Sitze in Algerien ohne Optik im Gepäck und nutze den "Leerlauf" dazu Beobachtungen aus 2009 & 2010 durchzugehen. Interessiert bin ich an vergleichenden Beobachtungen mit einem 3" und einem 5" Refraktor. Was bringt einem dieser Sprung eigentlich? Leider habe ich die Geräte nacheinander zur Verfügung gehabt und nicht parallel. Auch die Okulare haben im Lauf der Zeit mehrfach gewechselt. Der lichtverschmutzte Standort ist jedoch derselbe geblieben, mit bestenfalls 5,0mag visuell / 20,1mag/arcsec². Dennoch kann man ein paar Vergleiche ziehen.
Genutzte Optik: 3" = 78mm/630mm Fluorit-Doublet; 5" = 120mm/900mm Triplet APO
M13
-> 3": Deutlich zum Kern hin verdichtet, Konzentration zum Kern hin tritt deutlicher heraus. Einzelsterne sind z.T. auflösbar.
-> 5": Läßt sich weit bis in den Kern auflösen. Zahllose Sterne. Bei 5mm & 3,5mm sehr dunkel, aber noch gut zu differenzieren.
M42
-> 3": Dunkler "Engel" deutlich und weit ausgedehnt vor M42. Am M42 seitigen Rand der "Dunkelwolke" heller Gassaum. Trapez (4 Sterne) zu sehen. Der Orionnebel zeigt weit ausgreifende "Schwingen". Mit UHC ist der Kontrast zum Hintergrund besser.
-> 5": Im 31mm Okular hell und großflächig. Im Trapez die Komponenten A-E zu erkennen. Komponente F nicht gesehen. Die Wasserstoffregion zeigt vielfältige Details. Vorgelagerten Dunkelwoken kommen gut heraus. Bis 3,5mm kontrastreich. Bei aufgehelltem Himmel bringt der UHC deutlichen Kontrastgewinn und erlaubt im 7mm gerade noch den 4. Stern des Trapezes zu sehen. Weitere Kontraststeigerung durch O-III. Durchaus zu verwenden an diesem Objekt, trotz Helligkeitsabfall.
M57
-> 3": Schon bei 50fach tritt der Ring deutlich hervor, auch die etwas ausgefranste Struktur des Ringes ist zu sehen. Im 3,5mm Okular großer Unterschied zwischen direktem und indirektem Sehen feststellbar. Bei indirektem Sehen springt der Ring ins Auge, die in den Raum ragenden Strukturen sind auszumachen. Optimale Vergrößerung ca. 50fach mit UHC Filter.
-> 5": Bei 260fach schwebt der Ring gut abgehoben im Raum - auch ohne Filter. Das Ringzentrum ist deutlich abgegrenzt und der Ring an gegenüberliegenden Seiten unscharf begrenzt mit Ausfansungen. UHC und O-III gut einsetzbar. O-III bringt deutliche Kontraststeigerung.
M97
-> 3": Setzt gute Sichtbedingungen & Adaption der Augen vorraus. Als flächiges, ausgedehntes Objekt bei 50fach zu erkennen, 100fach und mehr bringt keine Verbesserung. Sichtbarkeit durch UHC Filter gesteigert.
-> 5": Der Eulennebel ohne UHC ist flächig präsent. Mit UHC gut abgehoben. Aufsuchen mit UHC Filter ist erheblich leichter. Am besten mit 12,5mm (31mm geht mit UHC noch, ohne UHC kaum zu sehen). Bei 7mm und OIII dunkel, aber großflächig und mit Kontrast zum Himmelshintergrund. Keine Details.
NGC6992
-> 3": Im 31mm Okular ist die Nebelform zu erkennen (Halbbogen schwebt im Raum). Man meint vorgelagert weitere Struktur zu erahnen - ist aber eine parallel gelagerte Sternenkette. Mit OIII zu dunkel zum erkennen. Leichteres Objekt als der Nordamerikanebel und Objekt für 31mm mit UHC Filter.
-> 5": Bei 31mm mit UHC und wesentlich besser noch mit OIII beobachtet. Langgestreckter (westlicher) Bogen mit zwei deutlich helleren Regionen gegen Ende jeder Bogenspitze. 31mm zeigt jeweils nur einen Teil des Nebels.
Jupiter:
-> 3": Hauptwolkenbänder NEB, SEB und Abdunklung zu den Polen sehr gut zu erkennen. Bei gutem Seeing Schatten von Io und Europa vor Jupiter, Transit von Io und Ganymed, GRF sowie Ausbuchtungen im NEB.
-> 5": Vier Monde und GRF. Monddurchgänge & Schattenwürfe. NEB mit leichten Ausbuchtungen, Einschnitten und dunklen "Knubbeln" zu sehen. Nord- und Südpolkappen sind leicht strukturiert (Linien verschiedener Farbtöne).
Mars
-> 3": Bei noch geringem Scheibchendurchmesser (8") schön ausgeprägte Polkappe. Direkt unterhalb der Polkappe ein dunkler Streifen. Phase und Rotfärbung gut zu sehen. Bei 14" Scheibchen einen Tag nach Marsopposition. Polkappe in 12,5-3,5mm gut zu sehen. Ab 7mm Syrtis Major zu sehen. Oberhalb von Syrtis Major Forsetzung zu Utopia Planitia. Kurzzeitig kann das 3,5mm Okular genutzt werden. Hier sind Syrtis Major und schwächer Utopia Planitia ähnlich einem Fortsatz von Syrtis Major zu erkennen. Eine zweite Polkappe ist nicht auszumachen.
-> 5": Beobachtung bei 3,5mm - kontrastreich und scharf. Durch den UHC ist eine z.T. bessere Oberflächenwahrnehmung durch die Abschwächung der Bildhelligkeit möglich. Syrtis Major, Acidalia Plantia, Terra Thyrrena und Noachis Terra sowie weitere Dunkelgebiete ohne mir bekannte Namen zu sehen, trotz kleinem Scheibchendurchmesser von 8,2". Die Polkappe ist weit abgeschmolzen und wirkt sehr klein.
Mein Resumeé: Im Detailreichtum gibt es durchaus Steigerungen von 3" auf 5", jedoch sind dies keine Quantensprünge. Sehr groß ist der Unterschied bei den aufzufindenden "Nebelfleckchen". Mit 5" erschließen sich zahlreiche NGC-Objekte, die mir bei 3" am Standort vorher unzugänglich waren. Aber dennoch: Ein 3" ist nicht zu unterschätzen.
Weiterer Eindruck aus den letzten beiden Jahren: Der Fluorit-Doublet FS-78 hat m.E. einen bessere Kontrastleistung als der Triplet APO TSA-120.
Wie sind Eure Erfahrungen 3" / 5"?
CS
Dirk