Planetenspezialisten zum schnellen Einsatz

  • Hallo,


    ich hatte die Frage bereits an anderer Stelle gestellt und würde sie auch gerne hier diskutieren. In diesem Zusammenhang wurde mir ein Lüftereinbau empfohlen, hier hätte ich gerne ein paar eurer Meinungen gehört insbesondere wie das mit einer möglichen Verschmutzung der Optik zu werten ist.


    Zum Thema:
    Ich würde mir gerne ein Teleskop speziell für den Einsatz am Planeten anschaffen. Ich denke dabei in Richtung MK66 oder MK67. Probleme hätte ich allerdings mit langen Auskühlzeiten. Wie sieht das mit den für diese Geräte angebotenen Sitall-Spiegel aus? Wie lange dürfte es dauern bis ich bei einer Winternacht mit Minusgraden und Lagerung bei ca. 8° ein sauberes Bild erhalte. Sind diese Materialien die Mehrkosten wert?


    Die Geräte sind deutlich schwerer als meine Refraktoren, schafft die Superpolaris diese Geräte noch (visuell)? Ansonsten muß das Gerät vor allem mobil eingesetzt werden.


    Ich möchte gerne etwas mehr Details am Planeten sehen. Bisher habe ich einen Vixen 80m und 102m im Einsatz. Ich will keine Kombination für DS und Planeten, es dürfen ausgesprochene Spezialisten sein. Ich habe ein Budget für das Teleskop ohne Montierung von 1500 Euro anvisiert, sollte aber nicht über 2000 Euro liegen.


    sternenfreundliche Grüße
    Adrian Herrmann

  • Hi,Adrian
    Da kann ich dir nur ein 5" od. 6" f 12-15 Refraktor von der Firma
    D&G Optical (http://www.dgoptical.com ) anraten ,1395$ bzw 1695 $
    Haken: Lieferzeit bis 8 Monate u. braucht ne stärkere Montierung
    (Alternative:Selbstbau Montierung sowohl auch Refraktor-siehe http://www.Refraktor-Holz.de)


    Also noch rechtzeitg zur Mars opposition 2003 ( Mars 24"!!)

  • Hallo Adrian,
    ich habe mein C9,25 mit 4 mm Styropor (Heizkörperisolierung) eingepackt, zusätzlich habe ich noch eine isolierte 50 cm lange Taukappe.
    Mein Prinzip : die Auskühlung verhindern ! Solange das SCT thermisch ruhig ist, "kocht" der Spiegel nicht. (Optimalerweise sollte auch die Schmidtplatte isoliert werden, aber ...(grins)).
    Damit habe ich für einen längeren Beobachtungszeitraum (2-3Std.) Ruhe. Ohne Taukappe kocht der Spiegel deutlich schneller.
    Beim Auskühlen musst Du nicht nur den Temperaturunterschied Lagerraum / Freiland ausgleichen sondern auch noch der nächtlichen Temperaturabsenkung "hinterherkühlen".


    Gruß Dietmar

  • Hallo Adrian,


    zur Lüfterfrage kann ich dir nur raten,Kurt Schrecklings`s Meinung einzuholen(wenn er von den Kanaren zurück ist).Er hat umfangreiche Untersuchungen angestellt und einiges dazu im alten Astronomie.de veröffentlicht.


    Ich hatte des öfteren die Gelegenheit mit seinen Teleskopen zu beobachten.Es war faszinierend mit seinem 10" Zerodur(damals noch als Newton)schon wenige Minuten(ca 5min) nachdem er aus dem Werkraum (18°) auf die Wiese gestellt worden war(ca 4°)mit hohen Vergrößerungen Jupiter und Saturn beobschten zu können!


    Das Geheimnis neben dem Zerodurspiegel ist die radiale Lufteinströmung in Höhe knapp oberhalb des Spiegels.Der Lüfter drückt die Luft in einen kurzen "Außentubus" und von dort kann sie nur durch radial angeordnete Löcher in den eigentlichen Tubus strömen,wobei der Spiegel recht gleichmäßig umspült wird.


    Die Staubproblematik ist bei einem geschlossenen System wie einem MC oder MN sicher eher zu beachten als bei einem Newton oder Cassegrain.


