Wie setzt sich die moderne Astronomie zusammen?

  • Hallo Sternenfreunde,


    ich habe mir vor kurzem ein paar Gedanken über diese Frage gemacht, kann sie aber nicht zufriedenstellend beantworten, also versuche ich es mal hier.


    Wenn man mit Astronomie zum ersten mal in Kontakt kommt, ein wenig in der Geschichte verweilt und dann in unserer heutigen Zeit ankommt - nebenbei noch Einsteins Theorien aufschnappt - bemerkt man schnell das hier nur (Nobelpreisträger) über Astrophysiker gesprochen wird.


    Ich nehme ja mal stark an das andere Naturwissenschaften Mathematik, Biologie und Chemie ebenfalls einen großen Beitrag zur Astronomie leisten. Also stellte sich mir die oben genannte Frage zu welchen Teilen sich die heutige Astronomie zusammensetzt und welche Gewichtungen dabei innerhalb der Astronomie auf die verschiedenen Naturwissenschaften fallen.


    Wie kann ich mir das vorstellen?



    Grüsse Oliver

  • Hi Oliver,


    das kann man so einfach eigentlich garnicht beantworten, denn es gibt nicht DIE Astronomie, sondern eben tausende von Einzelthemen, die eigentlich nur gemeinsam haben dass man sich mit Himmelsobjekten (im allerweitesten Sinn) beschäftigt. Generell kann man sagen dass die Methoden der Physik, Informatik und vor allem Mathematik eine sehr wichtige Rolle spielen. Daher sicher der Begriff "Astrophysik". Ohne rechnen geht nichts ;)


    Chemie spielt eigentlich noch eher eine Nebenrolle, aus dem einfach Grund dass die meisten leicht beobachtbaren Himmelsobjekte zu heiss sind als dass chemische Reaktionen eine grosse Rolle spielen könnten - Moleküle zerfallen bei einigen tausend Grad, und selbst die allermeisten "kühlen" Sterne sind zu heiss für komplexere Moleküle. Das könnte aber in Zukunft interessant werden, denn Molekülwolken im Universum können wirklich sehr interessante Chemie aufweisen. Die Methoden die zu beobachten schafft man sich grade erst -> ALMA.


    Biologie, da gilt ähnliches, wobei man momentan halt einfach keine nicht-irdischen Lebensformen kennt, daher kann man da wenig studieren...


    Viele Grüsse,
    Dominik

  • Hi,
    Astronomie ist erst mal "fleißiges" Beobachten. Und dann sucht man nach Erklärungen, was man beobachtet.
    Sehen kann man vor allem bislang nur "Licht" (oder allg. elekromagnetische Wellen fast aller Frequenzen) und "Teilchen". Vielleicht demnächst auch Gravitationswellen.


    Man muss dann unterscheiden, ob es sich um Stellarastronomie handelt, also Aufbau, Werdegang etc. von Sonnen, um Planetenforschung (z.B. Casinisonde), um das interstellare Gas (als Lieferant der Rohware für die Sonnen/Galaxien) oder um kosmologische Betrachtungen (ferne Galaxien/Rotverschiebung) ... um mal ein paar Felder herauszugreifen.


    Eine wichtige Grundlage ist die Spektralanalyse von Atomen/Molekülen, denn sie verrät uns viel über Zusammensetzung/Geschwindigkeit und Temperatur des Zielobjekts. Hierbei liefert die Quantenphysik wichtige "Modellannahmen". Ist die Massenkonzentration groß, die Geschwindigkeit hoch, kommt man um die Relativitätstheorie nicht herum. Außerdem liefert sie erprobte "Modellannahmen" für das gravitative Verhalten bis hin zum Verhalten des Universums als Ganzes. Hier haben die Beobachtungen der letzten 20 Jahre allerdings auch schon deren Grenzen aufgezeit. (siehe Nobelpreis Physik).


    Astrophysik ist ohne "Teilchenphysik" (also Quantentheorie) inzwischen nicht mehr denkbar, außerdem handelt es sich oftmals um nicht-lineares Verhalten (Sonnenaufbau), so dass man mit Methoden insbes. der numerischen Mathematik zu Computersimulationen greift. Bestes Beispiel ist aktuell die Modellierung von synth. Spektrogrammen, die man dann mit den beobachteten vergleicht. (Nach dem Motto: So könnte es aussehen.)


    Gänzlich andere Schwerpunkte gibt es bei Planetenforschern, die sich auch mit geologischen Fragen beschäftigen (zumindest bei den "festen inneren Planeten" oder bei Asteroiden/Kometen. Beim Verhalten von Gasplaneten ist es ein Zusammenspiel von Physik und Chemie und u.a. auch Wetterforschung.


    Biologen sind in der Astronomie bislang eher "arbeitslos", denn Leben wurde außerhalb der Erde bislang nicht "bestätigt".


    Das Zusammenspiel der theoretischen Physik/Mathematik wurde wohl am deutlichsten bei so Ereignissen wie die Vorhersage der Existenz und Position von Neptun (mit anschließender Entdeckung) oder der Raumkrümmung nach Einstein (mit Bestätigung bei einer Sonnenfinsternis als man eine scheinbare Ortsveränderung eines Sternes knapp an der Sonne sah) und der Erklärung der Merkurbahn (Periheldrehung) durch die allg. RT. Das waren Highlights.


    Komplexer sind die Zusammenhänge in der Kosmologie, denn viele Erklärungen sind ohne Physikstudium und jahrelanger Beschäftigung mit der Thematik nicht vermittelbar. Viele Erklärungen sind auch noch "unbefriedigend" und stehen auf "tönernden" Füßen. Z.b. ist "dunkle Energie" ein Konzept, dass deshalb existiert, weil die bestehende Physik (inkl. allg. RT) bestimmte Beobachtungen nicht erklären kann. Ob diese "dunkle Energie" als Erklärungsmodell in 50 Jahren noch "in" ist oder wie der "Lichtäther" nur noch belächelt wird, muss sich erst noch herausstellen. Bislang hat die Kosmologie noch keine bessere Erklärung.


    Wie die Zukunft ihre Schwerpunkte setzen wird, werden wir vielleicht in Ansätzen erleben. Bislang jedenfalls wurden zu jeder "Antwort" noch mehr neue Fragen gefunden.


    Ich habe mir die Freiheit genommen, nur einige Aspekte der modernen Astronomie herauszupicken. Generell kann man die Astronomie auch als "Versuchslabor" für Kräfte/Energien und Entfernungen/Zeiträume betrachten, die auf der Erde nicht "darstellbar" sind.


    Gruß

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Biologen sind in der Astronomie bislang eher "arbeitslos", denn Leben wurde außerhalb der Erde bislang nicht "bestätigt".<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Und doch liest man hin und wieder von Astrobiologen. Die müssen ja auch was den ganzen lieben langen Tag treiben.

  • Klar; theoretisch nachdenken kann man doch immer! Bezogen auf die Anzahl der Stellen ist dieses Gebiet aber noch sehr klein, was nichts über "Wichtigkeit" (und Medienwirksamkeit!) aussagt...

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