Des Wahnsinns fette Beute - 33" f/3.9

  • Also Leute, einer geht noch.
    Eigentlich wollte ich sowas nicht dokumentieren, weil nicht mehr jugendfrei, doch beginnt der Fall langsam aber sicher sehr interessant zu werden.
    Nachdem schon einige Bilder fehlen und auch so nicht mehr alles im Gedächtnis ist, kommen jetzt doch einge Berichte, von Zeit zu Zeit.
    Als EDV-Mensch und Dokumetationsmuffel (hat ja auch Vorteile[:D]), weiss ich wie das endet, nämlich so, dass ich mich ertappe in meiner eigenen Doku vom letzten Spiegel nach längst vergessenen Details zu suchen:


    http://www.astrotreff.de/topic…CHIVE=true&TOPIC_ID=95114
    Dieser Spiegel ist übrigens gestern, nach Ablösen der Silberschicht, noch etwas leichter geworden. Jetzt ist Alu drauf, mit hoffentlich langer Lebensdauer!


    Ablösen der Schicht vom 28", das Silber hebt sich in hauchdünnen Konfettis ab, ein paar Emotionen hängen auch dran, Edelweissspitze, ITV...


    Frisch aus der Vakuumkammer, ein fantastischer Anblick, so ganz ohne Staub und Fussel



    Damit wäre die 28" Geschichte einen Tag nach Sommersonnenwende zu einem glücklichen Abschluss gebracht. Ein paar Verbesserungen am Dobson stehen noch aus, das braucht seine Zeit und klare Nächte...


    Das neue Baby, noch größer, noch dünner, hat diesen Weg noch vor sich! Aber mal zurück zur Vorgeschichte:


    Irgendwann im Winter kam nach vielen Rechnungen mit PLOP die Idee, doch noch auf's Ganze in Richtung Borofloat zu gehen. Auf's "Ganze" heisst - volle Scheibe!
    Und die gibt es bei Schott serienmässig nur bis 850x1150mm, jedenfalls in der 25mm Version.
    Allerdings sind die Scheiben manchmal etwas krumm, was bei kleineren Rohlingen kein Problem ist, nur auf die volle Breite gesehen verliert man zuviel an wertvoller Dicke.
    Stathis hat versucht einen Rohling zu bestellen, letztlich waren bei Schott aber keine ausreichend ebenen Platten verfügbar. Das kann aber (hoffentlich!) beim nächsten Durchlauf wieder besser sein.
    Denn die lassen die 25mm Platten nur einmal pro Jahr vom Band, und gerade bei dieser Dicke sind die Toleranzen größer und oft - aus der Sicht der Spiegelschleifer - zu groß.
    Allerdings wurde mir eine 21mm Platte angeboten, naja, was soll schon schief gehen mit einem einsatzbereiten 28" im Schuppen?


    Selbstabholung in Jena ist bei sowas Pflicht, denn die Verpackung und der Transport für eine Einzelscheibe ist viel zu aufwendig.
    Wenn man so in das beeindruckende Werksgelände fährt (eigenes, ausgeschildertes Strassennetz!) bekommt man eine Vorstellung, was da abgeht! Vierzig-Tonner soweit das Auge reicht, Paletten voller Glas, Containerladungen für alle Kontinente!
    Also, Kofferraumklappe auf, Platte rein, zwei Minuten später: "hier sind die Lieferscheine...Komm'se bald mal wieder, schön was leichtes zwischendurch... jetzt kommen noch zwei Container für Brasilien..." "wiederkommen"? Aber gern doch


    So, da ist das gute Stück. Gebrochene, scharfe Kanten, mit 20,3mm Dicke auf der einen Seite noch im Toleranzbereich. Aber dafür sehr eben!



    Ein klein wenig mit der Flex zurechtgestutzt



    Dann die Kante. War ein kleines Problem den Rohling (diesenmal im genauen Wortsinn!) rund zu bekommen. Ein paar Muschelbrüche wurden eiskalt einkalkuliert




    Vom Planschleifen der Rückseite fehlen alle Bilder. Immerhin von der Flex-Aktion gibt es noch eins. Doch halt, davor ist die Frage: Wie tief? Ein paar Experimente sind da ganz nützlich. Nein, eher so: Überlebenswichtig für den Rohling!
    Das Ritzen mit Diamanten ist *die* Methode der Glaser, Glasscheiben zu zerteilen. Das geht natürlich gar nicht! Zerteilen, haha!


