BB: Rund um den Schwan mit 60 & 120mm Öffnung

  • 05.09.2010 / 00:10Uhr - 03:30Uhr
    Südrand Essen / NRW. SQM-L 20,05 / 4,6mag visuell
    Feucht (Taubildung) bei 12°C, später 9°C
    Optik: 60mm/355mm & 120mm/900mm Refraktor.


    Beobachtete Objekte:
    Albireo
    M29, M39, M56, M57
    NGC6811, NGC6819, NGC6826, NGC6866, NGC6960, NGC6992, NGC7000


    Für diese Nacht hatte ich mir neben Jupiter & Uranus eine Tour durch den Schwan vorgenommen, mit dem Ziel ein paar "Neuentdeckungen" zu machen.


    Die Rundtour durch den Schwan und seine nähere Umgebung beginnt mit M57. Der Ring mit seinen beiden Ausfransungen ist ein alter Hut, aber immer wieder lohnend. Neben M27 und M97 einer der PNs die zum Pflichprogramm von Stadtbewohnern gehören, denn hier darf der Himmel dann auch mal etwas heller sein.


    Weiter geht es im Norden mit drei alten Bekannten. Zuerst M39 (4,6mag), der in der Milchstraße durch die recht lockere Anhäufung hellerer Sterne auffällt. Wenig spektakulär, dafür aber leicht aufzufinden.


    Der Nordamerikanebel NGC7000 (6,0mag, aber mit geringer Flächenhelligkeit) ist ein Paradeobjekt für dunklen Himmel. Aber auch am Stadtrand geht, bewaffnet mit einem OIII-Filter, etwas. Der Mexiko-Teil hebt sich vom sternübersäten Himmelshintergrund ab, während die USA großflächig und sehr blaß, aber wahrnehmbar sind. NGC7000 bietet im kleineren 60/355 f/5,9 Refraktor den eindrucksvolleren Anblick, als im 120/9000mm f/7,5 Gerät. Dies liegt an der AP von 5,2mm gegenüber nur 4,1mm im großen Refraktor. Ohne OIII-Filter, oder UHC-Filter ist bei meinem Standort kaum etwas zu erahnen, wobei der O-III dem UHC klar überlegen ist, auch am kleinen Refraktor.


    Der Dritte alte Bekannte ist M29 (7,1mag) ist eine Minuaturausgabe der Plejaden. Durch seine unmittelbare Nähe zu Gamma Cyg leicht zu finden.


    Als "Neuentdeckungen" hatte ich mir ein paar NGCs vorgenommen. Zuerst einmal NGC6811 (6,8mag) östlich Delta Cyg. Dieser recht große offenen Sternhaufen hat eine Reihe von Sternen 10ter bis 11ter Größenklasse. Bei 120mm Öffnung erscheint er recht leuchtschwach. Er steht direkt neben einer lockeren Ansammlung von Sternen 8ter und 9ter Größenordnung (die keine NGC-Nummer haben) Der Kontrast der beiden "Sternhaufen" erinnerte mich direkt an das wundervolle Paar M38 / NGC1907 im Sternbild Fuhrmann. NGC6811 ist für mich ein "Hingucker" und eine Bereicherung in der Liste der schönen Objekte.


    Rund und 4° weiter nördlich fand ich über Starhopping NGC6826 (8,8mag), eine sehr sehr kleiner Planetarischer Nebel (<0,5') der bei 31mm nicht von einem Stern zu unterscheiden ist. Ab 12,5mm (72fach) wurde er flächiger. Durch seine Kompaktheit und die immerhin noch 8,8mag ist für diesen PN kein Filter erforderlich. Details werden selst bei 3,5mm (257fach) nicht sichtbar.


    Zwischen Gamma und Delta Cyg liegt ein weiterer offener Sternhaufen mit der Bezeichnung NGC6866 (7,7mag). Er ist leuchtschwach (hellster Stern 10,7mag) und recht kompakt. Im 31er und 12,5er Okular wirkt er T-förmig, was an einer entsprechenden Anordnung der helleren Sterne im Sternhaufen liegt.


