Zerstörte Spiegeloberfläche

  • Hallo,


    vor einigen Jahren entfernte ich die Al-Beschichtung eines 110mm Spiegels mit einer Mischung aus Eisen (III) chloridlösung und Salzsäure. Diese etwas exotische Mischung hatte ich aus dem Internet.


    Der Spiegel war ganz dünn mit dieser Lösung bedeckt. An manchen Stellen ist sie auch zeitweise eingetrocknet.


    Nach einigen Stunden Einwirkzeit verschwand tatsächlich die Spiegelschicht, doch zu meinem Entsetzen war die Oberfläche des Duran-Spiegels hinüber.


    Die Oberfläche war fühlbar rauh, fast matt, und von rundlichen, von Ringen umgebenenen Bereichen übersät.


    Der Spiegel mußte neu geschliffen und poliert werden.


    Ich hatte während der Ausbildung oft mit brutaler Chemie in Duran-Laborgefäßen zu tun, aber solche Schäden sind mir noch nie untergekommen.


    Meine Frage: Hat jemand von Euch schon einmal solche Schäden erlebt?
    Welche Erklärung gibt es dafür?


    Die Bilder zeigen Ausschnitte aus der Oberfläche im reflektierten Licht. Zur besseren Erkennbarkeit leicht geschärft.
    Besser ging es mit unserer damaligen Knipse nicht.





    Gruß,


    Guntram

  • Hallo Guntram,


    Kann es sein, dass über der Al-Schicht noch eine Schutzschicht aus Quarz oder ähnlichem aufgebracht war, die sich durch die Behandlung ab- bzw. aufgelöst hat? Wenn ich mich recht entsinne steht etwas ähnliches in der Beschreibung meines C8.


    Ich habe wärend meines Chemiestudiums viel aggressivere Lösungen in Durangläsern angerührt und hatte nie Probleme. Oder hast Du statt Salz- etwa Flusssäure verwendet? [;)]


    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Guntram,



    wäre es möglich, dass die Spiegeloberfläche bereits vorher so aussah und man es nur durch die große Reflektivität der Verspiegelung nicht sehen konnte?


    Oder vielleicht rührt das vom Eintrocknen her, dass da noch eingetrocknete Flecken/Reste auf der Oberfläche sind, die eigentliche Oberfläche noch intakt ist?


    Nur so ein paar Ideen....


    Grüße
    Florian

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Guntram</i>
    <br />Meine Frage: Hat jemand von Euch schon einmal solche Schäden erlebt?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Nein. Alle meine bisher angewandten Verfahren zeigten keinerlei Veränderung der Glasoberfläche. Siehe alte Beiträge:
    - Aluschicht ab mit Kupfersulfat
    - Spiegelschicht entfernen
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Welche Erklärung gibt es dafür?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Als Anti-Chemiker habe ich keine Ahnung. Sonst jemand? Wie sicher bist du, dass die Fläche nicht vorher schon so war, oder, wie Florian vemutet, es nicht eingetrocknete Lösung ist?

  • Hallo Guntram,


    da die Spiegel bereits neu geschliffen und poliert wurden, kann man wohl nur noch spekulieren. Wie bereits erwähnt, können weder Eisenchlorid noch Salzsäure einer Glasoberfläche etwas anhaben.
    Diese Mischung genauso wie die Einzelkomponenten löst lediglich das Alu auf, und die (dünne) Kruste der Quarzschutzschicht bleibt übrig. Wenn diese auf der Spiegeloberfläche eintrocknet, könnte das von Dir beschriebene und in den Fotos dokumentierte Bild bleiben. Man muss wohl in Zukunft das Eintrocknen während des Ätzvorgangs verhindern, dann dürften sich die Reste problemlos abspülen lassen, ohne in irgendeiner Weise die Glasoberfläche zu verunstalten oder zu beschädigen.


    CS Franjo

  • Hallo!


    Danke für eure Überlegungen und Antworten!


    Diese Episode spielte sich etwa Anfang 2006 ab.
    Der Spiegel war der Hauptspiegel eines kommerziell hergestellten Schiefspiegler-Optpiksatzes. Die Verspiegelung und auch die Oberfläche waren zu diesem Zeitpunkt tadellos. Über die Art einer eventuell vorhandenen Schutzschicht kann ich nichts sagen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass ein Hauch einer Schutzschicht solche Auswirkungen haben soll.
    Wegen nicht zufriedenstellender Qualität des HS wollte ich die Verspiegelung zunächst mit Polierrot wegpolieren, um dann eine saubere Sphäre reinzupolieren.


    Nach zwei Stunden Polierzeit war die Verspiegelung aber immer noch wie neu.


    So beschloß ich, zur Chemie zu greifen. Von "Green River" oder ähnlichen Rezepturen wußte ich damals noch nichts. War ja noch nicht im astrotreff...
    Nebenbei: Den kleinen Fangspiegel, von dem ich vor ein paar Tagen schrieb, habe ich mit HCl und Kupfersulfat ohne Schäden und recht flott von der Aluschicht befreit; kein Problem.


    Es wurde damals tatsächlich das Glas angegriffen. Diese Rauhigkeit war auch durch Polieren nicht wegzukriegen.


    Das Ganze ist deshalb so rätselhaft, weil Duran gegen so ziemlich alle Säuren beständig ist. Nein, ich habe keine Flußsäure verwendet.


    Meist liest man von zerstörten Spiegeloberflächen, wenn jemand Natronlauge zum "Ablaugen" einsetzt und die Suppe dann eintrocknet.



    Gruß,


    Guntram

  • Kann sich unter Umständen eine Aluminiumoxidschicht oder Ähnliches gebildet haben? Beim Eloxieren mit Schwefelsäure entsteht sowas beispielsweise. Ist durchsichtig und ziemlich hart. Al2O3 hat laut Wiki eine Mohs-Härte von 9 bis 9,5. Und wenn die Suppe eintrocknet, dann ist das ja nicht nur Salzsäure und Eisenchlorid, sondern auch das gelöste Aluminium.


    Viel Grüße
    Stick

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