    Ab 5mm Restdicke wird dann auch die Butter braun.


    Also, flexen bis etwa 8,5mm Reststärke, dann vorsichtig mit Karbo bis knapp unter 7mm, so war der Plan




    Nach dieser Aktion habe ich die empfindliche Scheibe ein paar Wochen in Ruhe gelassen. Beim Glasschneiden "verheilt" der Ritz nach Stunden oder Tagen, das ist hier ähnlich, also Finger weg, sicher ist sicher.


    Ja, und dann habe ich hin und wieder etwas an der Scheibe rumgeschliffen, erst mit 5kg re-used K60 (vom letzten Spiegel, ausgewaschen), dann ein paar Kilo K120, K220, etwas Microgrit 40my, also mal so richtig alle Reste aufgebraucht


    Jetzt, nachdem der Rohling das überlebt hat, wird es interessant! Das erste Anpolieren zeigte nämlich einen Asti von 92 Lambda Wavefront PV. Das sind runde 25 Mikrometer, oder 2.5 Hunderstel Millimeter auf der Oberfläche.
    Naja, ist anderseits nun nicht sooo überraschend. Die Scheibe macht nämlich wunderbar "booooonnnng" wenn man dagegenklopft.
    Ein entsprechendes Startest-Bildchen aus dem ROC gefällig?
    (Kommentar eines Eingeweihten: Da zeigen sich extragalaktische Kugelsternhaufen garantiert flächig[:p])


    Trotz der etwas flexiblen Natur, eins kann man nicht sagen, zu schwer wird der jedenfalls Spiegel nicht, im Moment steht die Waage auf gemütlichen 17,5 kg!
    Da kommt Freude auf, speziell beim Gang zur Badewanne.



    Wird fortgesetzt, vermutlich kommt einiges an nützlichen Techniken zusammen. Kann etwas dauern, aber der Anfang ist gemacht!


    cs Kai

  • Hallo Kai!


    Das ist der WAHNSINN!! [:p][:p][:p][:p][:p] Schon allein dein "Anschliff 28" f/3" fand ich überaus spannend! Jetzt das! 33" f/3.9 Ich bin auf deine Fortschritte sehr gespannt! Das Ganze wirst du bestimmt wieder mit Interferometrie angehen. [:D][8D] You just made my day! [;)]
    Bald wird mein 10.6" Dobson (selbstgeschliefener Spiegel) fertig sein und da freue ich mich auf die Nächte. Wird aber noch eine Weile dauern, bis ich berichten werde.


    Back to topic: Ich drücke Dir die Daumen für ein erfolgreiches Gelingen!!


    Sternenfreundliche Grüße


    Christian

  • Hallo Kai,
    ohne Worte !![:0][:0][:0][:D][:D][:D]
    Ob das wohl gut geht? Gutes Gelingen wünsche ich Dir schon mal!
    Beim 28 Zöller hast Du schon gesagt, dass er zu dünn war und jetzt das hier. Unfassbar![xx(]
    Viele Grüße
    Jörg

  • Hallo Kai!
    Jetzt hast Du es ja doch rausgehauen[:)]
    Das ist wirklich ein Wahnsinnsprojekt und ich wünsche dir viel Erfolg! Und das mit den 92 waves Asti... pfff, das polierst Du doch an einem Nachmittag raus[;)]


    Ich werde mit großer Spannung weiterlesen, denn das ist wirklich nicht mehr zu toppen. Oder...?


    Hau rein!
    Daniel

  • Hallo Kai,


    mir ist beim Lesen gerade die Kinnlade runter geklappt, die Augen schauen ungläubig auf den Monitor.


    Du hast voll einen an der Waffel !! Aber es sind diese liebenswerten Spinner, die diese Welt voran bringen.[:D][:D][:D]


    In diesem Sinne, gutes Gelingen. Bin echt gespannt.


    LG
    Frank

  • Hi


    Beim Lesen des Titels wusst ich erst nicht, was ich denken soll. Als ich mit offener Kinnlade den Text dazu gelesen hab, dacht ich nur: meint der das jetzt ernst?


