Justierung eines Newtons

  • Guten Abend.


    Wie vielleicht einige vor einiger Zeit mitverfolgt haben, war auch ich auf der Suche nach einem Einsteigerteleskop.
    Infolgedessen steht hier jetzt ein 8" Dobson bei mir im Zimmer und ich habe da eine kleine Detailfrage zur Justage.


    Nur im Voraus: Keine Sorge, ich habe mich mit genügend Infomaterial eingedeckt und mir auch die einschlägigen Tutorials durchgelesen.


    Ich justiere mit einem Chesire-Okular.


    Bei der Lieferung saß der Fangspiegel schon schön mittig im OAZ, da war nichts mehr zu tun. Lediglich die Neigung musste minimal angepasst werden, damit das Fadenkreuz die Mittelmarkierung des Hauptspiegels treffen konnte. Anschließend habe ich den Hauptspiegel so justiert, dass die Reflektion des hellen Rings des Justierokulars konzentrisch mit der Hauptspiegelmarkierung war.


    Und jetzt das Problem: Wenn ich in den OAZ gucke, sehe ich den Hauptsiegel als große helle Fläche und in der Mitte den Fangspiegel aus der Perspektive des Hauptspiegels und in dem wiederum die Reflektion des Justierokulars. Allerdings sitzt die Reflektion des Justierokulars nicht genau mittig in der Reflektion des Fangspiegels, sondern - aus Sicht des OAZ - etwas in Richtung des Tubusöffnung verschoben.
    Oder anders und vermutlich verständlicher beschrieben: Wenn man vom Hauptspiegel aus in den Fangspiegel gucken würde, sieht man seinen Rand als Kreis, in dem die Reflektion des OAZ, bzw. des Chesires zu sehen ist. Und diese Reflektion ist leicht in Richtung OAZ verschoben


    Meine erste Assoziation war, dass das was mit dem berühmt-berüchtigten Offset zu tun haben könnte, aber 1) ist der Fangspiegel exakt in der Mitte des Tubus eingebaut (an der Spinne nachgemessen) und sitzt, wie oben gesagt, schön genau mittig wenn man durch den OAZ guckt. Mit Offset müsste er ja etwas nach unten und vom OAZ weg verschoben sein, oder?
    Wenn ich mir die Reflektionen so angucke, dann scheint es mir so, als müsste der Fangspiegel entweder zum OAZ oder zur Tubusöffnung hin verschoben werden, damit das alles wieder konzentrisch ist. (Wobei dann der FS selber ja nicht mehr zentrisch wäre)


    Zu der (den) Frage(n) ansich:
    - Macht diese "Nichtkonzentrizität" was? (Vorgestern war Firstlight, die Sterne ließen sich - für meine kaum vorhandene Erfahrung zumindest - gut bis sehr gut scharf stellen und intra- sowie extrafokal sah das ganze auch sehr gleichmäßig aus)
    - Wie lässt sich das wegjustieren? (Ich wollte jetzt nicht gleich erstmal auf Verdacht anfangen den Fangspiegel komplett neu einzustellen. Der wird ja nicht ohne Grund etwa so eingestellt worden sein)


    Prinzipiell müsste es ja aber möglich sein, alles so einzustellen, dass die Bilder konzentrisch sind. Aber ich steh da gerade trotzdem etwas auf dem Schlauch und will nichts "kaputtprobieren".


    Ich hoffe, dass ich das Problem halbwegs verständlich schildern konnte. Falls nicht, bitte Bescheid sagen, dann gucke ich mal ob ich ein Foto machen kann, oder ich bastle zur Not ne Zeichnung am PC zusammen.


    Mit freundlichen Grüßen,
    Christoph


    PS: Die Schrauben um den Fangspiegel in der Neigung einzustellen sind extrem schwergängig. Ist das normal? Oder sind die für den Transport einfach nur extra stark angezogen worden, damit sich da nichts loswackelt? (Wie oben: Ich wollte da nicht ohne nachzufragen gleich erstmal alles losschrauben und selber gucken. Vorsicht ist besser als Nachsicht ;))

  • Hallo Christoph,


    bei GSO ist typisch der FS größer als eigentlich nötig. Er ist auch so wie von dir gemessen mittig angeordnet. Ich würde mal sagen, das die nicht ganz mittig zu sehende der Reflektion des FS genau den von dir einjustierten Offset darstellt- obwohl der FS mittig hängt.


