Eule, Katzenauge,... und 2 geniale Galaxien

  • <b><i>Hallo Beobachterinnen und Beobachter,


    nachfolgend ein kleiner AEB (Astronomomischer Erlebnis-Bericht) aus der vergangenen Deep-Sky-Phase. Als Anregung und (hoffentlich) auch zur Unterhaltung...


    Viele Grüße!
    Rainer
    </i></b>



    <font size="3"><b>Eule, Katzenauge, ...und 2 geniale Galaxien</b></font id="size3">



    Monduntergang 1:30 Uhr. Das ist schon etwas spät. Aber ich habe in dieser Deep-Sky-Runde bisher nicht gerade Beobachtungsglück gehabt. So beschließen Michael Kohl und ich, am Abend des 8.4. doch noch raus zu fahren. Unser Ziel ist das von Karlsruhe ca. 2 Fahrstunden entfernte Donongebiet in den französischen Vogesen.


    Die Gegend in ca. 800 Meter Höhe ist, abgesehen von der Ostrichtung (Straßburg) für Ihren dunklen Himmel bekannt. Da vor allem Frühjahrsobjekte gejagt werden sollen, fällt die Entscheidung gegen den im Westen vom Licht der Rheinebene „verschmutzten“ Nordschwarzwald.


    Gegen 1 Uhr sind die letzten Wolken verschwunden, kein Einfluss des Mondlichtes ist mehr zu bemerken.. und es geht los. Michaels Kamera am Takahashi CN212 und meine Augen am 18“ Dobson mit Denkmeier Binoansatz nehmen die Arbeit auf. Ab ca. 1:30 bis zur Dämmerung wird das SQM-L relativ konstant 21.50mag/sec2 im Zenit anzeigen. Ich beginne mit...


    <font size="2"><b>Messier 81</b></font id="size2">



    <b>Zunächst...ernüchternd!</b> Die habe ich mir einfacher vorgestellt. Respekt allen bisherigen Zeichnern! Das wird dauern... und es dauert!. Nur langsam schälen sich die Außenarme und Dunkelstrukturen aus der „Nebelmasse“. Nach einer Stunde habe ich 2 Zeichnungsentwürfe fertig, nach dem Folgeobjekt kehre ich nochmals für ca. 30 Minuten zurück. Die Dokumentation der Zwerggalaxie Holmberg IX vergesse ich dabei schlichtweg. Zu viel M81 und zu viel Restprogramm. Zum Beispiel...



    <font size="2"><b>Messier 97</b></font id="size2">



    <b>Begeisternd!</b> Den Eulennebel kannte ich bisher nur als Wattebausch. Aber dieses Mal stimmen Seeing und Transparenz. Auch ohne Filter fallen sofort die beiden Dunkelstrukturen und ein Zentralstern auf. Mit UHC sind die Strukturen noch deutlicher. Die östliche Struktur wirkt kleiner, aber dunkler und ist leichter zu erfassen. Anstelle „Eulenaugen“ nehme ich eher eine Sanduhr-Silhouette wahr. Gegenüber der Nebelbrücke im Zentrum sind nördlich und südlich deutliche Aufhellungen. Am Südende ist die Gasblase dunkler und wirkt diffuser.


    Im Vorfeld der Beobachtung nicht bekannt und somit unbeachtet bleibt diese Deep-Sky-Herausforderung von Uwe Glahns Homepage: http://www.deepsky-visuell.de/…rausforderungen.htm#Paare. Da schaue ich nächsten Monat noch einmal vorbei, vielleicht gibt es ja einen Update der Zeichnung. Nach einer kurzen Rückkehr zu M81 geht es dann zu...



    <font size="2"><b>NGC 6543</b></font id="size2">



    <b>Faszinierend!</b> Es gibt ihn doch, den Zentralstern. Vom Katzenaugennebel habe ich vom letzten Jahr nur den Seeing-bedingten Flatscher in Erinnerung. Mit den beiden TV Radian 10mm gehe ich sofort auf die Höchstvergrößerung. Filter scheinen nicht notwendig. Der Nebel ist oval, eingebettet in ein schwaches Halo. Um den Zentralstern ist ein dunkler Bereich, der nach außen hin heller wird. Am Rand kompakte Aufhellungen, die den Nebel deutlich vom Halo abgrenzen. Auf den schmalen Süd- und Nordseiten nehme ich leicht „zerfranste“ Strukturen war.


