Hallo zusammen,
lange geplant - endlich realisiert!
Es geht um eine Messung des Seeings mit diesem Programm:
http://www.alcor-system.com/us/DimmSoftware/
Das ist dieselbe Software, welche bei der ESO zur Evaluierung vom Standorten eingesetzt wird. Von einigen Observatorien sind Live Daten abrufbar:
http://www.ing.iac.es/astronomy/development/seeing/
Was braucht man?
Für Ausbaustufe 1 zunächst nicht viel!
- Ein Teleskop
- Eine Blende mit zwei Löchern (40-50mm)
- empfindliche Webcam (Philips 740k, 840K, 900NC) oder besser DMK mit B/W Sensor
- DIMM Software (einen Monat kostenfrei)
- einen neuen Akku für den Laptop[;)])
Hier die Scheibe mit den zwei Löchern (52mm)
Das größere Loch wird hierfür nicht benötigt, es ist knapp 100mm.
Schwarze Farbe ist bestellt kommt später...
Am Montag war es dann soweit. Ich war leider noch leicht krank und wollte sowieso nicht ernsthaft beobachten. Also nur das nötigste zusammengepackt inclusive eine drehbare Sternkarte (enthält immerhin solche Schätzchen wie NGC 4449!) und los geht's.
Es liegt noch genug Schnee über 1000m
Der Abend präsentiert sich von der besten Seite!
Der Aufbau mit 28" f/3.1 (allerdings reichen auch 8", mehr dazu weiter unten)
Campingsessel, Laptop, Webcam und warmer Tee[;)]
Es sollte ein hochstehender, heller Stern besser als 2mag ausgewählt werden.
Soviele gibt's da nicht!
Für einen Dobson kommt nur Polaris und Frage und auch da muss alle 5-10 Minuten nachgeschoben werden.
Einstellungen:
Die Belichtung ist sehr knapp! Eine bessere Kamera wäre sehr von Vorteil. Werde wohl einen B/W einlöten müssen wie den Sony ICX098BL.
So sieht das aus, wenn man den benötigten leichten Defocus einstellt. Ohne Defocus fallen die beiden Spots zusammen.
Die ersten Ergebnisse - eine 17 Minuten Sequenz:
Und weitere 30 Minuten, das Seeing ist auch subjektiv etwas besser. Im Schnitt 1.5" FWHM
Das Seeing schwankt! Ok, das hat es eben so an sich[;)]
Visuell und freiäugig war der Eindruck folgender:
Sirius (20° über Horizont) leichtes Zappeln. Rigel ebenfalls ganz leichte Unruhe, nicht auffällig.
Im 28" Dobson bis ca 330x schöne Sterne, sehr subjektiv, es ist eine von den besseren Nächten! Das Twin Quasar (steht sehr hoch) lässt sich blickweise trennen, das gab's aber schon besser. Eskimo Nebel ist nicht optimal, dass "Kinn" ist nicht zu sehen. Mars ist eher unschön anzusehen. Polkappe und wenige dunkle Strukturen blickweise erkennbar. Ansonsten sehr verwabbert. der 28" Spiegel ist aber auch kein Planetenkiller...
Zu beachten ist allerdings, dass das Programm das Seeing immer als <b><i>zenitales Seeing </i></b>angibt! Was ja auch Sinn macht.
Es gibt eine feste Beziehung zu niedrigeren Winkeln, zB ist das Seeing 30° über dem Horizont Faktor 2x schlechter.
<b>Was bringt das ganze Theater?</b>
Für mich ist es wichtig meinen Platz zu kennen. Besonders weil ich für den letzten Spiegel eine Toleranzabschätzung verwendet habe.
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=120204
Ich bin von 2" FWHM ausgegangen und muss nun - wohl oder übel - in Kauf nehmen, dass der Spiegel öfters "Out of Spec" betrieben wird[}:)]
Ich gehe davon aus, dass ich hier in absoluten Ausnahmenächten unter 1" komme.
Weiterhin erlaubt so eine Messung den Vergleich von Plätzen.
Allerdings macht das <i>richtig</i> Arbeit! Oder eine Vollautomatik[:p]
Das beste ist aber, dass man mit einer echten Zahl für das Seeing die ganze Statistik des Kolmogorov Modells in der Tasche hat.
http://www.telescope-optics.net/induced.htm#environment
Inclusive Lucky Imaging!
Das heisst, man kann für konkrete Fälle berechnen, wieviele "gute" Bilder man in einer Serie erwarten kann.
Zu weiteren Details später, muss erstmal weg...
Würde mich über Nachahmungstäter <i>sehr</i> freuen!
Gerade mit einer festen Sternwarte ist da einiges mehr drin.
Nächste Ausbauschritte wären eine empfindlichere Kamera, das im ersten Link erwähnte Keil-Prisma (das nächste Schleifprojekt?) und dann das ganze auf einen kleinen, mobilen 8" appliziert der nebenher werkeln kann ohne Beobachtungszeit zu fressen ... das wär's.
Viele Grüße
Kai