2 Sonnen: Spiegelung im Objektiv oder am Himmel?

  • Hallo,


    hab mal wieder was "astronomisches" im Internet aufgespürt, was ich mir nicht recht erklären kann.


    hier http://www.suedkurier.de/4702664 hat ein Fotograf zwei Sonnen abgelichtet und behauptet, die Spiegelung sei auch mit dem Auge sichtbar gewesen. Nebensonnen sehen aber anders aus.


    Für mich scheint das ne Spiegelung im Objektuiv zu sein. Was meint ihr?


    jf

  • Hallo,



    um die Sonne so gespiegelt zu sehen, hätte sie mindestens zweimal gespiegelt werden müssen.
    Bei einer Spiegelung hätte er die Spiegelung ja sonst gegenüber gesehen.
    Es steht auch nirgends, dass das Bild im Freien entstanden ist, vielleicht war ja noch ein Fenster o.ä. im Weg?


    Grüße
    Florian

  • Viel einfacher: Es ist... Astrologie![:D]
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Schonach
    01.02.2011 <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">

  • Könnte durchaus eine Luftspiegelung sein - eine Fata morgana (z.B. Schiff in der Wüste) entsteht ja auch nach diesem Prinzip der Grenzschichten in der Luft. Zudem ist die Spiegelung höher als das Original und auch deutlich schwächer in der Lichtstärke, was eine Reflexion an einer ziemlich hoch gelegenen Grenzschicht sein könnte - "auf den Kopf gestellt" ist die Sonne jedenfalls, was man an der etwas ungleichmäßigen Kreisform des Originals und des Abbildes sehen kann.


    vermutende Grüße
    Alko

  • Wir hatten eine ausgeprägte Inversionswetterlage. Daher tippe ich wie Alko auf eine obere Luftspiegelung, verursacht durch Totalreflektion von der kalten dichten Bodenluft mit höherem Brechungsindex an der darüber liegenden warmen und daher optisch dünneren Schicht. Je nach Temperaturschichtung und Geometrie kann das Bild sowohl aufrecht als auch kopfstehend sein:


    http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/geo/9804
    http://www.physik.wissenstexte.de/halligen.htm


    Eine Nebensonne ist das nicht, diese werden durch Brechung und Reflektion an Eiskristallen erzeugt und erscheinen 22° links und rechts der Sonne auf gleicher Höhe:


    http://www.meteoros.de/arten/ee02.htm


    Ich verstehe den Artikel so, dass der Fotograf die doppelte Sonne zuerst gesehen hat und erst daraufhin seine Kamera zückte. Auch lese ich nichts von Astrologie, habe ich was verpasst?

  • Hallo allerseits,


    in allem kann ich Stathis bezüglich einer Totalreflexion zustimmen. Was mich nur ein wenig stutzig macht, das ist das fast perfekte Spiegelbild - das setzt ja eine sehr, sehr ruhige Grenzfläche zwischen den Luftschichten voraus.


    Zudem müsste dies Grenzfläche leicht von links oben nach rechts unten geneigt sein, denn das Spiegelbild ist aus der Senkrechten (definiert durch den Antennenmast und die Baumstämme in der Bildmitte) nach rechts herausgedreht. Bei einer Doppelglasscheibe wäre (wäre!) beides plausibel.


    Zum astrologischen Aspekt: einen Artikel vom 01.02.2011 schon am 31.01.2011 gegen 16 Uhr zu senden - das ist schon eine Leistung für sich. Bei der Zeitung ist im Wetterbericht von heute auch schon Mittwoch .... (siehe hier: http://www.suedkurier.de/wetter/ )


    Ob dort unten vielleicht schon der Karneval tobt?


    Viele Grüße,
    Manfred.

  • Bevor wir hier mutmaßen, habe ich soeben mit dem Bildautor, Herrn Erich Schwer aus Schonach telefoniert - ein reizender Herr!


    Er hat die Erscheinung morgens für wenige Minuten beobachten können und vom Balkon aus unter freiem Himmel mehrmals fotografiert. Keine Fensterscheibe war dazwischen! Die Doppelsonne war auch mit dem freien Auge sichtbar und nicht nur durch die Kamera - also auch kein Kamerareflex!


