Unser Highlight der Nacht: Thors Helm

  • Hallo,


    die angehende Neumondphase hat super begonnen. Da reihe ich mich in die Liste der Berichtverfasser ein, diesmal mit Nis als Co-Autor [;)]


    Bericht vom 15.01.2012; 19.40h – 23.15h
    Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 428mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) Adler
    Dobsonmontierung


    verwendete Okulare: 22mm Ethos ; 13mm Ethos, 8mm Ethos, 5mm Nagler Type6
    Ort: Freies Feld, ca. 2 km außerhalb Obernesselbach, ca. 370m ÜNN
    Temperatur: 19.20h -5 C ; 23.30 -7 C
    Seeing: 2-3


    Wetter: nach klarem Morgen, tags zunehmend niedrige Bewölkung, zum Abend komplett aufklarend


    Beobachtete Objekte:
    Galaxien:
    And: M31, M32, M110
    Tri: M33
    Uma: M81, M82, NGC3071, NGC2976, NGC2959, NGC2961
    Planetarische Nebel: NGC2022, Abel12, M1, NGC2438
    Gasnebel: M42, M43-Komplex
    Planeten: Jupiter, Mars
    Offene Sternhaufen: M46, M36, M37, M38


    Meine letzte echte Beobachtung datiert aus dem Oktober. Im sonnigen November gab es zwei Fehlversuche wegen aufziehenden Nebels. Für Samstag Nacht hatte ich mich zu sehr auf die Wettervorhersage verlassen: noch überwiegend bewölkt. Beim Blick vor die Tür gegen 21h strahlte mir ein klarer Himmel entgegen, Mist, verpasst! Sonntag sollte es dann unbedingt passen, Nils hatte ich für gemeinsames spechteln schon vorgewarnt. Es hatte dann auch tatsächlich geklappt.
    Er liest hier im Forum mitund hat mir gestern abend eine Mail gesendet seiner Eindrücke gesendet – anbei seine Zeilen:


    <font color="orange">„Am Samstag rief mich Achim an, er wollte mich für Sonntag vorwarnen.
    Wenn Achim mich anruft dann geht es um Spechteln oder Höhle. Natürlich ging es um Spechteln!
    Nach etlichen Absagen konnte ich nun endlich sofort zusagen. Immerhin waren zwischenzeitlich 9 Monate vergangen – da kann ja viel passieren. :o)

    Das Wetter sollte es endlich gut mit uns meinen und verdrängte die langen Regen- und Nebelzeiten in die Vergangenheit. Hoffentlich bleiben sie heute Nacht auch dort! Die Temperatur fällt bereits unter null. Skianzug, dicke Stiefel und Tee eingepackt. Für den optische Synapsenknaller wird Achim sorgen, worauf ich mich bereits jetzt schon freue.

    Je näher ich auf den 30km zu Achim komme, desto schwärzer wird der Himmel. Mehr Land, weniger Dörfer, mehr Sternenlicht. Mir scheint, das Achim auch dies bereits in sein Astroleben bedacht hat oder wird es ihm dort die Augen dazu geöffnet haben?

    Nach schnellem Einpacken düsen wir zusammen zum schwärzesten Himmel in der Region -immerhin nochmals 15km. Aber irgendwas ist anders als sonst. Im Auto wird es merklich wärmer! Der bereits vortemperierte Spiegel von -5°C wird soeben Richtung angenehme 21°C erwärmt. Sofort wird die vergessene Heizung ausgeschaltet und wir unterhalten uns wieder über das Weltall und meinen Gedanken zu den kleinen Universen eines Menschen der den Blick zum Himmel scheut.
    Wir holpern bereits den hartgefroren Landweg hinauf zum Beobachtungsplatz und somit dem Sternbild Orion entgegen. Das augenscheinliche Seeing lässt eine gute Nacht erahnen. Nach ein wenig Sternenkunde – immerhin sind meine intensiven Jahre schon ein wenig verblasst – gehen wir mehrere Objekte an, auf die Achim sicherlich eingehen wird.

    Auf jeden Fall war Thors Helm bzw. dug nebular oder doch besser NGC-irgendwas für mich ein persönliches Highlight, sowie immerwährend M42 in seinem Detailreichtum in leicht bläulich/grüner Farbe. Diese 4 Stunden haben wir rundherum genossen, auch wenn meine Füße mich bei -7°C im Stich lassen wollten. Die Winterstiefel kommen in den Müll! -Ich möchte auch so warme Schuhe wie Achim haben und… :o) „ </font id="orange">