    Die letzte Neuenddeckung für die Nacht war NGC6819 (7,3mag), ein offener Sternhaufen einiges östlich von Eta Cyg. Er ist recht leuchtschwach und im 120mm Refraktor zumeist diffus. Einzelsterne blitzen bei direktem Sehen auf. Im 12,5mm Okular wird der Anblick schon dunkel.


    Nach den Neuen gab's noch weiter altbekanntes. Mit M56 (8,3mag) zuerst einen blaßen und kleinen Kugelsternhaufen im Sternbild Leier, der ab 7mm Einzelsterne zeigt. Keine Frage, es gibt interessantere seiner Art für 120mm Öffnung.


    Hell und immer wieder schön, folgte der Doppelstern Albireo (Beta Cyg) mit sehr schönem Farbspiel (orange & blau-weiß). Sehr leicht zu trennen (Sterne mit 3,1 und 5,1mag, Abstand 34 Bogensekunden).


    Ein kräftiger Schwenk in den westlichen Flügel des Schwans brachte mich direkt zum Cirrusnebel. Sowohl im 60/355mm, als auch im 120/900mm Refraktor gut zu sehen, wobei letzterer einiges mehr an Umrißdetails zeigt. Im kleinen Refraktor bei 31mm vollständig im Blickfeld, im 120er über 2 Gesichtsfelder bei 31mm verteilt. Anders als bei NGC7000 ist hier der größere Refraktor das Gerät der Wahl. Ein O-III Filter ist in jedem Fall mehr als nur empfehlenswert.


    Bei NGC6992 erkennt man schöne Ausläufer in den Raum auf der Außenseite eine recht scharfe Begrenzung. Zwei hellere Zonen und eine verbindende etwas dunkleren Zone im Mittelbereich sind auszumachen.


    NGC6960 ist schwächer als NGC6992. Zwei strahlförmige Bögen sind zu erkennen die von einem helleren Stern entgegengestezt in den Raum ragen. Die Umriße sind eng begrenzt.


    Zwischen NGC6969 und NGC6992 ist mittig und leicht in nördlicher Richtung versetzt noch ein diffuser, nebeliger Bereich an der Wahrnehmungsgrenze zu erkennen. In dieser Region häufen sich auch einige Sterne. Kennt hier jemand eine Detailkarte zum Cirruskomplex, die über den TriAtalas C hinausgeht? Hätte gerne einemal eindeutig alle Bezeichnungen.


    ----------------------------------------------------------------------


    Fortsetzung:
    06.09.2010 / 00:10Uhr - 02:30Uhr
    Südrand Essen / NRW. SQM-L 20,10 / 4,6mag visuell
    Kaum Feuchte bei 12°C, später 9°C
    Optik: 60mm/355mm & 120mm/900mm Refraktor.


    Zusätzlich beobachtete Objekte:
    Collinder 399, Harvard 20
    M27, M71
    NGC6823, NGC6830, NGC6940



    Die Tour von gestern wurde heute Morgen fortgeführt, weiter rund um das Sternbild Schwan. Neben den gestern genannten Objekten gab es ein paar weitere zu beäugen:


    M27, der Hantelnebel. Für mich neben M97 der schönste PN. Die Hantelform kommt ohne Filter wunderbar raus. Dennoch wirkt er durch die dünneren Gasbereiche rund. Er springt einen bei 31mm förmlich ins Auge. O-III bringt einiges an Kontrastgewinn.


    Direkt daneben der sehr unscheinbare offene Haufen NGC6830. Wenige Sterne die nur im Übersichtsokular einen lockeren Haufencharakter zeigen. Dieser geht schon bei 12,5mm verloren. Nicht lohnend.


    Ebenfalls nebenan liegt NGC6823, ein heller, großräumiger offener Haufen, passend für ein Übersichtsokular. Die ihn umgebende Gaswolke ist visuell nicht sichtbar.


    M71 (6,1mag) im Pfeil ist ein kleiner Kugelsternhaufen. Nur teilweise auflösbar.


    Harvard 20, direkt neben M71 liegend ist ein weiterer, sehr unscheinbarer, offener Sternhaufen, wirkt im 31mm wie auch im 7mm & 5mm Okular eher diffus / nebelig. Wenige Sterne auflösbar.


