGC4434, ebenfalls schwach und länglich, und östlich im Gesichtsfeld sieht man hell und
groß die hellste Galaxis im Virgohaufen: die elliptische M49.
Im Gesichtsfeld befinden sich auch noch einige schwache Galaxien, die hellste davon südlich ist NGC4470.
Ein Grad östlich stehen in einem Gesichtsfeld die längliche, recht helle NGC 4526 und die etwa gleich helle
Balkenspirale NGC4535, bei der mit gutem Willen auch etwas von den Spiralarmen zu sehen ist.
1 1/2 Grad südwestlich von M49 findet man die recht helle elliptische NGC4365.
Drei Grad nach Süden endet für mich der eigentliche Virgohaufen mit M 61.
Das ist eine helle Spirale mit Andeutung eines Balkens. Die Spiralarme sind recht gut zu erkennen.
Östlich davon sind noch einige meist schwache Galaxien, die aber bis auf die NGC4643 schwer zu erkennen sind.
Noch viel weiter südlich findet man auch M104, den Sombrero-Nebel.
Es geht weiter mit dem Scannen des Virgohaufens.
Wieder ist der Startpunkt M86. Von dort 3° nach Norden und schon findet man unübersehbar M100.
Sie ist eine helle, große face-on-Spirale, bei der man recht gut zwei Spiralarme erkennen kann.
Der Kernbereich ist hell und sehr klein.
Nördlich davon findet man parallel zu einer 8m – 9m Sternenkette einige schwache Galaxien.
NGC 4340 und 4350 stehen dicht beieinander, eine rund, die andere länglich. NGC4383, etwas östlich,
ist sehr schwach und ebenso die linsenförmige NGC4405. Aber immerhin gut gefunden!
Ein Grad nordöstlich findet man die helle, große und gemottelte NGC 4450.
Noch weiter nach Norden und recht auffällig ist M 85, eine helle und große ovale Galaxis.
Daneben findet man NGC4394, recht schwach aber direkt zu sehen.
<b>Puh, jetzt reicht es mir aber!</b>
Ich habe bestimmt einige der helleren Galaxien vergessen oder übersehen, das ist aber bei der Menge der Virgohaufen-Mitglieder kein Wunder.
Ich denke, ich kann mich in Zukunft mit diesen Aufzeichnungen gut im Virgohaufen zurechtfinden.
Ich hoffe jemand bekommt Lust, das einmal nachzumachen. [8D]
Bei meinem nächsten Besuch in Südafrika versuche ich es dann auch einmal mit den schwachen Mitgliedern.
Cs
Timm