    Das Innere wirkt fast immer homogen, keine Spur von der „Achterbahn“, wie sie Uwe Glahn im 27“ sehen konnte. Die helle Halo-Region IC4677 auf der Westseite sehe ich mit OIII indirekt und strukturlos. So, nun aber endlich zu



    <font size="2"><b>Messier 51</b></font id="size2">



    <b>Atemberaubend!</b> Kein Vergleich mit der „Waschküchen-Galaxie“ bei meinem ersten Versuch vor 10 Tagen im Schwarzwald. Deutliche Spiralarme, das Ding ist voller Starbursts. Könnte doch auch M81 mal schnell mit einer anderen Galaxie kollidieren... vielleicht zum nächsten Neumond? Nur noch eine gute Stunde bis zum Ende der astronomischen Dämmerung.


    Zum Glück habe ich schon ein paar Sterne in meiner Vorlage, dass erleichtert die Orientierung innerhalb des Strudels ungemein. Auffallend (aber vielleicht etwas überzeichnet) ist eine Materiebrücke im Norden, zwischen dem Übergang zu NGC5195 und dem nächst inneren Ring. Zudem zwei extreme Helligkeiten im westlichen Starburst, die ich als Sterne dokumentiere.


    Astronomische Dämmerung. Abbau. Eigentlich wollten wir nun eine Pause vor der Heimfahrt machen. Aber es ist noch zu viel Adrenalin in der körpereigenen Umlaufbahn. Auch Michael hat Aufnahmen für zwei tolle Bilder von M97/M108 und M101 gemacht. Mit Lobgesängen auf die letzte Nacht und Fahrerwechsel schaffen wir den Heimweg ohne Probleme. Au revoir, Donon!


    <i>p.s auf der Homepage gibt es alle Zeichnungen etwas größer und in einer invertierten Version.</i>

  • Servus Rainer


    Wau! Was für eine klasse Nacht und die Zeichnungen sind atemberaubend!


    Zu M 81: Hervorrgand getroffen! Den Nordostarm hatte ich auch so im Visier, der untere war für mich wie für dich nur langsam aus dem Halo zu beobachten. Mit der Holmberg Gx ging es mir geauso wie dir.


    Zu M 97: Klasse Beobachtung! Ich hatte die "Augen" noch nie so deutlich im Okular!


    Zu NGC 6843: Die Zeichnung deckt sich mit meiner Beobachtung vom letzten Jahr sehr gut! Du hast noch deutlich mehr Details, vor alem die Ausfransungen und das Halo!


    Zu M 51: Die Form passt hervorragend! Der Knick des nördlichen Armes mit der anschließenden geraden Spiralarmstruktur, hast du klasse hinbekommen! Der Auswurf an der oberen kleinen Gx ist bei dir auch deutlich kleiner ausgefallen, als bei Uwe! Da hab ich auch nie speziell drauf geachtet!


    Bei mir steht der Whirlpool noch auf dem Programm. Meine bisherigen Versuche waren nicht sehr zufriedenstellend!Da hab ich mir bisher noch die Zähne ausgebissen! Da ist mein Zeichenstil wohl nicht das Ideale!


    Fazit: In einer Nacht diese schwierigen Objektzeichnungen geschafft zu haben, das ist der Hammer! Dank für deinen Bericht! Hoffentlich klappt es demnächst mal endlich mit einer gemeinsamen Beobachtungsnacht! Das wäre mal dringend fällig!


    Lg von Hajü
    http://www.astromerk.de

  • Hallo Rainer,


    na also, da issa, der RainMan'sche AEB.