    Mit Offset durch Versetzten des FS würde dieser nicht mittig sitzen- so hast du den genutzten Bereich des FS aus dessen Mitte gebracht. Sollte also soweit passen.


    Gruß
    Stefan

  • Hi Stefan,


    danke für deine Antwort.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: stefan-h</i>
    bei GSO ist typisch der FS größer als eigentlich nötig. Er ist auch so wie von dir gemessen mittig angeordnet. Ich würde mal sagen, das die nicht ganz mittig zu sehende der Reflektion des FS genau den von dir einjustierten Offset darstellt- obwohl der FS mittig hängt.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Moment. Davon, dass ich nen Offset einjustiert hätte, hab ich nichts gesagt. Nur dass das ne Vermutung von mir wäre, dass da einer sein könnte - was sich nach dem messen ja eigentlich als nicht wahr rausgestellt hat, sofern ich das ganze richtig verstanden hab.


    Als reine Verständnisfrage: Wie kommt denn ein Offset zustande, wenn der Fangspiegel mittig ist?


    Ich hab den Fangspiegel ganz genau so gelassen wie er aus dem Paket kam, abgesehen von der Neigung (nur an einer Schraube minimal verstellt), damit das Chesire-Fadenkreuz die HS-Mittenmarkierung trifft.


    Morgen ist erstmal die letzte Klausur, danach muss ich mir das ganze nochmal genauer angucken.
    Aber nichts desto trotz bin ich für Ratschläge was da los sein könnte offen [:)]


    Mit freundlichen Grüßen,
    Christoph

  • Hi Christoph,


    durch das leichte Verkippen des FS zur optischen Achse des HS trifft das Strahlenbündel ja auf eine andere Fläche auf dem FS. Vom Prinzip ist die Auswirkung wohl ähnlich wie beim Offset.


    Oder hast du den FS auch in Längsrichtung verstellt- also mit der Mittelschraube? Dann könnte es durchaus sein das du einen richtigen Offset erreicht hast.


    Der FS ist dabei immernoch mittig, das Strahlenbündel vom HS kommend trifft den FS aber nicht mehr mittig. Durch die Übergröße der FS bei GSO ist das von Haus aus so realisiert.


    Gruß
    Stefan

  • Hi Stefan.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: stefan-h</i>
    Oder hast du den FS auch in Längsrichtung verstellt- also mit der Mittelschraube? Dann könnte es durchaus sein das du einen richtigen Offset erreicht hast.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Nein, der Fangspiegel hat die selbe Position wie bei der Ankunft. Wenn der Fangspiegel eh größer ist als unbedingt nötig, dann wird diese kleine Abweichung ja vermutlich nicht Schaden.
    Ich muss mir bei Gelegenheit eh nochmal die Fangspiegelschrauben vornehmen und gucken warum die so schwergängig sind. Dann werde ich den Fangspiegel vielleicht nochmal von Grund auf neu justieren. Vielleicht gibt sich das Problem dann ja.


    Mit freundlichen Grüßen,
    Christoph

  • Hi Christoph,


    inwiefern schwergängig? Auch wenn du sie linksherum drehst, also rauswärts? Könnte sein das man Schraubensicherungslack eingesetzt hat.


    Bevor du eine der drei Schrauben weiter nach innen drehen kannst müsstest du entweder die anderen ein Stück lösen oder die zentrale Schraube weiter nach innen drehen. Damit würdest du den FS aber näher Richtung HS bringen.


    Die mittlere Schraube kontert ja sozusagen gegen die drei äußeren. Du müsstest also eigentlich jeweils eine oder mehrere der drei äußeren relativ leicht rausschrauben können- aber auf keinen Fall nach innen, jedenfalls nicht als ersten Schritt.


    Gruß
    Stefan

  • Hi Stefan,


    ich habe die drei Schrauben zum Feinjustieren jetzt alle mal losgedreht und nach ein paar Umdrehungen wurden die dann erheblich leichtgängiger.
    Ich nehme mal an, dass die für den Transport tatsächlich etwas fester als notwendig angezogen wurden.


    (Die eine Schraube die ich bei der Erstjustage benutzt habe, habe ich auch rausgedreht, allerdings nur minimal, das hat ausgereicht. Vermutlich war die aber durch die anderen beiden Schrauben noch so unter Last, dass sie etwas schwergängig war.)


