Binokulare H-alpha Beobachtung mit dem PST

  • Hallo Leute,


    nun auch mal wieder ein Bericht von mir.


    Rückblende: Im Sommer des letzten Jahres konnte ich ein Coronado PST Sonnenteleskop in meinen Astrofuhrpark aufnehmen, an das ich dann auch gern meinen Maxbright Binoansatz adaptieren wollte. Versuche den Binoansatz mit meinen Okus zusammen mit meinem bereits vorhandenen Siebert-Multimag-GWK oder meiner eigenen 2-fach TS-Barlow am PST in den Fokus zu bringen scheitert allerdings kläglich. Bei einem Teleskoptreffen im August hatte ich dann die Möglichkeit Barlows verschiedener Sternfreunde auszuprobieren, um das Fokusproblem zu lösen. Mit einer einzigen hatte ich dann auch Erfolg, allerdings war die effektive Brennweite damit schon zu hoch, um eine schön detailierte, sauber aufgelöste Abbildung zu bekommen. Die 40mm Öffnung des PST waren dafür einfach zu wenig.


    Also stand für mich schnell fest, dass ich mir dafür dann wohl auch einen Glaswegkorrektor besorgen müßte. Da ich mit dem Siebert Multimag GWK an meinen Newtons sehr gute Erfahrungen gemacht hatte, sollte es für´s PST auch wieder ein GWK von Siebert sein. Wie aber bekannt ist, bekommt man die Teile nur direkt bei Siebert in den USA, mit allem Aufwand, der dazugehört und der immer verbleibenden Kostenvariablen Zollgebühren.


    Aus dem Grund und dem, dass auch bei mir die Kohle nicht am Baum wächst, hab ich das erstmal monatelang vor mir hergeschoben. Vor zwei Wochen allerdings stolperte ich mehr zufällig über eine Biete-Anzeige im A.de-Forum. Nach zwei mails hin und her wurden der Verkäufer und ich uns einig und vor gut einer Woche traf das neue Astrospielzeug dann auch bei mir ein ...


    ... der Siebert PST-GWK:


    Er besteht, wie auf dem Foto zu sehen, aus zwei ineinander verschiebbaren Aluminiumröhren und einer Linse mit 1,25"-Filtergewinde.


    Hier die Linse aus der Nähe:


    Diese als Projektiv wirkende Linse wird in den 1,25"-T2-Adapter eingeschraubt, der widerum in den Binoeinsatz eingeschraubt wird. Dann steckt man den mit der Linse versehenen Binoansatz in die verstellbare Aluröhre, welche dann widerum in den Okularstutzen (OAZ kann man das beim PST ja nicht nennen) des Sonnenteleskops gesteckt wird.


    So sieht das dann vor dem Zusammenbauen aus:


    Letzten Freitag war es dann soweit, dass ich das "Konstrukt" zum ersten Mal ausprobieren konnte. Viel mehr als ein kurzes Ausprobieren wurde es aber auch nicht, da kurz nach dem Aufbau der Himmel zuzog. War ja klar. Die ganze Woche über Sonnenschein - aber Heiko natürlich durch die Arbeit zeitlich verhindert, und am Freitag, wo ich mir einen Tag frei genommen hatte, da muß es natürlich zuziehen. Ich konnte aber wenigstens sehen, dass ich was sehen konnte, noch dazu auch scharf.


    Wer das PST kennt und sich oben das Foto angeschaut hat, der wird sicher auch gleich denken, dass der Binoansatz plus Siebert PST-GWK ja schon so lang ist, wie das PST selbst. Jau, und so in etwa schaut das auch aus.



    Nicht sehr vertrauenserweckend, aber es scheint zu funktionieren.


    Am Sonntag Mittag dann sah es dann so aus, als ob ich den Neukauf endlich mal ausgiebig testen könnte. Außer dem PST auf der EQ2 baute ich auch meinen 8" GSO Dobson in der Einfahrt auf, natürlich mit meinem Selbstbau-Sonnenfilter versehen, um damit die Sonne auch endlich mal wieder im Weißlicht bestaunen zu können. Damit das Auskühlen der Spiegeloptik schneller von Statten gehen konnte, hab ich auch den Lüfter bestromt.