    Collinder 399 im Fuchs ist hingegegen sehr markant. Seine hellen Sterne formieren sich zu einer lockeren Häufung die im Übersichtsokular gut wirkt.


    NGC6940, unweit des Cirrusnebelkomplexes, ist ein weiterer offener Sternhaufen. Er ist großflächig, gut auflösbar, besitzt eine Reihe hellerer und eine Vielzahl schwächerer Sterne. Im Übersichtsokular gut aufzufinden und bei 80fach schön anzusehen.


    Soweit zum Schwan für heute. Im nördlichen Teil des Sternbildes gibt es noch einiges mehr für 120mm Öffnung zu entdecken. Da ich aber starhopping betreibe schaffe ich nicht "20 auf einen Streich". Bei der nächsten klaren Nacht werde ich mir den nördlichen Teil einmal vornehmen und berichten.


    Für weitere Tipps bin ich immer dankbar.


    Für jetzt erst einmal CS.
    Dirk


    ----------------------------------------------------------------------


    Fortsetzung:
    29.09.2010 / 22:35Uhr - 00:15Uhr
    Südrand Essen / NRW. SQM-L 16,65 / 4,2mag visuell
    Schlechte Durchsicht, diesig, kein Mond
    Optik: 60mm/355mm & 120mm/900mm Refraktor.


    Akuter Okularmangel: Wegen Verkauf von 2,5; 3,5; 5 & 7mm Okularen und verzögerter Lieferung des neuen 6mm Okulars nur 31mm & 13mm zur Verfügung


    Zusätzlich beobachtete Objekte:
    NGC6834, NGC6871, NGC6883


    In dieser Nacht war nicht viel "drin" - dank schlechtem Himmel und obendrein Okularmangel. Ein paar Messierobjekte und Jupiter wurden abgegrast. Im Schwan drei neue Objekte:


    Der Offene Sternhaufen NGC6834 ist ein schwieriges Objekt. Man sieht im 120mm Refraktor bei 31mm eine längliche, schwache Sternenkette mit diffusen Halo in der Mitte. Bei 13mm wird eine hellere 5er Sternenkette aufgelöst, die weiterhin ein Halo in der Mitte zeigt. Schwächere Sterne nicht aufgelöst.


    Östlich von Eta Cyg wurde nochmals NGC6819 besucht: Im 60mm Refraktor bei 31mm schwierig zu erkennen, bei 13mm direkt, diffus, einzelne schwache Sterne blitzen vereinzelt auf. Im 120mm Refraktor bei 13mm in ca. 20 sehr schwache Sterne aufgelöst.


    Epsilon Lyrae wurde nur im 60mm Refraktor bei 13mm eingestellt. Hierbei sind nur zwei Komponenten sichtbar. Als beobachtet zähle ich ihn erst wenn ich das Objekt im 120er bei 6mm beobachtet habe.


    Vergeblich versucht wurde der Offene Sternhaufen NGC6791 in der Leier.


    Bei den beiden südlich von M29 gelegenen, offenen Sternhaufen NGC6883 und NGC6871 habe ich im ohnehin sternenreichen Gesichtsfeld nichts sehenswertes bemerkt. NGC6883 ist laut Internet auch nicht als solcher zu erkennen, sondern ein großer, loser Verbund von Sternen. NGC6871 besteht nur aus sehr wenigen, enger stehenden Sternen.


    Na ja, mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Auf ein nächstes Mal.


    ----------------------------------------------------------------


    Fortsetzung:
    08.10.2010 / 22:15Uhr - 00:15Uhr
    Südrand Essen / NRW. SQM-L 19,85 / 4,5mag visuell
    Mondfreie Nacht bei nur sehr geringer Schleierbewölkung. Eine der besten Nächte in 2010 bis dato. Erstmalig M31 und h & chi mit bloßen Auge gesehen.
    Optik: Zur Beobactung stand "nur" das FS-60CB (60mm/355mm Refraktor) auf einem Manfrotto-Stativ zur Verfügung. Zudem weiterhin akuter Okularmangel: nur 31mm & 13mm Okulare im Einsatz zur Verfügung


    Zusätzlich beobachtete Objekte:
    NGC7039, NGC7082, NGC7086, NGC7209, NGC7243
    IC1434


    Nachdem der Schwan so langsam aus meinem Bildfeld zu später Stunde verschwindet habe ich eine ausgiebige und mich dann auch begeisternde Tour Rund um Kassiopeia gemacht. Doch dazu ein andermal. Für den nördlichen Schwan waren noch Objekte ausstehend die ich zumindest mit dem in dieser Nacht zur Verfügung stehenden kleinen 2,5" Kaliber versuchen wollte.