    Ein teleskop speziell für Planeten:Meiner Meinung nach fast alle Systeme:Die Öffnung muß hinreichend groß sein,die Optik muß sehr gut sein und sie muß ihr Potential umsetzen können(thermische Probleme vermeiden).
    Wenn die Montierung bleiben soll scheiden 6" f/15 Fraunhofer wohl aus und auch längerbrennweitige Newton sind dann nicht optimal.
    Da würde ich etwas gefaltetes nehmen<img src=icon_smile.gif border=0 align=middle>
    Dann kann auch die Öffnung etwas größer sein,ich würde schon 7" oder 8" nehmen.
    Im direkten Vergleich zeigte die größere Öffnung IMMER mehr Details(mein guter 8" Dob,Kurt`s 10" und sein 12" Cassegrain).


    Der Vorteil eines kleinen Öffnungsverhältnisses ist vor allem,daß man die hohen Vergrößerungen so um 0,7mm Austrittspupille ohne Klimmzüge machen zu müssen mit einfschen aber guten Orthos oder Plössls erreichen kann,mit noch ausreichendem Augenabstand(nicht Brillenträger).
    Dafür ist das maximale Bildfeld dann etwas mickerig,aber du fragtest ja nach einem Planetenspezialisten.


    So weit meine Ansichten zum Thema,


    Grüße,Karsten

  • Moin Adrian,


    ich benutze häufig ein MK 67 (Pyrex) auf einer NP-Monti (die mit schwarzem Hammerschlag). Funktioniert wunderbar! Erstaunlich fand ich, dass ich noch nie Auskühlprobleme hatte, was mich zur Überlegung brachte, ob das MK 67 versehentlich mit einer Sital-Optik ausgestattet wurde ;) Von einem MK 66 rate ich - wie von allen HSF-Geräten (Haupspiegelfokusierung) ab.


    Im Vergleichstest konnte ich mit dem MK 67 (noch alte Bauart f/10) gut justierte C8 ausstechen.


    Mit Bino wirds zum richtigen Hochgenuß!


    Clear Skies
    oLLi



    Oliver Rensch * Pressereferent@GvA-Hamburg.de

  • Hallo Adrian,


    die Verschmutzung wird genau wie der Einfluß von Kratzern sehr unterschiedlich bewertet. Ich habe mal die Streulichtwirkungen von simulierten Kratzern untersucht. Dazu wurde ein platt gedrücktes Drahtkneuel vor einen off axis abgeblendeten Newton- Spiegel gespannt. Das entsprach einem mehrere meter langen Kratzer 0,6 mm breit. Bei visueller Betrachtung eines künstlichen Sternes mit/ohne Drahtkneuel war kaum ein Unterschied feststellbar. Trotzdem, wenn man Verstaubung/Kratzer verhindern kann schadet das ja nicht. Nach dem Babinet´schen Prinzip ist die Streulichtwirkung proportional der Gesamtfläche der irregulär verteilten Kratzer/Schmutzpartikel. Wirklich kontrastmindernd ist dabei nur der Streulicht- Anteil, der in die Bildebene fällt.
    Bei "regulären" Anordnungen z. B, in Form von Spidern und Fangsiegelabschattungen bekommt man dagegen reguläre Beugungserscheinungen.

    Nach meinen Erfahrungen mit eigenen 8" bis 12" Spiegelteleskopen als Newton und Cassegrain sind Die Auswirkungen von Tubus- Turbulenzen weit schlimmer als Kratzer, Staub und Obstruktion zusammen. Bei der Cassegrain- Konfiguration ist die längere Brennweite und die günstige Einblickposition besonders vorteilhaft:
    1. kein herumhampeln des Beobachters in der Nähe der Tubus - Öffnung
    2. Relativ langbrennweitige und preisgünstige Okus funktionieren gegebener Vergrößerung bei f/15 besser als teure Okus bei f/5
    3. Bei f/5 Newton ist die exakte Kollimation Voraussetzung für bestmögliche Kontrastwiedergabe und nur mit Schwierigkeiten erreichbar.


    Bei einem Refraktor von 4-6" Öffnung gibt es Tubus- Turbulenzen praktisch gar nicht,weil:
    1. die möglicher weise "wärmere" Optik beim Gebrauch oben im Rohr sitzt. Die wärmere Luft im Strahengang bleibt oben und bewegt sich nicht, d. h. produziert keine Schlieren, auch wenn die Optik noch nicht ausgekühlt ist.
    2. das Licht vom Objektiv zum Okular muß nur einmal durch den Tubus, im Gegensatz zum Spiegelteleskop.
    3. Die Streulichtblenden im Refraktortubus sind eine zusätliche sehr wirksame "Turbulenzbremse".