    Es galt auch auzuprobieren, was es mit dem verschiebbaren Alurohr auf sich hat. Um es kurz zu machen, man muß es tatsächlich etwas in der Länge verstellen, um mit verschiedenen Okularen in den Fokus zu kommen. In der Kurzbeschreibung auf der Siebert-Webseite steht diesbezüglich nur, dass es bei Benutzung kleiner Binoansätze notwendig sein könnte, die Röhre "lang zu machen". Bei Verwendung meiner 15mm Hensoldt-Okulare macht sich das auch positiv bemerkbar. Der Einblick scheint etwas besser zu sein. Bei Verwendung meiner 26er Plössls muss ich das Rohr allerdings wieder etwas kürzer einstellen, um mit diesen Okus in den Fokus zu kommen.


    Apropos Einblick: Dieser gestaltet sich mit dieser Kombi echt sehr schwierig. Es hat schon ´ne Weile gedauert, bis ich eine optimale Einstellung des Augenabstands gefunden hatte. Die Einblickposition muss auch gut passen, damit man eine saubere und deckungsgleiche Abbildung bekommt.


    Als ich das dann endlich hinbekommen hatte, war ich erstmal nicht so überzeugt davon, einen tollen Kauf gemacht zu haben. Die Abbildung wirkte nicht so plastisch, wie ich es von meiner binokularen Beobachtung am Newton und mit meinen Ferngläsern gewohnt bin. Waren die 73,-€ doch rausgeschmissen? Nun gut, ich könnte das Teil ja auch wieder verkaufen, wenn´s nu garkeinen Vorteil bringt. Aber nach ein bischen ausprobieren stand eines dann doch fest: Die beidäugige Beobachtung ist auf jeden Fall entspannter, als mit nur einem Auge beobachten zu müssen. Dies ist also auch bei der H-alpha-Beobachtung der Sonne nicht anders. Warum auch?


    Nun bin ich aber nicht der megaeifrige Sonnenbeobachter, was aus Zeitgründen bei mir schon nicht funktioniert. Lohnt sich also die Anschaffung eines solchen GWK´s, nur um entspannter beobachten zu können? Mmmmhhhhh ...


    Das Seeing war am Sonntag Mittag nicht so prickelnd, was aber auch an dem noch tiefen Sonnenstand liegt. Unser Zentralgestirn ist im Dezember und Januar aus der häuslichen Einfahrt heraus überhaupt kaum sichtbar, da das gegenüberliegende Nachbarhaus etwas im Weg steht. Nun im Februar kommt die Sonne nicht allzuhoch über das Haus und aufsteigende Wärme des alten Fachwerkhauses tut ihr Übriges. Dennoch waren schöne Protuberanzen zu beobachten. Im Weißlicht war am 8"er leider außer zwei Flecken (einer davon mittig zweigeteilt) und einem benachbarten Flaregebiet nicht viel zu sehen. Schon bei nur 86facher Vergrößerung gab es nur kurze Momente einer scharfen Abbildung. Der 8"er blieb also an diesem Tag doch meist ungenutzt.


    Bei der H-alpha-Bino-Beobachtung fiel mir dann noch was negativ auf: Es gibt in beiden Kanälen des Binoansatzes eine leichte Abschattung, jeweils auf der zur Nase hin zeigenden Seite. Ich vermute, dass es jeweils eine Prismenkante des Binoansatzes ist. Dies macht sich etwas negativ bemerkbar, da das Gesichtsfeld des PST ja nicht über den kompletten Bereich gleichmäßig in der eingestellten Wellenlänge abbildet. PST-user wissen was ich meine. Es kommt also vor, dass man ein Sonnendetail an einen Rand des Gesichtsfeld bugsieren muss, wo die gewünschte Abbildung erreicht wird. Dieses Sonnendetail kann dabei schon ganz dicht an dieser Prismenkanntenabschattung liegen, was sich etwas störend bemerkbar macht. Ist aber auszuhalten.


    Aber war das jetzt echt alles, was ich von dem neuen GWK und der am PST gewonnenen Zweiäugigkeit erwarten konnte? Hat sich die Anschaffung nun gelohnt, zumal ich ja mit meinem Seben-Zoomokular am PST bisher ganz glücklich war, da der einstellbare Vergrößerungsbereich dieses Okus perfekt zum PST passt?


