Ketzerische Frage zum Streulichtschutz

  • Hallo,


    als Besitzer eines Taiwan-Dobson von der Stange kenne ich natürlich die üblichen Tuning-Maßnahmen à la Veloursfolie etc. Nun frage ich mich - ohne den Unterschied von eigener Anschauung her zu kennen - ob das wirklich so die hocheffiziente Maßnahme ist, weil: Ist nicht jeder offene Gitterrohrdobson wesentlich mehr von Streulicht betroffen als jeder noch so "glänzende" Volltubus?

  • Hallo Volkmar,


    das ist ein Irrtum. Streulicht entsteht ja durch Reflexion am Tubus und wo nicht viel zum Reflektieren ist, kann auch nicht viel Streulicht entstehen.


    Gruss Heinz

  • Hallo Volkmar,
    die Sache mit dem Streulicht ist ganz einfach: Alles Licht, das ins Okular fällt, muss den korrekten Weg durch die Teleskopoptik gegangen sein.Wenn irgendwo anders Licht herkommt und das Auge oder die Kamera erreicht, stört das die Wahrnehmung oder Abbildung.


    Besonders störend für die Abbildung ist in der Regel Licht, das knapp neben dem normalen Strahlengang ins Okular oder in die Kamera fällt.


    Wenn wir uns ein Newton-Teleskop ansehen, sind daher vor allem zwei Bereiche sorgfältig abzudunkeln: Einmal der Bereich rings um den Hauptspiegel, zum anderen der Bereich gegenüber dem Okularauszug hinter dem Fangspiegel. Das kann man sehr schön kontrollieren, wenn man direkt in den leeren OAZ blickt (Auge ganz nahe heran, OAZ ganz innen).


    In der Praxis kann es durchaus sinnvoll sein, am Gitterdobson im unteren Bereich eine Streulichtblende anzubringen. Ganz wichtig ist, dass der Hut breit genug ist, um seitliche Einstrahlung zu blocken. Ist das nicht der Fall, muss man gegenüber vom OAZ eine entsprechende Blende anbringen. Lässt man diese weg und steckt nur den Gittertubus in eine "Socke", kann oft immer noch vorn von der Tubusöffnung her Licht eindringen.


    Wenn man einen Teleskopkauf plant, kann man die Streulichtblockung sehr schön tagsüber im Verkaufsraum überprüfen. Wer das tut, wird feststellen, dass es hier bei vielen Geräten hapert.


    In der Stadt bei heller Umgebung oder bei Mondlicht und vielleicht noch Schnee macht es dann tatsächlich Sinn, den Tubus komplett zu schließen. Dann ist aber zusätzlich ein schwarzes Tuch über dem Kopf angebracht, damit nicht zwischen Okular und Auge zusätzlich Streulicht eindringt.


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Volkmar,


    eigentlich ist es ganz einfach: wenn man in den OAZ schaut, sollte man außer schwarz nix sehen. Wenn man keine Blende vor dem OAZ hat, kann es nötig sein, die Rockerbox unten noch mit einem kleinen Streulichtschutz zu versehen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Aber dann sind diese "Lichtschutzsocken" für Gitterrohrdobsons doch Augenwischerei, oder?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Der Vorteil dieser Socken liegt eher darin, dass die Körperwärme nicht durch den offenen Tubus zieht. Ich persönlich hatte bisher allerdings noch keine Probleme damit, so dass ich auch noch nie ne Socke hatte. Und man kann die Sonne beobachten, wenn man eine Socke sein Eigen nennt! [:)]


    Viele Grüße,
    Christian

  • Hallo,


    ich habe auch keine Socke an meinem offenen 12" Martini, bis vor einigen Tagen war das ganz weit oben auf meine Todo-Liste... Nun habe ich aber vorige Woche bei mir erhebliche Aufhellungen beim Jupiterbeobachten festgestellt - im Vergleich zum direkt daneben stehenden 12" Reisedobsons meines Mitbeobachters. Ich habe den grösseren Hut, den grösseren Spiegelkasten, beides grosszügig mit Velours ausgekleidet. Rein vom Streulichtschutz habe ich also vor dem viel knapperen Reisedobson die Nase vorn, trotzdem ist das Bild merklich heller (selbes Okular), ich denke also, dass Dinge wie geschwärzte Schrauben und FS Kanten <b>mehr</b> ausmachen als eine Socke, das fehlt mir nämlich noch!


    Viele Grüße Benny

  • Hallo Benny,
    speziell bei Jupiter kann ich mir vorstellen, dass da ungeschwärzte Fangspiegelkanten, silbrig glänzende Tubusrohre und reflektierende Schrauben ein Problem sein können, d.h. alles was im oder nahe am optischen Strahlengang liegt.


