Meine ersten Deepsky Erfahrungen als Bericht

  • Erster Beobachtungsbericht 2011 am Sonnabend, dem 29.01.
    21:00 bis 23.00 Uhr


    Optimale Bedingungen! Mondfrei, windstill, niedrige Luftfeuchtigkeit, (keine Betauung der Optik), allerdings ziemlich kalt. Ausstattung wie gehabt, 8“ Dobson f/6, 25mm Plössl.


    Nachdem ich den Dobson nach draußen transportiert habe, vollziehe ich meine Mutation zur Zwiebelschale: Unterhemd, T-Shirt, Hemd, Holzfällerhemd, Wattejacke. Fingerhandschuhe aus weicher Wolle. Im gesamten Haus das Licht aus, nur der Fernsehapparat läuft weiter, für meine Frau.


    Der erste Teil des Beobachtungsabends:
    Zu zweit mit meiner 25jährigen Tochter, deshalb zunächst einfach aufzufindende Objekte:


    Orionnebel M42 / M43
    Erstmals bei gutem Seeing im Freien beobachtet, überwältigender Anblick. Feine Strukturen werden sichtbar, Zentralsterne in herrlich blauer Farbe, die Dunkelwolke Sinus Magnus scheint regelrecht nach ihnen zu schnappen …


    M78
    Der lichtschwache Reflektionsnebel zeigt sich von seiner besten Seite, zwei Sterne im Zentrum, ganz zart die zweite Aufhellung!


    Rüber zur Kassiopeia - NGC 457
    Ich muss unbedingt meiner Tochter das kleine Marsmännchen zeigen, es steht heute auf dem Kopf!


    NGC 663, 654, 659
    Schwenk durch die Dreiergruppe, NGC 663 abwechselnd mit NGC 654 und mit dem lichtschwächeren NGC 659 bewundert.


    M81 und M82
    Suche nach den Bode – Nebeln!
    Hat etwas gedauert, aber dann hatten wir die beiden Racker erstmals fest im Visier. Sie heben sich sehr deutlich ab, wie zwei Augen blicken sie uns entgegen, ähnlich wie M65 und M66 im Leo-Triplett, nur der Mund fehlt. Das etwas weiter geöffnete Auge ist M81, M82 erscheint schmaler, aber trotz geringerer Helligkeit sehr scharf gezeichnet. In beiden Galaxien waren ansatzweise Strukturen zu erkennen.
    Die Position der nahe stehenden Galaxie NGC 3077 habe ich mir leider nicht gemerkt, ich hätte noch einen Blick ins Stellarium werfen müssen, wollte mir aber die Adaption nicht verderben, also - beim nächsten Mal werde ich die lichtschwächere Galaxie finden.


    M31, M32, M110
    Wo und wie steht denn, verflixt noch mal, am Wintersternhimmel Andromeda? Anfängliche Ratlosigkeit. Meine Orientierung, das Viereck des Pegasus fehlt, als Orientierung bleiben Perseus und Kassiopeia. Aaah, sie geht kopfüber unter! Jetzt sehe ich Mirach, den Hüftstern der schönen Dame, 9 Grad rechts davon ist die Andromeda-Galaxie schon mit bloßem Auge sichtbar. Wir richten unser Augenmerk heute besonders auf M110, die längliche Form der mittlerweile neu klassifizierten Galaxie inspizieren wir genau.


    M1
    Am Horn des Stiers haben wir den Remnant schnell „aufgespießt“.


    M35
    Jetzt steht das Rohr des Dobsons fast senkrecht, wir müssen uns schon an das Okular recken. Trotzdem finden wir schnell den gebogenen Pfeil und den lichtschwachen Nachbarn NGC 2158. Meine derzeit direkt im Zenit stehenden Lieblinge im Fuhrmann hebe ich mir für später auf.


    M45
    So, jetzt ist vorläufig Schluss, meiner Tochter wird es kalt. Ich kann sie noch kurz mit einem Blick auf die Plejaden zurückhalten, den sie in ihrer Kindheit als „kleinen Wagen“ bezeichnet hat, und das sicherlich nicht zu unrecht.


    Beobachtungsbericht Teil 2


    Nach einer Aufwärmpause und einem Blick ins Stellarium geht es alleine wieder raus:


    M79!
    Wann, wenn nicht jetzt? Der kleine und lichtschwache Kugelsternhaufen kulminiert, ich will ihn unbedingt mal gesehen haben. Er steht in einer geringen Höhe von 12 Grad unterhalb des Hasen, das Rohr des Dobsons steht fast waagerecht. Details sind kaum zu erkennen, aber ich „hatte“ ihn.


