Eine Bunte Mischung an Objekten

  • Hallo,


    ob der guten Bedingungen wird es in nächster Zeit sicherlich Berichte 'hageln'. Da mache ich doch glatt mit. Anbei die Erlebnisse der letzten Nacht:


    Bericht vom 04.03.2011; 21.15h – 00.40h
    Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 428mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) Adler
    Dobsonmontierung


    verwendete Okulare: 21mm Ethos (87-fach); 13mm Ethos (141fach), 9mm Nagler Typ6 (203-fach), 7mm Nagler Typ6 (261-fach), 5mm Nagler Typ 6 (366-fach)
    Ort: Freies Feld, ca. 2 km außerhalb Obernesselbach, ca. 385m ÜNN
    Temperatur: 21.10h - 2 C ; 00.50h -5 C
    Seeing: 2+


    Wetter: den ganzen Tag wolkenlos,


    Galaxien:
    LYN: NGC2683, NGC2770 A + B, GX-Haufen Abell779 (NGC2881/2830/2825/2826/2839/2827/2828/2833)
    LEO: M65, M66, NGC3628, NGC3593, M95, M95, M105, NGC3384, NGC3389, NGC3404
    UMA: M51, NGC5195
    COM: NGC4656, NGC4652, NGC4144, NGC4631, NGC4627, NGC4656, NGC4657, NGC4565, UGC7604
    Quasare: TON34, TON618
    Planeten: Saturn
    Plantetarische Nebel: NGC2346, PK 219+31.1 (=Abell 31)
    Kugelsternhaufen: M53
    Reflektionsnebel:
    Offene Sternhaufen: -


    Der März beginnt astronomisch traumhaft. Am 04. März schon die zweite Beobachtungsnacht, und für Anfang kommende Woche wird trockene Luft bei wolkenlosen Himmel vorhergesagt. Nach stressigen Arbeitstag (vor dem Urlaub müssen plötzlich noch 100 Sacher erledigt werden) bin ich erst am überlegen ob überhaupt los ziehen, stelle aber vorsichtshalber den Adler zum temperieren raus. Nach dem Abendessen flenze ich noch etwas auf dem Sofa, entspanne. Ganz frei von selbst erzeugten Druck kommt die Lust auf Sternenlicht, ich packe alles ein, schnell warm angezogen, dann geht es los. Ich stelle mich auf den Höhenzug ist es doch fast völlig windstill, baue auf. Mit der Wintermilchstraße fast noch im Zenith zeigt das SQM gute 21,25. Bei Justieren an Polaris war klar: auch das Seeing ist überdurchschnittlich. Es ist etwas dunstig, die Horizontsicht mäßig, bei der Fahrt zum Beobachtungsplatz war dies bereits an den deutlichen Lichtkegeln der angestrahlten Dorfkirchen erkennbar.


    Frühjahr ist Galaxienzeit. Damit es nicht zu einseitig wird beginne ich mit Plantetarischen Nebeln. ca. 2/3 eines Grads WSW von Delta Monoceros ist der PN


    NGC2346 - PN – MON - (mag 12,5 - sbr 11,5, 1,0 * 0,8') SQM21,25
    schnell eingestellt. In sehr sternenreicher Region kann man diesen jedoch leicht übersehen, der relativ helle Zentralstern liefert den überwiegenden Teil der Gesamthelligkeit. Grob jeweils 1 PN-durchmesser Ö und W glimmen kleine mag14 Feldsternchen. Im UHC ist der Nebel etwas deutlicher. Meine Skizze zeigt eine rundliche, flächige Aufhellung mit zwei gegenleichen Knötchen, ca. 30 Grad zur Achse der Feldsternchen gedreht. Eben lese ich in der Nachbereitung von Schmetterlingnebel. Die von mir detektierten Knötchen müssen die Überlappungszonen der beiden Schmetterlingsflügeln gewesen sein, die Positionswinkel passen hierzu.


    Nun wird es schwer: Ein sehr ausgedehnter, flächenschwacher PN wird angepeilt:


    PK 219+31.1 - PN – CNC - (mag 12,2 - sbr 17,5?, 17 * 15') SQM21,30
    besser als Abell 31 bekannt, zwischen dem Kopf der Hydra und Alpha Cancer zu finden. Die Zielregion ist schnell eingestellt, eine leicht gebogene Feldsterngruppe rechts (O) mit mag 19, 11,5, 10 im GF, links davon in ca. 15' Distanz zwei 10er Feldsterne in ähnlichem Abstand übereinander. Ohne Filter geht nichts. Bei Minimalvergrößerung (87-fach) und UHC zeigen sich mit etwas Geduld zarte flächige Nebelregionen. In den nächsten 15min versuche ich Details herauszuarbeiten, mache eine Zeichnung. Die östliche 3er-Gruppe ist vom Nebel umfasst, der mittlere Stern steht etwa in der Mitte eines sichelförmigen Segments, der südliche Feldstern noch im Nebel, der nördliche am Rand. Am deutlichsten eine längliche Zone östlich des mittleren Sterns. Ein kleinere Fetzen wird nahe des 10er Feldsterns im SW skizziert. Mehr geht für mich nicht. Immerhin eine eindeutige Sichtung mit etwas an Details.