    Nach dem Aufbauen (hatte die Stangen zunächst mit Klemmöffnung in die falsche Richtung eingesetzt grr..) und Justieren (5* so lange benötigt wie normal) schweift der Blick. Dominat Orion halbhoch in SO, Albireoglimmt es gerade so noch tief durch den geringen Dunst in WNW – die Horizontsicht ist deutlich überdurchschnittlich. Ahh … es tut einfach gut wieder unter dem Himmelszelt zu stehen. Die astronomische Beobachtungen beginnen wir mit unserem großen Nachbarn,


    der Andromedagalaxie und Begleitern. Die stellt Nils gleich selbst ein, erkennt zwei schräge Staubbänder unmittelbar. Das nur gut 1 Grad weite Gesichtsfeld am 17-Zöller kann nur einen kleinen Teil der ausgedehnten GX erfassen. Wahlweise kann man M32 mit einem Teil von M31 oder M110 mit einem Stückchen M31 betrachten, alle drei zusammen geht nicht. Später im 20*77 Fernglas ist dies dann aber gut möglich, wobei M32 dann kaum mehr von einem Feldstern unterscheidbar ist.


    Weiter geht es mit
    M33 – GX – TRI (mag 5,7 – 14,2; 69* 41’) SQM21,08
    der Triangulum-GX. Im 8*50-Sucher deutlich ersichtlich ist das Objekt schnell eingestellt. Nils braucht eine Weile, bis er sich der Drehrichtung gewiss ist – entgegen Uhrzeigersinn und er die beiden dominante Hauptarme erkennen kann. Flächig-oval zeigt sich der Zentralbereich, im äußeren Bereich des im GF unteren Arm, kurz vor einem Mag 9 Feldstern zeigt sich ein relativ kräftiger nebeliger Fleck – die große HII-Region NGC604. Hier lässt sich gut die Wirkung meines OIII-Filters demonstrieren. M33 ist ca. 3 Mio LJ von uns entfernt, die Masse beträgt und mit ca. 20Mrd. Sonnenmassen nur ca. 2% von jener unserer Heimatinsel. Wir schwenken zu Taurus.


    M1 – PN – TAU – (8,4- 11,0; 8 * 4)SQM 21,10
    ist bei jeder Vergrößerung ein tolles Objekt. Die Außenkontur ein grobes stumpfwinkliges Dreieck, im Nebel feine, netzartige Strukturen, ohne Filter zu erahnen, mit OIII gerade so zu sehen – für einen Zeichner sicherlich eine große Herausforderung. Im Nebel selbst gut ½ Dutzend Lichtfünkchen, ob das der ZS dabei ist? Ich kenne dessen exakte Position nicht, weiß nur daß dieser zum Pulsar kollabiert ist und eine sehr geringe visuelle Helligkeit aufweist.


    Schon beim letzten gemeinsamen Spechteln vor 10 Monaten stand das nächste Objekt auf den Programm, hat aber nichts an seiner Faszination verloren:


    M42 – GN – ORI (mag 4,0 – 11; 90,0* 60’) SQM21,10
    M43 – GN – ORI (mag 9,0 – 13; 20,0* 15’) SQM21,10
    der großer Orionnebel-Komplex, der dann sehr ausführlich betrachtet wird. Filamente, feinste Strukturen, die deutlichen, kontrastreichen Dunkelwolken mit teils messerscharfen Randkonturen - einfach überwältigend. Schon im 13mm kann ich unmittelbar stabil die E- und F-Komponente des Trapez erkennen, ein Indiz für gutes Seeing. Nils hat hier zunächst Probleme. Ihm wird dabei klar das nahe am Gesichtsfeldrand hellere Sterne auch im Ethos bei f/4,2 kleine Komaschwänze aufweisen, die schwache Objekte überstrahlen können.


    Nach so vielen Knallern wird es Zeit für kleineres:
    NGC2022 – PN - ORI (11,7 – 9,2; 28’’ * 27’’) SQM 21,10
    schnell eingestellt. Klein, aber super interessant. Hier braucht es vor allem Vergrößerung. Das Seeing macht mit, über 13er, dem neuen (gebrauchten) 8er Ethos, dann gar bis zum 5er bei 364-fach werden Photonen auf der Netzhaut gesammelt. Es offenbart sich ein leicht ovales Objekt mit im inneren etwas geringerer Flächenhelligkeit. Der hellere Randbereich weist zwei Lichtknötchen auf, etwa gegengleich, der Rand insgesamt unruhig. Der ’hellere’ Knoten etwa auf 11h im Gesichtsfeld (Newton!) mit kleiner Einbuchtung nach innen unterhalb; nur ca. 0,5’ bzw. 0,8’ vom PN entfernt zwei ca. mag 15 Lichtfünkchen quer liegend. Einen Zentralstern konnte ich nicht erkennen.