    Ich hab alle Justierschrauben gelöst bis der FS "wackeln" konnte und ihn dann komplett neu eingestellt. Das Ergebnis ist das gleiche.
    Ich habe jetzt nochmal mit einer selbstgebastelten Justierkappe aus einer Filmdose kontrolliert ob der FS vom OAZ aus gesehen in der Mitte hängt. Das tut er soweit auch.



    Das ganze stellt sich folgendermaßen dar:


    Tubus mit Papier ausgestopft damit man was sieht:


    Fangspiegelposition durch den OAZ gesehen:
    (mit GIMP nachgemessen, die Zentrierung kommt auf +/- 5% etwa hin)


    Blick durch den OAZ nach vollstädiger Justage (Fangspiegel so einstellen, dass das Fadenkreuz des Chesire auf der HS Mittenmarkierung liegt und den HS so justieren, dass der Ring des Chesire mit der Mittenmarkierung des HS, bzw. dem Fadenkreuz in Deckung ist)
    Der hellere Ring in der Mitte mit dem angedeuteten Rechteck ist das Kameraobjektiv, welches halt etwas nach "links" verschoben ist.


    Mit freundlichen Grüßen,
    Christoph

  • Hallo Christoph,


    die für mich beste Beschreibung zur Justage auch mit Erklärung wie alles zusammenhängt ist <font color="orange">diese hier</font id="orange">


    Da wird auch schön mit Grafiken aufgezeigt was passiert wenn du an den Schrauben drehst. Guck mal durch, denke das ist hilfreich.


    Das die Schrauben sich erst schwer drehen ließen und dann leichter deutet auf Schraubensicherungsmaterial hin (Loctite). Das Zeugs verhindert das sich eine Schraube von selbst lockert oder verdreht- wenn du eine Schraube ganz rausdrehst wirst du so (meist) rötliches Zeugs in den Gewindegängen finden, ähnlich trockener Knetmasse.


    Gruß
    Stefan

  • Hi Stefan,


    danke für den Link. Den hab ich zwar auch schon ne ganze Zeit in meinen Bookmarks, habe aber erstmal mit einer anderen Anleitung gearbeitet die sich laut Autor eher an Anfänger richtet und trotzdem sehr solide wirkte (ist sie im Prinzip auch, lässt aber wie hier zu sehen einige Erklärungen weg).


    Ich habe mir die gesamte Seite jetzt mal durchgelesen und einige Erkenntnisse gewonnen.


    Hauptsächlich schreibe ich die jetzt erstmal auf, falls die jemand anders irgendwann brauchen kann.


    Ein Zitat der Seite lautet:
    <i>"Wichtig ist es zu wissen:
    Richtet man zuerst den FS visuell mittig im OAZ aus, so stellt man den Offset in Richtung HS automatisch ein!"</i>
    Das wusste ich bis dato noch nicht. Daher auch meine Frage weiter oben wie ein Offset zustande kommen kann, wenn der FS mittig im OAZ ist. Bisher nahm ich - aufgrund der etwas vereinfachten Anleitung - an, dass bei einem zentrierten FS eben kein Offset eingestellt wird.


    Desweiteren habe ich jetzt laut der Seite einen sogenannten "Halboffset" einjustiert. Gut zu wissen das sowas überhaupt existiert ;)


    Zitat:
    <i>"Allerdings ist das System auch so in sich justiert und liefert visuell scharfe Abbildungen.
    Je nach Grad der Verkippung ist das Bild mehr oder weniger abgeschattet, was visuell evtl. nicht auffällt. Es könnte auch die Genauigkeit von Goto-Systemen gemindert sein. "</i>
    Goto - abgesehen von meinem Telrad [8D] - habe ich nicht und als Anfänger wird mir eine eventuelle leichte Abschattung vermutlich eh nicht so schnell auffallen. Ansonsten sollte ich mir ja damit behelfen können den FS im Tubus ein Stück in Richtung Öffnung zu bringen.
    Von daher werde ich den ganzen Kram erstmal so lassen wie er ist und in der Zukunft mal sehen ob ich Nachteile feststellen kann. Was los ist weiß ich ja jetzt.
    Frei nach dem Motto:
    <i>"Übertriebener Perfektionismus führt nur zum Frust, und die Justage sollte nicht zum Selbstzweck werden. Wir wollen ja durch ein Okular den Himmel beobachten, und nicht ohne Okular das Innenleben des Tubus."</i>


    Vielen Dank für die Hilfe!


    Mit freundlichen Grüßen und CS,
    Christoph

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