    Aber da ich dich beim DSM als einen sehr vernünftigen Menschen mit enormem Wissen kennengelernt hab, denk ich: du meinst das wirklich ernst und deshalb wünsch ich dir gutes Gelingen und vor allen Dingen: Erfolg und Durchhaltevermögen. [:)]


    Bin schon sehr auf den weiteren Fortgang gespannt.


    Viele Grüße
    Christian

  • Hallo Kai,


    mal eine vermutlich völlig unqualifizierte, aber ernst gemeinte Frage: auf welchen Strehl-Wert zielst Du denn in etwa ab, wenn das ganze am Ende auf einer multi-multi-Punkt Lagerung liegt? Sooo toll muss der doch nicht sein, wenn man die Luftunruhe bedenkt und dass es wohl hauptsächlich ums Lichtsammeln geht, oder?


    Grüße,


    Carsten

  • Hi Kai,
    ich will das ja nicht so ganz glauben - mein 'gesunder' Menschenverstand sagt mir immer noch, dass das in die Hose geht. Aber selbst dann wär's für Dich immer noch ein hübscher Zeitvertreib gewesen, zu wissen, wo die Grenze ist.


    Meine Bedenken rühren daher, dass der Spiegel mittig nur knapp ein Drittel der Materialstärke vom Rand hat. Und mich das eher an ein gläsernes Trommelfell erinnert.


    Gruß
    und viel Spaß dabei

  • Hallo Kai,


    bei dem was du alles machst könnte ich mir auch vorstellen, du baust die Spiegelzelle in eine "Antigravitationsbox" ein [:D].
    Also eines muss ich dir echt lassen. Du bringst die Schleifgemeinde hier an die Grenzen - Aber genau das ist es, woraus alle lernen !


    Einfach nur heavy !


    Viel Glück und vor allem, immer eine Handbreit Luft unter der Glasplatte [8D].


    Viele Grüße und CS


    André

  • Hallo Kai,


    eigentlich erübrigt sich mein Kommentar- der Titel des Themas sagt bereits alles[:D].
    Jetzt verstehe ich noch etwas besser, warum Du dich auf dem ITV für meinen Anhänger interessiert hast.
    Wenn jemand eine Chance hat, aus so einer dünnen Scheibe einen benutzbaren Teleskopspiegel zu produzieren, dann Du.


    Übrigens bist Du mit diesem Teil nur noch ganz knapp unterhalb der Schwelle für exportbeschränkte Produkte: http://www.ausfuhrkontrolle.in…/al_abschnitt_c_kat_6.pdf , siehe Abschnitt 6A004 a) 2.
    Das Flächengewicht deines neuen Projekts liegt nach meiner Rechnung nur noch knapp oberhalb 30 kg/m², also polier nicht mehr zuviel Glas weg, falls Du dein neues Reisescope mal mit nach Namibia nehmen willst[:D], oder falls Du eine Spiegelmanufaktur starten möchtest.


    Wer allerdings einen 25-Zöller aus Borofloat mit einer mittleren Dicke unter 13,65 mm herstellt, könnte ein Problem bekommen, wenn er den ins Ausland mitnehmen möchte. Herstellungstechnisch ist das eher einfacher zu schaffen als dein 33-Zöller.
    Das nur mal so am Rande, um klarzumachen, auf welcher technologischen Ebene wir Amateure uns mittlerweile bewegen!



    Wo hast Du deinen 28" Spiegel beschichten lassen?
    Ich vermute, das Bild wird jetzt noch mal merklich heller als vorher. Auf dem nächsten ITV werde ich das an IC1296 testen, die habe ich dieses Jahr mit deinem Teleskop zum ersten Mal selbst gefunden[^].


    Auch von mir viel Erfolg für dein neues Projekt, und vergiss das Beobachten mit dem 28er nicht!