    Was auch einen Unterschied machen kann, ist die Länge des OAZ, besonders bei offenen Gittertuben. Ein langer OAZ wirkt im günstigen Fall wie eine Streulichtblende. Bei der Planetenbeobachtung spielt die Vignttierung, die er eventuell verursacht, dagegen kaum eine Rolle.


    Ein HC-2 Fokussierer wie er bei leichten Dobsons beliebt ist schneidet in dieser Disziplin schlecht ab und kann seine Vorteile eher mit Ethos-Okularen bei f/3 ausspielen[:D].


    Manche Leute setzen sich sogar vorne an das OAZ-Rohr noch eine zusätzliche Blende, teils sogar verstellbar als Irisblende. Dann kann man die Blendenöffnung dem genutzten Bildfeld je nach Okular anpassen.


    Ich habe an meinem 18" Dobson ein fest eingebautes Filterrad vor dem OAZ, das genau wie eine Zusatzblende wirkt. Auch dieses verringert das Streulicht ganz erheblich. Für die Sichtung von Sirius B hat's jedenfalls problemlos gelangt.


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Martin,


    die Erfahrung von letzter Woche hat mich in jedem Fall erschreckt, so dass ich mich da in Bälde intensiv darum kümmenr werde [:)]


    Der (weniger von Streulicht geplagte) Reisedobson hat einen HC2, ich hingegen einen Feldwaldwiesen Crayford, das Rohr ragt nicht in den Strahlengang ist allerdings auch nicht dunkel, die Spinne ist dunkel. aber ich habe schon stark die FS-Kante und die Schrauben im Verdacht, danke für deine Tipps ich werde es hoffentlich noch in den Griff bekommen.


    Viele Grüße Benny

  • Ich hatte mit einem 8"-Hofheim anfangs trotz Streulichtsocke erhebliche Streulichtprobleme. Die habe ich mit einem Stück Velourspappe beseitigt, das ich mit zwei Wäscheklammern gegenüber dem Okular am Hut befestige.

  • Hi Volkmar,
    Streulicht kannst Du in verschiedene Problemstufen einteilen. Da wären:


    1) bei offener Bauweise: Streulicht, dass direkt in den OAZ fällt (durch künstliche Lichtquellen oder aufgehellten Himmelshorizont). Das stört besonders, weil es zu 100% ungestört gegenüber vom OAZ (bei offener - Gitterbauweise) einfallen kann. Abhilfe schaffen "Hutblenden".


    2) bei geschlossener Bauweise: Licht das durch direkte Reflexion von gegenüber des OAZ vorhanden Blenden/Tubusteilen in den OAZ gelenkt wird. Dieses Streulicht wird z.b. von der Streulichtblende zu 1) bzw. Tubus reflektiert. Je matter die Innenseite der Blende hinterm Fangspiegel desto besser. Störend können auch Kanten am Fangspiegel selbst sein. Die Intensität ist mindestens um den Reflexionsgrad geringe als in Fall 1).


    3) Licht, was von Teilen unmittelbar um den Hauptspiegel herum in den Strahlengang gelangt. Entwender, weil die Spiegelkiste unten offen ist und so Licht von hinterm Teleskop reinlässt, oder durch Reflexion an Teilen der Spiegelkiste. Auch hier ist die Intensität deutlich kleiner. Störend sind vor allem Glanzpunkte an Schraubenköpfen etc.


    4) Streiflicht im Tubus, das bei geschlossener Bauweise (oder glänzenden Stangen) auf den Hauptspiegel und damit in den Strahlengang gerät. Streiflicht ist deshalb ärgerlich, weil Mattlacke, die direkt eigentlich wenig reflektieren unter Streiflichtbedingungen dann doch glänzend sind. Das ist einer der Gründe für Velours. Die Faser wirken besonders effektiv gegen flache Lichtstrahlen. (Sägemehlmischungen wirken ähnlich).


    Last but not least: Licht das außerhalb vom Tubus das Auge blendet. Z.B. ein Autofahrer der am Horizont in 3km Entfernung mit Fernlicht auf einem zu fährt.


    Woher das Licht stammt, hängt von den Richtungen ab. Horizontnahe Störquellen sind Laternen und lichtverschmutzende Lichtglocken. Die sind in ihre Intensität auch zigfach heller. Höher im Himmel sind es dann helle Objekte im Himmel (Jupiter, Mond, hellste Sterne) und weniger die Lichtverschmutzung. Künstliche Quellen sind da keine mehr. Vom Boden durch eine offene Spiegelkiste kommen nur künstliche Lichtquellen und die Lichtverschmutzungen als Reflexion in Frage.


    Bei jeder Reflexion sollte man sich die Frage stellen, wie stark das reflektierte Licht ist. Typisch am Boden wird auf trockenen Asphalt weniger reflektiert wie auf einem schneebedeckten oder nassen Boden.


    Der billigste und beste Schutz ist eine Blende unmittelbar vor dem OAZ, der den Lichtkegel auf die Feldblendenöffnung des Okulars begrenzt.


    Gruß

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