Zu viel Öffnung schadet...?

  • Ich möchte mir demnächst ein 10" Dobson kaufen. Da habe ich mich derweil ein bisschen informiert und in einem Buch Namens "Sternbeobachtung in der Stadt" gelesen, "In der Stadt bevorzugt man besser ein kompaktes Gerät mit maximal 150 mm Öffnung. Ein größerer Objektivdurchmesser wird nur den hellen Himmel verstärken, was für den Kontrast von Nachteil ist."


    Ich stelle mir dass dann so vor, dass man mit einem Gerät mit 150 mm in der Stadt besser sehen kann, als mit einem Gerät, dass mehr als 150 mm Öffnung hat.Oder? [?]


    Wer mir helfen kann, danke ich schon mal im voraus.

  • Hi,


    jain :)


    Gleiche optische Qualität vorrausgesetzt, zeigt ein Gerät mit grösserer Öffnung mehr als das Kleine. Das ist auch bei hellem Stadthimmel so.


    Zwei andere Aspekte hingegen könnten interesannt sein:


    Die Beobachtung von der Stadt aus wird Dich früher oder später dazu bringen, bei sehr guten Nächten auch mal den viel dunkleren Landhimmel besuchen zu wollen. Viele Objekte bleiben in der Stadt nahezu unsichtbar. Ein 10" ist schon ein heftiger Brocken, der transportiert werden will! Wenn es Dir nicht möglich oder zu mühselig ist, mit dem 10" aufs Land zu fahren, dann ist es das falsche Gerät. Das beste Teleskop ist das, was man auch benutzt.


    Ein anderer Aspekt ist das Seeing, welches bei einem grossen Durchmesser deutlicher sichtbar wird. Ist Dein bevorzugter Beobachtungsplatz der Balkon in der Stadt, dann kannst Du häufig mit eher schlechtem Seeing (Luftbewegungen, die das Bild verschmieren) rechnen. Eine kleinere Öffnung würde hier wirklich etwas helfen, in mehr Nächten gute Bilder zu liefern. In den wenigen Nächten, wo wirklich viel geht (man spricht dabei von den berühmten 10 Nächten im Jahr oder so die Grössenordnung) würde Dir der grosse Durchmesser natürlich mehr zeigen können. Bei einer solchen Nacht sollte man sich aber besser weitab jeder Lichtquelle aufstellen, DANN macht es wirklich spass :)


    cu - Arndt

  • Vorsicht,


    gerade am Stadtrand sind 150mm für Deepskybeobachtungen sehr wenig. Ich selbst beobachte auch am Stadtrand, und habe mir für die Planetenfotografie einen 6" Newton gebaut. Die Deepskyleistung dieses (guten) Gerätes ist im Vergleich mit einem 8" Newton unter den gleichen Bedingungen aber schon sehr eingeschränkt. Mit 10" konnte ich nicht direkt vergleichen, erwarte aber durchaus eine nochmalige deutliche Leistungssteigerung. Wenn der 10" Dobson nicht mit einem 6" Dobson, sondern mit einem parallaktischen Vertreter dieser Größenklasse verglichen wird, dann steht der 10" auch von der Transportabilität her gar nicht so schlecht da [;)]


    Ciao,
    Roland

  • Hi Andromeda,


    vor wenigen Monaten habe ich auch mal eine ähnliche Frage an die 'Grossgrundbesitzer' gestellt, da es ja immer wieder heißt: die Öffnung könne selten ausgenutzt werden.


    Diese Aussage ist zunächst mal richtig! A B E R: sie ist immer noch besser als weniger Öffnung! Das ich sie nicht ausnutzen kann ist eine andere Sache.


    Nun besitze ich inzwischen selber einen 15"-Newton, zähle mich also zu den 'Mittelgrundbesitzer mit der Tendenz zum Gorssen', und ich kann nur sagen, ich habe noch immer mehr gesehen als mit kleineren Geräten. Das da 'nur' der eh schon helle Himmelshintergrund (und ich spreche vom Münchner Zentrum!) noch weiter aufgehellt werde ist in meinen Augen Quatsch, mindestens erlebe ich es völlig anders.


    Für mich gibt es nur drei gute, Gründe für kleinere Geräte: Kosten-, Transport- und Aufwandsminderung. Bsp. für eine Reiseteleksop oder ein JEDERZEIT-Teleskop (habe ich auch).

  • Hi,
    ich beobachte auch vom Balkon aus und bin mit meinem 10Zöller sehr zufrieden. Vieleicht siehst du mit einem 8 oder 6 Zöller weiniger Hintergrundlicht, aber dann werden dir auch einige Nebel und Galaxien verborgen bleiben die du sonst gerade noch erkennen könntest. Ich glaube das man mit einem 10 Zöller noch gut vom Balkon aus Beobachten kann, aber mit mehr Öffnung würde ich dann alleine wegen dem Platzmangel ins Grüne fahren.


    Bis dann,
    Joachim.

  • Hallo zusammen!


    Also ich bin der Meinung, daß mehr Öffnung keinesfalls schaden kann.


    Die Situation mit "vom Balkon beobachten" kenne ich auch, bei uns ist dieser mal grad einen Meter zwanzig breit, was ein großes Gerät nicht gerade handlich macht.


    Daher verwende ich vom Balkon aus ein Fernglas 20x80 auf einem Manfrotto-Stativ, auf dem es wackelfrei gehalten wird. Damit gibt es einiges zu sehen!


    Selbst im etwas dunkleren Garten nehme ich das Fernglas her.


    Wenn ich aber nach außerhalb, auf einen kleinen, recht dunklen Berg fahre, dann packe ich das Fernglas mit ein, aber zusätzlich meinen 12-Zoll-Dobson. Dieser ist inzwischen megahandlich, sodass sich der Transport und die Aufbauerei als sehr einfach herausstellt.


    Unter solch dunklerem Himmel, kann der Dobson seine Grösse voll ausspielen. Klar, das kann er auch vom Balkon aus, selbst dort zeigt er mehr als kleinere Geräte, aber es ist eben doch sehr unhandlich. Gerade auch das Beobachten von horizontnahen Objekten wird aufgrund des recht hohen Geländers erschwert. Da ist wie erwähnt das Fernglas genau richtig, da sich das Stativ bis auf Augenhöhe (und weiter) ausziehen lässt. Dann brauche ich nicht mal einen Stuhl.


    Im übrigen nehme ich das Fernglas aber auch auf dem Berg her, wenn man sich damit mal Richtung Milchstrasse umgesehen hat, ist man schon ziemlich "Baff" [:D]


    Wünsche viel Erfolg bei der Entscheidung!

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