    Es sollte am Ende noch ein direkter Vergleich zwischen monokularer und binokularer Beobachtung gemacht werden. Am nordöstlichen Sonnenrand, also auch etwa dort, wo im Weißlicht die beiden Sonnenflecken zu sehen waren, waren drei schöne Protuberanzen zu sehen. Deren Gestalt prägte ich mir gut ein und dann wurde zwischen dem Seben-Zoom-Oku und der Binokombi hin und hergetauscht. Das Ergebnis war nicht wirklich überraschend, stimmte mich aber dennoch sehr zufrieden. Binokular sieht man auch mit geringerer Vergrößerung (der GWK bringt übrigends eine 1,3-fache Brennweitenverlängerung ins Spiel) mehr Details, bzw. Details, die man auch monokular ausmachen konnte, sieht man mit zwei Augen erheblich deutlicher. Gleiche Erfahrungen konnte ich ja mit meinem Binoansatz am Newton auch schon bei der Sonnen- (nur mit Sonnenfilter!), Mond- und Planetenbeobachtung machen. Der Unterschied ist auch beim PST recht deutlich, wenngleich sich ein plastisch räumlicher Eindruck wie bei den Beobachtungen mit dem Newton nicht wirklich einstellen will. Die Detailwahrnehmung profitiert aber auf jeden Fall vom Einsatz des Binoansatzes am PST. Für mich dann auch die Bestätigung, dass der PST-GWK eine sinnvolle Bereicherung meines Equipments ist und somit bleiben darf.


    Mit den 15mm Hensoldts bekommt man schon einen schönen Anblick der Sonne, aber etwas näher wollte ich schon gern noch ran. Also holte ich meine 2-fach-TS-Barlow noch herbei und probierte sie aus. Das "Geschoss" im Okularstutzen des PST wurde dadurch natürlich noch länger, als es eh schon war, aber egal ... rein damit.



    Joooaaaaa, etwas viel vieleicht bei den Bedingungen, aber schon ganz o.k. Danach schraubte ich die Linse aus der Barlow und schraubte sie direkt in das Alurohr des GWK. Das war schon besser. Jau, die Abbildung war wirklich toll und das Bild noch nicht zu dunkel, was beim PST durch die kleine Öffnung ja schnell passiert, wenn man höher vergrößert. Schön waren die Details in den Protuberanzen zu sehen, ein grandioser Anblick.


    Alles in allem bin ich mit der Neuanschaffung ganz zufrieden, wenngleich sich nicht ein solches "Aha-Erlebnis" wie beim Einsatz des Binoansatzes am Newton einstellen wollte. Dennoch profitiert man durch die bessere Detailwahrnehmung und die entspanntere Beobachtung mit zwei Augen. Aber wie gesagt, es dauert echt ´ne Weile, bis man die optimale Einstellung des Binoansatzes und die richtige Einblickposition gefunden hat. Das geht mit dem Multimag-GWK und dem gleichen Binoansatz am Newton deutlich besser.


    Meinen Binokoffer mußte ich für die Neuanschaffung natürlich auch etwas umgestalten. Aber Platz war ja noch vorhanden, zumal ich die 20mm TS-SWM ja auch schon länger aus dem Koffer verbannt habe.



    Ich hoffe, mein Geschreibsel war für den ein oder anderen unter euch von Interesse und nicht zu langatmig.



    Gruß und klaren Himmel
    Heiko

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Hico</i>



    ..... Die 60mm Öffnung des PST waren dafür einfach zu wenig .....



    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Heiko,


    mein PST hat nur 40mm [:(!]


    cs
    Timm

  • Hallo Timm,


    hast natürlich Recht, mein PST hat auch nur 40mm - sorry für den Tipfehler. [:I] Hab´s oben gerade editiert. Danke für den Hinweis. Nicht das einer auf die Idee kommt, nun sein PST wegen zu kleiner Öffnung beim Hersteller zu reklamieren. [:D]


    Gruß und klaren Himmel
    Heiko

  • Hallo Keiko,


    Supersache! Ich bin ja selbst Bino-Fan, aber bis zum Bino-PST bin ich noch nicht vorgedrungen. Mich würde ja der Vergleich zu einem Doppel-PST interessieren. Jedenfalls herzlichen Glückwunsch zu deiner Modifikation!


    Clear Sun,


    Oliver

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