    Fazit:
    1. Wer sich nicht mit dem Problem der Tubus- Turbulenzen bei größeren Spiegelteleskopen herumschlagen will, der ist mit einem Refraktor gut bedient. 5" oder 6" f/8 oder lichtstärker sind nur in APO- Ausführung als Planetengeräte konkurrenzfähig und nur dann, wenn die Kosten keine Rolle spielen.
    2. Wer die höhere Auflösung und Kontrastübertragung der größeren Öffnung zum gleichen Preis von Spiegelteleskopen speziell für Planetenbeobachtung nutzen möchte der muß sich etwas einfallen lassen (siehe unten).
    2. Kurzbrennweitige Newtons sind wg. oben bei gleicher Öffnung weniger günstig.
    3 Der Vorteil der MK`s und natürlich auch von SC´s ist schon wegen der kompakten Bauweise vorteilhaft. Es gibt dazu auch Ventilator- Belüftungen. Das Problem der Exemlarstreuungen in der optischen Qualität wäre ein besondere Thema.
    4. handelsübliche und preisgünstige echt- Casserains kenne ich leider nicht. Man kann sie aber auch mit ziemlich großer Öffnung selber bauen (Fortsetzung "Pünktchen" folgt in Kürze).


    Nun zu den besonderen Einfällen: <BLOCKQUOTE id=quote><font size=1 face="Verdana, Arial, Helvetica" id=quote>Zitat:<hr height=1 noshade id=quote> Hallo Adrian,
    ich habe mein C9,25 mit 4 mm Styropor (Heizkörperisolierung) eingepackt, zusätzlich habe ich noch eine isolierte 50 cm lange Taukappe.
    Mein Prinzip : die Auskühlung verhindern ! Solange das SCT thermisch ruhig ist, "kocht" der Spiegel nicht. (Optimalerweise sollte auch die Schmidtplatte isoliert werden, aber <hr height=1 noshade id=quote></BLOCKQUOTE id=quote></font id=quote><font face="Verdana, Arial, Helvetica" size=2 id=quote>


    Diese Lösung von Dietmar scheint physikalisch völlig OK. Ich würde den Innendurchmesser der Taukappe mind. 1,5x Öffnungsdurchmesser wählen und vorne mit einer Blende ca 1,05x Öffnung abschließen. Die Blende und Taukappe sollte aussen mit Alu- Folie belegt sein, beide sinnvoller weise als Iso- Material. Ich weiß nicht, warum nichtschon viel mehr Leute auf diese Idee gekommen sind.
    Begründung: Nachts bei klarem Himmmel und ruhiger Luft ist der Wärmeaustausch durch Strahlung erheblich. Das Maximum des Strahlung liegt dabei im Bereich von 15 mikrometer. Glas, Keramik Kunststoffe, Lackanstriche strahlen diesem Wellenlängenbereich fast so gut wie ein sog. schwarzer Körper. Solche Oberflächen kühlen sich dabei insbesondere auf der dem Himmel zugewandten Seite schnell ab und sehr oft unter den Taupunkt mit den bekanntwen Folgen. Die bei Tageslicht sichtbare Farbe der Oberflächwe spielt dabei keine Rolle. Alu- Folie und andere metallisch blanke Oberflächen absorbieren und strahlen dagegen nur wenige % im Vergleich zu den obigen Oberflächen ab. In Verbindung mit einer zusätzlichen Wärmedämmung kann man daher die Temperaturdifferenzen im Innern eines geschlossenen Tubus gering halten, auch wenn der Spiegel deutlich wärmer ist als die Luft draußen. Es wird noch etwas Turbulenz im Bereich vor der Korrektionsplatte gebenen, der aber erfahrungsfgenmäß weniger dramatisch wirksam ist.