    NGC 2239
    Nachdem mein erster Versuch auf den Rosettennebel Anfang 2010 misslungen war, will ich es jetzt noch mal versuchen.
    Es muss doch möglich sein, in einem Spiegel von 20 cm Durchmesser den Rosettennebel zu definieren! Der eingebettete Sternhaufen NGC 2244 ist schnell gefunden, jetzt werde ich hartnäckig. Ich schwenke den Dobson in abwechselnder Höhe langsam um den Sternhaufen und lasse mir bewusst Zeit.
    Allmählich erscheinen erste Anzeichen, im rechten Bereich des Gesichtsfeldes scheinen Sterne verdeckt zu sein. Eine Dunkelwolke? Dann die erste „Offenbarung“. Ein leichter Schimmer macht sich breit. Das reicht mir aber noch nicht.
    Ein Schwenk nach links, außerhalb des großen Nebels. Dann langsam wieder nach rechts, er erscheint als schwacher Lichtschein. Erkannt! Schwach hebt er sich vom Hintergrund ab.
    Zur Bestätigung meiner Beobachtung umrunde ich die Randgebiete von NGC 2239 und erkenne den Kontrast zum Hintergrund, ich habe ihn jetzt endlich gesehen!


    Belohnungen!
    Nachdem ich meine Augen an die Grenzen des möglichen geführt habe, gönne ich mir abschließend ein paar einfachere, aber trotzdem reizvolle Objekte:
    M41 mit seinem plastischem Erscheinungsbild, dann M47 und M46 im Wechselspiel!


    Schnell den Dobson wieder ins Haus verfrachtet, erstaunlicherweise wenig Kondensation trotz der Kälte. Eine Ermahnung meiner Tochter, alles Erlebte niederzuschreiben. Was ich hiermit tue!


    liebe Grüße - Uwe

  • Hi Uwe,


    schöner Bericht mit einigen lohnenswerten Objekten finde ich. M81/M82/M79/M35, M42/43 M78 und den Rosettennebel mit Sternhaufen NGC2244 hatte ich Gestern Abend zwischen 19 und 21:30 aus drinnen. Bei M79 konnte ich auch mit 12,5" nur ein helles Bällchen mit etwas diffusen Außenbereichen erkennen. An ein Auflösen war nicht zu denken.


    War ganz schön durch gefroren nach fast 3 Stunden bei -5° bis -7°


    Tipp schau dir mal NGC2903 im Löwen an, der lohnt auch mit 8". Und natürlich M36-M38. M41, M50 und NGC2301 solltest du dir auch mal rein ziehen.


    Für die Rosette besser eine UHC/O-III Filter rein, dann ist er einfacher.


    Gruß
    Lots

  • Hallo Uwe,


    vielen Dank für den sehr gelungenen DeepSky Erfahrungsbericht. Man hat den Eindruck, dass Du dem Hobby Astronomie schon etwas Zeit gewidmet hast, es klingt schon routiniert.


    Viele Grüße


    Achim
    ...Der Himmel hällt so viele unterschiedliche Objekte bereit, da kommt nicht so schnell langeweile auf.

  • Lieber Uwe,
    habe eben deinen schönen BB gelesen. Meine Gedanken waren: hast du nur mit einem 25 mm Plössl beobachtet ? Ergibt an deinem Dobson eine AP von rd. 4,1mm.
    Habe hier an meinem Dob 12,5", f=4,8 auch die Plössl im Einsatz (20 bis runter zu 5 mm) Wenn es die Atmosphäre zuläßt, ist auch das 5mm nutzbar.
    Will damit sagen, daß bei fraglichen Objekten eine stärkere Vergrößerung einen Beobachtungsgewinn ergibt.
    Mein Einsatzgebiet sind die Veränderlichen.
    Kannst ja mal hier einen "Dreizeiler" bringen (vielleicht hast du noch weitere Okulare).


    Gruß
    Guenther

  • Hallo Uwe



    Auch ich gratuliere dir zu diesem sehr gut geschriebenem Bericht. [8D]


    Ein Tipp zu M46:
    Den solltest du bei nächster Gelegenheit noch mal genauer betrachten.
    Innerhalb dieses Sternhaufens befindet sich so zusagen als "Sahnehäubchen" noch ein relativ heller Planetarischer Nebel, der mit 8" auch ohne Filter schon deutlich sichtbar ist.
    Hier mal zum vergleich der Eindruck mit meinem 8" SCT.


    NGC 2438
    Heller PN im nördlichen Teil von M46 und bei 100x direkt sichtbar, deutliche Scheibchenform, reagiert sehr gut auf den O-3 Filter. Bei 200x kann bei indirekter Beobachtung schwach eine Ringform erkannt werden und das Zentrum des Nebels erscheint etwas dunkler, Rand scharf begrenzt.


    Versuch es ruhig mal, es lohnt sich!


    Viele Grüße


    Mike

  • Zunächst Danke für Eure Antworten!


    Günther,
    ich habe noch keine weiteren Okulare, aber Dein Hinweis war für mich wieder ein wertvoller Anstoß, in dieser Richtung weiter zu suchen. Für das erste Jahr reicht sicherlich ein 25 mm Plössl, aber mit der Zeit steigen die Ansprüche.


    Mike,
    Du hast recht, da war was.
    im unteren Bereich von M46 (gespiegelte Ansicht) erschien ein indirekt sichtbares Fleckchen, obwohl ich nicht gezielt danach gesucht hatte. Ich hatte ihm nicht die gebührende Beachtung geschenkt, das nächste Mal will ich NGC 2438 eindeutig identifizieren.