    Die Kälte macht etwas Probleme: Okulare beschlagen. Es reicht manchmal die Tränenflüssigkeit damit die Augenlinse beschlägt. Ich stecke nun immer wieder abwechselnd Okulare in meine Jackentasche um dem vorzubeugen. Dummer weise haben wir keine sauberen Papiertaschentücher zum Linsenabwischen einstecken.


    Im Sternbild Orion verbleibend geht es zu den einfachsten der Abell-Planetaries:


    Abel12 – PN - ORI - (mag 13,9 - 11,3; 0,6 * 0,6) SQM 21,10
    unmittelbar neben den hellen Mu Orionis aufzufinden. Mit OIII wird dieser deutlich erkennbar. Eine rundliche Scheibe. Die innersten 30% ggf. einen Tick dunkler. So dicht am Stern, dass der Rand des PN den Stern einbindet. Richtung My Ori ist der Nebel so durch Streulicht überstrahlt, das dort der Nebel nicht mehr erkennbar ist.


    Mit leichter Kost wird weiterbeobachtet, gen Osten in UMA zu M81/82. Im21er Ethos noch gemeinsam erfassbar, M81 mit zwei zarten Armen. Bei steigender Vergrößerung gewinnt vor allem M82 an Strukturen. Uns fallen zwei jeweils ähnlich helle Doppelsternpaare (um mag9) auf, jenes knapp neben M81 mit ca. 8 Bogensekunden, das zweite etwas weiter entfernt mit 2,2 Bogensekunden Abstand; im 13er Oku gerade so mit sichtbaren schmalen Zwischenraum.


    Beim Blick ins Netbook um die Winkelabstände der Sterne herauszulesen fallen Nils weitere GXen der Region auf, ich stelle die oftmals vernachlässigte


    NGC3077 - GX - UMA - (m9,9 - sbr13,1 – 5,2*4,7) SQM21,15
    in, die dann nur kurz betrachtet wird; ein ovaler Nebel mit moderat hellem Zentrum und etwas motteligem Charakter.


    Als Nils am Okular steht beschreibe ich den Orientierung hin zu NGC2976; er wird auch schnell fündig, nur passt seine Beschreibung gar nicht zum erwarteten. Ein Blick bestätigt, er war auf dass blasse GX-Paar


    NGC2959 - GX - UMA - (m12,8 - sbr13,2 – 1,3*1,3) SQM21,15
    NGC2961 - GX - UMA - (m14,7 - sbr13,4 – 0,8*0,3) SQM21,15
    gestoßen. Im 13er bei 140-fach kann ich beide erkennen. Am Rand der größeren NGC2959 ist ein 14er Feldstern erkennbar, ganz Grob in Richtung der nur 2 Bogenminuten entfernten NGC2961 die sich als sehr blasses längliches Objekt mit mini-Lichtblob im Zentrum offenbart. Nils war mehr Richtung „2h“ statt nach „3h“ geschwenkt, hatte die nur gut ½ entfernte GX


    NGC2976 - GX - UMA - (m10,2 - sbr13,0 – 6,2*3,1) SQM21,15
    verfehlt. Im Gedächtnis ist mir hier lediglich eine ovale, flächig-helle etwas unruhige GX geblieben mit einem Feldsternfünkchen direkt am Nebelrand.


    Die Zeit schreitet fort, Nils wird es kalt, läuft etwas auf und ab um Blut in die Zehen zu bekommen. Jupiter ist schon merklich gen O abgestiegen, bevor es zu spät wird opfern wir die Dunkeladaption. Leider schon zu lange gewartet, im 8er bei 230-fach sind nur Blickweise die Atmosphärenbänder deutlich erkennbar, meist verwaschen. Eben nachgesehen war Jupiter schon auf nur 28 Grad gesunken.
    Orion hat schon kulminiert, ich erläutere Nils das Sternbild Hase (Lepus). Links daneben den großen Hund (Canis Major). Dort steht eines meiner Lieblingsobjekte. Da dieses deutlich auf OIII-Filter reagiert verwende ich diesen gleich bei der Objektsuche, brauche ein paar Minuten um dann doch bei einem anderen zu landen. Das kenne ich doch, ein Sternhaufen mit kleinem Ringnebel:


    M46 – OS - PUP (6,1 – 13,0; 27 * 27’) SQM 21,15
    Ein wunderbare offener Sternhaufen! Ohne Filter funkelt nur so von sehr ähnlich hellen (Mag 11/12 ) Sternen, alle mit weißlicher Farbtemperatur. Die Fünkchen auf einer Kreisfläche gleichmäßig verteilt. Im 13er Oku über gut 2/3 der Gesichtsfelds verteilt. Dieser OS gefällt ausgesprochen gut. Es fällt auch sofort der PN


    NGC2438 – PN - PUP (10,1 – 12,6; 73*68’’) SQM 21,15
    auf, auch ohne Filter. Mit diesem dann ein wunderschöner Ringnebel innerhalb von M46, auf ca. 50% des OS-Radius im Norden gelegen. Von der Ausdehnung ähnlich wie M57, doch um einiges blasser. Dieser PN wirkt auf mich fast kreisrund, lichtschwach mit merklich betontem Ring. Im Ring, nicht 100% Zentral ein Lichtfunken ca. Mag 13, am Ringrand, außerhalb ein hellerer Mag 11- Stern. Der innere Ringbereich ist nur wenig heller als der Himmelshintergrund der Region.