    Nach den doch etwas mühsamen Sichtungen wird es nun sehr einfach.


    NGC2683 - GX – LYN - (mag 9,8 - sbr 12,9 , 8,8 * 2,5') SQM21,30
    die Ufo-Galaxie. Sehr hell, wunderbar. Auf den ersten Blick mit deutlichem Spindel-Charakter. Der Zentralbereich sehr länglich mit deutlichem motteligem, knotigem Erscheinungsbild an der im GF unteren Seite der schräg von 10h nach 4h liegenden GX. Das GX-Ende gen 4h läuft etwas breiter aus als das gegenüberliegende. Dank der hohen Flächenhelligkeit waren auch Beobachtungen mit 202-fach voller Kontraste. In der Himmelsregion bleibend wird be


    NGC2770A - GX – LYN - (mag 12,2 - sbr 13,7, 3,7 * 1,1') SQM21,30
    NGC2770B - GX – LYN - (mag 16 - sbr ?, 0,5 * 0,6') SQM21,30
    vorbei gesehen. Hier ist nur erstere interessant und auch gut sichtbar. ca. 3,5:1 elonglierte Spindel auf dem ersten Blick, der zweite offenbart Helligkeitsvariationen. Links und rechts des Zentrums auf Line der Hauptachse jeweils eine länglicher, leicht kräftigerer Bereich. Parallel der GX-Hauptachse in ca. 2' Distanz ein mag 12 und mag13-Feldstern. NGC277B konnte nur ob der exakten Lage mit indirektem Sehen, auch dann nicht ganz stabil detektiert werden.


    Mein nächstes lag nur ca. 2 Grad mehr östlich, der Galaxienhaufen Abell779. Auf Anhieb konnten 4 Gxen im 21er erkannt werden. Mit Muße und dem 13er bei 141-fach haben 8 Objekte den Weg auf mein Skizzenblatt gefunden, alle gemeinsam im GF. Ganz nett, für mich jedoch nicht spektakulär.


    Schande auf mein Haupt: beim Umschwenken in Leo bedurfte einer Karte, um das Triplett einzustellen. Nun sollte die Position jedoch so abgespeichert sein, damit dies aus dem Gedächtnis geht. Mal sehen, wie lange es diesmal hängen bleibt.


    Weiter ging es mit


    M95 - GX – LEO - (mag 9,7 - sbr 13,5, 7,3 * 4,4') SQM21,30
    M96 - GX – LEO - (mag 9,3 - sbr 13,1, 7,8 * 5,2') SQM21,30
    M96 und M95, beide gerade so nicht gemeinsam einstellbar.
    Helle GX-Kerne, mit 'stufigen' Helligkeitsübergang zu Halo prägen diese GX'en. Beim betrachten von Bildern stelle ich fest, dass ich diesen Objekten mehr Aufmerksamkeit hätte schenken sollen, bei den sehr guten Bedingungen hätte von den schwachen Spiralarmresten etwas erkennbar sein müssen.


    Ich hatte mich mehr auf die GX-Gruppe etwas nördlich gekümmert,


    M105 - GX – LEO - (mag 9,3 - sbr 12,8, 5,3 * 4,8') SQM21,30
    NGC3371 - GX – LEO - (mag 10,9 - sbr 13,1, 5,4 * 2,7') SQM21,30
    NGC3384 - GX – LEO - (mag 11,9 - sbr 13,?, 5,4 * 2,7') SQM21,30
    M105 ist ein typischer Vertreter einer elliptischen Galaxie vom Typ E1 mit graduellem Helligkeitsverlauf zu Rand hin. Für mich ohne jegliche Strukturen. NGC3371 mit deutlichem, kräftigem Nukleus, merklich länglicher. NGC3384 ein 2:1 oval mit leicht unruhigem, im wesentlichen enheitlich hellem Halo und nur zarter Zentralaufhellung. Markant ein Feldstern-Dreieck östlich, dessen stumpfer Winkel hin zu NGC3384 deutet. Die Gruppe steht so eng, dass auch im 9er Nagler bei 203-fach alle 3 Objekte gemeinsam beobachtet werden konnten. Nett!