    Grüße Uwe

  • Hallo Uwe,


    einfach nur chapeau für Deinen Bericht! Bei Deiner Begeisterung für die Sache und Deine Beobachtungserfolge mit lediglich einem 25er Plössel ohne jedwede Filter kann ich nur empfehlen: Ergänze baldestmöglichst Dein Equipment! Dann hast Du einen Quantensprung nach oben! Schreib mal, was Du bereit bist auszugeben und nach angegebenen Budget werden Dir sicher mehrere, u.a. ich hilfreich zur Seite stehen. Bei Low-Budget gehören nach meiner Sicht ein ordentliches 2"-Übersichtsokular, ein O lll-Filter in 2", möglichst high-end (den behält man dann auch lebenslang) und noch was, je nach Geldbeutel im Bereich von 13 und 6 mm dazu. Dann hast Du eindeutig (noch) mehr Freude am Beobachten und kitzelst mehr aus Deinem 8"er raus! Ähnlich Deinem Bericht habe ich übrigens gestern bei ähnlichen Temperaturen, aber strengen "Böhmischen Wind" mit 7 Sternfreunden des Dresdener Stammtisches im Erzgebirge beobachtet. Mein persönliches Highlight war die SN in der Giraffe!
    Schreib einfach mal, was Du bereit bist vorerst noch für's Hobby auszugeben, dann kann man Dir auch raten was für den Preisrahmen geht!


    Gruß und CS!


    Volker

  • Hallo Uwe,
    lese soeben die weiteren Antworten zu deinem Beob.-Erfolg.
    Was die Okulare angeht: vielleicht versuchst du es mal mit einem Zoom (aber nicht das für -ich habe 39 Euronen bezahlt- "billiges Geld", *gg*)


    Meins hat zwar keine "Zeiss-Randschärfe", aber für die eigenen Zwecke völlig ausreichend, 8-24 mm, damit spart man sich so manchen Einzelokularwechsel !
    Vielleicht kannst du dir ein Zoom zur Probe schicken lassen, fall es deinen Erwartungen nicht entspricht. Ich will jetzt hier keine Händler nennen, dürfte aber nicht schwer sein, pfündig zu werden.
    Kannst dich ja mal wieder melden, wie deine Entscheidungen sind.


    Gruß
    Guenther

  • Hallo Volker und Günther,


    Zunächst: Ja, es ist pure Begeisterung, die mit jedem Beobachtungserfolg zunimmt!


    Zu Euren Fragen:
    Ich möchte mich langfristig entwickeln, der 8" Dobson ist ein sehr gut gelungener Einstieg, er wird immer mein "handlicher Begleiter" bleiben. Jetzt möchte ich langsam Equipment zukaufen, das ich wirklich ein Leben lang behalte.


    Derzeit ist mein jährliches Budget auf etwa 300 Euro begrenzt. Günther, ein Zoom-Okular wäre mein erster "Traum". Für ein richtig gutes Exemplar kann es auch etwas mehr sein. Aber welchen Vergrößerungsbereich deckt es ab? Muss man beim Zoomen die Schärfe nachstellen?


    Mittelfristig, so ist mein Wunschtraum, kommen größere Optiken hinzu. Deshalb soll meine erste Neuinvestition (wie Volker betonte) etwas sein, das ein Leben lang gute Dienste leistet.


    Grüße Uwe

  • Hallo Uwe,
    bin gerade am lesen im "Astrotreff" (danke für deine netten Zeilen).


    Zoom-Okulare gibt es u.a. bei http://www.Teleskop-Service.de, Intercon-Spacetec.de (gut aufgemachte Tabelle), Fernrohrland.de
    Inwieweit jeweils nachfokussiert werden muß (bei meinem ist das der Fall), kann ich dir nicht sagen.
    Es gibt Okus z.B. von Nagler mit 3-6 mm, Pentax von 6,5 - 19,5 mm, Baader Hyperion von 8 - 24 mm (Preise ??).
    Frage doch einfach mal an, ob du ein Zoom-Okular fürs Beobachten bekommen kannst (mit der festen Absicht: entspricht es deinen Erwartungen, kaufst du es gleich.....)
    Trotz der "keine Zeiss-Randschärfe" möchte ich meins (8-24 mm) nicht mehr hergeben.
    Habe mir eine kleine Tabelle gemacht, auf der ich alles ablesen kann. Habe auch schon das Zoom mit einer Barlow-Linse kombiniert. Das ergibt noch mehr Vergrößerungsbereiche.
    Das Max. am 12,5" Dobson hier liegt bei 610fach ! Da kommt man aber mit der Nachschubserei nicht mehr mit. Es gibt zwar eine Plattform für die Dobson, aber das geht dann wieder ins Geld....
    Du siehst, ohne Investitionen geht es nicht. Habe vom meinem "Finanzminister", *gg*, auch schon mal die rote Karte bekommen. Da wollte ich noch einen größeren Dobson haben....


    Gruß
    Guenther

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