    Insgesamt eine wahrere Marathon, den du da hingelegt hast. In einer Nacht eine so hohe Qualität und Quantität an "den Tag" zu legen ist äußerst beachtenswert. Man merkt, dass deine Lernkurve immer noch steil bergan geht, mach weiter so. Zu den Objekten.


    M 81 gefällt mir ausgesprochen gut. Die Spiralen zu erfassen und dann noch zu dokumentieren empfand ich damals sehr schwer. Dir ist dies hervorragend gelungen, auch ohne HLM 9.


    M 97 ist klasse strukturiert. Achtet man auf die Zeichnungen genau kann man einiges an Details erkennen. Gerade die unterschiedliche Form der Augen fasziniert mich. Ich hab Lust bekommen das Teil auch mal im "Großen" richtig unter die Lupe zu nehmen.


    M 51 ist natürlich der Hammer. Stark, dass du dich da rangetraut hast, es ist dir gelungen. Ich hab für den ersten Versuch länger gebraucht :) Ich finde unsere Zeichnungen gleichen sich sehr gut und zeigen was visuell mit mittleren Öffnungen machbar ist. Weil mir der Vergleich so gefällt hänge ich meine Zeichnung mal unten dran.



    6543 ist dir "nur" gut gelungen. Ich finde den PN gerade im Vergleich zum abgesetzten Halofragment IC 4677 zu groß. Ich hatte damals mit 16" die Hauptschalen wie eine Art Spirale sehen können. Was mir allerdings nicht aufgefallen war sind die Ausfransungen im N und S. Hattest du die mit oder ohne Filter gesehen? Real sind diese ja und in dem Punkt eine wirklich starke Beobachtung. Den dunklen Bereich um den Zentralstern ist ein typisches Kontrastphänomen. Der mit 11,3mag sehr hellen Zentralstern überstrahlt den Innenbereich, wonach eine dunkler Ring folgt. Quasi eine optische Täuschung wie z.B. bei den Plejaden mit bloßem Auge, die aber zum Sinneseindruck gehört und damit in der Zeichnung richtig aufgehoben ist.
    Meine vergangene Beobachtung von 6543 mit 27" zählt sicher zu den Highlights die ich an diesem Teleskop erleben durfte. Insgesamt bewegten sich die Bedingungen damals sehr nahe am Prädikat "Perfekt", sodass die 27" an ihre Auflösungsgrenze gebracht wurden. Von meiner Einschätzung nach daher nur sehr bedingt mit Beobachtungen &lt;24" und normalen Bedingungen vergleichbar bzw. überhaupt erreichbar.


    Viele Grüße, uwe

  • Hallo Rainer,


    vier so gelungene Zeichnungen im Rest einer angebrochenen Nacht, sozusagen zu "Unzeit" - Respekt!
    Ohne Adrenalin geht da gar nichts, schön dass die Bedingungen nun endlich gepasst haben!


    Die Zeichnungen kommentiere ich gern, wenn man sich selbst am Zeichnen versucht, sieht man manches mit anderen Augen[^] Und da ich in der letzten Schönwetterperiode selbst erleben durfte (oder musste!) wie extrem empfindlich mein 28" Spiegel auf Dunst, hellen Himmel und Seeing reagiert mag ich solche Vergleiche zwischen verschiedenen Öffnungen und Bedingungen sehr.


    Die zarten Ausläufer von M81 habe ich noch nicht gesehen, die verschwinden genau wie das Halo vom Katzenauge und die Schleier von M51 im Dunst. Ist ein Jammer und muss gändert werden.


    Den Eulennebel hatte ich wohl vorschnell auf's zeichnerische Abstellgleis geschoben, da ist einiges zu holen! Die Helligkeitsabstufungen zum Beispiel. Sehr schön!


    Das Katzenauge hatte ich letztes Jahr mit meinem 21" f/3.7 oft im Okular, weil's sooo schön ist. Die Sache steht und fällt mit dem Seeing, so grob aus dem Gedächtnis (hätt ich's mal gezeichnet, aber es ist ja nie zu spät...) finde ich Deine Zeichnung extrem gelungen, die Detailfülle spricht für sich. Sieht man so nicht alle Tage und ein erster Blick mit dem 28" war eher enttäuchend.