    Gutes Seeing und dunkler Himmel … Bedingungen für Quasarjagd! Ein Blick in meinen High-Redshift-Ordner lenkt mein Interesse zunächst auf


    TON34 – QSO – LEO (mag 15,7 – z=1,918) SQM 21,40
    hoch im Leo. Nur ca. 10' entfert liegt die sehr schwache GX NGC3204 (mag13,5); die hat den Vorteil, dass man die Position in der Planetariumssoftware leicht einstellen kann. Ausgehend von Zeta Leo war ein ca. 4 Grad Starhop zu bewältigen. Zusammen mit den Feldstenen TYC 1975-409-1 (mag 9,2) und TYC 1975-384-1 (mag 1,2) bildet NGC3204 eine Linie, die Komponenten jeweils ca. 5 Bogenminuten getrennt. NGC3204 die nördlichste, der 9,2er Feldstern am südlichsten. Das 7er Oku (260-fach) reichen aus, um den Quasar dingfest zu machen: leicht westlich versetzt zur Verbindungslinie der Feldsterne, ca. 2' vom 11,2er Feldstern. Aufgrund der Rotverschiebung von z=1,918 kann man bei TON34 auf eine Lichtlaufzeit von 10,1 Mrd. Jahren schließen.


    Weil es so gut ging gleich noch ein Versuch. Hierzu wir ins Haar der Berenike umgepeilt. Von Gamma COM über die helle NGC4414, eine mittelgroße schön strukturierte Spiralgalaxie (lohnenswert!) die Zielregion angefahren.


    TON618 – QSO – COM (mag 15,9 – z=2,219) SQM 21,40
    liegt in Etwa auf halber Strecke zwischen NGC4414 und der blassen UGC7698. In nähe des QSO sind nur schwache Feldsterne, das erschwert die Suche. Bei 260-fach werde ich westlich einer ein stumpfwinkliges Dreieck bildender Feldsterngruppe mit Komponenten zwischen mag 14,1 und 15,3 fündig. Neben der gedachten Hypotenuse ein Fünkchen, das direkt zeitweise, indirekt fast stabil zu sehen ist: nach 10,6 Milliarden Jahren haben die Photonen Ihre Reise auf meiner Netzhaut beendet, wow! Ein netter Beifang bildet UGC7604, eine sehr schmale, ganz zarte Spindel die indirekt zeitweise und an ca. 3' östlich des QSO auszumachen ist.


    Ich kürze ab: weitere Highlights der Nacht waren NGC4725 (leicht längliche GX mit Bentralaufhellung in angedeutetem Balken, mit merklichem ringförmigen Halo umfasst), NGC4631 (der Walfisch, deutlich gemottelt, voller Strukturen mit 'Fontäne' NGC4627) der Haken NGC4656/57 (deutliche Lichtkonten in der größeren NGC4656, vor allem auch im Ansatz des Hakens). M51/NGC5195 konnte ich mir nicht verkneifen.


    Den Abschluss bildete Saturn. Ohne die Position zu kennen habe ich mir erst die Augen an Arkturus verblitzt (hatte das 7er Oku im OAZ gelassen) bevor der Herr der Ringe gefunden wurde. Bei ca. 30 Grad Höhe war die Luft leider nur Blickweise ruhig. Ein deutliches Atmosphärenband, Cassini-Teilung im wieder weiter geöffneten Ringsystem, Rhea, Dione, Encelade auf der einen Seite, Thetys und Titan auf der anderen Seite konnten betrachtet werden.


    Immer noch nicht müder wurde dann um 0.40h Schluss gemacht – schön war es!

  • Hallo Achim,


    wieder ein schöner Bericht mit interessanten Objekten. War selber am Dienstag und Gestern draußen. Gestern waren die Bedingungen super, trocken, gute Durchsicht (~6m2) und gutes Seeing und kein/kaum Wind.
    Nicht so wie am Dienstag wo der Wind doch sehr störte. Dafür war es allerdings mit 0°C (19:45) bzw. -3°C (0:35) deutlich kälter.


    M105/M95/M96... habe ich mir natürlich auch angeschaut und das Leo-Triplett auch ohne Karte gefunden. [:)]


    So war es dann auch nicht verwunderlich das ich ca. 100 Galaxien abgefahren bin (zum Abschluss mal so mit 125x am Großen T herab zu M84/M86 geguckt und die GX-Kette zu M85? hoch gewandert, wo ich alleine etwa 20 Galaxien mitnahm).


    Seit ich den 12,5" Dobsi habe fange ich ja praktisch wieder von vorne an. Den M64, M106, M51, NGC4565, M104, NGC4631, M63, NGC4485/90, M3, M13 um nur einige zu nennen, sehen halt völlig anders aus als in 8". Da kommen Staubbänder in M104, NGC4565 oder die Spiralenarme in M51 ganz anders herüber.


    Natürlich habe ich Gestern auch faint fuzzy gejagt so z.B IC 677 oder NGC3213. Hat wie immer riesig Spaß gemacht. Du könntest ruhig mal einige deiner Zeichnungen vorzeigen. Ich weiß zeichnen am Teleskop ist nicht einfach.


    Gruß
    Lots

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