    Gruß,
    Martin


    <font size="1"><font color="limegreen">Link repariert. Stathis</font id="limegreen"></font id="size1">

  • Hallo Martin,


    da ist das aber noch deutlicher, oder? (gleicher Abschnitt unter e)<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">asphärische optische Elemente' mit allen folgenden Eigenschaften:
    1. größte Abmessung der optischen Apertur größer als 400 mm,
    2. Oberflächenrauigkeit kleiner als 1 nm (rms) über eine Messlänge größer/gleich 1 mm<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Also zukünftig die großen Pizzen nicht sooo exakt polieren, sonst ist nix mehr mit Namibia [:D]


    Gruß
    Stefan

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">d) hergestellt aus Borsilikatglas mit einem linearen thermischen Ausdehnungskoeffizienten
    größer als 2,5 x 10-6/K bei 25°C oder<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> fällt aber nicht darunter [:o)]

  • Hallo Kai,


    das wird eine richtige Lebensaufgabe. Wünsche dir viel Spaß und selbstverständlich viel Erfolg dabei. Und halte uns bitte am Laufen.


    Wie ist deine Zielvorgabe für den Strehlwert?


    Viele Grüße,
    Horia

  • Hallo Leute,


    auf jeden Fall gilt


    <i>monolithische Leichtspiegel mit einer mittleren "äquivalenten Dichte" kleiner als
    30 kg/m2 und einem Gesamtgewicht größer als 10 kg</i>.


    Ich rechne damit, dass wir in den nächsten drei Jahren das Flächengewicht von 30 kg/m² bei großen Amateurspiegeln unterschreiten werden.


    Gruß
    Martin

  • Hallo Kai,
    bei deinem Können kann da nichts schief gehen, kannst ja immer noch eine Reserveplatte ankitten, wenn der Spiegel zu stark flattert.
    Gruss Emil

  • Hallo Kai,


    Du hattest auf dem ITV angekündigt noch ein Nachfolgeprojekt zu planen.
    Aber so eine Nummer - Wahnsinn! Das hat auf diesen Planeten noch keiner gemacht. Wenn das was wird, gibt es bald den ersten Nobelpreis für´s Spiegelschleifen. Wünsch Dir ganz viel Glück!

  • Hi,


    nun schreibst du doch was drüber. Ich kannte das Scheibchen ja schon, nur das Öffnungsverhältnis stand ja noch nicht fest.
    Also doch unter 4. Ich kenne dich gut genug und meine das wird schon. Bis demnächst und "Hut ab!"...



    Marcel

    Wenn du dich für das Thema Selbstbau in FreeCAD einarbeiten willst, findest du einige Beiträge, mit Bezug zu ATM, auf meiner Pinnwand unter "FreeCAD Zeuch"...

  • Hallo Leute,
    danke für Euer Interesse und die guten Wünsche!
    Auf die Fragen, Vermutungen (und Anschuldigungen[:D]) gehe ich morgen detailiert ein.
    Heute stand noch ein spontanes, kleines Bergzeitfahren zu später Stunde auf dem Programm, gegen meine Frau (die vermutlich heimlich trainiert), eine Niederlage ist da schlimmer als 100 Waves Asti plus abgesunkene Kante, geht gar nicht. Jetzt erst mal den Sauerstoffmangelzustand auskurieren...


    Viele Grüße
    Kai

  • Hallo Kai,


    also wenn Du das Teil beim nächsten ITV mitbringst, wirst Du vermutlich mit den MASHies diskutieren müssen.
    Selbst auf der hinteren Wiese wird dieser Spiegel im Rhythmus des Basses schwingen ;)
    (jetzt bitte keine Diskusion darüber)


    Drücke Dir die Daumen und freue mich auf die sorgfältige Doku!


    vg Dirk

  • Hallo Martin,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich rechne damit, dass wir in den nächsten drei Jahren das Flächengewicht von 30 kg/m² bei großen Amateurspiegeln unterschreiten werden.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    ein 2m Spiegel unter 120kg hat schon was![^]
    Ich habe mal vor einem 2m Zeiss Spiegel aus Rasotherm gestanden, der war vielleicht einen halben Meter dick. Transportiert hatte den der Besitzer mit 2 Gabelstaplern, weil einer allein die 3,5 Tonnen nicht stemmen konnte.
    Den hätte ich kaufen können, aber das Reinheben in die Spiegelzelle hätte für bösen Asti bei Mensch und Hebegerätschaft gesorgt.[:D]
    Außerdem hätte man sein Süppchen bis zum Morgengrauen auf dem Glasklotz warm halten können.
    Viele Grüße
    Jörg

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