    Bei offenen Spiegelteleskopen muß man die Warmluft aus dem Tubus blasen, wenn man nicht Stunden lang auf Temperaturausgleich warten will. Eine blitzartige Abkühlung des Spiegels schafft man dabei nicht. Die Turbulenz der eingeblasenen Luft erzeugt prizipiell zwar auch Schlieren, die sind aber weit weniger wirksam als die langsam bewegten Wärmeschlieren während der unbeeinflussten Auskühlphase des Spiegels. Ein zusätzlich wie oben thermisch isolierter Tubus unterdrückt wirksam die Entstehung von Temperaturdifferenzen an der Tubus - Innenwand.
    <BLOCKQUOTE id=quote><font size=1 face="Verdana, Arial, Helvetica" id=quote>Zitat:<hr height=1 noshade id=quote>Das Geheimnis neben dem Zerodurspiegel ist die radiale Lufteinströmung in Höhe knapp oberhalb des Spiegels.Der Lüfter drückt die Luft in einen kurzen "Außentubus" und von dort kann sie nur durch radial angeordnete Löcher in den eigentlichen Tubus strömen,wobei der Spiegel recht gleichmäßig umspült wird.
    <hr height=1 noshade id=quote></BLOCKQUOTE id=quote></font id=quote><font face="Verdana, Arial, Helvetica" size=2 id=quote>. Das überzeugenste Ergebnis mit dieser von Karsten zitierten Anordnung erlebte ich an einem ca -5°C kalten Abend im Februar 2001. 10- Zoll "Silbercassi" stand mehrere Tage lang im beheizten Werkraum bei ca 19°C. 15 Minuten nach Aufstellung im freien bei eingeschalteter Belüftung lieferte das Ding bessere Jupiter- und Saturn- Bilder als 12" Quarzmonster" in Newton- Konfiguration mit offenem Gitterrohr- Tubus. "QM" stand den ganzen Tag lang im frostigen Schatten des Hauses zwecks Temperaturanpassung.


    Ein anders Beispiel für die Wirksamkeit der Stahlungsisolierung:
    Beim BTM im August war die Luft so feucht, dass gegen Mitternacht ungeschützte SC´s und ähnliche sowie selbst größere Newtons ohne Fangspiegelheizung wegen Taubelag auf Korrekturplatte bzw. Fangspiegel einpacken mussten. Der Fangspiegel von "QM" (hier in Cassegrain- Konfiguration) ist auf der Himmelsseite mit Alu- Folie belegt und blieb trocken, obwohl der FS ganz vorne in Tubus sitzt. Bei früheren Beobachtungen ohne diese Alu- Folie wurde der Spiegel ganz bei höherer Luftfeuchte ebenfalls ganz schnell beschlagen.


    Die Hauptschwierigkeit bei der Untersuchung und Ausarbeitung von Maßnahmen zur Verbesserung des Tubus- seeing sind die sehr unterschedlichen Strahlungsbedingungen von Nacht zu Nacht und sicher auch die unterschiedlichen Bedingungen je nach Standort. Wenn ich dann mal besonders gutes atmosphärisches seeing erwische, halte ich mich nicht allzu lange mit Untersuchungen auf, sondern beobachte lieber. Mein Eindruck nach vielen Versuchen ist der: meine 10" und 12" Cassegrains sind mit Tubusbelüftung und Isolierung ziemlich resistent gegen die gespenstischen 4" dicken atmosphärischen Turbulenzzellen. Diese machen nach alter Lehrmeinung angeblich alle Teleskope mit mehr als 4" Öffnung für Planetenbeobachtung ungeeignet.


    Zum Thema Tragfähigkeit Deiner Montierung kann ich leider nichts beitragen.


    Gruß Kurt,
    der jetzt seinen 8- zoll "Knubbel" fur die Teneriffa- Reise packen wird.

  • Hallo zusammen,


    vielen Danke für die ausführlichen Informationen. Ich bin in den letzten Tagen ein gutes Stück weitergekommen.


    Ich denke nach wie vor in Richtung MK66/MK67, wobei mir die Version mit der Fokusierung im OAZ sympathischer ist. Egal welches Gerät werde ich eine aktive Kühlung einsetzen und den Tubus entsprechend geeignet isolieren.


    Über Winter werde ich mir noch einige dieser Exemplare im Einsatz ansehen und vermutlich zu Jahresbeginn zur Tat schreiten.


    Refraktoren habe ich nicht weiterverfolgt. Ich besitze einen 80m und 102m von Vixen. Der Farbfehler beim 102er ist mir zu groß. D.h. es müßte schon ein Apo sein, der bei guter Qualität eine Schmerzgrenze für diesen Einsatz einfach überschreitet.


    Nochmals, vielen Dank


    sternenfreundliche Grüße
    Adrian Herrmann


    P.S. Kurt, wünsche schönen Urlaub und natürlich viele klare Nächte

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