    Herr Schwer beschrieb mir, dass Schonach auf einer Anhöhe liege (laut Kegel Earth 860 m hoch) und Triberg im Tal (670 m) in dichtem Nebel lag. Somit handelte es sich ganz klar um eine Inversionswetterlage.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Zudem müsste dies Grenzfläche leicht von links oben nach rechts unten geneigt sein, denn das Spiegelbild ist aus der Senkrechten (definiert durch den Antennenmast und die Baumstämme in der Bildmitte) nach rechts herausgedreht.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hält man ein Lineal an den (hoffentlich) senkrechten Antennenmast, zeigt sich, dass auch er ist leicht nach rechts geneigt ist. Vielleicht wurde einfach die Kamera nicht genau horizontal gehalten.


    Ich habe eine derart perfekte Luftspiegelung nach oben nie gesehen, und auch im Netz kaum Bilder davon gefunden. Was sagen die Meteorologen dazu? Luftspiegelungen nach unten sind ja hingegen häufig.


    Vielen Dank für das Einfangen des seltenen Ereignisses.

  • Aus dem Cockpit habe ich einmal einen sehr deutlichen Nebenmond direkt voraus unterhalb des Mondes unterhalb der Flughöhe beobachtet,


    das Phänomen entstand durch eine tiefer liegende Stratuswolkenschicht. Der Mond war etwas höher als die Flughöhe, die Spiegelung niedriger.

  • Hallo Hartwig,


    unter dem Link, den du zitierst, werden ja in erster Linie Aufnahmen durch Fensterscheiben diskutiert, und dank Stathis' Nachfrage wissen wir jetzt, dass keine Scheibe irgendeine Rolle gespielt hat.


    Nur - was Herr Bernt H. aus Flensburg dort pauschal an Vorurteilen verbreitet - da hätte ich wirklich gezögert, hier auf diesen Link hinzuweisen - wie sagst du . "... die sich ... WIRKLICH auskennen ..."


    Nein, DAS müssen andere sein.


    Gruß,
    Manfred.

  • Servus,


    auf dem AKM Forum ist die Diskussion nach der Festlegung auf Fensterscheiben und ein paar pauschalen Beschimpfungen sehr schnell versiegt.
    Ich kann mir nicht vorstellen, das sich dort die User auch wirklich auskennen.


    Auch wenn es dort von manchen Schreibern als nervige Lapalie abgetan wird, ist es für mich doch ein nicht alltägliches Naturschauspiel, ich habe so etwas noch nicht gesehen, und finde es doch ganz gut und auch schön, wenn jemand gerade die Gelegenheit dazu hat so etwas zu beobachten und auch festzuhalten.


    Gruß
    Gerd

  • Ich kann die Diskussion ja dort noch mal anstoßen. Es ist aber keine Nebensonne aber genau 22 Grad weg.


    &gt;Ich kann mir nicht vorstellen, das sich dort die User auch wirklich auskennen.&lt;



    Claudia Hinz ist DIE deutsche Expertin fuer solche Sachen, sorry, aber die kennt sich im Gegensatz zu mir aus. Ich werd aber mal die Diskussion da drueben noch mal anstoßen.


    Hartwig

  • Gerd,


    deinem zweiten Absatz möchte ich voll und ganz zustimmen. Sonst würde uns viel zu viel an interessanten Dingen und Phänomenen entgehen.



    Hartwig,


    wenn du die Diskussion dort wieder in Gang bringen möchtest und wenn es zutrifft <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Claudia Hinz ist DIE deutsche Expertin fuer solche Sachen,<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> dann weise doch darauf hin, dass Licht an <u>jeder</u> Grenzfläche (bei Scheiben Luft/Glas und Glas/Luft) sowohl gebrochen als auch reflektiert wird (außer bei Totalreflexion wie in dem Bild, um das es hier eigentlich geht). Das bemerkt man auch bei einfachem Fensterglas, wenn man z.B. die Reflexion einer Kerzenflamme oder eines Glühfadens unter einem sehr großen Winkel betrachtet (senkrecht = 0°) - sie ist dann doppelt.


    Vielleicht kannst du auch darauf hinweisen, dass bei Thermopen-Scheiben die beiden Scheiben nach meiner Kenntnis konkav nach innen gewölbt sind, wodurch sich unterschiedliche Reflexionsrichtungen ergeben, je nach dem, ob man die Reflexionen in der Mitte der Scheibe, seitlich oder oben/unten betrachtet, wie es in den Fotos im anderen Forum auch gezeigt wird.


    Diese konkave Form wird auch sehr gut sichtbar, wenn man bei Sonnenauf- oder Untergang das Bild der Sonne betrachtet, wie es in einer solchen Scheibe gespiegelt wird; die Scheibe wirkt dann wie ein Hohlspiegel, und die "Sonnenscheibe" ist über die gesamte Fensterscheibe verteilt.


    Gruß,
    Manfred.