    Südlich von M39 liegt der offenen Sternhaufen NGC7082. Bei 60mm Öffnung und 13mm Okular ist dieser in der ohnehin an Sternen reichen Umgebung nicht als eindeutiger Haufen zu erkennen. Nicht lohnend.


    Nahebei liegt NGC7062, eine Sternenanhäufung mit Reflexionsnebel, der im 60mm Refraktor bei 13mm leider nicht zu erkennen ist. Hier braucht es einfach mehr Öffnung.


    NGC7039 bietet keinen besonderen Anblick im ohnehin sternenreichen Gebiet. Es handelt sich um eine lose Sternansammlung ohne nennenswerte Konzentration. Nicht lohnend.


    Westlich des Schwans liegt das Sternbild Eidechse (Lacerta). Hier ist der offenen Sternhaufen NGC7243 zu finden, der eine leichte Anhäufung von Sternen mit 2,5" zeigt.


    Im selben Sternbild liegt auch NGC7209. Der Offene Sternhaufen zeigt sich im 31mm Okular sehr schwach und flächig. Bei 13mm direkt zu sehen und in 15-20 Sterne auflösbar.


    Ebenfalls in der Eidechse: IC1434, ein Offener Sternhaufen der bei 60mm Öffnung gerade mal 3 hellere Sterne bei 13mm offenbart. Der Rest bleibt diffus.


    Keinen Erfolg hatte ich bei NGC7031, einem laut Internet konzentrierterem offenen Sternhaufen. Dieser benötigt einfach mehr Öffnung.


    Im nördliche Schwan gab es zum Abschluß dann aber doch noch einen letzten Treffer: NGC7086 - Klein, diffus, leuchtschwach, nicht aufgelöst bei 13mm. Bei 31mm nicht auszumachen.



    Für 60mm/355mm ein gutes Ergebnis für diese Nacht.


    ----------------------------------------------------------------


    Fortsetzung:
    09.10.2010 / 22:15Uhr - 24:00Uhr
    Südrand Essen / NRW. SQM-L 19,7
    Gute Durchsicht, kein Mond
    Optik: Wieder eine Nacht, nur mit dem FS-60CB (60mm/355mm) und den 31mm und 13mm Okularen


    Zusätzlich beobachtete Objekte:
    61 Cyg
    NGC7063, NGC6882, NGC6885


    Diese Nacht habe ich zum ersten mal Komet Hartley 2 gesehen und wieder einiges im Sternbild Kassiopeia abgegrast. Aber auch im Schwan gab es trotz kleiner Öffnung wiedrum Erstsichtungen:


    Zuerst der einfach aufzufindende Doppelstern 61 Cyg im westlichen Flügel des Schwans. Bei 13mm deutlich getrennt mit gut erkennbaren Farbb- und Helligkeitsunterschied.


    Um die Ecke liegt NGC7063, ein weiterer der zahllosen offenen Sternhaufen im Schwan: Im 31mm klein, leuchtschwach mit feinen Punkten. Bei 13mm sind rund 10 Sterne auszumachen.


    Mit 60mm nicht zu machen sind die hinter der westlichen Grenze des Schwans ( Sternbild Andromeda) gelegenen Galaxien NGC7331 & NGC7217. Hier ist mehr Öffnung erforderlich.


    Dafür gab es im südwestlichen Teil des Schwans noch zwei, leider nicht lohnende, Objekte: NGC6882 & NGC6885. Beides sehr lose Ansammlungen die kaum auffallen.


    Auch diesmal war ich für 60mm Öffnung zufrieden. Bin gespannt was die Nächsten Nächte bei 120mm Öffnung noch zu Tage bringen.


    Soweit erst einmal für heute.
    CS
    Dirk

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!