    M51 - was soll ich sagen?
    Da ich mich vor kurzem (und etwas voreilig) an diesem Objekt versucht habe, kann ich die Schwierigkeit ein klein wenig einschätzen. Das wären zunächst die Helligkeitsunterschiede, beim Wechsel zwischen direktem und indirektem Blick wird das ganze zu einem Bilderrätsel. Und dann kommen die Brücken zwischen Spiralarmen dazu, die ich in meiner Version teilweise falsch zusammengefügt habe. Diese Brücken sind auf alle Fälle zu sehen, wie gesagt über die relativen Helligkeiten kann man streiten, das ist eher die Tücke des Objekts.
    Was mir bisher verborgen blieb, ist die Fülligkeit die erst ein transparenter, dunkler Himmel freigibt. Hohe Vergrößerung erzeugt etwas Magersucht in den Spiralarmen. Deine Zeichnung finde ich da sehr ausgewogen. Echt schön! Große Klasse!


    Viele Grüße
    Kai

  • Hallo Hajü, Uwe und Kai,


    vielen Dank für Eure Kommentare, für Lob und Kritik. Der Beitrag eines anderen Sternfreundes war plötzlich wieder verschwunden... schade.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Meine bisherigen Versuche waren nicht sehr zufriedenstellend!Da hab ich mir bisher noch die Zähne ausgebissen! Da ist mein Zeichenstil wohl nicht das Ideale! <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hajü, das glaube ich aber nun gar nicht. Wegen "Deinem" M81 zum Beispiel habe ich mich überhaupt erst an selbigen ran gewagt. Für mich ist der Ausdruck der wahrscheinlich sichbaren Sterne im Vorfeld eine Riesenhilfe. Probiere das doch auch mal.. wir wollen doch keine Stern-Kartografen sein. Das Sternenmuster hilft enorm (trotzdem landete mein M81-Erstversuch nach knapp 10 Minuten als Knäul im Kofferraum - aber ich hatte ja 3 Vorlagen dabei [8D] )


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich finde den PN gerade im Vergleich zum abgesetzten Halofragment IC 4677 zu groß. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Uwe, das ist wahrscheinlich ein Nachteil meiner Sternenmuster. Sind sie nicht da, tue ich mich schwer, die richtigen Dimensionen zu finden. Ich habe auch von innen nach außen skizziert und zu viel Info auf zu wenig Fläche packen wollen...
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">die Ausfransungen im N und S. Hattest du die mit oder ohne Filter gesehen? <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Das mit den Ausfransungen kommt schlecht rüber. Vom Eindruck in etwa, als wenn aus einem Gefäß unter Wasser an 2 Stellen ganz leicht graue Flüssigkeit austritt und sich verteilt. Lang nicht so hell wie dargestellt (sonst wäre es unter gegangen), aber deutlich vom Halo zu unterscheiden. Ohne Filter? Ich habe während der Beobachtung mehrfach den Filterschieber verwendet, um nach Unterschieden zu schauen. Ich weiss es nicht mehr.. zu hektisch.. nur nicht zu spät zu M51 kommen....



    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">wie extrem empfindlich mein 28" Spiegel auf Dunst, hellen Himmel und Seeing reagiert<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Kai, nimm Dir am besten eine Sonnebrille mit, wenn Du Dein echtes First Ligth unterm Alpenhimmel im Sommer hast. Die Alpen musst Du unbedingt einplanen! Nimm viel Zeichenpapier mit...


    Ich kenne die physikalischen Zusammenhänge zwischen Hintergrund und Öffnung nicht so - aber auch bei 18" war der M51-Unterschied zwischen Schwarzwald (1000m, Seeing 4, Dunst) und Donon (800m, Seing 2, Transparent) enorm. Im Schwarzwald habe ich das Zeichenzeug gleich stecken lassen...



    Viele Grüße und ... Deep Sky geht ja schon wieder los [;)]
    Rainer

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