  • Ich habe mal dort nachgefragt und darauf hingewiesen, dass keine Fensterscheibe im Spiel gewesen sein soll und das Ding auch mit freiem Auge gesehen wurde. Auch habe ich Eure Theorie mal zur Diskussion gestellt - mal sehen, was Claudia so antwortet.


    Hartwig

  • Hallo Hartwig,


    bei allem Respekt vor Claudia und ihrer Erfahrung, auch wenn sie gesprochen hat - ich denke, die Aufnahmen von Pekka Parviainen und die hier gezeigte sind kaum miteinander vergleichbar.


    Die fantastische Seite Polar Image besuche ich schon seit recht langer Zeit, und alle dort gezeigten entsprechenden Aufnahmen sind in Horizontnähe am Meer gemacht worden, nicht in hügeliger oder bergiger Landschaft.


    In Horizontnähe am Meer erscheinen auch höher liegende Luftschichten in nur geringem Winkelabstand zur Sonne, oft sind es mehrere übereinanderliegende, die das Bild der Sonne in mehrfachen Höhen und auf einem recht langen Weg zum Beobachter verändern.


    In "unserem" Fall stand die Sonne viel höher, und wenn es eine Inversionsschicht relativ dicht vor und über dem Beobachter war, dann kann die Sonne gar nicht anders als an der untersten Grenzschicht nur einmal gespiegelt zu werden.


    Insofern sollte Claudia ihr Urteil noch einmal überdenken und sich überlegen, welchen Effekt eine Inversionsschicht ca. 10 bis 20 Grad über der Waagerechten hätte, wie das entsprechende Bild aussehen müsste. Ist die Grenzfläche glatt, was bei nebligem Wetter und Windstille dringend zu vermuten ist, dann ist auch das Spiegelbild unverzerrt.


    Nebenbei - es geht mir wirklich nur darum, den Sachverhalt aus allen Richtungen zu betrachten und dadurch zu eventuell neuen Einsichten zu gelangen. Ansonsten müsste ich irgendwie annehmen, dass der mit Verlaub doch etwas ältere Beobachter sich grundlegend in seiner Erinnerung getäuscht hat, aber das wäre zu einfach und das will ich nicht. Ich finde es bemerkenswert, dass er seine Umgebung mit offenen Augen beobachtet und wahrnimmt.


    Viele Grüße,
    Manfred.

  • Hallo Leute,
    auf dem Foto erkennt man, das sich vor der "Originalsonne" eine kleine Wolkenbank befindet. Wenn man genau hinschaut sieht man auf der gespiegelte Sonne an der gleichen Stelle einen dunkleren Streifen. Das interpretiere ich als genau dieses Wolkenband im Vordergrund der Sonnenscheibe. Sollte bei einer Spiegelung an einer Luftschicht dieses Wolkenband nicht genau kopfstehend erscheinen?

  • Hallo Lambert,


    darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht, aber:


    Du hättest Recht für den Fall, dass das Wolkenband direkt auf der Sonne (in ca 150 Mio km Entfernung) "klebt".

    Es wird aber von der spiegelnden Stelle an der (vermuteten) Inversionsschicht unter einem anderen Winkel zu sehen sein als die Sonne selbst, da es dieser spiegelnden Stelle viel näher ist.
    Demnach könnte es durchaus an der beobachteten Stelle zu sehen sein.


    Gruß,
    Manfred.

  • Hallo Lambert,


    dem kann ich nur zustimmen. Aber was bedeutet das?


    Es widerspricht grundsätzlich nicht dem, was ich hiervor geschrieben habe.


    Es würde bekräftigen, dass die Aufnahme <u>doch</u> durch eine Scheibe gemacht worden ist, aber da gibt es die Aussage des "Autors".


    Was mich alledings jetzt auch beschäftigt, das ist die Tatsache, dass ich über der 1. und 2. Sonne in gerader Verlängerung in der Wolke am oberen Bildrand eine 3. Sonne zu erkennen glaube - aber ich könnte nicht sagen, ob es eine 2. Reflexion oder eine zufällige Wolkenstruktur wäre.


    Und weshalb sollte ein "79-jähriger passionierter Fotograf" (so in der Zeitung) irgendjemand hinter irgendein Licht führen und ein wenig flunkern sollen? Sowohl bezüglich des mit (angeblich) bloßem Auge sichtbaren Phänomens an sich als auch bezüglich der angeblich nicht vorhandenen Glasscheibe? Jemand, der 50 Jahre jünger ist vielleicht...


    Aber - ein gutes Rätsel, oder?


    Gruß,
    Manfred.

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