Strichspur am Moor

  • Hallo Leute,
    momentan haben wir ja Gelegenheit ausgiebig zu beobachten beziehungsweise zu fotografieren, sofern es die Zeit zulässt. In der Nacht von Freitag auf Samstag nahm ich mir die Zeit, viel Zeit und fotografierte wieder einmal ohne viel Aufwand und Equipment.
    Ich wählte einen Ort, ein Waldstück mit einem kleinen Moor westlich von Würzburg, den ich nur bei Tageslicht kannte und ich mir schon immer mal Gedanken darüber machte hier eine Strichspuraufnahme zu machen. Also fuhr ich gegen 22:30 Uhr zu dem besagten Wald. Schon der Weg zu Fuss, bei völliger Dunkelheit zu diesem düsteren Ort löste in mir ein unheimliches Gefühl aus. Als ich einen geeigneten Platz für mein vorhaben gefunden hatte waren die Augen einigermaßen an die Dunkelheit gewöhnt und die Serienaufnahmen konnten starten. Während die Kamera ihre Arbeit verrichtete machte ich es mir auf einer Bank bequem die in unmittelbarer Nähe stand. So da saß ich nun, den Kragen weit nach oben gezogen, die Hände tief in den Taschen und mit den Augen immer hin und her huschend. War da was? Da, wieder ein knacken und rascheln? Plötzlich ein stapfen im noch nicht verlandeten See. Oh Gott, hoffentlich keine Wildsau.
    Nach einiger Zeit zog ein leichter Dunst über den Moorsee. Wie war das bei dem Film "Nebel des Grauens"...... schei... was muß ich ausgerechnet jetzt an so einen Drecksfilm denken. So langsam hatte ich echt Schiss und ich überlegte schon ernsthaft das Ganze abzubrechen. Aber ich dachte mir nee, du bist doch kein Mädchen, obwohl Mädchen auch ganz schön mutig sein können.
    Also versuchte ich mich an dem wunderbaren Sternenhimmel zu erfreuen. Ich wurde nach ca. eineinhalb Stunden so relaxt, dass ich sogar einschlief, als würde um mir herum alles still stehen. Nur die Kamera knipste Bild für Bild unbehelligt weiter.
    Als mich völlig unerwartet irgendsoein blödes Federvieh mit schrillen, ächzendem Geschrei aus meinem Wohlbefinden weckte, blieb mir fast das Herz stehen. Schön hingekauert saß ich noch eine ganze Weile auf der Bank und beendete schließlich nach knapp drei Stunden die Aufnahmeserie, 315 Bilder sollten genug für eine ansprechende Strichspur sein. Nachdem ich Stativ und Kamera abgebaut hatte schlich ich mich voller Ehrfurcht aus dem dunkeln Wald mit seinen schreienden Bewohnern.
    Unversehrt am Auto angekommen machte ich mich auf dem Nachhauseweg. Ein kurzes durchsehen der Bilder versprach viel, aber für eine Bearbeitung war ich zu müde und wartete bis zum nächsten Tag.
    Nach ca. vier Stunden Bildbearbeitung und zusammenfügen der Bilder entsannt dann meine bisher längste Strichspuraufnahme.




    EOS 500d, Sigma 18-200 bei 18mm, Blende 5.6, ISO 1600 t- a 30sec. 315 Bilder


    Viele Grüße,
    Albert

  • Hi Albert,


    ein super Bild ist dir da gelungen! Der Vordergrund ist echt nicht schlecht gewählt.
    Und das Problem mit den Geräuschen kenn ich zu gut ;)
    Allerdings würde ich es glaube ich nicht von der Motivation her hinbekommen mich einfach nur so drei Stunden daneben zu setzen. Also: Respekt, dass du das durchgezogen hast.


    Ich hab auch mal vor eins mit einer solchen Tiefe zu hinzubekommen.
    Einen Versuch hab ich mal mitten in der Stadt gemacht. Da hab ich einfach die Zeit genutzt, als ich mich mit nen paar anderen Leuten bei nem Kumpel getroffen habe und nebenbei die Kamera auf dem Balkon knipsen lassen. Ist natürlich alles andere als optimal.
    http://flic.kr/p/aqVN3F


    Neulich hab ich dann mal vorgehabt an meinem Spechtelplatz parallel zum Beobachten ne Serie zu schießen und hab dann hinterher feststellen müssen, dass bereits nach etwa 30 Minuten das Objektiv zugetaut war :/ Aber ich werde es weiterprobieren. Dein Bild ist ja ein schöner Ansporn dafür.


    Mit freundlichen Grüßen,
    Christoph

  • Hallo Christoph,
    freut mich, dass dir das Bild von mir gefällt und du es als Ansporn für dich siehst. Ja, du hast schon recht, ein bisschen Durchhaltevermögen brauchts schon.
    Ich war zunächst ziemlich mit dem Zuordnen der vielen verschiedenen Geräuschen beschäftigt und später bevor ich weggeratzt bin, versuchte ich mich nur
    auf die Sterne zu konzentrieren. Anstatt Schäfchen, zählte ich noch die vielen Flugzeuge. Knapp die Hälfte der Aufnahmen mussten vor dem addieren von
    Flugzeugspuren gesäubert werden. Wir liegen in der Einflugschneise von Frankfurt und da ist immer mächtig Flugverkehr.


    Übrigens, dein Bild zeigt auch sehr schöne Strichspuren und das mit dem Motiv bekommst du sicher auch noch hin.
    Viele Grüße,
    Albert



    Albert

  • Hallo Albert,


    wunderbar dein Bild - das Motiv, die Farben, die Ausdauer - Respekt.


    Es ist auch recht eindrucksvoll und gut nachzuvollziehen, wie du die Tierwelt in der nächtlichen Umgebung schilderst. Ja, da läuft es einem schon manchmal etwas kälter den Rücken herunter - ein recht intensives Naturerlebnis halt.


    Viele Grüße,
    Manfred.

  • Hallo Manfred und Hermann,
    vielen Dank für das Lob. War schon ein Erlebnis, da ganz alleine im Wald am Moor. Ein nächstes Motiv schwebt mir auch schon wieder vor den Augen.
    Dann vielleicht mit den Gedanken an Schlossgespenster oder Burggeister, hehehe.
    Übrigens Schlossgespenster, vor Jahren probierte ich eine Strichspur am Schloss Neuschwanstein. Damals baute ich meine Kamera auf der Marienbrücke direkt über dem dösenden Fluss der Pöllachschlucht auf.
    Auch kein schlechtes Erlebnis, fehlte nur noch, dass der "Kini" über die Schlucht wandelte. Leider musste ich damals frühzeitig abbrechen da ein Gewitter aufzog.
    Hier die Aufnahme von damals:



    Dieses Erlebnis geschildert findet ihr hier: http://home.vrweb.de/caboca/ca…es/neuschwan/neuswan.html


    Viele Grüße,
    Albert

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