...auf der Edelweißspitze!
Hallo Leute,
nachdem nun der Uwe Glahn seinen Beobachtungsbericht fertig hat, hier auch von mir ein kurzer Bericht - leider "der etwas anderen Art":
Am Montag, den 4. Oktober bekam ich ein E-Mail von Uwe, am kommenden Wochenende sei eine stabile Hochdruckkwetterlage über den Alpen zu erwarten, und diese Gelegenheit sollte für einen Beobachtungsausflug zum Großglockner genutzt werden. Ich hatte auch schon gesehen, dass für die kommenden Tage eine Wetterbesserung zu erwarten sein würde und checkte schon mal die Möglichkeit, mir kurzfristig etwas Urlaub zu nehmen.
Der angekündigte Wetterumschwung trat tatsächlich ein. Am Donnerstag abend packte ich meine Gerätschaften ins Auto, und am Freitag fuhr ich nach der Arbeit direkt Richtung Großglockner los. Für Montag, den 11.10. hatte ich mir kurzfristig freigenommen; mehr Urlaubstage waren leider nicht drin. Freitag mittag hatte ich mir beim Edelweisswirt noch schnell ein Zimmer reserviert.
Unterwegs kaufte ich noch etwas Proviant für die Nächte.
Kurz vor Schließung der Mautstelle traf ich an der Großglockner-Hochalpenstraße ein. Der freundliche Herr an der einzigen noch offenen Fahrspur blickte in den hinteren Teil meines Autos und meinte dann, die anderen seien schon oben.
Die Auffahrt versetzte mich dann schon in eine erwartungsvolle Stimmung. Die Berggipfel lagen noch im letzten Abendsonnenlicht, die Luft war ruhig, und der Himmel bis auf ein paar Zirren recht klar.
Nach den letzten Serpentinen zur Edelweißspitze kam ich oben am Parkplatz an. Es war für mich der allererste Besuch dort oben. Ich genoss die schöne Aussicht, begab mich dann aber zügig in den Gasthof.
Die Reisetasche ins Zimmer gestellt und schell in der Gaststube nachgeschaut, fand ich auch schon die anderen Spechtler, die sich für die kommende Nacht erst mal ausreichend stärkten. Ich gesellte mich dazu und bestellte mir auch erst mal ein Abendessen.
Anschließend war es draußen schon fast dunkel. Erst mal wurden daher die Teleskope startklar gemacht. Als ich meinen 18" f/4,3 Dobson auf der EQ-Plattform startklar hatte, konnte ich auch schon am Polarstern kollimieren.
Das Beobachten an so einem ausgesetzten Standort im Hochgebirge ist wirklich etwas Besonderes! Ich fühlte mich wie im Theater mit einer Rundum-Bühne, wie in einem guten Planetarium, nur viel besser!
Die Beobachtungsbedingungen waren leider nicht perfekt, denn dünne hohe Wolken schluckten doch eine ganze Menge Licht. Aber man konnte schon sehen, dass nach Auskühlen der Optik zumindest das Seeing sehr gut zu werden versprach.
Nach dem Kollimieren, bei zunehmend dunkler werdendem Himmel, peilte ich mal schnell ein paar Standardobjekte an, z.B. M57, M31, Jupiter, M22. Dies hauptsächlich, um ein Gefühl für die aktuellen Beobachtungsbedingungen zu bekommen. Immerhin war der Himmel hier so gut wie unter guten Bedingungen an meinen normalen Standorten.
Schon bevor es richtig dunkel war, konnte man die Milchstraße bis zum Horizont sehen.
Nun wurde es mir doch allmählich zu kalt, ich wollte aufs Zimmer gehen und mir die warmen Sachen für die Nacht anziehen.
Auf dem Weg zum Gasthof leuchtete mir die dort an der Hauswand angebrachte Lampe leider direkt ins Gesicht, so dass ich den Weg vor meinen Füßen, der im Dunkeln lag (der Gasthof liegt tiefer als der Parkplatz), nicht sehen konnte.
Plötzlich verspürte ich einen höllischen Schmerz im rechten Unterschenkel, und im selben Moment lag ich auch schon auf dem Boden.
Wie es schien, hatte ich durch die Blendung die niedrige Bordsteinkante übersehen.
Beim Aufstehen bemerkte ich, dass irgendwas mit meinem rechten Fuß nicht in Ordnung war: Ich hatte das Gefühl, der Boden klappt nach vorn weg, wenn ich versuchte, mit dem Fuß die Balance zu halten.
Der Schmerz ließ zum Glück recht schnell nach, und ich humpelte aufs Zimmer, wo ich mir meinen warmen Overall überzog.
Mir war zu diesem Zeitpunkt natürlich schon klar, dass das Beobachtungswochenende für mich damit vorbei war. Trotzdem ging ich erst mal zurück auf den Parkplatz zu den anderen.
Ich überlegte noch, ob ich erst mal weiter beobachten sollte, entschied mich aber aufgrund des merklichen Handicaps dagegen.
Nun musste ich den anderen Bescheid geben und sie bitten, mir beim Abbau behilflich zu sein. Allgemeine Bestürzung, dann große Hilfsbereitschaft. Jemand verständigte den Edelweisswirt, der auf dem Parkplatz vorbei kam und dann den Rettungsdienst in Zell am See anrief. Der Krankenwagen werde ca. 45 Minuten brauchen, teilte er mir mit. Das war kein Problem für mich.
Nun wurden meine Utensilien zerlegt und ins Auto verstaut. Anschließend ließ ich es mir nicht nehmen, noch zwei Tassen Tee zu trinken und ein wenig mit dem Fernglas zu beobachten:
Nach einiger Zeit kam dann mein "Taxi", und damit war für mich der Ausflug zur Edelweissspitze gelaufen.
Mittlerweile ist die Achillessehne zusammengeflickt. Ich werde noch viele Wochen nicht Auto fahren können, und mein großes Teleskop wird auch erst mal Pause haben. Aber das wird schon wieder, und nächstes Jahr bin ich ganz bestimmt wieder dabei. Dann aber richtig, versprochen!
Vielen Dank noch mal an alle, die mir in meiner misslichen Lage geholfen haben!
Gruß,
Martin