    Im 2. Anlauf finde ich das eigentliche Ziel:


    NGC2359 - GN- CMa - (mag 9,0 - 13,0; 15,0 * 15,0') SQM21,15

    Wow – was für ein Nebel. Auffinden ist mit OIII-Filter kinderleicht, hat man erst die richtige Region angepeilt. Der Nebel reagiert sehr stark auf diesen Schmalbandfilter. Die Transparenz zum Horizont ist wirklich sehr gut, so hat man dies hier selten. Der Nebels wir auch als Thors Helm bezeichnet. Ich kann den Namen nachvollziehen, sieht der Umriss der helleren Bereiche wie ein (im GF links auf der Seite liegender) Wikingerhelm aus. Die Zentralregion bildet eine Wölbung, ähnlich einem breiteren Parabelbogen. Rechts (bzw. oben) ein breiteres, deutlich helleres „Horn“; welches am unteren Helmrand seitlich beginnt, gegengleich ein deutlich blasseres , länglich-weites Gegenstück. Im „Helm“ blitzen wenige Sterne, so wie in der näheren Umgebung der sternenreichen Region. In diesem Bereich erahne ich ein paar dünnere Strukturen. Auf der unteren Seite des Helms sind blasse Nebelbogen Spiegel verkehrt zu den Hörnern zart zu erkennen. Beobachtet im 13er und 8er Oku. Ein äußerst interessantes Objekt. Ob der niedrigen Deklination hat man in unseren Breiten sicher nur selten die Gelegenheit, hier zu schwelgen. Diese Gelegenheiten sollte man nutzen!. Meine Skizze aus dem Gedächtnis habe ich mit jener einer früheren Beobachtung ‚verfeinert‘, ich hoffe dies ist legitim.


    Beschlossen wurde die Nacht mit Beobachtungen der 3 prominenten OS im Auriga, M36, M37 und M38, jeweils mit eigenen Charakter. Der vermeintlich tief im Osten aufsteigende Saturn entpuppte sich als Mars, im wabernden Ablick waren etwas strukturen erkennbar, Nils meinte auch eine Polkappe zu erkennen.


    Gegen 23.20h wurde abgebaut, Teleskop und Auto waren deutlich mit Rauhreif überzogen.


    Das soll es gewesen sein …


    Viele Grüße


    Achim


    p.s. ein Skizze zu NGC2359 will ich - nach Freischaltung - noch einbinden
    p.p.s. Nils sucht einen 12-Zoll-Dobson für (relativ) kleines Geld, wenn jemand etwas anbieten möchte ...

  • Servus Achim!
    Dein Beo-Bericht ist informativ, ausführlich und schön zu lesen. Außer-
    dem gefällt mir, daß du die "Begleiterscheinungen" einer solchen Nacht
    mit einbaust. Ich war zur gleich Zeit im Allgäu draußen, leider schlechtes Seeing und böiger Ostwind. Die Horizontsicht war miserabel. Thors Helmet und NGC 2438 mußte ich weglassen, weil mir meine Zehen eingefroren waren.


    Gruß Roland

  • Hallo Achim.


    Deine Zeichnung von NGC 2359 gefällt mir gut. Insgesamt ein interessanter Bericht.
    Viel Glück auch beim Kauf der richtigen Schuhe - warme Füße machen das beobachten angenehmer ;)


    Viele Grüße
    Gerd

  • Servus Achim!


    Erstmal dank für deinen/euren sehr informativen Bericht!
    Schöne und vor allem interesannte Objektwahl!
    NGC 2022 find ich ein interesanntes Objekt. Das würde ich mir
    nochmals gerne bei gutem Seeing nochmals genau anschauen!


    "Thors Helm" hast du hervorragend beobachtet und gezeichnet!
    Ich muß da auch nochmals zeichnerisch rann!
    Der Neumond kommt ja die Tage!
    Die runden Dunkelzonen hab ich auch noch nie so beobachtet! Interessant!!
    Der nördliche längliche Teil ist meinen Augen bis dato auch noch verborgen geblieben!
    Wirklich eine klasse Zeichnung!


    Lg von Hajü

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